Stadtgeschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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München wurde [[1158]] ''zum ersten Mal als '''Villa Munichen''' urkundlich erwähnt,'' als [[Heinrich der Löwe]] bei den Isarinseln am Platz der heutigen [[Ludwigsbrücke]] eine Brücke über die [[Isar]] errichtete und die bestehende bischöfliche Brücke bei [[Unterföhring]] zerstörte, um vom Salzhandel zu profitieren. Mit der Brücke, und damit mit dem Salzhandel, erhielt München das Markt-, Münz- und Zollrecht von Kaiser Friedrich Barbarossa zugesprochen (siehe auch Münchens [[Gründungslegende]]n).
[[München]] wurde [[1158]] ''zum ersten Mal als '''Villa Munichen''' urkundlich erwähnt,'' als [[Heinrich der Löwe]] bei den Isarinseln am Platz der heutigen [[Ludwigsbrücke]] eine Brücke über die [[Isar]] errichtete und die bestehende bischöfliche Brücke bei [[Unterföhring]] zerstörte, um vom Salzhandel zu profitieren. Mit der Brücke, und damit mit dem Salzhandel, erhielt München das Markt-, Münz- und Zollrecht von Kaiser Friedrich Barbarossa zugesprochen (siehe auch Münchens [[Gründungslegende]]n).


==Wachstum==
==Wachstum==
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Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts kam es wiederholt zu Aufständen der Bürgerschaft gegen die Herzöge, die daraufhin ihren Regierungssitz vom [[Alter Hof|Alten Hof]] in die neue Residenz am Stadtrand verlegten.  
Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts kam es wiederholt zu Aufständen der Bürgerschaft gegen die Herzöge, die daraufhin ihren Regierungssitz vom [[Alter Hof|Alten Hof]] in die neue Residenz am Stadtrand verlegten.  


Die Teilherzogtümern werden ab 1506 wieder in einer Hand vereint und [[München]] wird deren Hauptstadt.
Die Teilherzogtümer werden ab 1506 wieder in einer Hand vereint und [[München]] wird deren Hauptstadt.


=== Frühe Neuzeit ===
=== Frühe Neuzeit ===
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===19. Jahrhundert===
===19. Jahrhundert===
Nach 1800 beginnt München mit der {{WL2|Industrialisierung}} schnell zu wachsen. Denn durch den [[Frieden von Pressburg]] (27. Dez. [[1805]]) wird Bayern mit seiner Resindenzstadt aus einem von vielen Flickerlteppichen in Mitteleuropa zu einem relevanten Mittelstaat in Deutschland. Das 19. Jahrhundert zählt für die Stadt wirtschaftlich-industriell, politisch und kulturell, vor allem auch in städtebaulicher Hinsicht als das prägende Jahrhundert. Die [[König]]e [[Ludwig I.]] und [[Max II.]] verändern mit ihren Entscheidungen das [[Stadtbild]] und die Stadtgeschichte.
Nach 1800 beginnt München mit der {{WL2|Industrialisierung}} schnell zu wachsen. Denn durch den [[Frieden von Pressburg]] (27. Dez. [[1805]]) wird Bayern mit seiner Residenzstadt aus einem von vielen Flickerlteppichen in Mitteleuropa zu einem relevanten Mittelstaat in Deutschland. Erste Industriebetriebe wie die Textilfabrik [[Brügelmann]] und die [[Lederfabrik-Aktiengesellschaft für Lederfabrikation]] entstehen in und um München. Das 19. Jahrhundert zählt für die Stadt wirtschaftlich-industriell, politisch und kulturell, vor allem auch in städtebaulicher Hinsicht als das prägende Jahrhundert. Die [[König]]e [[Ludwig I.]] und [[Max II.]] verändern mit ihren Entscheidungen das [[Stadtbild]] und die Stadtgeschichte.


[[Märzrevolution_1848|Die ''Märzrevolution'' der MünchnerInnen von '''1848/48''' verändert]] die Monarchie, die seither als an eine Verfassung gebundene Staatsform (konstitutionelle Monarchie) gilt. Noch kann sich die Bewegung für die Demokratie nicht vollständig durchsetzen. König Max II. gelingt eine Teilkehre zur Reaktion (Pressezensur, mit Preussen verbündeter Militärstaat).
[[Märzrevolution_1848|Die ''Märzrevolution'' der MünchnerInnen von '''1848/48''' verändert]] die Monarchie, die seither als an eine Verfassung gebundene Staatsform (konstitutionelle Monarchie) gilt. Noch kann sich die Bewegung für die Demokratie nicht vollständig durchsetzen. König Max II. gelingt eine Teilkehre zur Reaktion (Pressezensur, mit Preußen verbündeter Militärstaat).


=== München im 20. und 21. Jahrhundert ===
=== München im 20. und 21. Jahrhundert ===
Die großen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts - Revolution von 1918 und die folgende Demokratisierung des Staats, zwei Weltkriege, NS- Diktatur, Wiederaufbau und "Wirtschaftswunder" - liegen auch auf dem historischen Weg Münchens zur Hauptstadt des heutigen [[Freistaat Bayern|Freistaates Bayern]] innerhalb der BRD und Europas.
Die großen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts - Revolution von 1918 und die folgende Demokratisierung des Staats, zwei Weltkriege, NS- Diktatur, Wiederaufbau und "Wirtschaftswunder" - liegen auch auf dem historischen Weg Münchens zur Hauptstadt des heutigen [[Freistaat Bayern|Freistaates Bayern]] innerhalb Deutschlands und Europas.


===Zeit der beiden Weltkriege===
===Zeit der beiden Weltkriege===
====Zeit des ersten Weltkriegs====
====Zeit des ersten Weltkriegs====
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{{Ausbau}}


====Zeit zwischen den beiden Weltkriegen====
====Zeit zwischen den beiden Weltkriegen====
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=== 15. – 17. Jahrhundert===
=== 15. – 17. Jahrhundert===
* 1486: Grundsteinlegung der [[Frauenkirche]]
* 1486: Grundsteinlegung der [[Frauenkirche]]
* 1494: Einweihung des Neubaues der Frauenkirche
* 1619: Vertrag von München
* 1619: Vertrag von München
* 1638 Errichtung der [[Mariensäule (Marienplatz)|Mariensäule]]
* 1638 Errichtung der [[Mariensäule (Marienplatz)|Mariensäule]]
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=== 18. u. 19. Jahrhundert ===
=== 18. u. 19. Jahrhundert ===
* [[1705]]: [[Sendlinger Mordweihnacht]]
* [[1705]]: [[Sendlinger Mordweihnacht]]
* 1727: Grundsteinlegung von St. Anna im [[Lehel]]
* [[1727]]: Grundsteinlegung von St. Anna im [[Lehel]]
* 1789: Öffnung des [[Englischer Garten|Englischen Gartens]]
* [[1789]]: Öffnung des [[Englischer Garten|Englischen Gartens]]
* [[1806]]: München wurde Hauptstadt des Königreiches Bayern und somit Königliche Haupt- und Residenzstadt
* 1807: [[Viktualienmarkt]]
* 1807: [[Viktualienmarkt]]
* [[1810]]: Franz Paul von Mittermayr wird Erster [[Bürgermeister]], 1. Münchner [[Oktoberfest]]
* [[1810]]: Franz Paul von Mittermayr wird Erster [[Bürgermeister]], 1. Münchner [[Oktoberfest]]
* 1818: Einrichtung des Münchner Magistrats
* 1818: Einrichtung des Münchner Magistrats
* 1830: Münchner Weihnachtstumulte
* 1825–1848: München wurde zu einer Kunststadt mit Weltruf
* 1847: wetterbedingte Missernten, Hungersnöte
* [[1826]]: Die Ingolstädter Universität zog um nach München
* 1848: [[Märzrevolution 1848|Märzrevolution]]
* [[1830]]: [[Münchner Weihnachtstumulte]]
* 1860: Gründung des [[TSV 1860 München]]
* [[1839]]: Die erste [[Eisenbahn]] fuhr von München nach Augsburg
* [[1847]]: wetterbedingte Missernten, Hungersnöte
* [[1848]]: [[Märzrevolution 1848|Märzrevolution]]
* [[1860]]: Gründung des [[TSV 1860 München]]
* 1836: [[Josef von Teng]] wird 1. rechtskundiger Bürgermeister (Wahl), [[Alte Pinakothek]] fertiggestellt
* 1836: [[Josef von Teng]] wird 1. rechtskundiger Bürgermeister (Wahl), [[Alte Pinakothek]] fertiggestellt
* 1867: Baubeginn am  [[Neues Rathaus|Neuen Rathaus]]
* [[1867]]: Baubeginn am  [[Neues Rathaus|Neuen Rathaus]]
* 1884: Klinikum München-Pasing
* 1884: Klinikum München-Pasing
* [[1886]]: [[Ludwig II.]] Leichnam wurde am 19. Juni nach einem Leichenzug durch die Stadt in der Gruft der [[Michaelskirche]] beigesetzt.
* 1893: [[Wilhelm von Borscht]] wird Bürgermeister, Gründung der [[Münchner Philharmoniker]]
* 1893: [[Wilhelm von Borscht]] wird Bürgermeister, Gründung der [[Münchner Philharmoniker]]
* 1899: Gründung der Fußballabteilung des TSV 1860 München
* [[1899]]: Gründung der Fußballabteilung des TSV 1860 München


=== 20. Jahrhundert ===
=== 20. Jahrhundert ===
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* 1901: Eröffnung des [[Müllersches Volksbad|Müllerschen Volksbades]]
* 1901: Eröffnung des [[Müllersches Volksbad|Müllerschen Volksbades]]


- '' Lücke''
- [https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Direktorium/Stadtarchiv/Chronik/1900-1929.html '' Lücke'' (Nachweis bei Städt. Chronik 1900-1929)]
*1930:
**9. Januar: Der Stadtrat nimmt einen Antrag des Oberbürgermeisters an, "durch den das Direktorium beauftragt wird, bei repräsentativen Veranstaltungen größtmögliche Beschränkung in Art und Maß der Durchführung walten zu lassen".
**16. Januar: Hindenburg wird Münchner [[Ehrenbürger]]. "Oberbürgermeister Scharnagl und zweiter Bürgermeister Dr. Küfner überreichen im Auftrage des Stadtrates dem Reichspräsidenten in seinem Palais in Berlin die Ernennungsurkunde. Der Stadtrat hatte Hindenburg das Ehrenbürgerrecht bereits im November [[1929]] verliehen.
** 13. April: Sammlung zugunsten bedürftiger Senioren. "Die Gesellschaft der Altersfreunde veranstaltet in München den 2. Alterstag. Durch eine Straßensammlung sollen Geldmittel zur Unterstützung notleidender alter Leute gewonnen werden. Außerdem werden eine große Anzahl alter Leute in Gaststätten und in Privathäusern gespeist.
** usw<!--
Rauschgift-Prozess
11. bis 13. Februar: "Vor dem Amtsgericht in der Au wird [...] ein Strafprozeß wegen Vergehens gegen das Opiumgesetz durchgeführt. Angeklagt sind [...] insgesamt 16 Angeklagte [...]. Geladen sind etwa 30 Zeugen und mehrere medizinische Sachverständige. Die Angeklagten sind beschuldigt, teils ohne Genehmigung unter das Opiumgesetz fallende Stoffe erworben, veräußert und aufbewahrt zu haben, teils sich durch Anfertigung falscher Rezepte, auf denen Rauschgift verschrieben war, der Urkundenfälschung schuldig gemacht zu haben. Die Angeklagten werden teils zu Gefängnis oder Geldstrafen verurteilt, teils freigesprochen."klicken für eine vergrößerte Darstellung!


