Alter Südfriedhof

Aus München Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der in der Isarvorstadt etwa einen halben Kilometer südlich des Sendlinger Tors zwischen Thalkirchner Straße und Pestalozzistraße gelegene Südfriedhof besteht aus den Teilen Alter Südlicher Friedhof (im Norden) und Neuer Südlicher Friedhof (im Süden). Er wurde 1563 als Pestfriedhof unter Herzog Albrecht V. vor den Toren der Stadt angelegt.

Für lange Zeit war dieser Friedhof die einzige und allgemeine Begräbnisstätte für die Toten aus dem gesamten Stadtgebiet. Deshalb sind hier die Gräber einer ganzen Reihe prominenter Münchner zu finden.

Eingang an der Stephanstraße; Aufn. von 2006

Geschichte

Auf dem seit 1563 existierenden Pest-Friedhof wurden 1705/1706 in einem Massengrab auch die Leichen von bis zu 800 Opfern der Sendlinger Mordweihnacht vergraben.

Zum Hauptfriedhof der Stadt wurde der außerhalb des Stadtgebietes gelegene Gottesacker mit dem 1788/1789 erfolgten Verbot von Bestattungen „intra muros“, also innerhalb der Stadtmauern Münchens. Alle Grabstätten der alten Kirchhöfe innerhalb der Stadtmauern (wie z.B. an der Kreuzkirche, der Salvatorkirche und beim Franziskanerkloster am heutigen Max-Joseph-Platz) wurden auf ihn umgebettet, in den meisten Fällen allerdings wurden die Gebeine der Verstorbenen nur in Massengräbern wiederbestattet.

1819 wurden Leichenhaus und Gruftarkaden nach den Grundsätzen des Campo Santo in Bologna durch Gustav Vorherr angelegt, mit Reihengräbern in klar definierter, geometrischer Anordnung und Arkadengruften entlang der Außenmauer des Friedhofs.

Bereits 1818 regte der Mundartforscher Johann Schmeller erstmals an, auf dem Südfriedhof ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Bauernaufstandes von 1705 zu errichten. Nahe der südlichen Umfassungsmauer befand sich ein großer, ungepflegter Grabhügel ohne Stein oder Kreuz, unter dem der Überlieferung nach mehr als 500 Tote der Bauernschlacht begraben sein sollen, dieser wurde als Standort für das Denkmal gewählt. Der erste Entwurf dazu stammte von Franz Schwanthaler dem Älteren und wurde von Friedrich von Gärtner überarbeitet. König Ludwig I. spendete der Stadt für den Guss eine 234 kg schwere Kanone, welche eingeschmolzen und zu einer schlankfüßigen Brunnenwanne mit sechzehn Ecken umgearbeitet wurde. Das Denkmal wurde unter großem Andrang der Bevölkerung am 1. November 1831 feierlich enthüllt. Es befindet sich heute noch im Originalzustand.

1844 wurde der Friedhof um einen Süddteil (Neuer Südlicher Friedhof) durch Friedrich von Gärtner erweitert, der im italienischen Stil angelegt wurde.

Der Alte Südliche Friedhof blieb Zentralfriedhof bis zur Eingemeindung Schwabings und dem 1868 eröffneten Schwabinger Friedhof, dem heutigen Alten Nördlichen Friedhof an der Arcisstraße.

Zum 1. Januar 1944 wurden die Bestattungen am Südfriedhof eingestellt. In den Jahren 1944 und 45 erlitt auch das Friedhofsgelände schwere Bombenschäden.

1954 - 1955 wurde der Friedhof nach Plänen von Hans Döllgast umgestaltet. Heute steht das gesamte Areal unter Denkmalschutz.

Lage

Der alte Südfriedhof liegt etwa einen halben Kilometer südlich des Sendlinger Tors am Stephansplatz mit der Friedhofskapelle zwischen Thalkirchner Straße und Pestalozzistraße. Von da aus zieht er sich einige Straßen nach Süden (Holz- und Westermühlstraße; bzw Reisinger- und Winkelstraße); dabei weitet er sich etwas auf bis er auf Höhe der Waltherstraße und Am Glockenbach durch ein halbkreisförmiges Rondell abgeschlossen wurde.

Friedhofsmauer an der Kapuzinerstraße

Die Grabfelder sind trapezförmig. und werden von Osten nach Westen und Norden nach Süden durchnummeriert. Erst durch die spätere quadratische Erweiterung des Neuen Teils bis zur Kapuzinerstraße verlor er etwas von seiner im Stadtbild markanten Form. Die Randbebauung der Thalkirchner Straße (rechts) und Pestalozzistraße (links) wird im Süden durch das Kapuzinerkloster mit der Kirche St. Anton (daher Antoniter) abgeschlossen. Rundum ist er durch eine hohe Mauer umfriedet.

