Stolpersteine für München

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Die Initiative Stolpersteine für München e.V. beteiligt sich an der Verlegung von Stolpersteinen auf Gehwegen und Plätzen in München, die an einzelne Opfer der Judenverfolgung erinnern sollen.

Die Idee für die Gestaltung der StolpersteineW stammt von dem Kölner Künstler Gunter DemnigW. Einen ersten so beschrifteten Stein ließ Demnig am 16. Dezember 1992, dem 50. Jahrestag des Befehls Heinrich HimmlersW zur Deportation der „Zigeuner“, vor dem Historischen Kölner Rathaus in das dortige Pflaster ein. Seit 1992 hat er in über 270 Gemeinden Deutschlands über 14.000 Steine in die Bürgersteige eingesetzt. U.a. wurde er im Januar 2005 mit dem Obermayer German Jewish History AwardW ausgezeichnet, 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz sowie 2009 mit dem Erich-Mühsam-PreisW.

Mit diesen kleinen metallenen Gedenktafeln im Boden soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die von dort aus im Nationalsozialismus deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische Betonpflastersteine mit einer Kantenlänge von ca. zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine Messingplatte befindet. Sie werden vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges etc. eingelassen. Sie sind also entgegen ihrem Namen kein Hindernis beim Gehen. Sie lassen nur unsere Gedanken ins Stolpern geraten. Sie haben eine individuelle Beschriftung. In der Regel "Hier wohnte …", Namen, Geburtsjahr und was über den Tod bekannt ist. Den Kommunen entstehen keine Kosten. Die Stolpersteine gehen nach der Verlegung in das Eigentum der jeweiligen Stadt oder Gemeinde über. Damit sollten juristische Streitigkeiten weitgehend vermieden werden. In München kam es 2004 anders.

Die Steine in München

25.05.2004, 10:00 Uhr: Verlegung der Stolpersteine für Siegfried Jordan und Paula Jordan in den Gehsteig vor dem Haus Mauerkircherstraße 13 durch Demnig.

17.02.2005: Amelie Fried, Autorin und Fernsehmoderatorin, verlegt in einem symbolischen Akt Stolpersteine in der Frundsbergstraße für ihre Verwandten, die dort wohnten und nach Auschwitz deportiert worden sind.

05.04.2005 eine weitere symbolische Verlegung von zwei Stolpersteinen für das Ehepaar Goldlust in der Herzog-Max-Straße Nr. 4. Pate der Steine ist ein Neffe von Frau Goldlust, Hans-Dieter Klein, aus Wien.

1.09.2007: Gunter Demnig verlegt einen Stolperstein auf Privatgrund, Viktor-Scheffel-Straße Nr. 19.

Hier wohnte Heinrich Oestreicher Jg. 1868 deportiert 1942 Theresienstadt ermordet 15.3.1943

12.08.2008: Gunter Demnig verlegt wieder vier "Stolpersteine" in München in der Schwabinger Viktor-Scheffel-Straße 14 und 16 für vier Opfer des Naziregimes.

Hier wohnte Janette Weiss geb. Bauer Jg. 1871 deportiert 1942 Theresienstadt ermordet 6.8.1942
Hier wohnte Judith Ziegler geb. Grünberg Jg. 1864 deportiert 1943 Theresienstadt ermordet 11.5.1943
Hier wohnte Julie Katharina Weiss Jg. 1901 deportiert 1942 Theresienstadt, ermordet in Auschwitz
Hier wohnte Leopold Weiss Jg. 1899 verhaftet 1939 Sachsenhausen Dachau ermordet 20.6.1941

14.01.2009: Präsentation von zwei Stolpersteinen für die Schwestern Laura Dobriner und Henriette Drey in der Arcisstraße Nr. 57 im Schaufenster von bei Geigenbauer Zens.

17.05.2009: Gunter Demnig verlegt 13 Stolpersteine auf Privatgrund in der Haydnstraße und in der Kyreinstraße.

20.11.2011: Ein weiterer Stolperstein wird in der Kyreinstraße 3 verlegt.

18.04.2013: Es folgen zwei Stolpersteine in der Lindwurmstraße 205 auf Privatgrund sowie drei in der Widenmayerstraße.

21.12.2013: Die beiden neuesten wurden in der Entenbachstraße und in der Isartalstraße verlegt.

Pro und Contra

Stimmen in der Israelitischen Kultusgemeinde haben geäußert, dass „Stolpersteine" für sie erniedrigend, demütigend und herabsetzend wirken und sind.