Stadtarchiv München - Zeitgeschichtliche Sammlung
Fasching allerorten
26. Februar: "Im Bayerischen Hof findet ein ‚Italienisches Fest auf Capri' statt. Die Liga Miramundum hält im Odeonskasino ein Faschingsfest ‚Alladies Zaubergarten' ab. Im Cherubinsaal findet eine Faschingsveranstaltung des Kaufmannskasino unter dem Motto ‚Eine Fahrt in der Weltraumrakete' statt. In den Luitpoldlichtspielen findet bei zahlreicher Beteiligung der große Kappenabend der Narrhalla statt." Abb. s.a. unten
Rattenfänger gesucht!
4. März: "Der städtische Nachrichtendienst gibt bekannt, dass eine möglichst scharfe Verfolgung der Bisamratte während der Frühjahrsmonate von ausschlaggebender Bedeutung ist, weil in dieser Zeit die neue Vermehrung und die Frühjahrswanderung einsetzt, von deren Verlauf die Weiterverbreitung des Schädlings abhängt." Um die Fangtätigkeit möglichst anzuregen, erhöht die Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz [...] die ausgesetzte Prämie für erlegte Bisamratten in den Monaten März und April auf 1 Mark "für jedes eingelieferte Belegstück".
Woche für Neue Musik
6. bis 13. März: "Die Vereinigung für zeitgenössische Musik e.V. veranstaltet unter Mitwirkung der Staatsoper, der Philharmoniker, des Rundfunks und der Kammerspiele eine Woche Neuer Musik." Aufgeführt wurden das "Lehrstück" von Bert Brecht und Paul Hindemith, die "Gotische Musik" und "Die Geschichte vom Soldaten" von Igor Strawinsky, außerdem Werke von Zoltan Kodaly und Leo Janacek u.a.
Valentin-Film ist "volksbildend"
18. März: "Walter Jervens erfolgreicher erster Valentin-Film ‚Der Sonderling', der unlängst auch in München gelaufen ist, wurde von der amtlichen Bayerischen Filmstelle als ‚künstlerisch und volksbildend' erklärt. Der Film war Ende 1929 in drei Münchner Kinos gleichzeitig uraufgeführt worden. Hatten Valentins Stummfilme bisher stets dessen erfolglosen Kampf gegen die Tücke des Objekts gezeigt, so wurde Valentin als Briefmarken sammelnder Außenseiter in seinem ersten langen Spielfilm Opfer eines sozialen Melodrams.
Protest gegen Finanzausgleich zwischen den Kommunen
18. März:"Nach den Bestimmungen über den Ausgleichsstock, der zur Unterstützung leistungsschwacher Gemeinden bei der Aufwertung von Sparguthaben gebildet wurde, hätte die Stadt München als leistungsstarke Gemeinde 1.038.400 M [an diesen] abführen müssen. Der städtische Hauptausschuß beschließt einstimmig, gegen diese Leistung zum Ausgleichsstock bei der Reichsregierung Protest zu erheben, da die Stadt [...] nicht mehr als besonders leistungsfähige Gemeinde betrachtet werden kann."
Handgreifliche Diskussionen im Gemeinderat
25. März:"Im Münchner Gemeinderat kam es heute zu Prügelszenen. Die Deutschnationalen wollten die Änderung der Verdingungsordnung vertagen, blieben aber dabei mit der Bayerischen Volkspartei in der Minderheit, vor allem weil die Nationalsozialisten mit den Sozialdemokraten und Kommunisten stimmten. Als deswegen ein Mitglied der Bayerischen Volkspartei den Nationalsozialisten Vorwürfe machte, drangen diese in die Bayerische Volkspartei vor [...] bald erhitzten sich die Gemüter von neuem [...]. Als nämlich ein Kommunist die Nationalsozialisten ‚organisierte Arbeitermörder' nannte, stürmten die Nationalsozialisten unter Leitung des Stadtrats Esser gegen die Linke, und ein Nationalsozialist schlug dem Kommunisten Huber ins Gesicht, worauf er einen metallenen Aschenbecher an den Leib geworfen erhielt. In dem allgemein werdenden Kampfe wurden auch Stühle als Waffen verwandt. [...] Auch auf der Galerie kämpften unterdessen Nationalsozialisten und Kommunisten. Der Oberbürgermeister ließ die Galerie räumen und schloß die Sitzung, bis die Kämpfer wieder ihre Plätze bezogen hatten. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wird die Verdingungsordnung [...] unverändert nach den Beschlüssen des Sozialen Ausschusses angenommen."
Stadtarchiv München - Plakatsammlung
Sammlung zugunsten bedürftiger Senioren
13. April: "Die Gesellschaft der Altersfreunde veranstaltet in München den 2. Alterstag. Durch eine Straßensammlung sollen Geldmittel zur Unterstützung notleidender alter Leute gewonnen werden. Außerdem werden eine große Anzahl alter Leute in Gaststätten und in Privathäusern gespeist. Ferner werden an besonders Bedürftige 400 Lebensmittelpakete verteilt. [...] Die Straßensammlung ergibt den Betrag von 19.683, 15 M." Abb. s.a. unten
Arbeitslose müssen auf ihre Unterstützung warten
19. April: "Am Karsamstag gibt es vor dem Arbeitsamt eine Massenansammlung von Arbeitslosen, da der Geldschrank, in dem sich das zur Auszahlung der Erwerbslosenunterstützung bestimmte Geld befand, nicht geöffnet werden konnte. Es mußte ein Arbeiter einer Geldschrankfabrik zu Hilfe gezogen werden, dem es gelingt, nach zweistündiger Arbeit den Schrank mit einem Schweißapparat zu öffnen. Um ½ 2 Uhr ist die Auszahlung der 10.000 Arbeitslosen beendet."
Toscanini und die New Yorker Philharmoniker gastieren in München
16. Mai: "Kurz vor 8 Uhr morgens treffen der Komponist und Dirigent Arturo Toscanini mit seiner Familie und dem aus 116 Mann bestehenden Neuyorker [sic!] Philharmonischen Orchester auf ihrer Wanderfahrt durch die europäischen Großstädte zu einem Gastkonzert in München ein. [...] Das Gastkonzert in der Tonhalle, das überaus stark besucht ist und von Toscanini dirigiert wird, trägt den Charakter eines ungewöhnlich bedeutenden künstlerischen und gesellschaftlich glanzvollen Ereignisses." Abb. s. unten
Israelitischer Frauenverein feiert rundes Jubiläum
18. Mai: "Der Israelitische Frauenverein München begeht mit einer schlichten Feier im Cherubinsaal sein 100jähriges Gründungsjubiläum. [...] Nach verschiedenen Ansprachen hält Rabbiner Dr. Bärwald einen Festvortrag über ‚Die Frau in der jüdischen Spruchdichtung und die Frau von heute'." Der Verein dürfte zu diesem Zeitpunkt nur mehr wenige Jahre vor sich gehabt haben, während des NS-Regimes wurde er wohl zwangsweise aufgelöst.
Münchner Männerwallfahrt
24. /25. Mai: "Am Samstag und Sonntag findet die 25. Münchner Männerwallfahrt nach Altötting statt, an der ca. 2.400 Männer teilnehmen. Unter ihnen befinden sich u.a. Kardinal Faulhaber, Oberbürgermeister Dr. Scharnagl, viele Landtagsabgeordnete und Stadträte."
Die NSDAP erwirbt das Palais Barlow
28. Mai: "Der ‚Völkische Beobachter' bringt einen Aufruf Adolf Hitlers zur Beschaffung der Mittel für den Ausbau des angekauften Barlowschen Palais in der Briennerstraße 45 zum Zentralparteiheim. Es soll einen Kongreßsaal für 2.000 bis 3.000 Personen erhalten. Hitler fordert dafür von seinen Mitgliedern einen außerordentlichen Pflichtbeitrag von mindestens 2 M pro Kopf. Dabei stellt er fest, daß die Mitgliederzahl der Nationalsozialistischen Partei nunmehr über 250.000 beträgt." Das Palais Barlow an der Briennerstraße 45 wurde 1930 von dem Münchner Architekten Paul Ludwig Troost umgebaut und war ab 1931 Sitz der Reichsgeschäftsstelle der NSDAP. Das "Braune Haus" wurde erst einige Jahre nach Kriegsende abgerissen; das Grundstück ist heute unbebaut.
Amerikanische Bayern-Vereine auf München-Besuch
31. Mai: "Die beiden größten amerikanischen Bayern-Vereinigungen, der Verband der Bayerischen Vereine von New York und der Bayerischen Nationalverbände Nordamerika, die sich auf einer Deutschlandreise befinden, statten München einen Besuch ab. Zur Begrüßung findet im Ausstellungspark ein Festzug statt, hierauf hält Oberbürgermeister Dr. Scharnagel eine Begrüßungsansprache. Den Abschluß bildet ein Festabend im Hauptrestaurant."
Staffellauf Grünwald-München
Am 1. Juni fand "in Gegenwart von Zehntausenden von Zuschauern der Staffellauf Grünwald-München statt, an dem 200 Mannschaften mit ca. 3.510 Läufern und Läuferinnen teilnehmen. Der Sportverein 1860 erringt zum vierzehnten Mal den Sieg in der Hauptklasse. Den Abschluß des Staffellaufs bildet ein Propagandalauf am Friedensdenkmal, der von ca. 2.700 Läufern durchgeführt wird."
"Verein zur Abwehr des Antisemitismus in München" feiert Jubiläum
2. Juni: "Anläßlich seines 40jährigen Bestehens hält der Verein zur Abwehr des Antisemitismus in München eine Jubiläumstagung ab, die im Bayerischen Hof mit einem Vortragsabend vor geladenen Gästen eröffnet wird."
Uniformierungsverbot bei öffentlichen Veranstaltungen
5. Juni: "Das Bayerische Staatsministerium des Innern erläßt [...] eine Anordnung, wonach mit sofortiger Wirksamkeit bis auf weiteres für das ganze Land alle diejenigen Versammlungen unter freiem Himmel, insbesondere Aufzüge, Aufmärsche, Propagandamärsche, Kundgebungen verboten sind, an denen sich Mitglieder von politischen Vereinigungen oder von Schutzeinrichtungen solcher Vereinigungen in einheitlicher Kleidung (Uniform, Bundeskleidung) beteiligen. Den Anlaß zu dieser Anordnung geben [...] die zahlreichen Zusammenstöße von Angehörigen verschiedener politischer Richtungen, die im Laufe der letzten Monate wie im Reich so auch in Bayern vorgekommen sind." Tags darauf veranstalten die Nationalsozialisten im Landtag eine Demonstration gegen das Verbot uniformierter Aufmärsche. "Im Verlauf der Beratungen erscheinen sechs nationalsozialistische Abgeordnete in ihren Partei-Uniformen. Ihr Auftreten führt zu kleineren Zwischenfällen, im Verlauf derer der Abgeordnete Grimm von Präsident Stang aus dem Saal gewiesen wird." Auch andere rechte Verbände protestieren.
NSDAP-Antrag auf Trauerbeflaggung zum Jahrestag der Unterzeichnung des Versailler Vertrags wird abgelehnt
24. bis 28. Juni: "Im Stadtrat wird ein Antrag der Nationalsozialisten behandelt, in welchen gefordert wird, dass der Stadtrat am 28. Juni, dem Tage der Unterzeichnung des Versailler Vertrages zu einer außerordentlichen Vollsitzung zusammentrete. In dieser soll nach einer Ansprache des Vorsitzenden eine Entschließung gefaßt werden, die die Gesamtbevölkerung zu gemeinsamer Abwehr gegen das Unrecht des Versailler Vertrages aufruft." Gefordert wird außerdem auch die Halbmastbeflaggung aller städtischen Gebäude. "Bei der Behandlung des Antrages verlassen die Sozialdemokraten bis auf einen Horchposten den Sitzungssaal. Stadtrat Esser (NSDAP) gegründet den Antrag." Bürgermeister Dr. Küfner schlägt vor, den Antrag als Anregung dem Bayerischen Städtebund zuzuleiten. Als der Antrag schließlich mehrheitlich abgelehnt wird, "setzt bei den Nationalsozialisten ein tobender Lärm ein".
Razzia gegen Prostituierte
6. Juli: "In der Nacht werden im Bahnhofsviertel polizeiliche Streifen auf Prostituierte vorgenommen. Insgesamt werden 89 liederliche Frauenspersonen sistiert und der Polizeidirektion vorgeführt und ihnen dort die Maßnahmen der Polizei gegen das Dirnenunwesen in den verbotenen Örtlichkeiten eröffnet."
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Zugspitz-Bahn ohne die am Bau Beteiligten eröffnet
8. Juli: "In Anwesenheit [...] zahlreicher Ehrengäste [...] wird die bayerische Zugspitzbahn auf der Strecke Eibsee bis zum Schneefernerhaus am Platt feierlich eröffnet und durch Kardinal Faulhaber eingeweiht." Nach der kirchlichen Handlung findet im Hotel am Schneefernerplatt für die Geladenen ein Frühstück statt.
Die am Bau der Bahn beteiligten Arbeiter mußten während der Eröffnungsfeierlichkeiten auf Anordnung der Bahnleitung in ihren Baracken verbleiben.
Gärtner feiern ihren Jahrtag
5. August: "Nach altem Brauch halten die Münchner Gärtnervereine am ersten Dienstag im August ihren schon seit 1639 [...] gefeierten Jahrtag ab. [...] Die Vereine sammelten sich vormittags im Kolosseum und zogen von da aus in einem stattlichen Festzug mit zwei Musikkapellen, einem Dutzend Fahnen, etlichen Wagen und blumengeschmückten Gewerbesymbolen über den Viktualienmarkt zur Peterskirche zum Gedächtnisgottesdienst für die gestorbenen und gefallenen Kollegen und Vereinsmitglieder." Der Brauch wird bis heute geübt
Tierfreundlichere Schlachtungen
14. August: "Der städtische Hauptausschuß genehmigt die neuen Schlachtvorschriften, die durch das am 1. Oktober in Kraft tretende Schlachtgesetz erforderlich wurden. Danach müssen alle Tiere, auch solche, die zum Schächten bestimmt sind, vor der Blutentziehung nachhaltig betäubt werden."
Ein Auftrag aus Übersee
25. August: "Die Erzgießerei von Miller erhält von der Regierung der Republik Kolumbien den Auftrag, ein Denkmal für den Befreier Bolivar für die Hauptstadt Bogota herzustellen. Die 3,5 m große Figur entwirft und modelliert Prof. Rupert von Miller." Símon Bolívar (1783-1830), nach dem der heutige Staat Bolivien benannt ist, befreite 1819 Kolumbien endgültig von der spanischen Herrschaft. Noch im selben Jahr wurde er zum Präsidenten gewählt. Die von ihm angestrebte Einigung von Kolumbien und Venezuela war nicht von Dauer. Das "Münchner" Denkmal für den lateinamerikanischen Nationalhelden befindet sich bis heute auf der Plaza Bolivar, dem zentralen Platz Bogotas.
NSDAP feiert Wahlerfolg
16. September: "Die Nationalsozialisten halten im Zirkus Krone ihre erste Versammlung nach der Reichstagswahl ab. Anwesend sind rund 10.000 Personen. Der Versammlungsleiter, Abgeordneter Wagner, verlangt [...] schnellstens Neuwahlen für den Bayerischen Landtag und den Münchener Stadtrat. Adolf Hitler behandelt dann mit dem Thema ‚Nach dem Sieg bindet den Helm fester' den Wahlerfolg seiner Partei und führt aus, daß es nun kein Ausruhen gäbe. Das Ziel sei aber nicht [...] Umsturz, nicht Putsch, sondern Eroberung der deutschen Seele [...]." Bei der Reichstagswahl 1930 hatte die NSDAP 18,3 Prozent der Stimmen (in Bayern 17,3 Prozent) erhalten, was zu einer Verneunfachung der Mandate seit 1928 (von 12 auf 107) führte und die NSDAP zur zweitstärksten Partei im Reichstag machte.
Oktoberfest 1930
Das Oktoberfest 1930 dauerte vom 20. September bis zum 5. Oktober: "Vertreten sind auf der Festwiese wieder auch die Hühner-, Fisch- und Wurstbratereien; weiter sind vorhanden die Molkereikosthalle, Kaffeebuden, Süßigkeitsstände, Kosthallen aller Art, Schießbuden, Tobogane, Flieger, Schiffsschaukeln, Krinolinen, Karussels, Wurfbuden und Schaustellungen aller Art. Karl Gabriel hat eine Riesenpolarschau mit einem Lappendorf errichtet. Ausserdem bringt er eine Völkerschau der ‚Lippen-Negerinnen', die ihre Lippen künstlich verunstalten und zu abnormen Gebilden ausweiten. Dazu kommen noch amerikanische Steilwand-Todesfahrer, die Lach-Attraktion ‚Die verhexten Leitern' und das Hippodrom. Der Wiesnveteran Haase hat neben seiner Achterbahn und seinem Autodrom die sog. Blitzbahn als Neuheit gebracht. Die Familie Stehbeck, die heuer zum 50. Male das Oktoberfest bezieht, hat wieder eine neue vergrößerte und verbesserte Achterbahn. [...] Der Bierpreis beträgt wie im Vorjahre 1 RM pro Liter. Der Andrang zu den Bierbuden ist so groß, daß diese zeitweise abgesperrt werden müssen." Abb. s. unten
"Während der Dauer der Festwiese ereignen sich eine Reihe von Unglücksfällen. In dem erstmals auf der Wiese zur Schau gestellten ‚Steilwandfahrern', das von Artisten mit Motorrädern ausgeführt wird, ziehen sich zwei Fahrer durch Sturz erhebliche Verletzungen zu. In einem Autokarussell brechen plötzlich die Träger unter der Last eines vollbesetzten Wagens. Das Auto springt aus den Schienen, die folgenden Wagen stoßen auf und verkeilen sich. Verletzt werden mehrere Personen [...]. Ein Gauner nützt den Unfall aus und stiehlt die gesamte Tageseinnahme des Karussellbesitzers. Ein weiterer Unfall ereignet sich auf einer Achterbahn dadurch, daß zwei junge Leute, die in einem Wagen während der Fahrt trotz strengen Verbots aufstehen, in einer Kurve herausgeschleudert werden. [...] Nach einer Zusammenstellung des polizeilichen Wiesenkommissars sind während der Festzeit auf der Wiese 246 Personen festgenommen worden, darunter 12 wegen Diebstahls, 5 wegen Betrugs, 10 wegen Körperverletzung [...]. Anzeigen wurden 140 erstattet, Verlust- und Fundanzeigen 237. Mit Betrunkenen hatte sich die Polizei in 17 Fällen zu beschäftigen." Abb.s.unten
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Henry Ford besucht München
20. September: "Der Autoindustrielle Henry Ford, der [...] am Samstag in München eintraf, unternahm eine Spazierfahrt, um die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten kennenzulernen." Am kommenden Tag besuchte Ford das Deutsche Museum, wo er Oskar von Miller traf.
Besucherschwund in städtischen Bädern
21. September: "Die sechs städtischen Sommerbäder wurden in der Zeit von April bis Mitte September von insgesamt 865.610 Personen gegen 1.154.540 Personen im Jahre 1929 besucht."
Erdbeben
"In der Nacht vom 7./8. Oktober wurde in ganz Süddeutschland ein ziemlich heftiges Erdbeben wahrgenommen. Der Erdstoß war in München so stark, daß die Möbel wackelten und in einzelnen Stadtteilen Bilder und sonstige Gegenstände von den Wänden gerissen wurden sowie Schlafende aus den Betten fielen. In der Sternwarte wurden dem Seismographen die Aufzeichnungshebel aus den Gelenken gerissen, so daß weitere Aufzeichnungen über das Beben nicht mehr gemacht werden konnten. Der Herd des Erdbebens ist zwischen den Mieminger und Lechtaler Alpen bei Lermoos zu suchen."
Aufstellung von Radioantennen künftig gebührenfrei
9. Oktober: "In der öffentlichen Sitzung des städtischen Hauptausschusses [...] wird beschlossen, in Zukunft die Anbringung von Hochantennen auf städtischen Anwesen zuzulassen und ab 1.4.1931 Gebühren für die Anbringung nicht mehr zu erheben.
Gedächtnisgottesdienst für die Mitglieder des Militär-Max-Josephs-Ordens
13. Oktober: "In der Theatinerkirche findet der alljährliche Gedächtnisgottesdienst für die gestorbenen und gefallenen Inhaber des Militär-Max-Josephs-Ordens statt. Unter den Teilnehmern befinden sich u.a. Kronprinz Rupprecht, mehrere Generäle [...] sowie die Inhaber der Goldenen und Silbernen Tapferkeitsmedaille. Zu beiden Seiten des vor dem Hochaltar aufgestellten Trauerkatafalks sind die alten Fahnen und Standarten der bayerischen Armee aufgestellt."
Arbeitsamt gründet Arbeitslosen-Orchester
20. Oktober: "Das Arbeitsamt München gründet zur Linderung der Arbeitsnot der Berufsmusiker, von denen zur Zeit 350 Arbeitsunterstützung beziehen, eine Orchestergemeinschaft Münchner Berufsmusiker, die für volkstümliche Veranstaltungen aller Art, insbesondere für Konzerte in größeren Kaffeehäusern und Bierhallen, für Vereine, Wirtschaftsbetriebe und Saalbesitzer zur Verfügung steht und in sich so den Musizierenden Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten bietet. Die Orchestergemeinschaft, deren geschäftliche Oberleitung das Arbeitsamt innehat, besteht aus drei Orchesterarten: Klavierensemble, Streichorchester und Blasorchester." Das erste Konzert des Ensembles fand am 24. Oktober im Hofbräuhaus statt.
Städtischer Haushalt in Schieflage
22. Oktober: "Im städtischen Haushaltsausschuß macht der Finanzreferent Mitteilung, daß für das laufende Etatsjahr ein Einnahmeausfall von 4 ½ Millionen Mark zu erwarten sei; er schlägt vor, dieses Defizit aufgrund der neuen Steuerquellen zu decken. Der Haushaltungsausschuß beschließt, den ganzen Etat auf die Möglichkeit weiterer Einsparungen prüfen zu lassen."
Münchens Gerichtsvollzieher haben viel zu tun
5. November: "Nach Blättermeldungen haben die Vollstreckungsaufträge bei der Gerichtsvollzieherei München seit dem Jahre 1923 rund 25.800, 1929 hingegen 165.000 erreicht. [...] In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres 1930 hat die Zahl der Vollstreckungsaufträge bereits 162.000 erreicht. Rund 40 Prozent aller Pfändungen [...] sind erfolglos gewesen."
Hohe Ausgaben für Sozialhilfe
11. November: "Etwa 120.000 Menschen leben in München zur Zeit von Unterstützungen. Etwa ein Drittel davon bezieht Arbeitslosen- oder Krisenfürsorge. Zwei Drittel erhalten Unterstützung durch das Wohlfahrtsamt. Für diese etwa 80.000 Menschen werden täglich nahezu 100.000 Mark Unterstützung ausgegeben."
Strawinsky gastiert in München
11. November: "Der russische Komponist Igor Strawinsky dirigiert im überfüllten Odeonssaal das III. Meisterkonzert, bei dem seine eigenen Kompositionen aufgeführt werden. Die zahlreichen Zuhörer spenden stürmischen Beifall."
Nobelpreis für Münchner Chemiker
12. November: "Die Schwedische Akademie der Wissenschaften erkennt den Nobelpreis für Chemie 1930 dem Geheimrat Dr. phil. et med. Hans Fischer, Vorstand des Instituts für organische Chemie an der Technischen Hochschule, zu." Hans Fischer (1881-1945) erhielt die begehrte Auszeichnung für seine Forschungen über den strukturellen Aufbau der Blut- und Pflanzenfarbstoffe.
Einführung des Tonfilms bringt Kinobesitzer in Bedrängnis
13. November: Der Landesverband Bayerischer Lichtspieltheater hielt seine 20. Generalversammlung ab. Das Treffen "stand unter dem Zeichen des Pessimismus und besonders der Enttäuschung über das Geschäft mit den Tonfilmen. Seit dem vorigen Jahr [1929] ist das Kinogeschäft, wie man den Ausführungen der Redner entnahm, in katastrophaler Weise zurückgegangen. Schuld hieran hat neben der allgemeinen schlechten Wirtschaftslage das Aufkommen des Tonfilms. Lebhafte Klagen wurden geführt über die hohen Verleihkosten für Tonfilme und besonders über das niedere Niveau dieser Filme, von denen namentlich die Berliner Dialektfilme unverständlich seien."
Einführung einer "Schlachtsteuer" treibt Fleischpreise in die Höhe
13. November: "Aus Anlaß der Einführung der Schlachtsteuer wurden von verschiedenen Metzgern und sonstigen Wurstverkäufern unbegründet hohe Schlachtsteuerbeträge bei der Preisbestimmung in Rechnung gestellt. Das Finanzministerium wendet sich in einer Entschließung aufs Schärfste gegen diese Mißbräuche."
Tierpark AG wirtschaftet erfolgreich
13. November: "Die Münchener Tierpark AG hält ihre erste Generalversammlung ab. Nach dem Geschäftsbericht ergibt sich ein Gewinn von 106.485 M, hiervon werden 5 Prozent Dividende auf 200.000 M Vorzugsaktien und 4 Prozent Dividende auf 400.000 M Stammaktien verteilt. Die Generalversammlung beschließt, das Aktienkapital [...] auf 750.000 M zu erhöhen [...]. Nach längerer Aussprache wird der Vertragsentwurf mit der Stadtgemeinde genehmigt, wonach die Stadtgemeinde das Gelände des Tierparks an die AG um 600.000 M gegen eine Hypothek verkauft, die 30 Jahre unkündbar ist."
Gaskessel geht in Betrieb
Am 22. November wurde "die erste Füllung des neuen Gaskessels an der Dachauerstraße mit 30.000 Kubikmetern Gas vorgenommen."
Protest gegen Einführung einer "Bequemlichkeitssteuer"
26. November: "Die Tabakwarenhändler Münchens halten im Kreuzbräu eine Protestversammlung gegen die von der Reichsregierung beabsichtigte Tabaksteuererhöhung ab. Nach einem Referat des Verbandssyndikus wird der Reichsregierung in einer Entschließung die Einführung einer sog. Bequemlichkeitssteuer vorgeschlagen."
Fremdenfeindliche Ausschreitungen im Café Luitpold
2. Dezember: Im Café Luitpold "kommt es gegen Mitternacht zu einer erregten Auseinandersetzung zwischen der ungarischen Musikkapelle und ca. 30 Nationalsozialisten. Letztere protestieren dagegen, daß bei der heutigen Arbeitslosigkeit ausländische Musiker bevorzugt würden und verlangen, daß die Kapelle ihr Spiel einstellen soll. Es kommt zu erregten Kontroversen, an denen sich auch das Publikum beteiligt. Ein herbeigerufenes Polizeiaufgebot stellt die Ruhe wieder her." Tags darauf bedauert die Parteileitung in einem Schreiben an die Geschäftsleitung des Cafés den Vorfall.
Revolutionär Max Levien tot
7. Dezember: "In der römischen Sowjetbotschaft wird [...] der erste Sekretär Max Levien, ehemaliger Kommunistenführer in der bayerischen Rätezeit und Mitschuldiger am Münchener Geiselmord, gerichtet und erschossen."
Diskussion über Preissenkungen für Gas, Strom und Wasser
9. Dezember: "Im Großen Sitzungssaal des Rathauses fand eine Besprechung von Vertretern aus Kreisen des Handels, der Erzeuger und Verbraucher statt [...]. Oberbürgermeister Scharnagl legte [...] die Gründe dar, die zur Forderung des Preisabbaues führten und nahm dabei auch Stellung zu der Frage der Tarifpolitik der städtischen Werke. Ob die Gaswerke eine Senkung des Durchschnittserlöses pro Kubikwerke [...] auf Grund der Kohlenpreissenkung durchführen könnten, lasse sich heute noch nicht sagen. Der Durchschnittspreis für den elektrischen Strom sei bereits niedriger als im Jahre 1913. Hinsichtlich der Gestaltung des Wasserpreises könne nicht verkannt werden, daß eine nicht unbeträchtliche Teuerung stattgefunden habe, die aber hauptsächlich durch notwendige Neuanlagen bedingt gewesen sei. Der Leiter des Städtischen Statistischen Amtes [...] legte dar, was auf dem Gebiete des Preisabbaus bei den Artikeln des notwendigen Lebensbedarfs in den letzten beiden Jahren geschehen sei. Übertriebene Hoffnungen auf das Tempo der Preissenkungen dürfe man sich nicht machen. Die im Gang befindlichen Lohnkürzungen müßten sich in Senkungen der Produktionskosten und Handelskosten auswirken [...]."
Ehemaliger Ministerpräsident Hoffmann gestorben
15. Dezember: "In [...] Berlin stirbt [...] der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Johannes Hoffmann. Er war am 3. Juli 1867 in Ilbesheim bei Landau in der Pfalz geboren, widmete sich dem Volksschuldienst, mußte aber aus diesem im Jahre 1908 ausscheiden, nachdem er als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei in den bayerischen Landtag gewählt worden war. [...] Kurt Eisner berief ihn als Kultusminister in sein Kabinett. Nach Eisners Tod wurde Hoffmann zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt und er bekleidete diesen Posten bis zu dessen Übernahme durch Dr. v. Kahr im Jahre 1920."
Weihnachtsgeschäft mit Einbußen
21. Dezember: "Im großen und ganzen ist die Geschäftswelt mit dem Ergebnis des Goldenen Sonntags zufrieden. Fast durchwegs wird ein Rückgang der Einnahmen um etwa 30 Prozent gegenüber dem Vorjahre festgestellt. [...] Meistens wurden die billigeren Waren bevorzugt, eine Auswirkung der gegenwärtig drückenden Wirtschaftslage."
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**15. Dezember: "In [...] Berlin stirbt [...] der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete [[Johannes Hoffmann]]. Er war am 3. Juli 1867 in Ilbesheim bei Landau in der Pfalz geboren, widmete sich dem Volksschuldienst, mußte aber aus diesem im Jahre 1908 ausscheiden, nachdem er als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei in den bayerischen Landtag gewählt worden war. [...] [[Kurt Eisner]] berief ihn als Kultusminister in sein Kabinett. Nach Eisners Tod wurde Hoffmann zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt und er bekleidete dieses Amt bis zu dessen Übernahme durch Dr. v. Kahr im Jahre [[1920]]."
*1931:
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Gehaltskürzungen für Brauereiangestellte
1. Januar: "Für die kaufmännischen und technischen Angestellten in den Münchener Brauereien fanden am 19. Januar Verhandlungen zwischen dem Ortsverband der Brauereien und den Angestelltenorganisationen statt, die zu einer Neuregelung der Gehälter ab 1. Januar 1931 führten. Die Gehälter sind gegenüber den früheren um etwa 5 bis 5,5 Prozent gekürzt worden."
Arbeitslose als Schneeräumer
3. Januar: "Nach einem merklichen Temperaturrückgang tritt heute früh ziemlicher Schneefall ein. Der Schnee wird durch Arbeitslose, von denen eine beträchtliche Zahl gestellt werden konnte, weggeräumt."
Indischer Nobelpreisträger besucht München
Am 4. Januar trifft der indische Nobelpreisträger Professor für Physik und Physikalische Chemie an der Universität Kalkutta, Venkata Raman, in München ein, um am folgenden Tag einen Vortrag über seine Forschungen zu halten. "Der indische Ausschuß der deutschen Akademie gibt zu Ehren des Gastes einen Tee im kleinen Saal des Studentenhauses, zu dem sich neben anderen bedeutenden Gelehrten auch die beiden [Münchner] Nobelpreisträger Fischer und Wieland sowie alle indischen Studenten Münchens eingefunden haben."
Hilfsaktion für notleidende Münchner
5. Januar: "Auf Anregung der Staatsregierung wird ein Arbeitsausschuss gebildet, der eine Hilfsaktion für die notleidende Münchner Bevölkerung organisieren soll. Teilnehmer sind u.a. Vertreter der Wirtschaftsorganisationen, der karitativen und kirchlichen Einrichtungen sowie der Presse. "Rechtsrat [[Friedrich Hilble|Hilble]] berichtet über die große Not, die in München herrscht, wobei er u.a. ausführt, daß zur Zeit ca. 130.000 - 140.000 Personen in Fürsorge stehen. Der Redner schlägt [...] für die Gewinnung der für die Linderung der Not erforderlichen Geldmittel eine [...] Haussammlung und eine Straßensammlung vor." Die Ende März durchgeführte Sammlung erbringt 22.850 Mark.
Deutsche Tanzmeisterschaften
17. Januar: "Im festlich geschmückten Deutschen Theater wird in Gegenwart der Prinzen Alfons und Adalbert sowie zahlreicher Gäste aus den besten Kreisen Münchens der Wettkampf der Berufstänzer um die Deutsche Meisterschaft 1931 ausgetragen. Den ersten Preis erhält von Kayser (Düsseldorf), den zweiten Preis erhält der Münchner Werner Möller." Von beteiligten Damen ist in der Stadtchronik nicht die Rede.
Meisterschule für Mode eröffnet
1. Februar: "In der Frauenarbeitsschule am Oberanger wird die deutsche Meisterschule für Mode eröffnet, die die Stadt München in Verbindung mit den einschlägigen Reichsverbänden geschaffen hat." Eine Woche zuvor hatte der Stadtrat für die Schule einen "Vorschuß von 2.000 RM für Materialanschaffungen und weiter einen Betrag von 720 RM für einen Schrank, Vorhänge und Unterrichtsmittel" genehmigt.
Lohnkürzungen auch im Münchner Großhandel
1. Februar: "Auf Grund einer Vereinbarung vor dem Schlichtungsausschuß München ermäßigen sich mit Wirkung ab 1. Februar die tariflichen Wochenlöhne der Arbeiter im Münchner Großhandel um 6 Prozent. Der Spitzenwochenlohn des verheirateten Arbeiters beträgt 40,50 Mark, bisher 43 Mark. Diese Lohnregelung gilt bis auf weiteres. In ähnlicher Weise wurde die Lohnsenkung bei den Sondergruppen des Großhandels, im Eisen- und Röhrengroßhandel, im Lebensmittelgroßhandel und im Früchtegroßhandel durchgeführt."
Stadtrat beschließt drakonische Sparmaßnahmen
3. Februar: "Nach monatelang sich hinziehenden Geheimsitzungen genehmigte der Stadtrat mit allen gegen drei kommunistische Stimmen einen Antrag, die Abgleichung des Fehlbetrages [im städtischen Haushalt] durch rücksichtslose Abdrosselung der Ausgaben zu erreichen. Auf diese Weise sollen 2.668.224 Mark eingespart werden und zwar durch Kürzung im Betriebshaushalt, durch Einsparung an Gehältern und Pensionen, durch Einsparung im Finanzdienst und durch Heranziehung bei den städtischen Werken. Vor der Beschlußfassung hält der kommunistische Stadtrat Huber eine Hetzrede, in der u.a. zum Kampf gegen die jetzige Ordnung aufgefordert wird."
Pater Cyprian gestorben
5. Februar: "Im hiesigen Kapuzinerkloster St. Anton stirbt der weltberühmte Pater Cyprian Fröhlich im Alter von 78 Jahren. Pater Cyprian war einer der bedeutendsten Männer auf dem Gebiete der deutschen Caritas. Er gründete 1889 das ‚Seraphische Liebeswerk', das die ganze katholische Welt umfaßt und bei der letzten Zählung 1925 über eine halbe Million Mitglieder zählte."
 
