Generalplan für München: Unterschied zwischen den Versionen

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[[1810]] erhielt [[Friedrich Ludwig Sckell]] den Auftrag von König [[Max I.|Max I. Joseph]] zur Ausarbeitung eines '''Generalplans für München''', der [[Altstadt]] und [[Münchner Burgfrieden|Burgfrieden]] umfassend überplanen sollte. Über Jahrhunderte hinweg hatte sich die Bautätigkeit in München bis dahin fast nur innerhalb der [[Stadtmauer]]n abgespielt; Ausdruck davon ist die ''Bau- und Kundschaftordnung'' von [[1489]]. In diesem Zusammenhang wird auf das Bauverbot für den Marienplatz durch Kaiser [[Ludwig der Bayer]] von 1315 hingewiesen.  
[[1810]] erhielt [[Friedrich Ludwig Sckell]] den Auftrag von König [[Max I.|Max I. Joseph]] zur Ausarbeitung eines '''Generalplans für München''', der [[Altstadt]] und [[Münchner Burgfrieden|Burgfrieden]] umfassend überplanen sollte. Über Jahrhunderte hinweg hatte sich die Bautätigkeit in München bis dahin fast nur innerhalb der [[Stadtmauer]]n abgespielt; Ausdruck davon ist die ''Bau- und Kundschaftordnung'' von [[1489]]. In diesem Zusammenhang wird auf das Bauverbot für den [[Marienplatz]] durch Kaiser [[Ludwig der Bayer]] von 1315 hingewiesen.  


Vor den Toren der Stadt, auf und vor den Befestigungen, den Bastionen, hatte sich zum Teil eine ungeordnete „wilde“ Bebauung entwickelt. Sckell entwickelte nun Grundsätze: Sanierung der Altstadt, städtebauliche Erschließung des Burgfriedens für eine Stadterweiterung, die Umgestaltung des Festungsgeländes zu einer Übergangszone.  
Vor den Toren der Stadt, auf und vor den Befestigungen, den Bastionen, hatte sich zum Teil eine ungeordnete „wilde“ Bebauung entwickelt. Sckell entwickelte nun Grundsätze: Sanierung der Altstadt, städtebauliche Erschließung des Burgfriedens für eine Stadterweiterung, die Umgestaltung des Festungsgeländes zu einer Übergangszone.  


Bis 1818 arbeitete die Baukommission unter seiner Leitung die Teilpläne des Gesamtwerks aus: auf der Basis des „'''Generalplan I'''“ für die [[Maxvorstadt]] vom 1. Juli [[1811]]. Er war der Begin der modernen [[Stadtplanung]] in München. Dann verschwand er in den Schubladen des Königs.  
Bis 1818 arbeitete die Baukommission unter seiner Leitung die Teilpläne des Gesamtwerks aus: auf der Basis des „''Generalplan I''“ für die [[Maxvorstadt]] vom 1. Juli [[1811]]. Er war der Beginn der modernen [[Stadtplanung]] in München. Dann verschwand er in den Schubladen des Königs.  


==Umsetzungsschritte==
==Umsetzungsschritte==
Die weitere "königliche" Stadtplanung danach beschränkte sich weitgehend auf die Achse [[Königsplatz]] und [[Ludwigstraße]] und den [[Fürstenweg]] nach Nymphenburg.
Die weitere "königliche" Stadtplanung danach beschränkte sich weitgehend auf die Achse [[Königsplatz]] und [[Ludwigstraße]] und den [[Fürstenweg]] nach [[Nymphenburg]].


Sckell entwarf 1811 und 1812 zwei Teilpläne für das Festungsgelände zwischen [[Hofgarten]] und [[Sendlinger Tor]]. Diese beiden Projekte wurden realisiert. Die [[Sonnenstraße]] entstand als Alleegürtel mit "Land-Häusern" in offener Bauweise als Grenze zur Altstadt nach [[Gustav Vorherr|Vorherrs]] Vorgaben. Der eingeebnete [[Maximiliansplatz]] sollte als Freiraum für [[Markt|Märkte und Dulten]] dienen. Im Westen, entlang der heutigen [[Ottostraße]], gab es einen Grüngürtel hin zur [[Maxvorstadt]].
Sckell entwarf 1811 und 1812 zwei Teilpläne für das Festungsgelände zwischen [[Hofgarten]] und [[Sendlinger Tor]]. Diese beiden Projekte wurden realisiert. Die [[Sonnenstraße]] entstand als Alleegürtel mit "Land-Häusern" in offener Bauweise als Grenze zur Altstadt nach [[Gustav Vorherr|Vorherrs]] Vorgaben. Der eingeebnete [[Maximiliansplatz]] sollte als Freiraum für [[Markt|Märkte und Dulten]] dienen. Im Westen, entlang der heutigen [[Ottostraße]], gab es einen Grüngürtel hin zur [[Maxvorstadt]].


