Abfallwirtschaftsbetrieb München: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Abfallwirtschaftsbetrieb München''' (AWM) ist ein Eigenbetrieb der [[Stadtverwaltung München|Stadt München]] und zuständig für die Müllentsorgung. Er ist der größte kommunale Entsorgungsbetrieb in Deutschland.
Der '''Abfallwirtschaftsbetrieb [[München]]''' (AWM) ist ein Eigenbetrieb der [[Stadtverwaltung München|Stadt München]] und zuständig für die Müllentsorgung. Er ist der größte kommunale Entsorgungsbetrieb in Deutschland. Im Alltag heißt er immer noch ''„die Müllabfuhr“.'' Seine meist männlichen Mitarbeiter stellen im Alltag die häufigsten Kontaktpersonen zwischen BürgerInnen der Stadt und ihrer [[Stadtverwaltung]] dar. Ihre Arbeit hält die Infrastruktur der Stadt aufrecht.
 
== Adresse ==
{{Adresse
| Straße= Georg-Brauchle-Ring 29
| PLZ= 80992
| Stadt= München
| Telefon= 089 - 23 39 62 00
| eMail= awm@muenchen.de
}}


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== 1870 - 1945, Grundprobleme, Grundprinzipien ===
=== 1870 - 1945, Grundprobleme, Grundprinzipien ===
In den Jahren 1870 bis 1900 wuchs die Münchner Bevölkerung von 170.000 Einwohnern auf über 500.000 Einwohner. Bis 1890 entsorgten die Münchner Bürger ihren Müll und Unrat in einer von über 2700 Asche-, Kehricht- und Dünger[[grube]]n. Diese mussten einmal jährlich geleert werden.  
In den Jahren 1870 bis 1900 wuchs die Münchner Bevölkerung von 170.000 Einwohnern auf über 500.000 Einwohner. Bis 1890 entsorgten die Münchner Bürger ihren Müll und Unrat in einer von über 2700 Asche-, Kehricht- und Düngergruben. Diese mussten einmal jährlich geleert werden.  


Das durch Max von Pettenkofer besonders geförderte wachsende Hygienebewusstsein führte zum Erlass der ersten Münchner Abfallsatzung. Am 14. April [[1891]] erließ der ''Magistrat der königlichen Haupt- und Residenzstadt München'' die „Ortspolizeiliche Vorschrift über Lagerung und Wegschaffung des Hausunrats“. Im selben Jahr entwickelte der Schmiedemeister Fischer aus dem Münchner Stadtteil [[Giesing]] den ''[[Harritschwagen]]'', einen von Pferden gezogenen Müllwagen. Der ''Harritschwagen'' war für die nächsten 50 Jahre das Rückgrat der Hausratsabfuhr. Der Name „Harritsch“ leitet sich wahrscheinlich vom englischen „carriage“ (= Kutsche) ab.
Das durch [[Max von Pettenkofer]] besonders geförderte wachsende Hygienebewusstsein führte zum Erlass der ersten Münchner Abfallsatzung. Am 14. April [[1891]] erließ der ''[[Magistrat]] der königlichen Haupt- und Residenzstadt München'' die „Ortspolizeiliche Vorschrift über Lagerung und Wegschaffung des Hausunrats“. Im selben Jahr entwickelte der Schmiedemeister Fischer aus dem Münchner Stadtteil [[Giesing]] den ''Harritschwagen'', einen von Pferden gezogenen Müllwagen. Der ''Harritschwagen'' war für die nächsten 50 Jahre das Rückgrat der Hausratsabfuhr. Der Name „Harritsch“ leitet sich wahrscheinlich vom englischen „carriage“ (= Kutsche) ab.
Am 27. April [[1897]] schloss die [[Stadtverwaltung München]] mit der ''Hausmüllverwertung München'' einen Vertrag. Darin verpflichtete sich die Stadt, der Gesellschaft den „gesamten Hausunrat ohne Ausnahme“ zur [[Mülltrennung|Trennung]] in verwertbare und nicht verwertbare Teile zu überlassen. Die Gesellschaft baute ausserhalb von München, in der Gemeinde [[Puchheim]] eine Müllsortieranlage auf und die Stadt war zuständig für den Transport des Mülls nach Puchheim. Dazu wurden die ''Harritschwagen'' samt Inhalt mit der Bahn zur Sortieranlage gebracht. Dieses System bestand nahezu unverändert bis zum Ende des 2. Weltkriegs.
Am 27. April [[1897]] schloss die [[Stadtverwaltung München]] mit der ''Hausmüllverwertung München'' einen Vertrag. Darin verpflichtete sich die Stadt, der Gesellschaft den „gesamten Hausunrat ohne Ausnahme“ zur Trennung in verwertbare und nicht verwertbare Teile zu überlassen. Die Gesellschaft baute ausserhalb von München, in der Gemeinde Puchheim eine Müllsortieranlage auf und die Stadt war zuständig für den Transport des Mülls nach Puchheim. Dazu wurden die ''Harritschwagen'' samt Inhalt mit der Bahn zur Sortieranlage gebracht. Dieses System bestand nahezu unverändert bis zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkriegs]].
Am 15. Januar 1898 wurde Einsatz von standardisierten Sammelbehälter (viereckige 110 Liter Blechtonnen) beschlossen. Diese waren bis 1983 im Einsatz
Am 15. Januar 1898 wurde Einsatz von standardisierten Sammelbehälter (viereckige 110 Liter Blechtonnen) beschlossen. Diese waren bis 1983 im Einsatz.