Heftige Schneefälle
21. Februar: "Am Samstag Abend treten in München starke Schneefälle ein [...]. Am Montag früh wird beim Pionierübungsplatz eine Schneehöhe von 39 cm festgestellt. Zur Beseitigung der gewaltigen Schneemassen rücken am Sonntag und Montag 20 Automobile und 26 pferdebespannte Schneepflüge sowie 2.580 bzw. 3.417 Hilfsarbeiter aus. Außerdem sind 1.800 Schneekippkarren und außer dem städtischen Fuhrpark der Straßenreinigung 120 Privatautos und 12 private Pferdefuhrwerke in Betrieb."
Schausteller und Kino-Pionier Gabriel gestorben
24. Februar: "Im Alter von 74 Jahren stirbt der Großschausteller und Lichtspieltheaterbesitzer Karl Gabriel. Er [...] betrieb in München ein Jahrzehnt lang die Anfertigung von Figuren mit und ohne Mechanik und die künstliche Herstellung anatomischer Präparate. Der Verstorbene widmete sich vollständig dem Schaustellergewerbe, gründete mit Eduard Hammer das Panoptikum in der Neuhauser Straße, bezog dann auch das Oktoberfest, anfangs mit kleineren Geschäften, später mit großen Völkerkarawanen. Auch auf dem Gebiete des Filmes hat Gabriel bahnbrechend gewirkt. Er eröffnete das erste Kino in München, drehte hier die ersten Filme [...]. Er war der Erbauer der Sendlinger- und Rathauslichtspiele."
Truderinger befürworten die Eingemeindung nach München
8. März: "Am Sonntag ist im Vorort Trudering eine Volksabstimmung über den weiteren Fortbestand des Gemeinderats Trudering und über die fernere Selbständigkeit der Gemeinde durchgeführt worden. Die Mehrheit hat sich gegen die Auflösung des Gemeinderates und für die Eingemeindung in den Stadtverband ausgesprochen. Von 3.850 Stimmberechtigten haben zur Frage der Eingemeindung 1.930 ihre Stimme abgegeben und zwar 1.436 mit Ja und 494 mit Nein."
 
Städtische Anleihe in Millionen-Höhe
10. März: "Der Stadtrat genehmigt in geheimer Sitzung die Aufnahme einer neuen kurzfristigen Anleihe von 16 Mio. Mark, die zur Abdeckung der am 1. April 1931 fällig werdenden 5-prozentigen Münchner Schatzanweisung dienen soll. Die Verzinsung der neuen Anleihe beträgt 9,287 Prozent."
Neuerlicher Schneefall
10. März: "In der Nacht tritt in München ein ungemein starker Schneefall ein. Die Neuschneemenge beträgt ca. 16 bis 17 Zentimeter, die Gesamtschneehöhe dieses Winters 180 bis 185 Zentimeter."
 
Arbeitslosenzahl leicht gesunken
14. März: "Die Zahl der Empfänger von Arbeitslosen- und Krisenunterstützung im Arbeitsamtsbezirk München ist seit Anfang März etwas gesunken. Die Zahl betrug am 28. Februar 55.987, am 7. März 55.740, am 14. März 55.695. Von letzterer Zahl treffen auf den Bezirk München 44.134 Unterstützungsempfänger."
Flugzeug-Sensation landet in München
7. April: "Auf dem Flugplatz Oberwiesenfeld landet das Junkersflugzeug D 1051 ‚Jumo 4', das erste Verkehrsflugzeug mit einem Rohölmotor. Das Flugzeug, das seinen ersten größeren Probeflug von Dessau nach München unternahm, wird von prominenten Gästen des Deutschen Museums, u.a. von Dr. Schacht und Direktor Merkel, sowie von Mitgliedern der Familie Oskar von Miller besichtigt."
Bilanz des Winterdienstes
13. April: "Innerhalb des Reinigungsgebietes der städtischen Straßenreinigung waren ca. 10,2 Mio. Kubikmeter Schnee gefallen, die durch 121.566 Hilfsarbeiter sowie durch die 876 ständigen Leute der Straßenreinigung beseitigt wurden. Die Gesamtausgaben für die Schneeräumung betrugen 1.027.524 Mark." Die Gesamt-Schneehöhe des Winters betrug 1,84 Meter.
Stadtrat diskutiert den städtischen Haushalt und beschließt höhere Abgaben
28. April: "Der Finanzreferent Rechtsrat Dr. Pfeifer weist in seiner Etatrede darauf hin, daß trotz der Einsparungen in Höhe von 4,78 Mio. Mark und ungeachtet der Drosselung der kulturellen und personellen Ausgaben [...] noch ein Ausfall von 7.464.909 Mark bleibt, der durch die Einführung der in der Notverordnung des Reichspräsidenten vorgesehenen Steuern gedeckt werden soll. Nach achtstündiger Beratung verabschiedet der Stadtrat den Haushaltsplan [...]. Danach werden die bisherigen Umlagesätze zu den Gemeindesteuern beibehalten. Neu eingeführt werden die Bürgersteuer mit einem 50-prozentigen Zuschlag und die gemeindliche Getränkesteuer in Höhe von 10 Prozent des Kleinverkaufspreises. Erhöht werden die gemeindliche Biersteuer auf 5 M. pro Hektoliter und die Feuerschutzabgabe auf 6 von 7 Prozent der Friedensmiete. Die bisherige Steuerfreiheit des Haustrunkes der Brauereien kommt künftig in Wegfall."
Ausstellung über moderne Hausarbeit
1. Mai: "Im Ausstellungsgelände auf der Theresienhöhe wird die von der Berufsorganisation der Hausfrauen veranstaltete Ausstellung ‚Die fortschrittliche Hausfrau' [...] eröffnet. Sie dient der Erprobung rationeller Einrichtungen und zeitgemäßer Nahrungsmittel, die durch die Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Ausnützung des Materials die Hausfrau unterstützen sollen. Aussteller sind 130, meist Münchner Firmen."
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Eröffnung des Flughafens München-Oberwiesenfeld
3. Mai: "Dem Eröffnungsakt geht ein Frühstück in der Ratstrinkstube voraus, an dem die Spitzen der Behörden, der Reichsbahn und Reichspost, Offiziere der Reichswehr und Landespolizei sowie zahlreiche andere prominente Persönlichkeiten teilnehmen. Oberbürgermeister Dr. Scharnagl gibt einen Überblick über die Entwicklung und die Bedeutung des neuen Flughafens, der einer der modernsten Deutschlands, ja der ganzen Welt sei. [...] Nachmittags findet auf dem Flugplatz die Eröffnung des Flughafens durch Oberbürgermeister Dr. Scharnagl in Gegenwart einer ungeheuren Menschenmenge statt. Mit dem Eröffnungsakt ist ein Großflugtag verbunden."
Stadt will künftig auf kostspielige Empfänge verzichten
7. Mai: "Im neuen Haushalt der Stadt München wurde auch die Summe zur Durchführung von Empfängen aus Anlaß von Kongressen und Tagungen nicht unerheblich gekürzt. Gesamtempfänge größeren Umfangs werden in Zukunft im allgemeinen nicht mehr in Frage kommen."
Das größte Weinfass der Welt
Am 18. Mai berichtet die Chronik über eine "Unbekannte Münchner Sehenswürdigkeit": "Das größte Weinfass der Welt ist ein Apostelweinfaß der bekannten Meister Joseph und Alois Dorn. Es enthält 87,935 Liter und gilt als das größte, derzeit benütze Wein-Holzfass der Welt. Sein Inhalt auf Flaschen gefüllt, erreicht 120.000 Normalflaschen, diese in die übliche 50er-Packung und normal verladen, ergeben einen Eisenbahnzug von 40 Waggons. Das Riesenfass lagert an der Rosenheimer Straße 13 im sog. Eberlblock."
Vielbeschäftigte Bahnhofsmission
23. Mai: "Nach statistischen Mitteilungen hat die katholische Bahnhofsmission in München im Jahre 1930 insgesamt 31.579 Personen betreut, wobei an 9.876 Personen nur Auskünfte erteilt, dagegen an 21.714 Personen besondere Hilfeleistungen gewährt wurden. Die evangelische Bahnhofsmission verzeichnet für 1930 insgesamt 23.551 Hilfeleistungen."
Die von beiden Kirchen betreute Münchner Bahnhofsmission betreut heutzutage (2006) täglich rund 300 Menschen (jährlich fast 110.000 Menschen). Dabei gilt es unterschiedlichste Probleme zu lösen. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt ist die Unterstützung und Beratung von psychisch kranken, wohnungslosen und suizidgefährdeten Menschen.
Sensationeller Ballonflug
1. Juni: "Prof. Piccard, der am 27. Mai von Augsburg aus mit einem Ballon aufstieg und eine Höhe von ca. 16.000 Metern erreichte, hält im Münchener Rundfunkhaus einen Vortrag über seinen Stratosphärenflug. Der Vortrag wird auf sämtliche deutsche und österreichische Sender sowie auf Zürich, Stockholm und Oslo übertragen. Nach dem Vortrag begibt sich Prof. Piccard in die Sendlingertor-Lichtspiele, wo ein Tonfilm über die Bergung des Ballons auf dem Gurgler Gletscher vorgeführt wird." Abb.s.unten
Münchener Plakatkünstler schließen sich zusammen
2. Juni: "Unter der Bezeichnung ‚Neue Vereinigung Münchener Plakatkünstler' wird eine Arbeitsgemeinschaft von Münchener Plakatkünstlern gegründet, der u.a. Ehlers, Hohlwein, Lindner und Zietara angehören. Der Zweck der Gemeinschaft ist, die künstlerische Gestaltung des Plakates wieder stärker in den Vordergrund zu stellen."
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Der Glaspalast brennt ab
6. Juni: "Im Münchener Glaspalast bricht früh, 3.25 Uhr, ein Brand aus, der so heftig um sich greift, daß das Gebäude in kürzester Zeit in seiner ganzen Ausdehnung in Flammen steht und nach einer Stunde vollständig ausgebrannt ist. Die sofort alarmierte Feuerwehr, die mit 32 Schlauchleitungen den Brand bekämpft, muß sich darauf beschränken, die angrenzenden Gebäude zu schützen. Kaum zwei Stunden nach der ersten Feststellung des Brandes ist der Glaspalast nur noch ein rauchender Trümmerhaufen. [...] Durch den Brand werden die im Glaspalast enthaltenen Kunstwerke - die diesjährige Kunstausstellung - fast ausnahmslos vernichtet. Darin befinden sich 110 unersetzliche Werke deutscher Romantiker von Caspar David Friedrich bis Moritz von Schwind, die aus öffentlichen Museen ganz Deutschlands und aus Privatbesitz in sorgfältiger Auswahl zusammengebracht waren. Mit diesen Meisterwerken älterer Kunst sind auch etwa 3.000 Werke lebender oder jüngst verstorbener Künstler aus der Münchener Jahresausstellung und der Frühjahrsausstellung der Münchener Neuen Sezession Opfer des Brandes."
 
Die Löwen sind Vizemeister!
14. Juni: "Im Kölner Stadion findet vor ca. 60.000 Zuschauern das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft zwischen dem Sportsverein München 1860 und dem Fußballklub Hertha BSC Berlin statt. Hertha gewinnt das Spiel mit 3:2. Die Fußballabteilung des Sportvereins 1860, die am Montag in München eintrifft, wird am Hauptbahnhof von einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge mit lauten Zurufen begrüßt."
Bayerischer Protest gegen einen deutschen Einheitsstaat
24. Juni: "Eine bayerische Deputation, bestehend aus dem Bischof von Speyer, Forstrat Escherich, Kommerzienrat Gregorius - Augsburg und Stadtrat Adlhoch - Augsburg, überreichte dem Reichskanzler Dr. Brüning in Berlin eine von über 1.500 namhaften bayerischen Persönlichkeiten unterzeichnete Adresse. Darin wird der Einheitsstaat entschieden abgelehnt und gegen die unablässige Beunruhigung der Öffentlichkeit mit den Reichsreformplänen protestiert. In der Aussprache erklärt der Reichskanzler seinen Standpunkt [...] und dass er alles Verständnis für die vorgetragenen Wünsche der Deputation habe."
 
Verbot des Uniformtragens führt zu Protesten
1. Juli: "Die Polizeidirektion erlässt eine Anordnung, die das Tragen einheitlicher Kleidung oder Abzeichen von politischen Vereinigungen bei den Standmusiken vor der Feldherrnhalle, im Hofgarten, im Rathaushof, vor dem Wehrkreiskommando und vor der Regierung von Oberbayern sowie für Wach- und Ehrenposten verbietet." Tags darauf werden mehrere Nationalsozialisten verhaftet, die trotz des Verbotes vor dem "Braunen Haus" in Uniform Posten standen. Sie werden nach der Feststellung ihrer Personalien wieder entlassen. Da die Leitung der NSDAP die polizeiliche Aufforderung nicht befolgt, wird einige Tage später die "gesamte uniformierte Besatzung eines Parteiheimes in Stärke von 29 Mann durch eine Hundertschaft Landespolizei mit Kraftwagen zur Polizeidirektion zur Feststellung der Personalien gebracht und dann wieder entlassen."
5. Juli: Bei einem Konzert im Hofgarten kommt es zu schwereren Störungen: "Zahlreiche Nationalsozialisten, die statt der Uniform in auffallender Weise den Völkischen Beobachter tragen, begrüßen sich während des Konzertes fortgesetzt durch Handaufheben und Heil-Rufen. Beim Einschreiten der Polizei greifen die Demonstranten die Schutzleute an, wobei ein Beamter nieder geschlagen wird. Das Überfallkommando treibt die Unruhestifter auseinander."
Stadtarchiv München - Fotosammlung (Foto: Weiler)
Wirtschaftskrise
13. Juli: "Die schon seit längerem sich bemerkbar machende allgemeine Wirtschaftskrise spitzt sich Ende Mai durch den Zusammenbruch der österreichischen Kreditanstalt in Wien zu, die ein führendes Bankinstitut Österreichs war [...]. Die ausländischen Geldgeber ziehen nach diesem Zusammenbruch auch aus Deutschland einen erheblichen Teil ihres Guthabens zurück, weil der Zusammenbruch auf sie als Alarmruf wirkt und das Vertrauen zur deutschen Wirtschaft schwer erschüttert. Diesen Geldabzug sucht die Reichsbank durch eine Diskontheraufsetzung von 5 auf 7 Prozent am 13. Juni zu erschweren." Eine Notverordnung des Reichspräsidenten ermächtigt daraufhin die Reichsregierung, "Bankfeiertage" zu erklären. Aufgrund dieser Anordnung bleiben alle Banken, Sparkassen und sonstigen Kreditinstitute mit Ausnahme der Reichsbank am 14. und 15. Juli geschlossen. Auch die Börsen wurden geschlossen. Über die Situation in München berichtete der Chronist: "Die Vorgänge auf dem Geldmarkt [...] haben natürlich auch die ängstlichen Gemüter in München verwirrt. Der Bankschluss wurde überall lebhaft erörtert. Die Unruhe übertrug sich auch auf die Sparkunden der städtischen Spar- und Girokasse, die in ihrer Schalterhalle an der Sparkassenstraße einen starken Andrang auszuhalten hatte. Die abhebenden Kunden wurden aber vollauf befriedigt; sie erhielten die gewünschten Beträge unbeanstandet ausbezahlt, auch solche, die nur nach Kündigung hätten ausbezahlt werden dürfen." Bereits am 16. Juli wurden wieder Einzahlungen getätigt. "Während die Einzahlungen und Giroüberweisungen am Tag der Wiedereröffnung der Banken insgesamt 45.700 Mark betrugen", stiegen sie am darauffolgenden Tag "auf etwa 85.000 Mark, so dass an diesen beiden Tagen der Städtischen Sparkasse über 130.000 Mark neu zugeflossen sind."
Gewittersturm lässt Kirchturm einstürzen
6. August: "Nachmittag ½ 5 Uhr stürzt nach einem heftigen Gewittersturm der 44 m hohe Turm der alten Neuhauser Pfarrkirche Maria Himmelfahrt an der Winthirstraße ein. Bei dem Einsturz wird die Sakristei und das Oratorium stark beschädigt; außerdem wird ein Teil des Kircheninnern mit der Kanzel zerstört. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen." Abb.s. unten
Brauereien scheuen Risiko
8. August: "Im Stadtrat wird über die Gründe verhandelt, die vier Münchener Brauereien [Löwenbräu, Thomas-, Franziskaner-Leist-Bräu und Pschorrbräu] veranlassen, das Oktoberfest nicht zu beziehen. Es handelt sich hierbei um ein allzu großes wirtschaftliches Risiko. Nur die Augustiner- und Wagnerbrauerei sowie der Festwirt Schottenhamel beziehen in diesem Jahr die Festwiese."
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Bayerischer Städtetag tagt in München
10. August: "Der Bayerische Städtetag hält in München eine Vorstandssitzung ab, bei der im wesentlichen über Maßnahmen zur Behebung der kommunalen Krise verhandelt wird; den Gemeinden selbst werden Sparmaßnahmen auf dem Gebiet des gesamten gemeindlichen Fürsorgewesens nahegelegt; eine Kassenhilfe des Reiches wird als notwendig erachtet; eine Reichskredithilfe könnte allein die kurzfristige Verschuldung der Gemeinden abgleichen; auch die Hilfe des Landes Bayern wird gefordert."
 
Traditionsreiche Münchner Erzgießerei gibt auf
11. August: "Die Ungunst der Zeitverhältnisse veranlasst die Stillegung der Erzgießerei Ferdinand von Miller. Unter den über Deutschland und das Ausland verstreuten Werken sind hervorzuheben die ‚Bavaria' in München und die ‚Germania' für das Niederwalddenkmal."
Karl Valentins "Firmling" erregt Anstoß
19. August: "Auf Beschwerde der kirchlichen Behörden hin veranlaßt die Polizeidirektion die Entfernung einer Reklamephotographie, die Karl Valentin und Lisl Karlstadt in ‚Der Firmling' zeigte, aus dem Schaukasten des Photographen Hilbinger in der Sendlinger Straße. Die Beschwerde wurde erhoben, weil das Bild nach Ansicht der kirchlichen Behörde eine verletzende Verzerrung des Firmsakraments darstellte."
 