==Die weitere Entwicklung==
==Die weitere Entwicklung==
[[Maximilian von Montgelas]] (1759 – 1838) führte die Bauleitplanung ein, z.B. durch die „Instruction“ über die Baulinien („Alignement“), Bebauungspläne und Generalpläne, die den heutigen Flächennutzungsplänen vergleichbar sind. Das 1801 gegründete ''Topographische Büro'' fertigte die für die Stadtplanung unverzichtbaren Katasterpläne.


[[Maximilian von Montgelas]] (1759 – 1838) führte die Bauleitplanung ein, z.B. durch die „Instruction“ über die Baulinien („Alignement“), Bebauungspläne und Generalpläne, die den heutigen [[Flächennutzungsplan|Flächennutzungsplänen]] vergleichbar sind. Das 1801 gegründete ''Topographische Büro'' fertigte die für die Stadtplanung unverzichtbaren [[Katasterplan|Katasterpläne]].  
[[1805]] erhielt das General-Landes-Kommissariat den Auftrag, „einen als Gesetz obliegenden pragmatischen Baulinienplan für hiesige Stadt" aufzustellen.


[[1805]] erhielt das [[General-Landes-Kommissariat]] den Auftrag, „einen als Gesetz obliegenden pragmatischen Baulinienplan für hiesige Stadt" aufzustellen.
[[Leo von Klenze]] wurde [[1816]] von Kronprinz Ludwig, dem späteren [[Ludwig I.]], mit der Erstellung des Generalplans für den Bereich ''vor dem [[Schwabinger Tor]]'' betraut, der [[1817]] genehmigt und danach umgesetzt wurde. Ludwig war 1812 von seinem Vater mit der Leitung der Planung beauftragt worden.


[[Leo von Klenze]] wurde [[1816]] von Kronprinz Ludwig, dem späteren [[Ludwig I.]], mit der Erstellung des Generalplans für den Bereich ''vor dem Schwabinger Tor'' betraut, der [[1817]] genehmigt und danach umgesetzt wurde. Ludwig war 1812 von seinem Vater mit der Leitung der Planung beauftragt worden.
Schon als Kronprinz hielt der spätere König [[Maximilian II.]] seine Gedanken etwa ab 1830 zur Stadtplanung fest. Ein großes, lange von ihm verfolgtes Projekt war der Grünzug um die gesamte Stadt.
 
 
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[[Karl Meitinger]] legt 1946 dem [[Stadtrat]] einen Entwurf vor: ''Das neue München. Vorschläge zum Wiederaufbau.'' (Nachdruck Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege als Hrsg.)
 
 
[[Herbert Jensen]] aus Kiel; Leitung der ''[[Stadtplanung|Arbeitsgemeinschaft Stadtentwicklungsplan München]]'', der [[Jensen-Plan]] (1966) sah u.a. die (erste) große [[Fußgängerzone]] vor.


Schon als Kronprinz hielt der spätere König [[Maximilian II.]] seine Gedanken etwa ab 1830 zur Stadtplanung fest. Ein großes, lange von ihm verfolgtes Projekt war der Grünzug um die gesamte Stadt.
1963 und 1975 verabschiedete der Stadtrat einen neuen [[Stadtentwicklungsplan]]. Letzterer war vom Entwicklungsbruch von 1973 geprägt. Einerseits gab es das rasche Wachstum der [[Nachkriegszeit]] der 1960/70er Jahre zu kanalisieren und doch gleichzeitig Wirtschaftswachstum zu fördern.


==Literatur==
==Literatur==
* [[Peter Joseph Lenné]]: ''Schmuck- und Grenzzügeplan für München von 1854''
* [[Peter Joseph Lenné]]: ''Schmuck- und Grenzzügeplan für München von 1854''
* Wiedenhofer: ''Die bauliche Entwicklung Münchens.'' München, 1916.
* Wiedenhofer: ''Die bauliche Entwicklung Münchens'', München, 1916.
* [https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Stadtentwicklung/stadt-bau-plan/sbp_phase_7.html  1973-2000 - 850 Jahre Stadtentwicklung München] (Darstellung der Stadtentwicklung in sieben Phasen, Teil 7)


==Weblinks==
==Weblinks==
* ''[http://www.muenchen.de/Rathaus/plan/stadtentwicklung/flaechennutzplan/stadt_bau_plan_index/91465/abteilung2.html Ein neues München – 1800 bis 1860]'' bei muenchen.de
* ''[http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Stadtentwicklung/stadt-bau-plan/sbp_phase_2.html Ein neues München – 1800 bis 1860]'' bei muenchen.de
* [http://www.grosseleute.de/forum/topic4021.html?threadid=4021 Stadtführung] bei grosseleute.de (Fotografien)
* BR: ''Faszination Kunst: Münchens große Architekten.'' Sendreihe, Folge: ''Carl von Fischer - Der Architekt ohne Häuser.'' 2004 (www.br-online.de)