=== 1945-1999, Zeit der Spezialsammelfahrzeuge und Kamine===
=== 1945-1999, Zeit der Spezialsammelfahrzeuge und Kamine===
Nach dem 2. Weltkrieg, am 29. April 1947 beschloss der [[Stadtrat]] die Motorisierung der städtischen Müllabfuhr. Ein Jahr später wurden 30 Spezialsammelfahrzeuge angeschafft. Damit wurden sukzessive die ''Harritschwagen'' abgeschafft.
Nach dem 2. Weltkrieg, am 29. April 1947 beschloss der [[Stadtrat]] die Motorisierung der städtischen Müllabfuhr. Ein Jahr später wurden 30 Spezialsammelfahrzeuge angeschafft. Damit wurden sukzessive die ''Harritschwagen'' abgeschafft.
Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Währungsreform 1948 lies die Müllmenge im Jahr 1949 um 30 Prozent ansteigen. In den Nachkriegsjahren bis 1954 wurde der Müll in Gruben im Stadtgebiet und am Stadtrand entsorgt.
Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Währungsreform 1948 ließ die Müllmenge im Jahr 1949 um 30 Prozent ansteigen. In den Nachkriegsjahren bis 1954 wurde der Müll in Gruben im Stadtgebiet und am Stadtrand entsorgt.
 
 
[[1954]] nahm in [[Großlappen]] eine Anlage zur Müllverwertung mit einer Jahreskapazität von 500.000 Kubikmeter ihren Betrieb auf. Mit [[Magnet]]en wurde dem Müll das Eisen entnommen. Andere verwertbare Materialien wie Buntmetalle, Papier, Textilien, Bettfedern, Glas oder Schweinefutter wurden von Hand aussortiert. Der nichtverwertbare Rest kam auf eine [[Deponie]].
[[1954]] nahm in Großlappen eine Anlage zur Müllverwertung mit einer Jahreskapazität von 500.000 Kubikmeter ihren Betrieb auf. Mit Magneten wurde dem Müll das Eisen entnommen. Andere verwertbare Materialien wie Buntmetalle, Papier, Textilien, Bettfedern, Glas oder Schweinefutter wurden von Hand aussortiert. Der nichtverwertbare Rest kam auf eine Deponie.
Im Jahr 1961 wurden die ersten vier [[Sperrmüll]]-Sammelstellen eingerichtet.
Im Jahr 1961 wurden die ersten vier Sperrmüll-Sammelstellen eingerichtet.