Gedenktafeln an der Feldherrnhalle enthüllt
25. August: "In der Feldherrnhalle findet die Enthüllung der vom Stadtrat anläßlich des 75. Geburtstages des Generalobersten Felix Graf von Bothmer zu Ehren der Heerführer der bayerischen Armeekorps im Kriege 1870/71 und der bayerischen Heerführer deutscher und verbündeter Armeen im Weltkrieg 1914/18 sowie der bayerischen Truppen in diesen Kriegen gestifteten Gedenktafeln statt. An der Feier nehmen zahlreiche Zuschauer, Fahnenabordnungen des Bayerischen Kriegerbundes, viele höhere Offiziere der Alten Armee, eine Ehrenkompagnie der Reichswehr sowie eine Fahnenkompagnie mit dem Feldzeichen des bayerischen Heeres teil."
Lohn- und Gehaltskürzungen für den Öffentlichen Dienst
3. September: "Das bayerische Gesamtministerium erläßt eine Notverordnung, durch welche die Dienst- und Versorgungsbezüge der ledigen und kinderlos verheirateten Beamten und Angestellten der Gemeinden, Bezirke und Kreise und der sonst der Aufsicht des Staates unterstehenden Körperschaften des öffentlichen Rechts, wenn sie den Betrag von 1.500 M übersteigen, mit Wirkung vom 1. Oktober 1931 um weitere 5 Prozent gekürzt werden."
Münchner Börse eröffnet wieder
3. September: "Nach mehr als 7-wöchiger Unterbrechung wird die Münchener Börse in Gegenwart des ganzen Börsenvorstandes, sämtlicher Münchener Bankdirektoren und des stellvertretenden Staatskommissars, Oberregierungsrat Dr. Baumann, wieder eröffnet. [...] Die Börse verläuft ziemlich ruhig; verschiedene Werte müssen mangels Interesse von Seiten der Käufer und Verkäufer gestrichen werden. Die Aktien weisen Verluste bis zu 25 Prozent, die Pfandbriefe bis zu 15 Prozent auf."
Planungen für den Notwinter 1931/32
10. September: "Der städtische Hauptausschuss behandelt einen sozialdemokratischen Antrag auf Festlegung eines ‚Fürsorgeprogramms der Stadt München für den Notwinter 1931/32'. Stadtrat Mauerer (Sozialdemokraten) begründet den Antrag, der neben Arbeitsbeschaffung und der Unterstützung in Geld auch eine solche in Naturalien verlangt und dabei die Beschaffung billiger Lebensmittel direkt vom Erzeuger vorsieht. Weiter wird neben der Bedeutung der Jugend die Hebung der Gemütsverfassung der Arbeitslosen und Befürsorgten durch deren Einschluss in die Kulturgenüsse gefordert. Die private Fürsorge soll bis zum äußersten herangezogen werden, die Landwirtschaft zur Lieferung unentgeltlicher oder verbilligter Lebensmittel aufgefordert werden." Nach längerer Diskussion werden schließlich folgende Maßnahmen einstimmig beschlossen: "Eine großzügige Sammlung in Stadt und Land, Speisungen, Errichtung von Wärmestuben mit Tee- und Brotabgabe, Beschäftigung jugendlicher Arbeitsloser sowie eine ausgedehnte Verbilligungsaktion notwendiger Lebensmittel. Hierzu können noch zur Hebung der Gemütsverfassung der Erwerbslosen Veranstaltungen mit musikalischen Darbietungen, unterhaltende und belehrende Vorträge, Theaterbesuche und berufliche Fortbildungskurse abgehalten werden."
Stadtarchiv München - Fotosammlung (Foto: Reincke)
Bismarck-Denkmal aufgestellt
11. September: "Vor dem Kongreßsaal des Deutschen Museums [...] wird das von Geheimrat. Paul Reusch der Stadt München gestiftete, vom Münchener Bildhauer Prof. Fritz Behm entworfene und modellierte und von ihm und dem Steinmetzmeister Rödl in Rochlitzer Porphyr ausgeführte Bismarckdenkmal ohne jede Feier aufgestellt. In der Presse werden sowohl die formlose Art der Aufstellung als auch der Platz des Denkmals kritisiert. Am Tag nach der Aufstellung liegt am Denkmal ein Lorbeerkranz mit schwarzen Schleifen und dem Aufdruck 'In Trauer, in Scham'." Der Kranz war vom Schöpfer des Denkmals niedergelegt worden.
Milde Strafe für NS-Sympathisant
15. September: "Der 'Kampfbund für deutsche Kultur' hielt im März eine Versammlung ab, in der Prof. Schultze-Naumburg über das Thema 'Kampf um die deutsche Kunst' sprach. Der Vortrag brachte einen Vergleich moderner und alter Kunst, somit wurde die moderne Kunst als Unkunst hingestellt. Als der Maler Panizza den Zwischenruf machte: 'Wo bleibt die gute moderne Kunst?', wurde er von einem Trupp als 'Saalschutz' fungierender Angehöriger der NSDAP in rohester Weise misshandelt und aus dem Saale geschleift. Von den Tätern konnte nur der 19 Jahre alte Georg Schönberger, Kraftfahrer beim 'Völkischen Beobachter', ermittelt werden. Er wurde nun vom Strafgericht München-Au zu einem Monat Gefängnis verurteilt; wegen seiner bisherigen Straflosigkeit und seiner Jugend wurde ihm Straferlass zugesichert."
 
Münchner "Gauleiter"-Treffen
"Am 15. und 16. September fand in München unter dem Vorsitz Adolf Hitlers und in Anwesenheit fast aller namhaften Führer der nationalsozialistischen Bewegung eine Tagung der Gauleiter und SA-Führer des ganzen Reiches statt, die sich mit der politischen Lage befasste und bei der die Richtlinien für den kommenden politischen Kampf festgelegt wurden."
 
Pilotenjubiläum
17. September: "Flugkapitän Doldi, der seinerzeit eines der beiden Großflugzeuge auf dem ersten Verkehrsflug nach Ostasien geführt hat und schon seit 1919 im Luftverkehr tätig ist, hat im regelmäßigen Streckendienst München - Mailand - Rom seinen 100. Alpenflug ausgeführt. Er wurde nach seiner Landung auf dem Flughafen München von der Direktion und dem Vertreter der Deutschen und Süddeutschen Lufthansa begrüßt, beglückwünscht und erhielt einen Lorbeerkranz mit den Farben der Lufthansa."
Hitlers Nichte begeht Selbstmord
18. September: "Im Wohnhaus Hitlers am Prinzregentenplatz erschießt sich die 23jährige Musikstudentin Angela Raubal, die Tochter einer Stiefschwester Adolf Hitlers, aus unbekannten Gründen." Geli Raubal war 19 Jahre alt, als sie zu ihrem Onkel Adolf nach München zog. Das als lebenslustig beschriebene Mädchen wurde von Hitler sehr hofiert. Das Motiv für ihren Suizid blieb unbekannt.
Erster Schnee
23. September: "In der Nacht fällt in München der erste Schnee. Nachdem es den ganzen Abend fast ununterbrochen geregnet hat, geht der Regen heute morgen gegen 2 Uhr allmählich in Schnee über. Der Schneefall dauert bis gegen 4 Uhr. Es fallen so dichte Flocken, dass die Straßen, Plätze und Hausdächer über eine Stunde lang mit einer zusammenhängenden Schneedecke versehen sind."
Schwalben reisen per Flugzeug nach Süden
28./29. September: "Am Vormittag hat mit der fahrplanmäßigen Maschine, die München um 9.30 Uhr verließ, ein Schwalbentransport nach Mailand stattgefunden. Die Schwalben wurden in Spezialkästen untergebracht, die mit der Aufschrift versehen waren: 'Vorsicht, lebende Vögel!'." Die Tiere waren in München und Umgebung sowie in oberbayerischen Städten wie Rosenheim und Dachau erstarrt aufgefunden und durch Vermittlung des Tierschutzvereins zum Flughafen gebracht worden. "Wie uns die Süddeutsche Lufthansa auf Anfrage mitteilte, sind alle wohlbehalten in Mailand eingetroffen und haben dort ohne Verzug ihren Weiterflug mit eigener Kraft aufgenommen. Inzwischen sind weitere Schwalben in München angeliefert worden, und zwar u.a. aus Eggmühl in Niederbayern 500, aus Mühldorf 300 und Pasing 50 Stück." Weitere Schwalbentransporte wurden deshalb geplant.
Stadtarchiv München - Zeitgeschichtliche Sammlung
Dienstboten-Medaillen heuer nur in Papierform
1. Oktober: "Auf Antrag des zuständigen Referenten, Rechtsrat Hörburger, genehmigte der Hauptausschuß des Stadtrates heute die Verleihung von 209 goldenen und 125 silbernen Medaillen an verdiente Dienstboten. Da der Stadt die für die Beschaffung der Medaillen notwendigen 12.000 RM aber nicht zur Verfügung stehen, kann den Ausgezeichneten vorläufig nur ein - Gutschein überreicht werden. Dieser soll in die Medaille umgetauscht werden, wenn die Finanzen der Stadt München die Anfertigung von Medaillen ermöglichen." Die Verleihung der Gutscheine fand am 18. Oktober in der Tonhalle statt. Abb.s.unten
Luftschutzübung im Dantestadion
11. Oktober: "Im Dantestadion findet unter dem Protektorat des Oberbürgermeisters Dr. Scharnagl eine Luft- und Gasschutzübung statt, die vom Landesbürgerrat München, von der Berufsfeuerwehr, den Rettungs- und Sanitätskolonnen und dem Roten Kreuz gehalten wird. Durch Flugzeuge werden Spreng-, Brand- und Gasbomben abgeworfen, worauf die Feuerwehr und Sanitätsformationen bei den markierten Opfern des Angriffs in Aktion treten. Die Übung hat den Zweck, die Öffentlichkeit über die Gefahren durch Luftangriffe aufzuklären."
Rossebändiger-Skulpturen übergeben
23. Oktober: "In Anwesenheit des Staatsministers Dr. Goldenberger, der Bürgermeister Dr. Küfner und Dr. Scharnagl findet vor der Technischen Hochschule die Übergabe der beiden ‚Rossebändiger-Gruppen' an den Rektor der TH, Geh. Rat Schachner statt. Die von den Prof. Hahn und Bleeker entworfenen und in den Erzgießereien Brandstetter und Miller ausgeführten Figuren, die den Sieg der Intelligenz über die rohen Naturkräfte darstellen sollen, sind Stiftungen der Staatsregierung und der Stadt München. Der Bayerische Kurier und das Bayerische Vaterland wenden sich aus sittlichen Gründen gegen die Aufstellung des Denkmals." Das Kunstwerk ist heute in veränderter Zusammenstellung aufgestellt. Der "Rossebändiger" von Hahn befindet sich heute an der Arcisstraße vor der Westflanke der Alten Pinakothek, die von Bleeker geschaffene Figur steht als Einzelfigur (ohne Pferd) schräg gegenüber vor der Technischen Universität.
Eltern protestieren gegen drastische Schulgelderhöhung
7. November: "Der Bayerische Elternbund legt in einer Versammlung nachdrücklichen Protest gegen die 43prozentige Erhöhung des Schulgeldes an den höheren Lehr- und Bildungsanstalten für Knaben ein. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus wird dringend um Milderung der Bestimmungen ersucht."
Gema fordert vergebens Tantiemen für Oktoberfest ein
12. November: "Die Genossenschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte, Gema genannt, hatte beim Landgericht München I gegen Kommerzienrat Hans Wagner ein Urteil erwirkt, wonach dieser für das Spielen tantiemenpflichtiger Musikstücke während des Oktoberfestes 1930 einen Betrag von 1.310 M zu zahlen hatte. In der Begründung hatte es geheißen, dass der § 28 des Komponistengesetzes wohl das Oktoberfest als ‚Volksfest' charakterisiere, dass aber an diesem Gesetz nicht zum Ausdruck gekommen sei, dass alle öffentlichen Aufführungen eines erschienenen Werkes auf allen Volksfesten unter allen Umständen ohne Einwilligung zulässig seien. Auf die Berufung des Kommerzienrats Wagner hob das Oberlandesgericht München nun das Urteil der ersten Instanz auf und wies die Klage der Gema kostenfällig ab."
Verhaltenes Weihnachtsgeschäft
20. Dezember: "Das Weihnachtsgeschäft am Goldenen Sonntag blieb im Allgemeinen um ca. 20 Prozent hinter dem Vorjahre zurück. Nur die Schuhgeschäfte erzielen einen Umsatz, der das Vorjahr um 20 Prozent übertrifft. Auffallend ist die Bevorzugung einfacher und billiger Geschenkartikel, wobei in der Hauptsache praktische Sachen gekauft werden."
Friedliche Weihnachtstage
24. bis 27. Dezember: "Die Weihnachtsfeiertage verlaufen in München in der üblichen Weise. Die Christmetten und die Festgottesdienste wurden von zahlreichen Gläubigen besucht. Auf den Friedhöfen waren zahlreiche Gräber mit brennenden Christbäumchen geschmückt. Auf mehreren Plätzen der Stadt sowie im Hauptbahnhof waren große Tannenbäume aufgestellt. Auch das Kriegerdenkmal war weihnachtlich geschmückt. Die von den Kommunisten für den Hl. Abend angekündigten Gottlosen-Demonstrationen wurden von der Polizei verhindert. Das Wetter war am Hl. Abend kalt, an den nächsten Tagen jedoch mild. Der Bahnverkehr war heuer um ca. 3 Prozent geringer als im Vorjahre. In der Zeit vom 23.-27. Dezember reisten von München insgesamt 239.586 Personen (im Vorjahre 244.103) ab, während 210.788 Personen (im Vorjahre 219.415) ankamen." Abb.s.unten
Aufsehen erregender Gasrohrbruch
27. Dezember: "In der Kaufingerstraße, kurz vor der Einmündung in den Marienplatz, wurde am Morgen ein Gasrohrbruch festgestellt. Die herbeigerufene Gaswache riß die Fahrstraße auf, was sich sehr zeitraubend gestaltete, weil die Betondecke hier außerordentlich stark ist. Nachmittags konnte die Gaswache nach Behebung des Rohrbruches wieder abrücken. Die Gasausströmung hatte die Arbeiter gezwungen, mit Gasmasken zu arbeiten. Gerüchte, dass Personen durch das ausströmende Gas betäubt worden seien, bewahrheiteten sich nicht."
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** 27. Dezember: Aufsehen erregender Gasrohrbruch "In der [[Kaufingerstraße]], kurz vor der Einmündung in den [[Marienplatz]], wurde am Morgen ein Gasrohrbruch festgestellt. Die herbeigerufene Gaswache riß die Fahrstraße auf, was sich sehr zeitraubend gestaltete, weil die Betondecke hier außerordentlich stark ist. Nachmittags konnte die Gaswache nach Behebung des Rohrbruches wieder abrücken. Die Gasausströmung hatte die Arbeiter gezwungen, mit Gasmasken zu arbeiten. Gerüchte, dass Personen durch das ausströmende Gas betäubt worden seien, bewahrheiteten sich nicht."
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Frauen für den Weltfrieden
13. Januar: "Auf Einladung der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit, des Frauenweltbundes für internationale Eintracht und des Weltfriedensbundes der Mütter und Erzieherinnen hält die Französin Marcelle Capy im Hotel Union einen Vortrag über ‚Abrüstung und Völkerfrieden'. Außerdem spricht Erika Mann über das gleiche Thema. Während ihrer Rede kommt es öfters zu nationalsozialistischen Zwischenrufen."
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Pädagoge Kerschensteiner gestorben
Am 15. Januar stirbt im Alter von 78 Jahren der Pädagoge und Schulreformer Georg Kerschensteiner (geb. 1854 in München), der sich stets gegen einseitige Intellektualisierung und für eine den ganzen Menschen erfassende Erziehung eingesetzt hatte. 1895 bis 1919 als Stadtschulrat für das gesamte Schulwesen Münchens zuständig, setzte Kerschensteiner zahlreiche neue Maßnahmen durch. Dazu gehörten u.a. eine Lehrplanreform für Volksschulen; die Reform des naturwissenschaftlichen sowie des Zeichenunterrichts, die Einführung des Schwimmunterrichts für Knaben (1903) und auch für Mädchen (1913), die Einrichtung von Schulwerkstätten, Labors, Schulküchen und Schulgärten. Mit der Gründung von berufsorientierten Fortbildungsschulen schuf er die Vorläufer der heutigen Berufsschulen. Kerschensteiners Tätigkeit errang nicht nur in Deutschland, sondern weltweit Anerkennung.
Aktionärshauptversammlung bei Löwenbräu
20. Januar: "Die Aktienbrauerei zum Löwenbräu hält ihre ordentliche Hauptversammlung, an der 263 Aktionäre teilnehmen [...]. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Geheimrat Dr. Schulmann, behandelt in längeren Ausführungen aktuelle politische und wirtschaftliche, insbesondere braugewerbliche Fragen, wobei er sich gegen die überspannte Biersteuer wendet, die er als mißlungenes Experiment bezeichnet. Die Überbesteuerung des Bieres hat den Bierkonsum in außerordentlichem Maße reduziert, je nach den Gebieten sind Rückgänge von 20 bis 70 Prozent eingetreten."
Lehrerverein will Volksschule aufwerten
26. Januar: "Der Münchener Lehrerverein hat in seiner letzten Mitgliederversammlung folgende Entschließung angenommen: ‚Durch die Übertreibung des Berechtigungswesens wurde eine Überfüllung der höheren Schulen und Hochschulen hervorgerufen, die dem Staat und den Eltern zu ernsthaften Bedenken Anlaß geben muß. Ein entsprechender Ausbau der Volksschule und die Möglichkeit von der ausgebauten Volksschule aus neue Bildungsbahnen zu beschreiten, würde den richtigen Ausgleich schaffen. Der Münchener Lehrerverein beschließt daher, vorerst den Ausbau der Oberstufe der Volksschule vorzubereiten. Er erwartet bei diesem wichtigen Schritt die Unterstützung der Eltern und Behörden."
Stahlblaue Lok begeistert Eisenbahn-Fans
31. Januar: "Im Münchner Hauptbahnhof erregte eine neue elektrische Schnellzugslokomotive Aufsehen. Es handelt sich um eine schwere elektrische Schnellzuglok für das bayerische Netz der Reichsbahn. [...] Eine Stunde lang kann die Lokomotive eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km in der Stunde erzielen. [...] Die Maschine dient zur Beförderung schwerster Schnellzüge auf den elektrisch betriebenen Gebirgsstrecken und sie wird auch auf der zur Zeit im Bau befindlichen Stuttgarter Strecke Verwendung finden."
Kardinal Faulhaber predigt Frieden
7. Februar: "Kardinal von Faulhaber zelebriert in der St. Bonifazkirche im Hinblick auf die gegenwärtig in Genf tagende Abrüstungskonferenz eine Pontifikalmesse als Gebet um den Völkerfrieden." Das Thema seiner Predigt lautete "Neue Kriegsethik und Friedensrüstung".
Ratschläge für's Altwerden
12. Februar: "In ihrer 100stes Lebensjahr tritt die Bezirksarztenswitwe Frau Eleonore Groeber ein und ist damit wohl die älteste Bürgerin der Landeshauptstadt. Ein echtes Münchner Kindl (geboren am 12. Februar 1833) [...] ist sie seit etwa 20 Jahren Pensionärin im städtischen Mathildenstift. Das Erstaunliche an dieser Greisin ist ihre körperliche Rüstigkeit. Sie geht noch jeden Tag einige Stunden aus, plaudert und scherzt, liest ohne Brille, strickt und hat Interesse für alles. Besonders schmeckt ihr am Abend ihr ‚Quartel Bier'; zum Frühstück trinkt sie immer ‚ein Glaserl Wein'."
Trambahn-Zusammenstoß
13. Februar: "In der Paul-Heyse-Straße stießen früh 8 Uhr zwei Straßenbahnzüge der Linie 12 heftig zusammen. Der eine Zug, der sich verspätet hatte, stand stadtauswärts an der Haltstelle Landwehrstraße. Der nachkommende Zug fuhr mit solcher Wucht auf den stehenden auf, daß der zweite Anhängerwagen des angefahrenen Zuges schwer beschädigt und der erste Anhängewagen aus dem Gleise geworfen wurde. Die durch den Zusammenstoß hervorgerufene Verkehrsstörung dauerte 20 Minuten." Verletzte gab es nicht.
 