Der Teil: Neuer südlicher Friedhof

1844 wurde der Friedhof um den quadratisch angelegten Südteil (Neuer Südlicher Friedhof) um vier mal vier Grabfelder (Nr. 27 — 42 ) ebenfalls mit vier Arkadengängen erweitert. Die Anlage erfolgte durch Friedrich von Gärtner im italienischen Stil.

Bestattungen, Grabsteine

Zahlreiche Persönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts aus Wissenschaft, Politik, Kunst und Kultur fanden am Münchener Südfriedhof ihre letzte Ruhestätte, unter anderen:

  • Max Emanuel Ainmiller - Glas und Architekturmaler (Grabdenkmal, Übergrosse Statue aus Kelheimer Muschelkalk - Standort, neue Arkaden N-A)
  • Ellen Amman - 1870—1932 Frauenrechtlerin, Gründerin und Leiterin der Bahnhofsmission

B…

  • Franz Xaver von Baader - 1765—1841 Oberberg- und Salinenrat, Naturforscher und Philosoph. Versuch einer Vereinigung von Philosophie und Theologie. Anregung zur Gründung der „Heiligen Allianz“
  • Jakob Bauer oder das Denkmal Bauer - 1. Bürgermeister (1787 - 1854)(Ehedem, Bauer Monumental Grabdenkmal durch den Bildhauer Anselm Sickinger 1855, Büste Bauers von Widnmann)
  • Roman Boos - Bildhauer (Standort, erstes Grab an der Kirche am Haupteingang)
  • Friedrich Bürklein - 1872, Oberbau- und Generaldirektor, Baumeister des Maximilianeum, Regierung von Oberbayern, Alter Hauptbahnhof (Grabmal aus Fränkischem "Rhätsandstein" oberer Keuper. Standort 13-1-7)
  • Martin Deutinger d. J. 1815 – 1864, Philosoph
  • Johann Georg von DillisW 1759 – 1841 Zentralgaleriedirektor, Landschaftsmaler und Radierer
  • Ignaz DöllingerW - Theologe

E

F

  • Carl von Fischer - Architekt
  • Josef von Fraunhofer - Erfinder und Konstrukteur (Standort, Alte Arkaden 12, Das heute bekannte Grabdenkmal, Abb. ist eine einfache Nachbildung. Das Original, mit Büste Fraunhofers, von Ludwig Schwanthaler wurde zerstört)

G …

  • Franz Xaver Gabelsberger - Erfinder (Standort A 7-10-54, Denkmal Entwurf und Ausführung von Johann Riedmiller, Büste Gabelsberger, Relief des Wappens, Sockel mit Inschrift und der Aufbau und Rahmen der Büste ist eine vereinfachte Nachbildung. )
  • Friedrich von Gärtner - Baumeister (Romantik)
  • Sebastian Gaigel (gest. 27.06.1876) - Privatier - (Unglaublich schönes Grabdenkmal aus Kelheimer Muschelkalk, Bildhauer Theodor Haf (-1898) - Standort N-A-137) (Ferdinand Finsterlin hat für uns das Denkmal im Jahre 1884 fotografiert. Am Sockel lässt sich noch das Signum von Haf ablesen)
  • Joseph Görres - Publizist, M-r-343
  • Peter von Hess - Maler
Leo von Klenze
Carl Spitzweg

K…

  • Wilhelm von Kaulbach - Historienmaler (Ehedem. Grabmal - dreistufiger Sockel aus Ragatzer Marmor "Weißjurakalk", Aufbau aus Belgischem Trinoidenmarmor, grosses Bronzegussrelief noch erhalten, Standort M-li-280 - Entworfen und ausgeführt von Lorenz Gedon)
  • Leo von Klenze - Baumeister (Klassizismus),(Grabmal aus Kelheimer Muschelkalk, Standort - Arkaden)
  • Justus Freiherr von Liebig - Chemiker und Naturforscher

