Altes Rathaus

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Altes Rathaus heute (Aufn. Juni 2002)
Blick vom Tal hinauf zum Alten Rathaus (Fotoaufn. von 1888)
Altes Rathaus, vom Tal gesehen im Jahr 2011
Altes Rathaus, Vorderansicht des Stadtarchivs, 1899
Altes Rathaus, rückseitige Ansicht des Stadtarchivs, Standesamt (Aufn. nach 1894)
Altes Rathaus - vom Marienplatz gesehen (um 1920)
Eine Aufnahme von 1988
rechts: St. Peter und Turm Alter Peter (Foto: K. Schillinger)

Das Alte Rathaus der Stadt München mit seinem 56 Meter hohen Turm schließt den Marienplatz nach Osten ab und trennt ihn vom Tal am ehemaligen Graben der sogenannten "leonischen Stadtbefestigung" Heinrichs des Löwen.

Es ist der Nachfolgebau des 1310 erstmals urkundlich erwähnten Münchner Rathauses, das damals wegen der Stadtbefestigung, welche am Marienplatz endete, weiter westlich stand, aber bereits den östlichen Abschluss des zentralen Münchner Platzes bildete. Dieser Bau erhielt 1392/93 einen großen Saal, auch wurde das Talburgtor der leonischen Stadtbefestigung, damals noch Unteres Tor genannt, zum Rathausturm umgebaut. 1460 fiel dieser nur durch sehr gute Beschreibungen bekannte Komplex einem Blitzeinschlag zum Opfer. Ab 1470 bis 1480 erbaute Dombaumeister Jörg von Halsbach, genannt "Ganghofer", es im Stil der Spätgotik neu. Der zentrale Raum war der Saalbau, eine architektonische Meisterleistung

Das alte Rathaus erfuhr im Laufe der Jahrhunderte mehrere Umgestaltungen, die dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprachen: Im 17. Jahrhundert wurde die Fassade barockisiert, der Rathausturm erhielt eine Zwiebelkuppel, 1778/79 veränderte A. Demmel die Westfassade im Stil der Spätrenaissance, Arnold Zenetti regotisierte das Rathaus 1861 bis 1864 im Sinne des Historismus. Unangetastet blieb dabei Ganghofers Saalbau.

Auf der dem Petersplatz zugewandten Seite stand einst noch das "Kleine Rathaus", oder auch Standesamt genannt, als direkte Verbindung zum Alten Rathaus.

Nachdem die Stadtverwaltung 1874 in den ersten Bauabschnitt des Neuen Rathauses umgezogen war und das nunmehr Alte Rathaus genannte Gebäude vor allem zu repräsentativen Zwecken genutzt wurde, durchbrach man das Erdgeschoss für eine Durchfahrt zum Tal mit einer separaten Fußgängerpassage. Diese Durchfahrt in gotischen Formen wurde 1934/35 über das ganze Erdgeschoss hin ausgedehnt.

Das Alte Rathaus diente im Laufe seiner Geschichte vielen Funktionen. So wurde es 1677 für den alten bayerischen Landtag genutzt, sein Keller war lange Zeit Stadtgefängnis. 1848 wurden im Alten Rathaus die Münchner Abgeordneten für die Deutsche Nationalversammlung bestimmt. Zwischen 1867 und 1908 wurde das daneben liegende Neue Rathaus erbaut, in dem ab dann der Magistrat untergebracht wurde.

Geschichte in der NS-Herrschaft

Am Abend des 9. November 1938 hielt Joseph Goebbels im Rathaussaal eine Hetzrede, die als Auftakt der zweiten Phase der massiven Judenverfolgung, verharmlosend oft Reichskristallnacht genannt, gilt. Es wurden viele Menschen ermordet, gefoltert, misshandelt, beraubt, gefangen genommen und in die Konzentrationslager, in München und seiner Umgebung vor allen ins Konzentrationslager Dachau gebracht.

Die Inschrift dazu im Tanzsaal lautet:

Dieser Tanzsaal des Alten Rathauses war jahrhundertelang Schauplatz bürgerschaftlicher und stadtherrlicher Zusammenkünfte und Feste. Das nationalsozialistische Regime missbrauchte diesen Ort für die Planung antisemitischer Verbrechen. Im Verlauf einer Parteifeier am Abend des 9. November 1938 wurden die seit Tagen in vielen Städten des Reiches angezettelten antijüdischen Ausschreitungen hier zu einem deutschlandweiten Pogrom ausgeweitet. Als "Reichskristallnacht" war dieses Pogrom Vorstufe der Vernichtung des europäischen Judentums.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Alte Rathaus schwer beschädigt, der Turm wurde 1940 abgebrochen, um eine Durchfahrt für Panzer zu ermöglichen.


Anmerkung: Pogrom ist ein Ausdruck in der Geschichtswissenschaft für bürgerliche Ausschreitungen und Ermordungen von Angehörigen der jüdischen Minderheiten einer Stadt, eines Landes. Der in der Wissenschaft und vielen Sonntagsreden geläufige Ausdruck wird allerdings der Verfolgung und Ermordung durch die Nazis damals in Deutschland und dem von ihm besetzten Teil Europas kaum gerecht. Das Wort steht in Gefahr mehr zu verkleistern als zu kennzeichnen, weil es mit der Alltagssprache nichts zu tun hat. Aber es wird dem zynischen oder auch hilflosen Ausdruck "Reichskristallnacht" entgegengestellt.

Wiederaufbau

Der Wiederaufbau erfolgte in zwei Phasen, 1953 bis 1958 wurde der Saalbau rekonstruiert, und in der Fassadengesteltung orientierte man sich am gotischen Original, so dass das Hauptfenster wieder höher gesetzt wurde und die neugotischen Elemente, die Statuen Ludwig des Bayern (Westfassade), Heinrich des Löwen (Ostfassade) und die Giebelgestaltung blieben erhalten. Der mögliche Wiederaufbau des Talbergturmes wurde lange in der Öffentlichkeit diskutiert, schließlich rekonstruierte Erwin Schleich 1971 bis 1974 den 56 Meter hohen Turm des Alten Rathauses nach gotischem Original von 1493. Die berühmten Moriskentänzer, die von Erasmus Grasser für den Ballsaal des Alten Rathauses geschaffen wurden, sind heute im Münchner Stadtmuseum zu bewundern.

Der Turmbau beherbergt heutzutage das Spielzeugmuseum.

Glocke

Im Turm hängt die große Ratsglocke. Ihre Inschrift von 1973:

"Den Rat einst rief ich, der Krieg verschlang mich, Bürgersinn schuf mich, die Stunde schlag ich, Anton Gugg goss mich - Anno MDMLXXIII"

Lage

Marienplatz 15, an der Ostseite des Platzes

Literatur

  • Michael Schattenhofer: Das Alte Rathaus in München seine bauliche Entwicklung und seine stadtgeschichtliche Bedeutung. München, 1972

Weblinks

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