Fabrikant Rodenstock gestorben
18. Februar: "Nach nur zweitägiger Krankheit stirbt auf seinem Landsitz in Erl bei Kufstein der Begründer und Seniorchef der Optischen Werke G. Rodenstock, Kommerzienrat Joseph Rodenstock." Geboren 1846 in Ershausen/Thüringen hatte Rodenstock 1877 in Würzburg eine optische feinmechanische Werkstätte gegründet, die er 1883 nach München verlegte. Die Firma, die bis heute besteht, erlebte bereits unter ihrem Gründer eine Blütezeit. Abb. s. unten
Stadtarchiv München - Fotosammlung (Foto: Weiler)
Klöster schränken Armenspeisung ein
24. Februar: "Mit Rücksicht auf die allgemeine schlechte wirtschaftliche Lage, die sich auch bei den Klöstern auswirkt, wird ab heute laut Beschluß einer Konferenz der Oberen Klöster die Brotabgabe an den Klosterpforten in München auf die Zeit von 3 bis 3.30 Uhr nachmittags beschränkt."
Politisch motivierte Schlägerei
Am Abend des 26. Februar ereignete sich in München ein schwerer politischer Zusammenstoß. Der Polizeipressebericht teilte darüber mit: "Gegen 11 Uhr abends kam es in der Hofmannstraße in Sendling zu einem Zusammenstoß zwischen einer größeren Anzahl von Nationalsozialisten und Reichsbannerleuten, wobei ungefähr 30 Personen leicht und etwa drei Personen schwer verletzt wurden. Über die Ursache der Schlägerei, bei der Zaunlatten, Stuhlbeine, Gummiknüppel und sonstige Schlagwerkzeuge verwendet wurden, kann erst nach Feststellung des Sachverhalts Näheres mitgeteilt werden. Bis jetzt sind 14 beteiligte Personen festgenommen worden."
Meteorologisches Schauspiel
28. Februar: "Ein bei uns seltenes, in den Polargebieten jedoch häufig auftretendes Naturschauspiel konnte gestern Vormittag mehrere Stunden hindurch beobachtet werden. Die Sonne, hinter leichten Dunstschleiern, die in Wirklichkeit Eiskristalle waren, abgeblendet leuchtend, erzeugte den bekannten Sonnenring mit den umgekehrten Regenbogenfarben, außerdem aber auf einem den Sonnenring schneidenden horizontalen Streifen rechts und links zwei Lichtkerne, die als sog. Nebensonnen bekannt sind."
Wintereinbruch im März
8./9. März: "In der Nacht treten in München [...] sehr starke Schneefälle ein [...]. Auf dem Oberwiesenfeld wird eine Schneehöhe von 32 Zentimetern festgestellt. Am Mittwoch [9. März] arbeiten 27 Motorschneepflüge sowie 4.000 Schneeräumer außer den 860 ständigen Hilfsarbeitern an der Beseitigung der gewaltigen Schneemassen. Außerdem sind 70 Automobile und 13 Pferdefahrzeuge sowie 1.800 Schneekippkarren in Tätigkeit. Durch die großen Schneemassen entstehen im Straßenbahnverkehr erhebliche Störungen."
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Deutsches Museum - Ein Geschenk fliegt ein
11. März: "Am Mittag trifft das Dornier-Wal-Flugzeug D 1411, das vom Reichsverkehrsministerium dem Deutschen Museum zum Geschenk gemacht wurde, auf dem Flugplatz Oberwiesenfeld ein. Der Landung wohnt das gesamte fliegerisch interessierte München bei. Oskar von Miller begrüßt die beiden Piloten [...]."
Gymnasien verzeichnen rückläufige Schülerzahlen
13. März: "Die Einschreibungen an den höheren Lehranstalten Münchens haben infolge der Wirtschaftsnot und der Erhöhung des Schulgeldes einen teilweise erheblichen Rückgang gegenüber dem Vorjahre ergeben." Am Ludwigsgymnasium wurden 51, am Max-Gymnasium 68 (Vorjahr 105), am Theresiengymnasium 136 (140), am Wilhelmsgymnasium 143 Schüler (193) [...] angemeldet. "In den genannten Anstalten insgesamt ist die Zahl der Anmeldungen von 1.870 auf 1.266 zurückgegangen. Auch bei den höheren Mädchenschulen ist ein zum Teil nicht unerheblicher Rückgang der Anmeldungen zu verzeichnen."
Schlechte Salvator-Bilanz
15. März: "Der diesjährige Salvator-Ausschank auf dem Nockherberg geht zu Ende. Die Besucherzahl blieb mit 17.500 rund um ein Drittel hinter derjenigen des Vorjahres zurück. Der Bierkonsum betrug in den acht Tagen 34.500 Liter." Am 19. März, dem Josefitag, allerdings lockte das Wetter noch einmal zahlreiche Besucher nach Giesing, so daß sich die Schlussbilanz wohl doch noch etwas verbesserte: "Bei überaus prächtigem Wetter wird auf dem Nockherberg nochmals Salvatorbier ausgeschenkt. Infolge des Massenbesuchs muß die Gaststätte wegen Überfüllung zeitweise gesperrt werden. Es werden rund 80 Hektoliter ausgeschenkt. Um 6 Uhr 30 Minuten ist offiziell Schluß und um 7 Uhr 45 Minuten ist der Keller geräumt."
Pat und Patachon besuchen München
18. März: "Am Vormittag treffen die dänischen Filmkomiker Pat und Patachon (Karl Schentröm und Harald Madsen) in München zu einem kurzen Besuch ein. Sie werden am Bahnhof von zahlreichen Filmfreunden herzlich empfangen; vormittags findet bei Bürgermeister Dr. Küfner ein Empfang statt. Abends wohnen die beiden der Erstaufführung ihres neuen Films ‚Knall und Fall' in den Luitpold-Lichtspielen und im Filmpalast bei."
Gemeinden in Not
21. März: "Der Hauptausschuß des Bayerischen Städtetags trat zu einer Sitzung im Rathaus in München zusammen. [...] Behandelt wurden die gegenwärtig besonders dringenden Fragen der Gemeindepolitik, Arbeitslosigkeit und ihrer Auswirkungen auf die Gemeinden, die Frage der Arbeitsbeschaffung im Jahr 1932, das Umschulungsproblem, die Haushaltsausgleichung in den Gemeinden, die Regelung des innerbayerischen Finanzausgleichs. Eine Reihe von Fragen, die mit der dringenden Notwendigkeit einer finanziellen Reichs- und Landeshilfe und ihrer Regelung zusammenhängen, deren Förderung jüngst auch im Haushaltsausschuß des bayerischen Landtags herausgestellt wurde, verdichtete sich in Entschließungen zu formulierten Vorschlägen der bayerischen Städte und Märkte an die Reichsregierung und die bayerische Staatsregierung."
Neue Gemeindeumlagen
22. März: "Bis zur Verabschiedung des neuen Stadthaushaltes beschloß der Stadtrat, die sog. zwangsläufigen Ausgaben für Gehälter, Löhne, Pensionen usw. in der anfallenden Höhe zu leisten. Die übrigen Ausgaben dürfen jedoch monatlich ein Zwanzigstel der vorjährigen Haushaltsansätze nicht übersteigen. Gleichzeitig beschloß der Stadtrat gegen die Stimmen der Nationalsozialisten und Kommunisten [...] die Gemeindeumlagen vorerst mit folgenden Sätzen zu erheben: Bei der Grundsteuer mit 600 Prozent, bei der Haussteuer, Gewerbesteuer und Hausiersteuer mit 400 Prozent der entsprechenden Landessteuer."
Frühes Industriebauwerk verschwindet
25. März: "Das alte Gaswerk am Kirchstein in Steinhausen, Münchens erstes Gaswerk überhaupt, das im Jahre 1899 aus dem Besitz der Gasbeleuchtungsgesellschaft an die Stadt kam, wird abgebrochen."
Zahlen aus dem Schlachthof
31. März: "Nach Mitteilung der Schlacht- und Viehhofdirektion wurden im Schlachthof in der Zeit vom 1.4.1931 bis zum 31.3.1932 geschlachtet: 70.368 Stück Großvieh, 157.325 Kälber, 302.179 Schweine und 19.762 Schafe."
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Schrannenhalle brennt
8. April: "In der Nacht brach in der Schrannenhalle am Viktualienmarkt Feuer aus, das sich rasch zum Großfeuer ausdehnte. Ein starker Sturm fachte den Brand, der in der südlichen Ecke der 1851/53 erbauten Schrannenhalle entstanden war, zu einem lodernden Flammenmeer an. Die umliegenden Häuser wurden stark in Mitleidenschaft gezogen; die Freibank, die Löwenapotheke und zwei weitere Anwesen brannten z.T. vollkommen aus. Von der 76 Meter langen und 24 Meter breiten nördlichen Hälfte der Schrannenhalle steht nur noch das Eisengerippe. Die Sanitätskolonnen mußten in 87 Fallen eingreifen."
Da das Gebäude nicht mehr zu retten war, wurde die Reste der Schrannenhalle in den folgenden Wochen abgebrochen. Der noch intakte nördliche Teil wurde eingelagert und zunächst vergessen. Nach seiner Wiederentdeckung wurde er wiederaufgebaut und konnte 2005 eröffnet werden.
Trudering erhält Anschluss ans Münchner Wassernetz
14. April: "Der Hauptausschuß genehmigte den Betrag von 5.650 M zum Anschluß des Truderinger Wasserwerkes an das Rohrnetz der Stadt München, nachdem Trudering am 1. April der Stadt München eingemeindet wurde." Trudering wurde nach langwierigen Verhandlungen als damals 32. Stadtbezirk in die Landeshauptstadt eingegliedert. Heute ist Trudering-Riem der 15. Stadtbezirk.
Münchner Schwalben kehren aus dem Süden zurück
19. April: Die Chronik berichtet, dass eine größere Anzahl der im Herbst 1931 mittels Flugzeug von München nach Italien transportierten Schwalben, die durch den plötzlichen Wintereinbruch an der Reise nach dem Süden verhindert und durch Fußringe kenntlich gemacht worden waren (s. Chronik 1931), wieder in München und Umgebung beobachtet wurden.
Haushaltsausstellung
30. April: "Die Berufsorganisation der Hausfrauen Münchens veranstaltet im Ausstellungsgelände auf der Theresienhöhe eine Ausstellung unter dem Titel '400 Jahre deutscher Haushalt'. Während Halle IX Möbel und Einrichtungen von der gotischen bis zur Neuzeit präsentiert, werden in den anderen Hallen Erzeugnisse aus dem Gebiet der Technik, Chemie, Wohnkultur, Hygiene, der Mode und des Sports gezeigt."
Männerwallfahrt nach Altötting
30. April: "Bei günstigem Wetter findet die 27. Münchner Männerwallfahrt nach Altötting statt, an der ca. 1.300 Personen, darunter Prälat Dr. Scharnagl, Stadtpfarrer Knon, mehrere Stadträte sowie zahlreiche Geistliche teilnehmen." In Altötting nahmen die Wallfahrer in Gegenwart von Ministerpräsident Dr. Held an den Feierlichkeiten teil, die anlässlich des 300. Todestages des Feldherrn Tilly in Altötting stattfanden.
Notlandung auf der Theresienwiese
1. Mai: "Am Sonntagmittag kurz vor ½ 2 Uhr mußte das Flugzeug D 1743 notlanden. Nach der Angabe des Flugzeugführers geschah die Notlandung wegen Benzinmangels. Gegen ½ 3 Uhr erschien das Überfallkommando und ein Aufgebot blauer Polizei sowie die Luftschifffahrtspolizei per Rad und sicherten das Flugzeug durch Absperrmaßnahmen. Nachdem das Flugzeug mit ca. 25 Liter Benzin versehen worden war, stieg die Maschine um ¾ 3 Uhr wieder auf."
Feuerwehrübung
22. Mai: "Im Hof der [[Türkenkaserne]] findet eine Landesinspizierung der Abt. 1, 2,3, 8 und 9 der Freiwilligen [[Feuerwehr]]en Münchens durch den Landesbranddirektor Gewerberat Ecker statt. Es werden Fuß- und Geräte-, Expeditions- und Exerzierübungen gezeigt, außerdem findet in der Gabelsbergerstraße [...] eine große Angriffsübung statt. Die Übung wird mit einem Vorbeimarsch der Mannschaften vor dem Landgerichtsbranddirektor und den Ehrengästen beschlossen."
Die Stadt als Auftraggeberin
7. Juni: "Der Stadtrat hat folgende Gelder bewilligt: Für den Balkonschmuck am Rathaus 4.000 Mark, 13.800 Mark für den Gebäudeunterhalt in den Badeanstalten, 1.170 Mark für tausend Kleiderbügel in den Sommerbädern, 6.300 Mark für die Hauptreinigung der Brause- und Wannenbäder, [...] 44.000 Mark für die Kanalisierung der [[Sixstraße]] in Obergiesing, 6.000 Mark für einen Rohrkanal an der Fürstenrieder Straße [...] Zugestimmt wurde ferner der Bereitstellung von 20.000 Mark für den innerdeutschen Luftverkehr als Subventionierung; dagegen stimmten die drei Kommunisten, da es sich bei dem Flugverkehr um ‚imperialistische Kriegszwecke' handle."
Stadtarchiv München - Fotosammlung (Foto: Valérien)
FC Bayern wird deutscher Meister
Am 12. Juni fand in Nürnberg der Endkampf um die deutsche Fußballmeisterschaft 1932 statt, bei welcher der Fußballklub Bayern gegen den FC Eintracht Frankfurt mit 2:0 gewann. Am folgenden Abend wurde die zurückkehrende Mannschaft im Königssalon des Hauptbahnhofes durch die Vertreter der Münchner Sportverbände und dann im Großen Sitzungssaal des Rathauses durch Oberbürgermeister Dr. Scharnagl empfangen.
Hitler-Kundgebung im Zirkus Krone
24. Juni: "In der polizeilich gesperrten Versammlung im Zirkus Krone [...] erinnerte Adolf Hitler zunächst an den Wandel der letzten Wochen. Er meinte, die Bayerische Volkspartei habe Glück, daß die heutige Reichsregierung keine nationalsozialistische sei und der Reichskanzler von heute v. Papen und nicht Adolf Hitler heiße. [...] Außerordentlich heftig wurde der nationalsozialistische Führer, als er auf die Vorgänge im Bayerischen Landtag zu sprechen kam, und drohte heftigsten Kampf und Repressalien in den von den Nationalsozialisten beherrschten Ländern an. Die Nationalsozialisten würden sich jedenfalls niemals beugen. Von Bayern aus habe die Revolution ihren Ausgang genommen, von hier aus soll auch die deutsche Erhebung gehen." Die bayerische Staatsregierung hatte die zweite Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten unterstützt. Bei den Landtagswahlen hatte die BVP 45 Prozent, die NSDAP 43 Prozent (vgl. 1928: 9 Prozent) und die Sozialdemonkraten nur 20 Prozent (vgl. 1928: 34 Prozent) der Stimmen erreicht.
Steigende Arbeitslosigkeit
Nach dem Halbjahresbericht des Münchner Arbeitsamtes gab es zum 30. Juni 1932 im Bezirk des Arbeitsamtes München 82.000 Arbeitssuchende, "wovon auf die Stadt München 73.100 treffen. Gegenüber dem Vorjahre ist in München die Zahl der Arbeitssuchenden um 20.000 gestiegen."
Ausstellung "Das Atlantropa-Projekt"
19. Juli:"Im Ausstellungsgebäude im Alten Botanischen Garten wird eine Ausstellung von Plänen und graphischen Darstellungen veröffentlicht, die das Atlantropa-Projekt des Regierungsbaumeisters Hermann Soergel behandeln." Schon Ende der 1920er Jahre hatte der Architekt Hermann Sörgel (1885-1952) den Plan entwickelt, einen gewaltigen Staudamm in der Strasse von Gibraltar zu bauen, um damit das Mittelmeer vom Atlantik abzuriegeln und es langsam auszutrocknen. Neben dem daraus erwachsenden enormen Landgewinn sollten mithilfe des über 30 Kilometer langen Staudamm gewaltige Energiemengen produziert werden. Sörgel war überzeugt, so die Probleme Hunger, Energieknappheit und Überbevölkerung auf einen Schlag lösen zu können. Das wichtigste Ziel für ihn aber war, Europa und Afrika zu "Atlantropa" zu vereinigen. 1932 publizierte Sörgel seine utopischen Pläne und wurde damit schlagartig bekannt.
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Konferenz der Reichsernährungsminister
19. Juli: "Unter dem Vorsitz des Reichsernährungsministers Freiherr von Braun findet in München eine Konferenz der Landwirtschaftsminister der deutschen Länder statt. Die Konferenz beschäftigt sich mit den brennendsten Tagesfragen der Landwirtschaft, besondern mit den Fragen der Erntebewegung und Erntefinanzierung, dem Kreditzinsproblem sowie den Fragen des Absatzes und des Schutzes der Erzeugnisse der Milch- und Molkereiwirtschaft, des Obst- und Gartenbaus und der Viehzucht. [...] In der Aussprache kommt zum Ausdruck, dass neue starke Maßnahmen zum Schutz der bäuerlichen Erzeugnisse bei den katastrophalen Weltverhältnissen nicht entbehrt werden können und deshalb mit Beschleunigung geschaffen werden müssen."
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Start zur Alpenfahrt
Am 28. Juli "ist in München der Start zur großen Internationalen Alpenfahrt angesetzt, die [...] gemeinsam mit den international anerkannten Autoklubs Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, Italiens und Frankreichs organisiert wurde. 107 Teilnehmer begeben sich [...] auf Fahrt. Die Strecke führt über rund 2.000 km, wobei 20 der schwersten Alpenpässe und Gebirgsstraßen zu bezwingen sind. [...] An Münchnern nehmen Hinterleitner (Wanderer), Kagerer und Drax (Hanomag) an der Alpenfahrt teil."
Deutsche Erfinder präsentieren ihre Ideen
29. Juli: "In den Räumen der Alten Akademie an der Neuhauser Straße wurde durch Oberbürgermeister Dr. h.c. Scharnagl eine Ausstellung des Deutschen Erfinder-Schutzverbandes e.V. (Sitz München) eröffnet. Die Ausstellung, deren Besuch jedermann, besonders Fabrikanten, Geschäftsleuten usw. eindringlich empfohlen werden kann, macht den Besucher in 21 Arbeitsräumen an Hand von Modellen und Beschreibungen mit den neuesten praktischen Erfindungen bekannt."
Das größte Flugzeug der Welt besucht München
1. August: "Junkers G 38, die ‚2500', das größte Landflugzeug der Welt, das von der Deutschen Lufthansa auf der Strecke Berlin-Amsterdam-London eingesetzt ist", landete anlässlich des Internationalen Rundflugs Zürich auch in München. "Die Maschine hat Raum für 34 Passgiere und sieben Mann Besatzung."
Glückwünsche für die Münchner Olympiasieger
14. August: "Oberbürgermeister Dr. Scharnagl hat an die deutsche Olympiadelegation in Los Angeles folgendes Telegramm gesandt: ‚München, die Stadt der meisten Olympiasieger, sendet seinen erfolgreichen Landsleuten herzlichste Glückwünsche. Oberbürgermeister Scharnagl." Die erfolgreichen Münchner Sportler Schleimkofer, Zigklarski, Straßberger, Wölpert, Ismayr und Ehr trafen am 4. September in München ein: "Sie werden im Königssalon durch Vertreter der Stadt und der Sportverbände begrüßt. Anschließend formiert sich ein Festzug mit zahlreichen geschmückten Autos, mit vielen Fahnen- und Standartenabordnungen, der über den Marienplatz [...] zum Löwenbräukeller führt. Hier findet im großen überfüllten Saal der offizielle Festabend statt."
Internationales Hockey-Turnier
Am 11. September "findet im [[Dantestadion]] ein Wettkampf zwischen der deutschen und der indischen Hockey-Nationalmannschaft statt, dem ca. 6.000 Zuschauer beiwohnen. Indien gewinnt mit 6:0. Vormittags wurden die beiden Nationalmannschaften im Großen Sitzungssaal des Rathauses von Bürgermeister Dr. Küfner empfangen."
Oktoberfest 1932 - Sanitäts- und Polizeibilanz
17. September: "Während des ganzen [[Oktoberfest|Oktoberfestes]] mußte die Sanitätswache 760mal eingreifen. Erfreulicherweise handelte es sich nahezu restlos um leichtere Fälle. [...] Auch die Polizei hatte [...] reichlich zu tun. Es wurden einige Spitzbuben verhaftet, eine ganze Anzahl von Betrunkenen in Schutzhaft genommen, verschiedene kleinere Raufereien geschlichtet und eine Reihe von unwillkommenen Angreifern auf die Ehre weiblicher Wiesnbesucher festgenommen."
"Landesblumentag"
24. September: "Der Samstag und Sonntag standen im Zeichen des Heckenröschens. Wer es sich ansteckte, der tat ein gutes Werk für die armen kinderreichen Familien Münchens. 200 Sammelpaare setzten insgesamt 120.000 Blumen ab. [...] Das Ergebnis der Sammlung fiel [...] zur vollen Befriedigung aus."
Hundeausstellung
25. September: "Die in der früheren Autohalle des Ausstellungsgeländes abgehaltene Rassehund-Ausstellung erfreute sich eines außerordentlich starken Besuchs, was für München mit seinen 22.000 Hunden in 68 Rassen nicht verwunderlich ist. Zur Schau gestellt waren rund 700 Hunde aller Rassen, Arten und Größen, von der gewaltigen gefleckten Dogge [...] bis zum kleinen Spitz [...]. Stark vertreten waren besonders die Münchener Schnauzer und die kleinen rothaarigen Foxel. Fast alle Tiere waren behütet von ihren Besitzern und wenn manchmal das ‚Fraule' mit im strohgedeckten Zwinger saß, konnte man im Zweifel darüber sein, wer da ausgestellt ist."
Straßenbenennungen
7. Oktober: "Durch die Erschließung von neuen Bauquartieren mußten viele Straßen angelegt werden, die durch den Stadtrat ihre Namen erhalten. Im Oktober legte der Wohnungsreferent dem Stadtrat neuerdings solche Benennungen vor. Es wurden im ganzen 90 Straßen neu benannt. [...] Der Platz zwischen Rothpletzstraße und Eulerstraße in Neu-Freimann erhielt den Namen ‚Vollmarplatz'. Vorerst freilich ist er nichts weiteres als eine Wiese."
Botaniker Goebel gestorben
Am 9. Oktober stirbt der Botaniker und Schöpfer des neuen Botanischen Gartens Karl von Goebel (geb. 1855 in Billigheim/Baden). Er wird auf dem Ostfriedhof bestattet. Der Botaniker war 1891 nach München gekommen. Er legte nicht nur den Alpengarten auf dem Schachen an, sondern organisierte ab 1903 auch die Verlegung des Botanischen Gartens von der Elisenstraße nach München-Nymphenburg. Abb. s. unten
Öffentliche Uhren
19. Oktober: "In München geben gegenwärtig 68 öffentliche Uhren die genaue Zeit an oder sollten es wenigstens. 51 davon befinden sich an Kirchtürmen und öffentlichen Gebäuden, 27 von ihren besitzen einen elektrischen Aufzug. 17 entfallen auf die Stadtuhranlage und sind meist an Lichtreklamesäulen angebracht."
Neuerliche Reichstagswahlen
6. November: "Im ganzen Reich finden heute zum zweiten Mal in diesem Jahre die Wahlen zum deutschen Reichstag statt. [...] In München, das in 392 Stimmbezirke eingeteilt ist, werden insgesamt 386.921 Stimmen abgegeben, davon sind 3.370 ungültig. Von den gültigen Stimmen entfallen auf die
* Nationalsozialisten 95.382 Stimmen
* Sozialdemokraten 79.109 Stimmen
* Kommunisten 75.552 Stimmen
* Deutschnationale Volkspartei 25.597 Stimmen
* Bayerische Volkspartei 95.243 Stimmen
* Deutsche Volkspartei 3.414 Stimmen."
Novemberwetter
18. November: "Dicker feuchter Novembernebel hat in den letzten Tagen das Münchner Stadtbild dem Londons ähnlich gemacht. Vom Morgen bis zum Abend steht in den Straßen eine graue Mauer und der Verkehr der Straßenbahnen und der Autos kann nur unter Beobachtung äußerster Vorsicht durchgeführt werden. Infolge des Nebels ereigneten sich einige Straßenunfälle. So überrannte ein motorradfahrender Buchdrucker auf der Ingolstädter Landstraße einen radfahrenden Schreiner."
Landtagsabgeordnete Ammann gestorben
23. November: "Frau Landtagsabgeordnete Ellen Ammann, Arztens- und Hofratsgattin, stirbt in ihrer Wohnung an einem zweiten Schlaganfall." Ellen Ammann (geb. 1870 in Stockholm) war eine der wenigen weiblichen Abgeordneten des Bayerischen Landtags 1919 (Frauenanteil: 5,7 Prozent); Frauen hatten erst 1919 das Stimmrecht erhalten. Sie war Mitglied der Bayerischen Volkspartei. Daneben engagierte sie sich u.a. als Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes München.
Milch für München
28. November: "Der Oberbayerische Milchversorgungsverband hat in seiner letzten Sitzung den Kleinverkaufspreis für Frischmilch in München auf 24 Pfennige festgesetzt. Ferner wurde beschlossen, dem Stadtrat München von der ersten Dezemberwoche an auf die Dauer von zunächst drei Monaten täglich 300 Liter Frischmilch unentgeltlich als Beitrag zur Winternothilfe zur Verfügung zu stellen."
Gustav Meyrink gestorben
Am 4. Dezember starb der Schriftsteller und Übersetzer Gustav Meyrink (geb. 1868 in Wien) in Starnberg im Alter von 65 Jahren. Meyrink war ursprünglich Bankier in Prag gewesen; 1902 kam er unschuldig unter Betrugsverdacht. 1905 übersiedelte er nach München und lebte fortan als freier Schriftsteller; ab 1911 lebte er in Starnberg. Meyrink wandte sich dem Okkulten und Antibürgerlichen zu und gilt mit seinen bekannten Romanen "Der Golem", "Das grüne Gesicht", "Walpurgisnacht" und "Der weiße Dominikaner" als Klassiker der phantastischen Literatur. In sein Werk gingen mystische, kabbalistische und indische Geisteselemente ein. Er selbst konvertierte 1927 zum Buddhismus. Abb. s. unten
Kaiser-Ludwig-Denkmal soll wieder versetzt werden
7. Dezember: "Das Kaiser Ludwig-Denkmal im Dom soll von seinem bisherigen Platze entfernt werden. Der Generaldirektor des Nationalmuseums Dr. Halm und Oberbibliotheksrat Dr. Hartig haben sich nun in einem Schreiben an Kardinal Faulhaber gewandt. Dieselben erklären, in den Kreisen traditionserfüllter Bayern und Freunde bayerischer Kunst habe die Absicht der Denkmalsversetzung große Bestürzung hervorgerufen; sie schlagen deshalb vor, den älteren gotischen Teil an einer bevorzugten Stelle des nunmehr gänzlich der Gotik zurückgegebenen Domes aufzustellen und das ohnedies als Ehrengrab der Wittelsbacher gedachte Erzdenkmal in der St. Michaelskirche aufzustellen." Das in rotem Marmor ausgeführte gotische Hochgrab Kaiser Ludwigs in der Frauenkirche war im frühen 17. Jahrhundert von dem Bildhauer Hans Krumper mit einem erzenen "castrum doloris", also einem fürstlichen Trauergerüst, ummantelt worden. In der Apsis unter dem 1605 errichteten Bennobogen plaziert, blieb es bis zur Regotisierung der Kirche im Jahr 1868 im kultischen Zentrum des Doms. Mit dem Abbruch des Bennobogens musste auch das Kaisergrab weichen. Mittlerweile hat es seinen Standort noch öfter gewechselt. Es befindet sich nun im hinteren Kirchenteil, wo es nur noch musealen Wert genießt.
Anschlag auf Nazi-Treff
9. Dezember: Auf ein vorzugsweise von Nationalsozialisten besuchtes Lokal wurde ein ungewöhnlicher Anschlag verübt: "Das ‚Café zur braunen Front' in der Ludwigstraße wurde in der Nacht von unbekannten Tätern mit dunkelroter Farbe angestrichen. Eine Kolonne muß an der Arbeit gewesen sein, um die Hauswand von oben bis unten rot anzustreichen. Von den Tätern hat man keine Spur."
Stadtarchiv München - Fotosammlung (Foto: Pettendorfer)
Christkindlmarkt
"Der Weihnachtsmarkt findet am 9. mit 24. Dezember auf dem Sendlinger-Tor-Platz und den anschließenden Spielplatzanlagen statt. [...] Vorherrschend sind Waren, die hauptsächlich in der winterlichen Jahreszeit benötigt bzw. als Geschenke für Weihnachten gedacht sind: Woll-, Weiß-, Schmuck-, Spiel-, Schuh-, Zuckerwaren, Spitzen, Wachstuch, Berufskleider und Krawatten."
Münchner Zigarettenfabrikant gestorben
13. Dezember: "Kurz vor Vollendung seines 59. Lebensjahres ist nach schwerem Leiden der [...] Zigarettenfabrikant Salomon Minikes gestorben. Er brachte als erster 1895 die Zigarettenfabrik-Industrie nach München und errichtete 1897 die erste Zigarettenfabrik, die bald 150 Arbeiter beschäftigte. [...] Während des Weltkrieges hat er über 100.000 Zigaretten als Liebesgaben ins Feld geschickt. Auch sonst hatte er eine offene Hand. Das Rote Kreuz wurde von ihm besonders unterstützt."
Bitte um Weihnachtsüberraschung für Studenten
22. Dezember: "Viele arme begabte Studierende müssen das Weihnachtsfest einsam und ohne Lichterbaum in ihrer Studentenbude verbringen. Für sie bittet das Studentenhaus herzlich um Übersendung kleiner Weihnachtspäckchen, die einem Studenten über die Feiertage hinweghelfen und ihm eine kleine Festfreude bereiten können."
Statistisches zum Jahresende
"Nach einer vom städtischen Statistischen Amt herausgegebenen Zusammenstellung zählt München gegenwärtig ca. 736.000 Einwohner. Die Gesamtfläche des Münchner Stadtgebiets beträgt 18.828 Hektar. Die Gesamtzahl der Geborenen beträgt im Jahr 1932: 8.884, die der Gestorbenen 9.236 und die der Eheschließungen 6.126."
Am 1. Dezember 1932 war im Bereich der Stadtgemeinde München eine "Aufnahme der Tierbestände" durchgeführt worden. "Danach wurden in 4.048 tierbesitzenden Haushaltungen gezählt: 2.517 Pferde (ohne Militärpferde), 20 Maultiere und Esel, 3.296 Stück Rindvieh, 5.189 Schweine, 4.307 Schafe, 1.803 Ziegen, 63.564 Stück Federvieh, 1.660 Bienenvölker und 19.652 Hunde.
"Die Zahl der Flaschenbier-Verkaufsstellen betrug im Jahre 1932 insgesamt 2.251 gegenüber 2.232 in Vorjahre." 2412 Erlaubnisscheine "zum Betreiben des Straßenhandels" wurden ausgestellt. "Fischerkarten wurden gelöst 1.257 (im Vorjahr 1.329). Erlaubniskarten zum Fischen in der Isar wurden 62 ausgestellt gegenüber 88 im Vorjahr."
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** 6. November: Neuerliche Reichstagswahlen. "Im ganzen Reich finden heute zum zweiten Mal in diesem Jahre die Wahlen zum deutschen Reichstag statt. [...] In München, das in 392 Stimmbezirke eingeteilt ist, werden insgesamt 386.921 Stimmen abgegeben, davon sind 3.370 ungültig.
** Von den somit gültigen Stimmen entfallen auf die
*** Nationalsozialisten 95.382 Stimmen
*** Bayerische Volkspartei 95.243 Stimmen
*** Sozialdemokraten 79.109 Stimmen
*** Kommunisten 75.552 Stimmen
*** Deutschnationale Volkspartei 25.597 Stimmen
*** Deutsche Volkspartei 3.414 Stimmen."
<big>[[1933]]:</big>
Hinweis: Für die "[[Stadtchronik im Internet]]" werden in der originalen Chronik fehlende, aber historisch wichtige Ereignisse ergänzt. Sie sind - ebenso wie erläuternde Erklärungen - in "Kursiv-Schrift" kenntlich gemacht.
Gebet für den Frieden
8. Januar: "Die in München seit dem vergangenen Jahre am ersten Sonntag eines jeden Monats stattfindende feierliche Messe zur Erhaltung des Friedens wurde als erste dieses Jahres von Kardinal Erzbischof Dr. von [[Faulhaber]] in der [[St. Bonifatius]]kirche gelesen. Dem Gottesdienste wohnten mit prominenten Mitgliedern des Friedensbundes u.a. auch der französische Gesandte Graf d'Ormesson an."
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Prinz Karneval zu Besuch im Rathaus
11. Januar: "Der heurige Prinz Karneval der Narrhalla, Franz Joseph von Halalili, Franz Schmid, wurde durch den Präsidenten der Narrhalla, Hans Sollfrank, dem Oberbürgermeister Dr. Scharnagl vorgestellt. Die Vorstellung des Faschingsprinzen soll nun jedes Jahr als erstes öffentliches Auftreten des Neugewählten stattfinden."
"SA" und "SS" marschieren
Am 15. Januar veranstalteten die Nationalsozialisten in München "einen Aufmarsch ihrer SA und SS von der Widenmayrstraße ausgehend durch einen Teil der Stadt bis zum Zirkusgebäude. Der Vorbeimarsch der wahrscheinlich 5.000 Teilnehmer, zum Teil vom Publikum mit Heilrufen begrüßt, dauerte ¾ Stunden."
Amtlich registrierte Not
20. Januar: "Die Stadt München zählt gegenwärtig 11.070 Empfänger von Arbeitslosenunterstützung. 19.250 Krisenunterstützungsempfänger, 37.500 anerkannte Wohlfahrtserwerbslose, 8.500 sonstige Erwerbslose, 5.000 ‚Dauerbefürsorgte' der allgemeinen Fürsorge, 10.600 Sozialrentner, 2.900 Kleinrentner, 340 unterstützungsbeziehende Kriegsbeschädigte und 10.000 Empfänger von Zusatzrenten. Über 105.000 Münchner leben also von öffentlicher Unterstützung, die Familienangehörigen nicht eingerechnet. Jeder siebente Münchner trägt demnach die Unterstützungskarte in der Tasche."