M…

N…

R

S…

  • Graf Friedrich von Saporta - Hofmarschall und Generalmajor (Neu Arkaden links 8. -zerstört- Inschrift Grabstätte der Familie Saporta, errichtet von Friedrich Grafen v. Saporta, königlich bayerischem Kämmerer, pensioniertem Hofmarschall und General-Major. Sr.Majestät des Königs von Bayern, Grosskreuz des Verdinest-Ordens vom heiligen Michael, Commenthur des Verdienst-Ordens der Bayerischen Krone und Ritter des Militär Max-Joseph-Ordens, Ritter der königlich französischen Ehrenlegion, Besitzer des königlich Bayerischen Armeedenkzeichens für die Feldzüge 181113/14, des königlich griechischen Denkzeichens für die königlich bayerische Hilfsbrigade in Griechenland, des königlich griechischen Denkzeichens für die deutschen Freiwilligen in Griechenland; ... Geboren zu Neckargemünd, den 17. März 1794, gestorben zu München den 4. Mai 1853)
  • Eduard Schleich der Ältere - Maler
  • Josef Leonhard Schmid - Begründer des kulturellen wesens des Marionettentheaters. (33-03-15)
  • Franz Jakob Schwanthaler - Bildhauer
  • Ludwig von Schwanthaler - Bildhauer (Neue Arkaden, links 1, zusammen mit seinem Bruder, Franz Xaver, Ludwigs Marmorbüste von F.X. Schwanthaler gefertigt.)
  • Moritz von Schwind - Maler
  • Friedrich Ludwig Sckell - Landschaftsgärtner
  • Alois Senefelder - Erfinder des Steindrucks (vgl. Papiertheater) (Grabstein aus Kelheimer Muschelkalk, Standort 5-2-1)
  • Carl Spitzweg - Maler und Apotheker
  • Franz Joseph Stieler - Maler (Standort M-I-249)
  • Johann Baptist Straub - Hofbildhauer (An der Kirche, rechts, M-1-60, Grabmal aus Tegernseer Marmor.)

V…

Unbekannte oder verschollene Gräber

  • Johann Nepomuk Pertsch - (* ~1780 am Bodensee; † 27. Juli 1835 in München) - Architekt, Baumeister, Baurat (S 08-02-56 - Schmaler Gang zwischen Sektion 7 und 8), ( Am 16.12.1835 gibt der Magistrat bekannt, dass ab dem 11.01.1836 damit begonnen wird den Nachlass von Baurath Pertsch, auf Karlstraße 44 im 3. Stock, öffentlich zu versteigern. )

Heutige Nutzung

Heute ist der Friedhof aufgelassen und dient als öffentlicher Park.

Sanierungsmaßnahmen sind dringend notwendig geworden. Da die Standsicherheit zahlreicher Denkmäler nicht mehr gewährleistet war, musste der Friedhof im April 2004 vorübergehend geschlossen werden. Im Oktober 2004 wurde ein Weg durch den Friedhof von der Stefanskirche bis zur Kapuzinerstraße wieder freigegeben. Die Gräberfelder werden nach und nach wieder für die Öffentlichkeit freigegeben, so wie die Sanierungen in den einzelnen Bereichen abgeschlossen sind. Durch diese Maßnahmen soll der Bestand des Alten Südfriedhofes als Friedhof und als kunst- und kulturhistorisches Denkmal bis auf Weiteres gesichert werden. Die Stadt kann die Finanzierung aufgrund der angespannten Haushaltslage aber nicht alleine schultern und bittet hierfür um Spenden.

Impressionen

Literatur und Quellen

  • Berchem: Die adeligen Begräbnisstätten, Müller & Sohn, München, 1913.
  • Franz Xaver Frenninger: Führer durch die beiden Abteilungen des Südlichen Friedhofes in München - verzeichnis der verstorbenen 1885 - 1891, Huttler, München, 1892.
  • Mathias Klein: Das Stadt- und Bürger-Denkmal in München zwischen 1818 und 1869. Scaneg Verlag, München, 2005. (ISBN -).
  • 1.) Jahrbuch der kgl. Haupt- und Residenzstadt München 1908, S. 294.
  • Anton Schönhuber: Geschichte des königlich bayerischen Cadetten-Corps, aus Original-Quellen verfasst zur 100jährigen Jubel-Feier, Deschler, München, 1856. (S.218/219 Saporta Grabstätte)
  • Alexander Langheiter, Wolfgang Lauter: Alter Südfriedhof in München. MünchenVerlag, München, 2008, 160 Seiten. ISBN 978-3-937090-34-4
  • Franz Schiermeier, Florian Scheungraber: Alter Südlicher Friedhof in München. Geschichte und Berühmtheiten. Übersichtsplan der Grabmäler. Herausgegeben zum 850. Stadtgeburtstag Franz Schiermeier Verlag, München, 2008. ISBN 978-3-9811425-6-3
  • Margret Wanetschek: Grünanlagen in der Stadtplanung von München. 1790 – 1860. Neu herausgegeben von Klaus Bäumler und Franz Schiermeier Franz Schiermeier Verlag, München, 2005. ISBN 978-3-9809147-4-1
  • Otto Reis, Die Gesteine der Münchner Bauten und Denkmäler, Gesellschaft für Bayerische Landeskunde, München 1935.
  • Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München, Manz, München, 1969. (ca. 500 Personen)

Weblinks



Wikipedia.png Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Alter Südfriedhof in der deutschsprachigen Wikipedia.
Die Liste der AutorInnen befindet sich in der dortigen Versionsliste. Wie im MünchenWiki stehen alle Texte der Wikipedia unter einer Lizenz zur Freien Dokumentation.