==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Baukommission]]
* [[Baukommission]]
** [[Gustav Vorherr|Gustav Vorherr = Johann Michael Christian Gustav von Vorherr]]
* [[Münchner Staffelbauplan]]
* "[[Große Stadterweiterung]]" (Anfang des 14. Jahrhunderts von 15 Hektar auf 91 Hektar Stadtfläche)
* "[[Große Stadterweiterung]]" (Anfang des 14. Jahrhunderts von 15 Hektar auf 91 Hektar Stadtfläche)
 
* [[Gustav Vorherr|Gustav Vorherr = Johann Michael Christian Gustav von Vorherr]]


[[Kategorie:Architektur]]
[[Kategorie:Architektur]]
[[Kategorie: Bauwesen]]  
[[Kategorie:Bauwesen]]  
[[Kategorie:Verkehr]]
[[Kategorie:Verkehr]]

Aktuelle Version vom 13. Mai 2021, 10:05 Uhr

1810 erhielt Friedrich Ludwig Sckell den Auftrag von König Max I. Joseph zur Ausarbeitung eines Generalplans für München, der Altstadt und Burgfrieden umfassend überplanen sollte. Über Jahrhunderte hinweg hatte sich die Bautätigkeit in München bis dahin fast nur innerhalb der Stadtmauern abgespielt; Ausdruck davon ist die Bau- und Kundschaftordnung von 1489. In diesem Zusammenhang wird auf das Bauverbot für den Marienplatz durch Kaiser Ludwig der Bayer von 1315 hingewiesen.

Vor den Toren der Stadt, auf und vor den Befestigungen, den Bastionen, hatte sich zum Teil eine ungeordnete „wilde“ Bebauung entwickelt. Sckell entwickelte nun Grundsätze: Sanierung der Altstadt, städtebauliche Erschließung des Burgfriedens für eine Stadterweiterung, die Umgestaltung des Festungsgeländes zu einer Übergangszone.

Bis 1818 arbeitete die Baukommission unter seiner Leitung die Teilpläne des Gesamtwerks aus: auf der Basis des „Generalplan I“ für die Maxvorstadt vom 1. Juli 1811. Er war der Beginn der modernen Stadtplanung in München. Dann verschwand er in den Schubladen des Königs.

Umsetzungsschritte

Die weitere "königliche" Stadtplanung danach beschränkte sich weitgehend auf die Achse Königsplatz und Ludwigstraße und den Fürstenweg nach Nymphenburg.

Sckell entwarf 1811 und 1812 zwei Teilpläne für das Festungsgelände zwischen Hofgarten und Sendlinger Tor. Diese beiden Projekte wurden realisiert. Die Sonnenstraße entstand als Alleegürtel mit "Land-Häusern" in offener Bauweise als Grenze zur Altstadt nach Vorherrs Vorgaben. Der eingeebnete Maximiliansplatz sollte als Freiraum für Märkte und Dulten dienen. Im Westen, entlang der heutigen Ottostraße, gab es einen Grüngürtel hin zur Maxvorstadt.

Die weitere Entwicklung

Maximilian von Montgelas (1759 – 1838) führte die Bauleitplanung ein, z.B. durch die „Instruction“ über die Baulinien („Alignement“), Bebauungspläne und Generalpläne, die den heutigen Flächennutzungsplänen vergleichbar sind. Das 1801 gegründete Topographische Büro fertigte die für die Stadtplanung unverzichtbaren Katasterpläne.

1805 erhielt das General-Landes-Kommissariat den Auftrag, „einen als Gesetz obliegenden pragmatischen Baulinienplan für hiesige Stadt" aufzustellen.

Leo von Klenze wurde 1816 von Kronprinz Ludwig, dem späteren Ludwig I., mit der Erstellung des Generalplans für den Bereich vor dem Schwabinger Tor betraut, der 1817 genehmigt und danach umgesetzt wurde. Ludwig war 1812 von seinem Vater mit der Leitung der Planung beauftragt worden.

Schon als Kronprinz hielt der spätere König Maximilian II. seine Gedanken etwa ab 1830 zur Stadtplanung fest. Ein großes, lange von ihm verfolgtes Projekt war der Grünzug um die gesamte Stadt.


...

Karl Meitinger legt 1946 dem Stadtrat einen Entwurf vor: Das neue München. Vorschläge zum Wiederaufbau. (Nachdruck Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege als Hrsg.)


Herbert Jensen aus Kiel; Leitung der Arbeitsgemeinschaft Stadtentwicklungsplan München, der Jensen-Plan (1966) sah u.a. die (erste) große Fußgängerzone vor.

1963 und 1975 verabschiedete der Stadtrat einen neuen Stadtentwicklungsplan. Letzterer war vom Entwicklungsbruch von 1973 geprägt. Einerseits gab es das rasche Wachstum der Nachkriegszeit der 1960/70er Jahre zu kanalisieren und doch gleichzeitig Wirtschaftswachstum zu fördern.

Literatur

Weblinks

Siehe auch