Hitler zum Reichskanzler ernannt
Anlässlich der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler improvisierten die Nationalsozialisten am 30. Januar eine "Siegesfeier" auf dem Königsplatz. Obwohl die unangemeldete Versammlung unter das Polizeiverbot fiel, nahm die Polizei davon Abstand einzugreifen.
Reichskanzler Hitler besucht München
5. Februar: "Reichskanzler Adolf Hitler traf [...] von Berlin kommend mit einem Sonderflugzeug der Lufthansa auf dem Flugplatz München-Oberwiesenfeld ein. Zur Begrüßung hatten sich Reichsinnenminister Dr. Frick und Landtagsabgeordneter Stadtrat Esser eingefunden."
Allerorten politische Kundgebungen
Am 12. Februar "veranstaltete das Reichbanner der Au, Haidhausen und Giesing einen größeren Propagandamarsch, während die Nationalsozialisten in Haidhausen, Bogenhausen und Denning politische Umzüge hielten. Die Polizei hatte umfassende Sicherheitsmaßnahmen getroffen [...]. Von kleineren Anrempelungen abgesehen kam es zu keinerlei Zusammenstößen. Die Kommunisten versammelten sich im Zirkus Krone zu ihrer Wahlversammlung. Das Zirkusgebäude war fast voll besetzt. Bei der Versammlung wurde eine polizeiliche Waffenkontrolle vorgenommen.
Ministerpräsident Held kritisiert Hitlers Politik
21. Februar: "Unter der Devise ‚Freiheit für Volk, Heimat und Glaube' veranstaltet die Bayerische Volkspartei im Hotel Union eine Wahlkundgebung [...]. Der Parteivorsitzende eröffnet die Kundgebung. Sodann spricht Ministerpräsident Held, der sich vor allem eingehend mit der ersten programmatischen Kundgebung der neuen Reichsregierung befaßt, die er einer historisch-kritischen Betrachtung unterzieht. In seinen Ausführungen verurteilt der Ministerpräsident die neuen Formen des politischen Kampfes, der nur noch auf Haß abgestellt sei. [...] Dr. Held erntet für seine Ausführungen stürmischen Beifall."
Kardinal ruft Christen auf, Verantwortung zu übernehmen
26. Februar: "Von den Kanzeln der Kirchen der Erzdiözese München-Freising wurde der Fastenhirtenbrief des Kardinal Erzbischofs Dr. von Faulhaber verlesen. [...] In den Ausführungen über die Pflichten des christlichen Staatsbürgers wird gesagt, für den Staatsbürger sei es eine Gewissenspflicht an den öffentlichen Wahlen teilzunehmen. [...] Die einzelnen Christen hätten als Staatsbürger die Pflicht, im öffentlichen Leben Farbe zu bekennen. Es gehe bei den Wahlen nicht bloß um politische Fragen, es gehe um die Wahrung christlicher Grundsätze im öffentlichen Leben, um die Freiheit der Kirche [...] und die christliche Kultur des Abendlandes. Die gewissenhaften Bürger dürften nicht teilnahmslos beiseite stehen und nicht tatenlos zuschauen, wenn dem Staatskörper Wunden geschlagen werden, an denen er mit der Zeit verbluten muß."
Vorsichtsmaßnahmen nach dem Reichstagsbrand
28. Februar: "Die Brandstiftung im Reichstag hat den Präsidenten des Bayerischen Landtags, Dr. Stang, veranlaßt [...] eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen anzuordnen. Die Bewachung und Kontrolle des Landtagsgebäudes wurde sofort verstärkt. [...] Zutritt haben nur die Abgeordneten und die im Hause tätigen Journalisten, dagegen werden fremde Personen [...] nicht mehr eingelassen."
Die NS-Fahne weht erstmals am Münchner Rathaus
Beginn der "Gleichschaltung" in München
9. März: "Der Reichsminister des Innern übernimmt die Befugnisse der Obersten Landesbehörde in Bayern. Er überträgt ihre Wahrnehmung dem General Ritter von Epp. Dieser beauftragt den Reichstagsabgeordneten und SS-Führer Himmler mit der kommissarischen Leitung des Polizeipräsidiums in München, setzt Kommissare zur besonderen Verwendung ein und ernennt als Beauftragten für das Ministerium des Innern den Landtagsabgeordneten Wagner." Bei einer Kundgebung vor der Feldherrnhalle sagten die Nationalsozialisten dem Kommunismus und dem Judentum den Kampf an. Gegner der neuen Regierung wurden in "Schutzhaft" genommen. Am Abend wurde am Turm des Neuen Rathauses die Hakenkreuzfahne gehisst. Erste Presseverbote wurden ausgesprochen.
Oberbürgermeister Scharnagl gibt unter Zwang sein Amt auf
Am 20. März trat Karl Scharnagl (BVP), der seit 1925 Erster Bürgermeister bzw. ab 1926 Oberbürgermeister gewesen war, von seinem Amt zurück. Er wies dabei ausdrücklich darauf hin, dass er "unter Vorbehalt aller seiner Rechte nur der Gewalt" weiche (Völkischer Beobachter vom 21. März 1933). Zwei Tage später, am 22. März, übernahm der bisherige NSDAP-Stadtrat Karl Fiehler zunächst kommissarisch das Amt des Ersten Bürgermeisters.
Turnerbund hofiert die neue Regierung
20. März: "In der Sitzung des Vorstandes des Bayerischen Turnerbundes wurde folgende Entschließung angenommen: Die Neugestaltung der politischen Verhältnisse in Deutschland hat im Vorstand eine Aussprache mit folgendem Ergebnis herbeigeführt: Die Leitung des Bayerischen Turnerbundes begrüßt die Einsetzung der nationalen Regierung in Deutschland, weil sie von ihr erwarten kann, dass sich nunmehr die in der historischen Entwicklung der Deutschen Turnerschaft gelegenen Aufgaben und nationalen Ziele durch die höchste Unterstützung des Regimes durchsetzen werden."
Ein Gefangenentransport erreicht das [[Konzentrationslager Dachau]]
Konzentrationslager Dachau eröffnet
Am 22. März wurde auf dem Gelände der ehemaligen Pulverfabrik Dachau ein "Konzentrationslager" in Betrieb genommen. Der Chronist berichtet, dass zunächst etwa 60 "linksgerichtete Personen" im Lager untergebracht worden seien.
Die ersten Lagerinsassen wurden provisorisch im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Fabrik untergebracht. Sie mussten die übrigen verfallenen Gebäude instandsetzen, die langfristig der Unterbringung von bis zu 5.000 Häftlinge dienen sollten. Die Bewachung übernahm anfangs die Bayerische Landespolizei. Ab 11. April 1933 wurden der Wachdienst und ab 30. Mai auch die Leitung des Wachkommandos der "SS" übertragen.
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Boykott gegen jüdische Geschäfte
1. April: „Schlagartig werden mehr als 600 jüdische Firmen Münchens boykottiert, zum Schutze der Inhaber und zur Belehrung des Publikums durch Posten gesichert und durch Plakatierung der Schilder gekennzeichnet. Die Zulassung von Juden zu Mittel- und Hochschulen, zu Ärzte- und Rechtsanwaltschaft wird auf eine relative Zahl beschränkt.“
Die Chronik berichtet nicht, dass ein „Zentralkomitee zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze“ unter Julius Streicher bereits Ende März 1933 von München aus dazu aufrief, einen Boykott gegen jüdische Geschäfte, Arzt- und Juristenpraxen zu organisieren. Obwohl die antisemitische Aktion in ganz Deutschland für Samstag, den 1. April 1933 angesagt, war, begann sie in München bereits am Vortag. Mitglieder der "SA" versuchten die Bevölkerung am Betreten jüdischer Geschäfte und Praxen zu hindern, kennzeichneten diese mit antisemitischen Parolen und schikanierten Leute, die den Boykott missachteten.
„Gleichschaltung“ von Stadtrat und Bayerischem Landtag
In der ersten Sitzung des "gleichgeschalteten Stadtrats am 26. April wurde Adolf Hitler und Franz Ritter von Epp das Ehrenbürgerrecht der Stadt München verliehen. Die SPD-Stadträte verließen aus Protest den Saal.
Am 29. April stimmte der Bayerische Landtag dem Ermächtigungsgesetz zu. Die Chronik berichtet nicht, dass die SPD-Abgeordneten die Zustimmung verweigerten.
Stadtarchiv München - Fotosammlung
Bücherverbrennung auf dem Königsplatz
Die Chronik vom 10. Mai notiert in telegrammartigem Stil: „19.45 Uhr: Akademische Feier der NS-Revolution in der Universität. Ansprache der Rektoren Geh. Rat Prof. Dr. Leo Ritter von Zumbusch und Prof. Dr. Schacher (TH) zur Übergabe des von der Bayerischen Staatsregierung gegebenen Studentenrechts an die Führer der Studentenschaft [...] Festrede des Kultusministers Hans Schemm über die Entwicklung und Umwandlung des vergangenen Maschinen- und Verstandszeitalters in ein ‚Seelen-, Gemüts- und Rassenzeitalter‘. Appell an das Verantwortungsbewußtsein [...] 22.30 Uhr Fackelzug der gesamten Studentenschaft vorbei an der mit einer roten Flammenkette geschmückten Feldherrenhalle zur öffentlichen Feier auf dem mit Flaggen und girlandenbekränzten Pylonen festlich ausgestatteten Königsplatz. In Anlehnung an des ‚Wartburgfest‘ Verbrennung von volkszersetzenden Schriften kommunistischer, marxistischer, pazifistischer Haltung (vielfach aus jüdischer Feder stammend) als Symbol der Abkehr vom undeutschen Geist [...]“
Die Münchner Schriftsteller Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf und Thomas Mann emigrierten noch im selben Jahr aus Deutschland.
SPD-Stadträte in Schutzhaft
Nachdem sämtliche Münchner SPD-Stadträte der am 17. Mai an sie ergangenen Aufforderung, auf ihre Mandate zu verzichten, nicht nachkamen, wurden sie am 22. Mai in Schutzhaft genommen. Das reichsweite Verbot der SPD am 22. Juni 1933 enthob sie endgültig ihrer Mandate.
„Gleichschaltung“
31. Mai: „Der Verband Münchener Eiergroßhändler und der Kampfbund des Münchener Eiergroßhandels beschließen in einer gemeinsamen Versammlung den Zusammenschluss.
Altbürgermeister Schmid gestorben
8. Juni: Der Altbürgermeister und Ehrenbürger Eduard Schmid (SPD) stirbt im Alter von 71 Jahren. Schmid war von 1919 bis 1924 Bürgermeister. Das Ehrenbürgerrecht hatte er anlässlich seines 70. Geburtstags bekommen. Schmid wurde am Ostfriedhof bestattet.
Die SPD-Politikerin Pfülf begeht Suizid
Die Chronik berichtet nicht darüber, dass die Politikerin Toni Pfülf (*1877) am 9. Juni 1933 ihrem Leben aus Verzweiflung über die Machtübernahme der Nationalsozialisten ein Ende setzte. Pfülf, aus einer Offiziersfamilie stammend, war zunächst Lehrerin geworden. 1918 wurde sie Mitglied im Landesarbeiterrat und Vorsitzendes des Bundes sozialistischer Frauen sowie des Lehrerrats in München. 1919 wurde sie Abgeordnete der Deutschen Nationalversammlung in Weimar, später Reichstagsabgeordnete der SPD. Toni Pfülf wurde 1963 mit einer Straßenbenennung in der Fasanerie-Nord geehrt.
Psychiater Prinzhorn gestorben
14. Juni: Im Alter von 47 Jahren stirbt in München der Arzt, Philosoph und Reiseschriftsteller Hans Prinzhorn an den Folgen einer Typhuserkrankung. Prinzhorn, der als Psychiater an der Heidelberger Klinik wirkte und dort eine nach ihm benannte Sammlung künstlerischer Arbeiten von Psychiatriepatienten aufbaute, wurde auf dem Waldfriedhof beerdigt.
Neuorganisation der Jugend
17. Juni: Im Museumssaal (= Saal der Gesellschaft Museum im ehemaligen Palais Porcia in der heutigen Kardinal-Faulhaber-Straße) findet die erste große Hitlerjugend-Führertagung statt. Zugleich wird bekannt, dass Reichsjugendführer Baldur von Schirach als „Jugendführer des Deutschen Reiches“ künftig an der Spitze aller Verbände der männlichen und weiblichen Jugend sowie der Jugendorganisationen von Erwachsenen-Verbänden steht.
„Gleichschaltung“
17. Juni: Der Bayerische Landesverband für Vogelzucht und -schutz e.V. sowie die Weltbundesgruppe für Vogelzucht vollzogen „die Gleichschaltung und nehmen einstimmig eine diesbezügliche Entschließung an“. Zwei Tage später hielt die Zwangsinnung für das Tapezierer-, Polsterer-, Dekorations- und Linoleumgewerbe hält im Kreuzbräusaal ihre erste Innungsversammlung nach der „Gleichschaltung“ ab.
Beamten sind Auslandsreisen untersagt
20. Juni: „Auslandsreisen der bayerischen Beamten bedürfen in Zukunft der Genehmigung der vorgesetzten Dienststelle. Die Staatsbeamten sollen dadurch, dass sie ihren Erholungsurlaub in Deutschland verbringen, zur Hebung des Fremdenverkehrs beitragen.“
NS-Frauenpolitik
20. Juni: „Auf einer Kundgebung der NS-Frauenschaft führt Kultusminister Schemm u.a. aus, Frauen sollten nicht Berufe in Anspruch nehmen, „die dem Wesen des Mannes entsprächen. Was dem Wesen der Frau entspricht, werde ihr zugebilligt, aus der Erkenntnis heraus, dass die Frau große ethische, politische, wirtschaftliche und kulturelle Aufgaben zu vollbringen hat. Das ureigenste Frauentum sei aber immer im Muttertum verankert. Die Mutter müsse wieder ihren Kindern zurückgegeben werden.“
Grabstätten der Revolutionäre werden beseitigt
22. Juni: Der städtische Hauptausschuss fasst einstimmig den Beschluss, „der wohl in allen Kreisen der Bevölkerung völlige Zustimmung finden wird, nämlich die sofortige Entfernung von Grabdenkmälern der Revolutionsmacher von 1919, Kurt Eisner und Gustav Landauer, aus den christlichen Friedhöfen.“
Katholische Feldgeistliche bekennen sich zu Hitler
5. Juli: „Die Vereinigung ehemaliger bayerischer katholischer Feldgeistlicher hielt in München ihre Jahresversammlung ab. Polizeioberpfarrer Schneider erklärte, wenn heute der Frontsoldat wieder an der Spitze des Staates marschiere, so marschiere auch der Frontgeistliche mit ihm. Der katholische Geistliche sei durch seine politische Tätigkeit in der Vergangenheit in Mißkredit gekommen. Jeder Katholik müsse jedoch selbstverständlich national und christlich sein. Die Versammlung, die ein Bekenntnis zum Führer Adolf Hitler darstellte, genehmigte die Änderung des Vereinsnamens in ‚Vereinigung katholischer geistlicher Kriegsteilnehmer‘.“
"Gleichschaltung" der Theaterbesucher
25. Juli: „Die bisherigen Theaterbesucher-Organisationen Kampfbund Bühne, Theatergemeinde und Volksbühne werden zu einer einzigen Organisation verschmolzen, die den Namen ‚Deutsche Bühne München‘ führt.“
Erste Sitzung des nur mehr mit Nationalsozialisten besetzten Münchner Stadtrats.
Festakt des NS-Stadtrats
25. Juli: „Die nationalsozialistische Stadtratsfraktion feierte im Rathaus die Übernahme der alleinigen Macht im Stadtrat mit einem Festakt im geschmückten Großen Sitzungssaal, dem Vertreter der Staatsregierung, des Polizeipräsidiums, der Reichswehr, des evangelischen Landeskirchenrats u.v.a. beiwohnten. Oberbürgermeister Fiehler, der die 17 neuen Stadtratsmitglieder verpflichtete, rühmte München als die Heimat Hitlers und das Herz der nationalsozialistischen Bewegung. Der Kampf um die Macht sei beendet, jetzt habe die Aufbauarbeit zu beginnen.“Italienische Jungfaschisten besuchen München
Italienische Jungfaschisten besuchen München.
Italienische Jungfaschisten besuchen München
26. Juli: „Im Hauptbahnhof treffen 411 Jungfaschisten aus Italien ein [...]. Unter Führung eines Musikzuges marschieren die Gäste zur Residenz. Im Ballsaal findet [...] ein feierlicher Empfang statt, bei dem nach den Begrüßungsworten des Botschafters Cerutti Adolf Hitler zu den Gästen spricht. [...] Sodann begeben sich die Jungfaschisten zur Besichtigung ins Braune Haus.“
Willfähriger Rundfunk
1. August: „Der neue Leiter des gesamten Deutschen Rundfunks Eugen Kadamovsky nimmt in einer Pressebesprechung [...] zu den grundlegenden Aufgaben des Deutschen Rundfunks Stellung. Er rügt die bis dahin wirksame Überorganisation und die übertriebene Spezialisierung der Programme, sodann die von den marxistisch jüdischen Elementen unterstützte Pfründen- und Bonzenwirtschaft. Eine Säuberung des Rundfunks soll bis 1. September vollzogen sein.“
Stadtarchiv - Fotosammlung
Luftschutzübung - Probe für den Kriegsfall
Am 5. August „wurde vom Abschnitt Hochland des Reichsluftschutzbundes eine groß angelegte Luftschutzübung durchgeführt, um der gesamten Bevölkerung der Stadt die Gefahren eines Luftangriffes vor Augen zu führen und ihr damit die Bedeutung der Luftschutzbewegung eindringlich klar zu machen. Die Veranstaltung fand denn auch das größte Interesse der Bevölkerung. [...] Der Luftangriff erfolgte in der Weise, daß die „feindlichen“ Flugzeuge die Stadt mit insgesamt 8.000 Papierbomben [...] bewarfen. Zur Warnung heulten auf dem Karlsplatz und Marienplatz 3 Minuten lang Sirenen.“
Vorrang für Männer
7. August: „Der Stadtrat, der eine Prüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse der verheirateten städtischen Beamtinnen durchführte, hat daraufhin 84 Beamtinnen entlassen. Es handelte sich um solche, die im Bürodienst tätig waren – diese werden durch männliche Arbeitskräfte ersetzt – und um Beamtinnen, die als Lehrkräfte, Kindergärtnerinnen, Wohlfahrtspflegerinnen usw. Dienst taten, wofür geeignete andere weibliche Beamte berufen werden.“
Hoegners Mobiliar beschlagnahmt
Am 8. August berichtet die Chronik: „Der vormalige sozialdemokratische Abgeordnete Landgerichtsrat Dr. Wilhelm Hoegner ist nach dem Sieg der nationalen Revolution ins Ausland geflüchtet und hält sich nun in Innsbruck auf. Von dort aus machte er den Versuch, die Einrichtung seiner Münchner Wohnung an der Tengstraße zu verschieben. [...] Die Bayerische Politische Polizei kam jedoch noch rechtzeitig hinter diese Schiebung und beschlagnahmte die schon abfuhrbereite Wohnungseinrichtung.“
Der Jurist Wilhelm Hoegner war 1920 Mitglied der SPD geworden. Seitdem er Mitberichterstatter im Untersuchungsausschuss über den "Hitler-Putsch" 1923 gewesen war, war er zu einem der engagiertesten Gegner der Nationalsozialisten geworden. Von 1924–1930 war er Landtagsabgeordneter, danach Reichstagsabgeordneter. Nach der „Machtergreifung“1933 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen und floh zunächst nach Österreich, später in die Schweiz. Nach seiner Rückkehr 1945 wurde er Senatspräsident des Oberlandesgerichts München, 1945/46 bayerischer Ministerpräsident und Justizminister. Hoegner gilt als „Vater“ der 1946 geschaffenen bayerischen Verfassung.
Redakteur Fechenbach „auf der Flucht“ erschossen.
Am 8. August wurde der Schriftsteller Felix Fechenbach (geb. 1894) bei seinem Transport in ein Konzentrationslager erschossen. Nach offizieller Version befand er sich „auf der Flucht“.
Fechenbach war 1912 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei geworden. Während der Revolutionszeit 1918/19 war er Kurt Eisners Sekretär gewesen.
Gulbransson-Ausstellung geschlossen
10. August: Der Stadtrat stimmte einem Dringlichkeitsantrag der nationalsozialistischen Stadtratsfraktion einstimmig zu, der die Schließung einer Ausstellung mit Werken des norwegischen Zeichners und Malers Olaf Gulbransson (1873–1958) in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus forderte: „Der Führer der nationalsozialistischen Fraktion wies bei der Begründung des Antrags darauf hin, daß Gulbransson Adolf Hitler auf das Unflätigste in Wort und Bild verhöhnt habe. Die SA finde es unbegreiflich, daß Gulbransson, der die SA jahrelang als Mordbestien und Idioten hingestellt habe, eine solche Ausstellung gestattet werde."
Gulbransson war seit 1902 Mitarbeiter der Münchner Satirezeitschrift „Simplicissimus“.
„Deutsche“ Speisekarten
15. August: „Die Reichspresse- und Propagandastelle des Einheitsverbandes des Deutschen Gaststättenverbandes veröffentlicht eine Mahnung, die sich gegen die Verwendung von Fremdwörtern in den Speisekarten verwendet. Mit Recht, so heißt es, wird vielfach darüber Klage geführt, daß in den Gaststätten nach wie vor zu viele Fremdwörter benutzt werden.“
Erste Maßnahmen zur Ausgrenzung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger
16. August: Durch eine Verfügung der Gemeindeordnung wurde mit sofortiger Wirkung „Personen nichtarischer Abstammung“ der Besuch der städtischen Badeanstalten mit Ausnahme der Brause-, Wannen- und medizinischen Einzelbäder untersagt.
Lichtspieltheater-Besitzer schwören NS-Eid
Im Kleinen Festsaal der Münchner Tonhalle fand am 20. September die Vereidigung der „Verbandszelle bayerischer Lichtspieltheaterbesitzer“ statt. Der Eid lautete: „Ich gelobe hiermit, meine ganze Kraft in den Dienst des Vaterlandes zu stellen, im Geiste Adolf Hitlers zu wirken und zu schaffen und mich den Anordnungen meines Führers zu fügen.“
Hoher Besuch aus Japan
15. September: „Exzellenz Kano, der frühere Erzieher und jetzige Berater des japanischen Kaisers, hat anläßlich eines zur Zeit in München unter dem Protektorat des Reichssportführers zur Durchführung gelangenden Jiu-Kurses dem bayerischen Ministerpräsidenten Besuch gemacht und ihm dabei die besondere Freude und Anerkennung über die Verhältnisse in Deutschland, Bayern und München zum Ausdruck gebracht mit der Versicherung, daß er nachdrücklich dazu beitragen werde, die falschen Gerüchte, die im Ausland über Deutschland verbreitet werden, zurückzuweisen.“
Stadtarchiv - Fotosammlung
Grundsteinlegung für das „Haus der Deutschen Kunst“
Am 15. Oktober legte Adolf Hitler den Grundstein zum „Haus der Deutschen Kunst“, das den 1931 abgebrannten Glaspalast ersetzen sollte. Das Ereignis war Anlass für verschiedene Ehrungen: Die Akademie der Bildenden Künste verlieh dem Reichskanzler „für Verdienste um die Kunst“ die Goldene Ehrenmedaille und ernannte den Architekten des Gebäudes, Paul Ludwig Troost, zu ihrem Ehrenmitglied.
Günstige Angebote
22. Oktober: „Die Bürstenfabrik Pensberger & Co AG kündigte den Ausverkauf ihrer Bestände an. Das im Jahr 1873 gegründete und „Weltruf genießende Unternehmen sah sich durch die wirtschaftlichen Verhältnisse [...] gezwungen, die Fabrikation einzustellen. „Der Einwohnerschaft Münchens bietet sich die sehr günstige Gelegenheit, gute Toilettenbürsten, Garnituren, Wandbretter mit Bürsten u. dergl. zu außerordentlich vorteilhaften Preisen für das kommende Weihnachtsfest zu kaufen.“
Ein Denkmal für die „Befreier Münchens 1919“
Auf Einladung von Oberbürgermeister Fiehler versammelten sich am 27. Oktober Vertreter der Wirtschaft, der Kunst, der Presse u.a., um „einem Beschluss des Stadtrats auf Bildung eines Arbeitsausschusses für die Errichtung eines Denkmals für die Befreier Münchens von den kommunistischen Horden nachzukommen.“
Das Denkmal sollte an die Beendigung der kommunistischen Räterepublik durch Freikorps-Gruppen und die Reichswehr erinnern. In Giesing, wo besonders heftige Kämpfe getobt und die "Befreier" sogar teilweise zurückgeschlagen worden waren (was als "Schmach von Giesing" ins Gedächtnis der Nationalsozialisten einging) sollte ein demonstratives Zeichen des Sieges im Jahr 1919 gesetzt werden. Das von Ferdinand Liebermann gestaltete Freikorps-Denkmal wurde vor der Schule an der Ichostraße in Giesing aufgestellt. Es wurde am 3. Mai 1942 eingeweiht, dem 23. Jahrestag der Kämpfe in Giesing. Das Denkmal zeigte einen 10 m hohen nackten Mann, der mit bloßen Händen eine Schlange erwürgt. Auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung wurde es entfernt. Heute befindet sich an der Mauer eine abstrakte Skulptur.
Fugger-Bibliothek kommt unter den Hammer
6. November: „Im Auktionsgeschäft Karl und Faber gelangt die 450 Nummern umfassende Büchersammlung des Augsburger Patriziers Markus Fugger, eine der wertvollsten deutschen Bibliotheken aus dem 15./16. Jahrhundert, zur Versteigerung. Das Ergebnis der Auktion, an der sich viele Vertreter ausländischer Buchantiquariate beteiligen, beträgt über 160.000 Mark.“
Stadtarchiv - Fotosammlung
Verbreiterung der Schwanthalerstraße
15. November: „Die Übergabe des nach großzügigen Verkehrsgesichtspunkten neu erbauten Teiles der Schwanthalerstraße gestaltete sich in Anwesenheit von Vertetern städtischer und staatlicher Behörden sowie einer großen Zuschauermenge zu einem festlichen Ereignis. Staatsminister Adolf Wagner übergab nach einleitenden Worten des Oberbürgermeisters Fiehler die neue Straße dem öffentlichen Verkehr. In seiner Ansprache verwies er darauf, daß man früher um solche Projekte deshalb jahrelang gestritten habe, weil die Persönlichkeit fehlte, die seinerzeit den Streit durch ein Machtwort beendete. Die Nationalsozialisten stritten nicht untereinander, sondern arbeiteten und deshalb gelängen ihnen auch die übernommenen Aufgaben.“
Geistliche berichten über Greuel im Konzentrationslager Dachau
29. November: Nachdem katholische Geistliche aus München über Greueltaten im KZ Dachau berichtet hatten und festgenommen worden waren, teilte die Bayerische Politische Polizei mit, die Berichte seien „offenbar in der Absicht, Empörung und Unruhe zu erregen“, verbreitet worden. Weiter hieß es, die „Bayerische Politische Polizei habe in Verfolgung ihrer Bestrebungen, den durch den Abschluß des Konkordats angestrebten Religionsfrieden zu wahren, die notwendigen Erhebungen durchgeführt, in deren Verlauf mehrere Geistliche festgenommen worden seien.“
„Gleichschaltung“ der bayerischen Richter
Am 3. Dezember beschloss der Bayerische Richterbund seine Auflösung und die Überführung seiner etwa 1.600 Mitglieder in den Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ).
Weihnachtsmarkt
9. Dezember: In den Anlagen beim Sendlinger-Tor-Platz fand der Weihnachtsmarkt statt: „An Lebens- und Genußmitteln gelangen Feinkost, warme Würste, Pferdefleisch, Rauch- und Zuckerwaren, Früchtebrot und alkoholfreie Getränke zu Verkauf, ferner werden Woll-, Weiß-, Partie- und Schuhwaren, Herrenkonfektion, Hüte, Schürzen, Unterwäsche, Berufskleider, Krawatten und Spitzen zu finden sein. Besonders reich ist selbstverständlich die Auswahl an Christbaumschmuck, Holzspielwaren und sonstigen Spielwaren aller Art.“
Bauarbeiten an der Reichsautobahn München-Salzburg
Bau der Reichsautobahn München-Salzburg beginnt
Am 11. Dezember berichtete der Chronist, der Bau der Reichsautobahn München-Salzburg sei „in aller Stille“ begonnen worden. „Schon seit einigen Wochen sind umfangreiche Erd- und Forstarbeiten in der Nähe Münchens im Gange. Hunderte von Arbeitern sind bereits beschäftigt. [...] Man rechnet mit einer Gesamtbauzeit bis zu drei Jahren.“
Prinzregentenstadion eröffnet
Zur Eröffnung des neu erbauten Eisstadions an der Prinzregentenstraße am 16. Dezember fanden sich fast 2.500 Menschen ein. Direktor Behr vom Stadtamt für Leibesübungen übermittelt den Glückwunsch der Stadt für den Bau des Stadions und schließt mit einem „Sieg Heil auf den Förderer desselben, unseren Volkskanzler Adolf Hitler.“ Aus Anlass der Eröffnung fanden „sportliche Vorführungen“ statt.
Volkskunst aus dem Erzgebirge
17. Dezember: „Im Weißen Saal des alten Polizeigebäudes wird in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste die Wanderausstellung 'Erzgebirgische Volkskunst' eröffnet. Der Leiter der Ausstellung M. Kirbach legt den kulturellen und wirtschaftlichen Zweck der Ausstellung dar, in der Spielwaren, Erzeugnisse der Heimindustrie im Notstandsgebiet des Sächsischen Erzgebirges und erzgebirgische Klöppelspitzen gezeigt werden. Mittelpunkt der Ausstellung, die für die darniederliegende Heimindustrie werben will, ist der Erzgebirgische Weihnachtsberg, eine Wunderschau schlichter Holzschnitzerkunst, an welcher ein Menschenalter gearbeitet worden ist.
Weihnachtsfeier der „Hitler-Jugend“
Am 23. Dezember veranstaltete die Gauleitung München-Oberbayern der NSDAP eine Reihe öffentlicher Weihnachtsfeiern an den in den Straßen und Plätzen der Stadt aufgestellten Weihnachtsbäumen. An diesen Feiern nahm die gesamte „Hitler-Jugend“ Münchens mit ihren Spielmannszügen teil, ferner die Musikkapellen der "SA" und "SS", der Polizei und der Angestellten der Städtischen Straßenbahnen. „Im Scheine der Lichter und Fackeln sprachen vor den Fahnen der Deutschen Freiheitsbewegung Redner des Gaues über den Sinn des Deutschen Weihnachten.“
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* Bei der Reichstagswahl [[1933]] erzielt die NSDAP in München 37% der Stimmen
* Bei der Reichstagswahl [[1933]] erzielt die NSDAP in München 37% der Stimmen
* 9. März 1933: die SA "besetzte" das Münchner [[Rathaus]]
* 9. März 1933: die SA "besetzte" das Münchner [[Rathaus]]
* Nach der gewaltsamen Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden alle Ämter mit Parteimitgliedern besetzt. Der Nazi Heinrich Himmler wird als Polizeipräsident eingesetzt (reichsweit folgen entsprechende Positionen, so dass er fast die gesamte Polizei kontrolliert).
* Nach der gewaltsamen Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden alle Ämter mit Parteimitgliedern besetzt. Der Nazi Heinrich Himmler wird als Polizeipräsident eingesetzt (reichsweit folgen entsprechende Positionen für ihn, so dass er bald reichsweit fast die gesamte Polizei kontrolliert).
* 10. März: ein weltweit bekanntes Foto von der Art der “Machtergreifung“
::Im Auftrag seines Mandanten Max Uhlfelder, dem Inhaber des [[Kaufhaus Uhlfelder]], ging der Rechtsanwalt [[Michael Siegel]] am 10. März 1933 zur Hauptpolizeiwache, um eine Anzeige aufzugeben, da am Vorabend von den NS-Sturmtrupplern, der sog. SS, die Fenster des bekannten Geschäftes zerstört worden waren. Uhlfelder selbst war ins [[KZ Dachau]] verschleppt worden.
::Siegel wurde in der Wache von der SS (sie waren von Himmler und Co. zu Hilfspolizisten ernannt worden) in den Keller gebracht und so misshandelt, dass ihm Zähne aus dem Mund fielen und ein Trommelfell platzte. Danach zerschnitt man seine Hose, und er wurde von der SS barfuß mit einem großen Schild um den Hals durch die Münchner [[Altstadt|Innenstadt]] getrieben.
::::Auf dem Schild stand ''„Ich werde mich nie mehr bei der Polizei beschweren“''.
::Die Fotos davon werden auch heute noch in Medien – wie zum Beispiel in Schulbüchern, der Ausstellung im [[NS-Dokumentationszentrum]] und im Fernsehen – als Dokumente des Antisemitismus und der mit dem Machtantritt der Nazis sofort einsetzenden Judenverfolgung gezeigt.
 