Die Israelitische Kultusgemeinde München hat sich in der Folge sehr dezidiert gegen die „Stolpersteinen" geäußert, dies durchaus im Gegensatz zu den jüdischen Gemeinden in anderen Städten.

Die Verlegung von Stolpersteinen ist eine künstlerische Darstellungsform des Kölner Demnig, auf die er das Urheberrecht und deren ökonomische Folgen ausübt. Er allein beansprucht für sich das Recht, solche Plaketten/Steine zu verlegen (die dann in das jeweilige Gemeindeeigentum gelangen). Damit wird Gedenken an die Ermordeten von einem Dritten "privatisiert".

Die "schönen" großen, mehr oder minder zentralen Gedenkstätten würden dazu beitragen, die Opfer an Ort und Stelle vergessen zu dürfen und zu verdrängen.

Abstimmung im Gemeinderat, andere Gremien

26.06.2003: Der Ältestenrat des Stadtrates befasst sich erstmals mit dem Thema "Stolpersteine" und empfiehlt der Stadt München dieses Projekt nicht zu verwirklichen, "da die Stadt München im letzten Jahr mehrere Beschlüsse zum Thema 'Geschichte und Erinnern im öffentlichen Raum' gefasst hat und hier andere Wege gehen will". (Die Neubauten am St.-Jakobs-Platz befanden sich im Entstehen.)

14.06.2004: Der Ältestenrat berät über die Stolpersteine und gibt das Thema an den Stadtrat weiter.

15.06.2004: Treffen der Initiative, bei dem beschlossen wird, im Fall eines abschlägigen Stadtratsbeschlusses in der SZ eine Annonce zu schalten, in der inhaltlich und durch die Zahl der Unterschriften zum Ausdruck kommen soll, dass die Stolpersteine von vielen Münchnern erwünscht sind.

16.06.2004: Die Stadtratssitzung beginnt um 8:30 Uhr; der Tagesordnungspunkt "Stolpersteine" wird erst nachmittags verhandelt. 17:00: nach Stellungnahmen der jeweiligen Fraktionssprecher und des Bürgermeisters wird mit nur wenigen Gegenstimmen das Projekt Stolpersteine für München abgelehnt und - wie sich am nächsten Tag herausstellt, unmittelbar nach Beschlussfassung wurden die Steine aus dem Gehsteig vor dem Haus Mauerkircherstraße 13 herausgebrochen.

Der Antrag von Oberbürgermeister Ude, SPD, CSU und FDP wird mit den Stimmen von Ude, SPD, CSU, Bürgermeister Monatzeder, ÖDP, StR Dr. Baretti, StR Weinfurtner und FDP beschlossen. Der Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste wird gegen die Stimmen von Monatzeder, Bündnis 90/Die Grünen, Rosa Liste und PDS abgelehnt.
Vor dem Wohnhaus erinnert nichts mehr an Siegfried und Paula Jordan, die von den Nazis umgebracht wurden.

9.02.2010: Der von Dr. Michael Bärmann (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) in den Bezirksausschuss Maxvorstadt eingebrachte Antrag, der Verlegung zweier Stolpersteine für homosexuelle Opfer in der Arcisstraße und in der Richard-Wagner-Straße zuzustimmen, wird dort mehrheitlich abgelehnt.

Münchner Weg

Mit der Entscheidung für Tafeln an Hauswänden statt Steinen einerseits und für ein zentrales, personifiziertes Mahnmal andererseits, glauben SPD und CSU nun die Lösung gefunden zu haben, um allen Seiten gerecht zu werden. "Der Vorschlag respektiert die berechtigten Bedenken gegen ein Erinnern am Boden, gleichzeitig erfüllt er den nachvollziehbaren Wunsch eines individuellen, wohnortbezogenen Gedenkens auf Augenhöhe", sagte OB Dieter Reiter im April 2015.

Sonstiges

Stolpersteine München App

Es gibt eine App für iOS und Android.

Am letzten freiwilligen Wohnort des Opfers wird der Benutzer der App auf seinem Handy benachrichtigt, sobald er sich in der Nähe eines Stolpersteins befindet und kann eine Biographie, Fotos, und Informationen über das Schicksal des Menschen abrufen, der hier einmal lebte.

Auch von zu Hause oder außerhalb von München können diese digitalen Stolpersteine in der Übersichtskarte angeklickt und die Biographien gelesen werden.

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Siehe auch

Weblinks