* Karl Fiehler, lokaler NSDAP-Aktivist, wird von 1933 bis 1945 zum Oberbürgermeister ernannt.
* Karl Fiehler, lokaler NSDAP-Aktivist, wird von 1933 bis 1945 zum Oberbürgermeister ernannt.
* In [[Dachau]] richtet die SA und SS München noch im März das erste permanente ''Konzentrationslager'' ein, das [[KZ Dachau]]
* In [[Dachau]] richtet die SA und SS München noch im März das erste permanente '''Konzentrationslager''' ein, das [[KZ Dachau]] (diverse Zeitungsnotizen)
* [[1934]]: Hitler ermordet bzw. lässt von der SS und anderen Bewaffneten inner- und außerparteiliche Gegner seiner Politik ermorden
 
 
;[[1934]]
 
 
* Hitler ermordet bzw. lässt von Untergebenen in der der SS und anderen Bewaffneten auf seinen direkten Befehl inner- und außerparteiliche Gegner seiner Politik ermorden
* [[1936]]: Olympiade, die IV. Olympischen Winterspiele wurden vom 6. – 16. Februar 1936 in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen. Die Sommerspiele folgen in Berlin.
* [[1936]]: Olympiade, die IV. Olympischen Winterspiele wurden vom 6. – 16. Februar 1936 in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen. Die Sommerspiele folgen in Berlin.
* 1937/38: Umfangreiche [[Arisierung]]en jüdischer Unternehmen
* 1937/38: Umfangreiche [[Arisierung]]en jüdischer Unternehmen (Raub, Diebstahl, Erpressung) neben den Beraubungen Einzelner auf offener Straße.
 
- Lücken
 
 
 
;<big>1938</big>
* [[1938]]: [[Eingemeindungen]], darunter auch [[Pasing]]
* [[1938]]: [[Eingemeindungen]], darunter auch [[Pasing]]
* 30. September 1938: Unterzeichnung des [[Münchner Abkommen]]s im 'Braunen Haus' in der Arcisstraße
* 30. September 1938: Unterzeichnung des [[Münchner Abkommen]]s im 'Braunen Haus' in der Arcisstraße
* 9. November [[1938]]: Im [[Altes Rathaus|Alten Rathaus]] hält der NS-Propagandeminister Joseph Goebbels eine Rede, die als Auftakt des reichsweiten Novemberpogroms, Judenverfolgung im November 1938, gilt.
* 9. November [[1938]]: Im [[Altes Rathaus|Alten Rathaus]] hält der NS-Propagandeminister Joseph Goebbels eine Rede, die als Auftakt des reichsweiten Novemberpogroms, Judenverfolgung im November 1938, gilt.
* Von den ca 12.000 jüdischgläubigen Deutschen in München waren bis zum Beginn der massenhaften Judenmorde rund 7.500 ins Ausland geflüchtet (verharmlosender Ausdruck: ''ins Exil'' ).
;<big>1939</big>
* 4./5. März: Flakübung „Luftschlacht über Freimann“
:: Das Flakregiment 5 veranstaltete in [[Freimann]] ein Wochenende der Offenen Tür, bei dem die "Truppe im Dienst, ihre Waffen und ihre Unterkünfte" besichtigt werden konnten. Auch ein Angriff, bei dem über München und Freimann kreuzende feindliche Flieger von Scheinwerfern rund um die Stadt in die Lichtkegel genommen wurden, war zu bestaunen; während des fingierten Angriffs wurden über den Rundfunk Erläuterungen für die Bevölkerung gesendet. Am zweiten Tag war Gelegenheit gegeben, die Batterie-Reviere, die Geschütze und Geräte des Regiments zu besichtigen. "Lustige Spiele für Erwachsene und Kinder tragen zur Unterhaltung bei." Höhepunkt der Veranstaltung war die Übung "''Luftschlacht über Freimann",'' die beweisen sollte, "unter welch starkem Schutz die Stadt steht". Angeblich kamen 200.000 Besucher.
* 11. März: Im Alter von 78 Jahren stirbt Stadtbaudirektor [[Hans Grässel]], der 40 Jahre als Baurat bzw. Stadtbaudirektor tätig war. Er wird in einem städtischen Ehrengrab auf dem [[Waldfriedhof]] beigesetzt. Grässel prägte durch viele Neubauten das Stadtbild nachhaltig. U.a. schuf er die großen Friedhofsbauten, Schulhäuser, das Nymphenburger Waisenhaus, das Hl. Geist-Spital, das Dall'Armi-Bürgerheim, das Stadtbauamt, das Sparkassengebäude und das Wehramt, in dem sich heute das Stadtarchiv München befindet.
* 1. September [[1939]]: Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg (Auswirkungen in der Stadt)]] beginnt in Europa mit dem Überfall auf das Nachbarland Polen.
* 1. September [[1939]]: Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg (Auswirkungen in der Stadt)]] beginnt in Europa mit dem Überfall auf das Nachbarland Polen.
* 8. November 1939: scheiterte [[Georg Elser]]s Attentatsversuch auf Hitler bei dessen jährlichem Treffen mit so genannten "alten Parteigenossen" (PGs) im [[Bürgerbräukeller]].
* 8. November 1939: scheiterte [[Georg Elser]]s Attentatsversuch auf Hitler bei dessen jährlichem Treffen mit so genannten "alten Parteigenossen" (PGs) im [[Bürgerbräukeller]].
* Von den ca 12.000 jüdischgläubigen Deutschen in München waren bis zum Beginn der massenhaften Judenmorde rund 7.500 geflüchtet.  
* weitere ''Lücke !''
** Nove
 
== Literatur ==
* ''[[Chronik_der_Stadt_München,_Stahleder|Chronik der Stadt München]]'' von [[Helmuth Stahleder]], 2005, Bd. 1-3 (bis 1818), Standardwerk
* Historische [https://www.muenchen.de/rathaus/dam/jcr:5e70d97f-1642-44c5-8c7f-a4dfc83c8155/Ratsprotokolle_Teil01.pdf Ratsprotokolle] ab [[1459]]: Hrsg Stahleder, Bd. 1 - 4 (PDF mit Vorbemerkungen)
* sonst divers auf dem: [[Bücherbrettl#Geschichte|Bücherbrettl]]
 
== Weblinks ==
* Landeshauptstadt München: [https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Direktorium/Stadtarchiv/Chronik/Chr-Allgemein.html Die Stadtchronik im 19. Jahrhundert]
* [[Stadtgeschichte München]]: [https://stadtgeschichte-muenchen.de/index.php Stadtgeschichte München — Geschichte für Kenner]
* Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Münchens Geschichte Münchens]
* Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_der_Stadt_München Chronik der Stadt München]
 
[[Kategorie:Geschichte]]

Aktuelle Version vom 6. Dezember 2023, 00:34 Uhr

München wurde 1158 zum ersten Mal als Villa Munichen urkundlich erwähnt, als Heinrich der Löwe bei den Isarinseln am Platz der heutigen Ludwigsbrücke eine Brücke über die Isar errichtete und die bestehende bischöfliche Brücke bei Unterföhring zerstörte, um vom Salzhandel zu profitieren. Mit der Brücke, und damit mit dem Salzhandel, erhielt München das Markt-, Münz- und Zollrecht von Kaiser Friedrich Barbarossa zugesprochen (siehe auch Münchens Gründungslegenden).

Wachstum

Obwohl München schon 1328 kaiserliche Residenzstadt wurde, begann der Aufstieg zur Großstadt erst 450 Jahre später. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wuchs München rapide, was 1806 noch beschleunigt wurde, als München die Hauptstadt des napoleonischen Königreichs Bayern wurde. Hatte München 1700 gerade einmal 24.000 Einwohner, so verdoppelte sich die Bewohnerzahl bald alle 30 Jahre, so dass 1871 170.000 Menschen in München lebten und 1933 840.000.

Kultur

Unter der Regierung von König Ludwig I. (18251848) wurde München zu einer weithin bekannten Kunststadt. Die Klassizisten Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner gestalteten die Ludwigstraße, den Königsplatz und die Residenz.

Unter Prinzregent Luitpold (18861912) erlebte München einen gewaltigen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Es entstanden unter anderem die Prinzregentenstraße und das Prinzregententheater. Schwabing erlebte um die Jahrhundertwende eine Blüte als Künstlerviertel, in dem zahlreiche bedeutende Literaten und Maler der Zeit verkehrten. 1896 wurde die Münchner Kulturzeitschrift Jugend erstmals herausgegeben, die namensgebend für den Jugendstil wurde.

Der Gedanke öffentlicher Schausammlungen durch den Staat wird im Nationalmuseum, Alter Pinakothek, Neuer Pinakothek sowie in der Pinakothek der Moderne immer weiter entwickelt. Z. B. war 1836 die Alte Pinakothek der größte Museumsbau der damaligen Welt.

Epochen

München im Mittelalter

Die Geschichte der Stadt München beginnt offiziell mit dem Jahr 1158, in dem die Stadt erstmals nachweisbar urkundlich erwähnt wird. Sie leitet ihren Namen seitdem von einem Mönch ab. 100 Jahre später wird aus dem kleinen Marktort die Residenz eines von zwei, später sogar vier bayerischen Teilherzogtümern.

Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts kam es wiederholt zu Aufständen der Bürgerschaft gegen die Herzöge, die daraufhin ihren Regierungssitz vom Alten Hof in die neue Residenz am Stadtrand verlegten.

Die Teilherzogtümer werden ab 1506 wieder in einer Hand vereint und München wird deren Hauptstadt.

Frühe Neuzeit

Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts an werden viele Bauten für den Hof und die Staatsverwaltung sowie für die Kirche errichtet, Stichwort bayerisches Barock (ein "Deutsches Rom"; ein unumstrittener Begriff, da es ja keine Hauptstadt, -residenz gibt).

Siehe auch: König Karl Theodor

19. Jahrhundert

Nach 1800 beginnt München mit der IndustrialisierungW schnell zu wachsen. Denn durch den Frieden von Pressburg (27. Dez. 1805) wird Bayern mit seiner Residenzstadt aus einem von vielen Flickerlteppichen in Mitteleuropa zu einem relevanten Mittelstaat in Deutschland. Erste Industriebetriebe wie die Textilfabrik Brügelmann und die Lederfabrik-Aktiengesellschaft für Lederfabrikation entstehen in und um München. Das 19. Jahrhundert zählt für die Stadt wirtschaftlich-industriell, politisch und kulturell, vor allem auch in städtebaulicher Hinsicht als das prägende Jahrhundert. Die Könige Ludwig I. und Max II. verändern mit ihren Entscheidungen das Stadtbild und die Stadtgeschichte.

Die Märzrevolution der MünchnerInnen von 1848/48 verändert die Monarchie, die seither als an eine Verfassung gebundene Staatsform (konstitutionelle Monarchie) gilt. Noch kann sich die Bewegung für die Demokratie nicht vollständig durchsetzen. König Max II. gelingt eine Teilkehre zur Reaktion (Pressezensur, mit Preußen verbündeter Militärstaat).

München im 20. und 21. Jahrhundert

Die großen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts - Revolution von 1918 und die folgende Demokratisierung des Staats, zwei Weltkriege, NS- Diktatur, Wiederaufbau und "Wirtschaftswunder" - liegen auch auf dem historischen Weg Münchens zur Hauptstadt des heutigen Freistaates Bayern innerhalb Deutschlands und Europas.

Zeit der beiden Weltkriege

Zeit des ersten Weltkriegs

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Wie du siehst, ist dieser Artikel oder Abschnitt über Stadtgeschichte leider noch etwas lückenhaft und kurz. Er könnte gut eine Überarbeitung gebrauchen!

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Zeit zwischen den beiden Weltkriegen

Nach dem Ersten Weltkrieg scheiterte auch in München die kommunistische Revolution (siehe: Räterepublik), und in den folgenden Jahren wurde München zunehmend die "Hauptstadt der NS-Bewegung" Hitlers.

Das NS-Regime stellt sich in München als unbesiegbare Großmacht dar. Sofort nach der Machtübernahme kommt es zu Verhaftungswellen. Aufmärsche und Propaganda bestimmen nun das Stadtbild.

Viele jüdischgläubige Münchner und Münchnerinnen fliehen unter dem Druck der NS-Verfolgungsmaßnahmen.

Zeit des zweiten Weltkriegs

Die meisten der jüdischgläubigen und aus anderen Gründen Verfolgten, denen die Flucht nicht gelingt, werden vom NS-Regime in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert und zum Teil langjährig inhaftiert. Viele werden dort grausam ermordet.

In der Stadt selbst werden nach 1939 zahlreiche KZ- und Zwangsarbeitslager errichtet (in der Größe von 400 KZ-Nebenlagern und Zwangsarbeitslagern). Deutsche und ausländische Gefangene werden ausgebeutet, misshandelt und in großer Zahl ermordet. Viele sterben am Verhungern oder nicht behandelten Krankheiten. Viele leiden noch Jahrzehnte an den Folgen der Inhaftierung.

Die Stadtbevölkerung leidet als Kriegsfolge, wie in den meisten deutschen Großstädten, unter umfangreichen Zerstörungen durch Flächenbombardements der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Am Ende ist die Besetzung der Stadt im April 1945 durch die Alliierten eine Befreiung von starkem Druck und für viele auch eine wirkliche Befreiung aus den Gefängnissen, den Kasernen, den KZ- und Zwangsarbeitslagern.

1945 bis 1999

Nach dem weitgehend am historischen Stadtbild orientierten Wiederaufbau entwickelte sich München nach dem Zweiten Weltkrieg zum High-Tech-Standort, außerdem siedelten sich zahlreiche Unternehmen der Dienstleistungsbranche an, so zum Beispiel Medien, Versicherungen und Banken. Auch der Tourismus erlebte in der an bedeutenden Museen (z.B. Alte, Neue und Pinakothek der Moderne, Deutsches Museum) und Sehenswürdigkeiten reichen Stadt einen Aufschwung. Im Jahre 1972 war München Gastgeber der XX. Olympischen Sommerspiele, die durch ein Attentat palästinensischer Terroristen überschattet wurden. Für die Spiele wurde die Stadt mit einer U-Bahn ausgestattet.

Für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 1983 wurde der Westpark auf ehemaligen Industriegeländen und Brachland gestaltet.

Im Jahre 1992 wurde der vor den Toren Münchens gelegene neue Flughafen eröffnet, der alte Flughafen Riem wurde geschlossen und zur Messestadt Riem umgebaut.

Nach dem Jahr 2000

Am Messegelände wurde das Gelände der Bundesgartenschau 2005 (BUGA 2005) angelegt.

Chronologie, Daten

Vor 1400

  • 1156: das Herzogtum Österreich wird auf dem Reichstag von Regensburg als die Mark Österreich vom Herzogtum Bayern getrennt
  • 1158, 14. Juni: Augsburger Schied, erste urkundliche Erwähnung Münchens
  • 1180, 13. Juli: Regensburger Schied
  • 1208: Gründung des Heilig-Geist-Spitals
  • 1214: München wird urkundlich als Stadt bezeichnet
  • 1255: München wird Residenzstadt der Herzöge von Oberbayern
  • 1327: Großer Stadtbrand
  • 1337: Fertigstellung des Isartors
  • 1397 bis 1403: Münchner Unruhen (Streit der Herzöge um die Vormacht)

15. – 17. Jahrhundert

18. u. 19. Jahrhundert

20. Jahrhundert

- Lücke (Nachweis bei Städt. Chronik 1900-1929)

  • 1930:
    • 9. Januar: Der Stadtrat nimmt einen Antrag des Oberbürgermeisters an, "durch den das Direktorium beauftragt wird, bei repräsentativen Veranstaltungen größtmögliche Beschränkung in Art und Maß der Durchführung walten zu lassen".
    • 16. Januar: Hindenburg wird Münchner Ehrenbürger. "Oberbürgermeister Scharnagl und zweiter Bürgermeister Dr. Küfner überreichen im Auftrage des Stadtrates dem Reichspräsidenten in seinem Palais in Berlin die Ernennungsurkunde. Der Stadtrat hatte Hindenburg das Ehrenbürgerrecht bereits im November 1929 verliehen.
    • 13. April: Sammlung zugunsten bedürftiger Senioren. "Die Gesellschaft der Altersfreunde veranstaltet in München den 2. Alterstag. Durch eine Straßensammlung sollen Geldmittel zur Unterstützung notleidender alter Leute gewonnen werden. Außerdem werden eine große Anzahl alter Leute in Gaststätten und in Privathäusern gespeist.
    • usw
    • 15. Dezember: "In [...] Berlin stirbt [...] der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Johannes Hoffmann. Er war am 3. Juli 1867 in Ilbesheim bei Landau in der Pfalz geboren, widmete sich dem Volksschuldienst, mußte aber aus diesem im Jahre 1908 ausscheiden, nachdem er als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei in den bayerischen Landtag gewählt worden war. [...] Kurt Eisner berief ihn als Kultusminister in sein Kabinett. Nach Eisners Tod wurde Hoffmann zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt und er bekleidete dieses Amt bis zu dessen Übernahme durch Dr. v. Kahr im Jahre 1920."
  • 1931:
    • 27. Dezember: Aufsehen erregender Gasrohrbruch "In der Kaufingerstraße, kurz vor der Einmündung in den Marienplatz, wurde am Morgen ein Gasrohrbruch festgestellt. Die herbeigerufene Gaswache riß die Fahrstraße auf, was sich sehr zeitraubend gestaltete, weil die Betondecke hier außerordentlich stark ist. Nachmittags konnte die Gaswache nach Behebung des Rohrbruches wieder abrücken. Die Gasausströmung hatte die Arbeiter gezwungen, mit Gasmasken zu arbeiten. Gerüchte, dass Personen durch das ausströmende Gas betäubt worden seien, bewahrheiteten sich nicht."

, 1932:

    • 6. November: Neuerliche Reichstagswahlen. "Im ganzen Reich finden heute zum zweiten Mal in diesem Jahre die Wahlen zum deutschen Reichstag statt. [...] In München, das in 392 Stimmbezirke eingeteilt ist, werden insgesamt 386.921 Stimmen abgegeben, davon sind 3.370 ungültig.
    • Von den somit gültigen Stimmen entfallen auf die
      • Nationalsozialisten 95.382 Stimmen
      • Bayerische Volkspartei 95.243 Stimmen
      • Sozialdemokraten 79.109 Stimmen
      • Kommunisten 75.552 Stimmen
      • Deutschnationale Volkspartei 25.597 Stimmen
      • Deutsche Volkspartei 3.414 Stimmen."

1933: Hinweis: Für die "Stadtchronik im Internet" werden in der originalen Chronik fehlende, aber historisch wichtige Ereignisse ergänzt. Sie sind - ebenso wie erläuternde Erklärungen - in "Kursiv-Schrift" kenntlich gemacht.

Gebet für den Frieden 8. Januar: "Die in München seit dem vergangenen Jahre am ersten Sonntag eines jeden Monats stattfindende feierliche Messe zur Erhaltung des Friedens wurde als erste dieses Jahres von Kardinal Erzbischof Dr. von Faulhaber in der St. Bonifatiuskirche gelesen. Dem Gottesdienste wohnten mit prominenten Mitgliedern des Friedensbundes u.a. auch der französische Gesandte Graf d'Ormesson an."


  • Bei der Reichstagswahl 1933 erzielt die NSDAP in München 37% der Stimmen
  • 9. März 1933: die SA "besetzte" das Münchner Rathaus
  • Nach der gewaltsamen Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden alle Ämter mit Parteimitgliedern besetzt. Der Nazi Heinrich Himmler wird als Polizeipräsident eingesetzt (reichsweit folgen entsprechende Positionen für ihn, so dass er bald reichsweit fast die gesamte Polizei kontrolliert).
  • 10. März: ein weltweit bekanntes Foto von der Art der “Machtergreifung“
Im Auftrag seines Mandanten Max Uhlfelder, dem Inhaber des Kaufhaus Uhlfelder, ging der Rechtsanwalt Michael Siegel am 10. März 1933 zur Hauptpolizeiwache, um eine Anzeige aufzugeben, da am Vorabend von den NS-Sturmtrupplern, der sog. SS, die Fenster des bekannten Geschäftes zerstört worden waren. Uhlfelder selbst war ins KZ Dachau verschleppt worden.
Siegel wurde in der Wache von der SS (sie waren von Himmler und Co. zu Hilfspolizisten ernannt worden) in den Keller gebracht und so misshandelt, dass ihm Zähne aus dem Mund fielen und ein Trommelfell platzte. Danach zerschnitt man seine Hose, und er wurde von der SS barfuß mit einem großen Schild um den Hals durch die Münchner Innenstadt getrieben.
Auf dem Schild stand „Ich werde mich nie mehr bei der Polizei beschweren“.
Die Fotos davon werden auch heute noch in Medien – wie zum Beispiel in Schulbüchern, der Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum und im Fernsehen – als Dokumente des Antisemitismus und der mit dem Machtantritt der Nazis sofort einsetzenden Judenverfolgung gezeigt.
  • Karl Fiehler, lokaler NSDAP-Aktivist, wird von 1933 bis 1945 zum Oberbürgermeister ernannt.
  • In Dachau richtet die SA und SS München noch im März das erste permanente Konzentrationslager ein, das KZ Dachau (diverse Zeitungsnotizen)


1934


  • Hitler ermordet bzw. lässt von Untergebenen in der der SS und anderen Bewaffneten auf seinen direkten Befehl inner- und außerparteiliche Gegner seiner Politik ermorden
  • 1936: Olympiade, die IV. Olympischen Winterspiele wurden vom 6. – 16. Februar 1936 in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen. Die Sommerspiele folgen in Berlin.
  • 1937/38: Umfangreiche Arisierungen jüdischer Unternehmen (Raub, Diebstahl, Erpressung) neben den Beraubungen Einzelner auf offener Straße.

- Lücken


1938
  • 1938: Eingemeindungen, darunter auch Pasing
  • 30. September 1938: Unterzeichnung des Münchner Abkommens im 'Braunen Haus' in der Arcisstraße
  • 9. November 1938: Im Alten Rathaus hält der NS-Propagandeminister Joseph Goebbels eine Rede, die als Auftakt des reichsweiten Novemberpogroms, Judenverfolgung im November 1938, gilt.
  • Von den ca 12.000 jüdischgläubigen Deutschen in München waren bis zum Beginn der massenhaften Judenmorde rund 7.500 ins Ausland geflüchtet (verharmlosender Ausdruck: ins Exil ).


1939
  • 4./5. März: Flakübung „Luftschlacht über Freimann“
Das Flakregiment 5 veranstaltete in Freimann ein Wochenende der Offenen Tür, bei dem die "Truppe im Dienst, ihre Waffen und ihre Unterkünfte" besichtigt werden konnten. Auch ein Angriff, bei dem über München und Freimann kreuzende feindliche Flieger von Scheinwerfern rund um die Stadt in die Lichtkegel genommen wurden, war zu bestaunen; während des fingierten Angriffs wurden über den Rundfunk Erläuterungen für die Bevölkerung gesendet. Am zweiten Tag war Gelegenheit gegeben, die Batterie-Reviere, die Geschütze und Geräte des Regiments zu besichtigen. "Lustige Spiele für Erwachsene und Kinder tragen zur Unterhaltung bei." Höhepunkt der Veranstaltung war die Übung "Luftschlacht über Freimann", die beweisen sollte, "unter welch starkem Schutz die Stadt steht". Angeblich kamen 200.000 Besucher.
  • 11. März: Im Alter von 78 Jahren stirbt Stadtbaudirektor Hans Grässel, der 40 Jahre als Baurat bzw. Stadtbaudirektor tätig war. Er wird in einem städtischen Ehrengrab auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Grässel prägte durch viele Neubauten das Stadtbild nachhaltig. U.a. schuf er die großen Friedhofsbauten, Schulhäuser, das Nymphenburger Waisenhaus, das Hl. Geist-Spital, das Dall'Armi-Bürgerheim, das Stadtbauamt, das Sparkassengebäude und das Wehramt, in dem sich heute das Stadtarchiv München befindet.
  • 1. September 1939: Der Zweite Weltkrieg (Auswirkungen in der Stadt) beginnt in Europa mit dem Überfall auf das Nachbarland Polen.
  • 8. November 1939: scheiterte Georg Elsers Attentatsversuch auf Hitler bei dessen jährlichem Treffen mit so genannten "alten Parteigenossen" (PGs) im Bürgerbräukeller.
  • weitere Lücke !

Literatur

Weblinks