Da die Müllmenge immer weiter anstieg und die Kapazität der Müllverwertungsanlage in Großlappen nicht mehr ausreichte, beschloss der Stadtrat die Errichtung einer [[Müllverbrennungsanlage]]. Am 16. Juni
Da die Müllmenge immer weiter anstieg und die Kapazität der Müllverwertungsanlage in Großlappen nicht mehr ausreichte, beschloss der Stadtrat die Errichtung einer Müllverbrennungsanlage. Am 16. Juni
[[1964]] wurde die erste Müllverbrennungsanlage, das ''[[Kraftwerk München Nord]]'', in Betrieb genommen.
[[1964]] wurde die erste Müllverbrennungsanlage, das ''Kraftwerk München Nord'', in Betrieb genommen.


Durch einen Brand am 7. Mai 1965 wurde die Sortieranlage in Großlappen zerstört. Eine Mülltrennung (wie sie später wieder modern wurde) existierte''' seitdem nicht mehr'''. Ab jetzt wurden zwei Drittel des Mülls im Kraftwerk Nord verbrannt, der Rest kam auf die Deponie in Großlappen.
Durch einen Brand am 7. Mai 1965 wurde die Sortieranlage in Großlappen zerstört. Eine Mülltrennung (wie sie später wieder modern wurde) existierte seitdem nicht mehr. Ab jetzt wurden zwei Drittel des Mülls im Kraftwerk Nord verbrannt, der Rest kam auf die Deponie in Großlappen.


Dem Trend der Zeit folgend wurden die Verbrennungskapazitäten immer weiter ausgebaut. 1966 ging der [[zweite Verbrennungsblock im Heizkraftwerk Nord]] in Betrieb. [[1969]] wird die [[Müllverbrennungsanlage im Heizkraftwerk Süd]] eröffnet. 1971 wird der [[zweite Verbrennungsblock im Heizkraftwerk Süd]] in Betrieb genommen. Die vorhandenen Kapazitäten reichen für sowohl für die Verbrennung des gesamten Münchner Mülls als auch für den Müll der Landkreisgemeinden aus. Die Heizkraftwerke erzeugen außer Strom und Fernwärme allerdings auch giftige Abgase, weshalb die Müllverbrennung durchaus umstritten ist.
Dem Trend der Zeit folgend wurden die Verbrennungskapazitäten immer weiter ausgebaut. 1966 ging der zweite Verbrennungsblock im Heizkraftwerk Nord in Betrieb. [[1969]] wird die Müllverbrennungsanlage im Heizkraftwerk Süd eröffnet. 1971 wird der zweite Verbrennungsblock im Heizkraftwerk Süd in Betrieb genommen. Die vorhandenen Kapazitäten reichen für sowohl für die Verbrennung des gesamten Münchner Mülls als auch für den Müll der [[Landkreis]]gemeinden aus. Die Heizkraftwerke erzeugen außer Strom und Fernwärme allerdings auch giftige Abgase, weshalb die Müllverbrennung durchaus umstritten ist.
[[1975]] wurde ein erstes Abfallkonzept erstellt, in dem die Müllverbrennung im Mittelpunkt steht. Die Fortschreibung des Abfallkonzeptes im Jahr [[1982]] setzt den Schwerpunkt zwar immer noch auf die Verbrennung, aber das Konzept enthält, im Zuge der beginnenden Unweltdiskussion, bereits den Auftrag, die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase zu entgiften und für die Wiederverwertung von Rohstoffen zu sorgen.
[[1975]] wurde ein erstes Abfallkonzept erstellt, in dem die Müllverbrennung im Mittelpunkt steht. Die Fortschreibung des Abfallkonzeptes im Jahr [[1982]] setzt den Schwerpunkt zwar immer noch auf die Verbrennung, aber das Konzept enthält, im Zuge der beginnenden Unweltdiskussion, bereits den Auftrag, die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase zu entgiften und für die Wiederverwertung von Rohstoffen zu sorgen.
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Im Januar [[1999]] verabschiedet der Stadtrat das neue Abfallwirtschaftskonzept.
Im Januar [[1999]] verabschiedet der Stadtrat das neue Abfallwirtschaftskonzept.


Im Juli 1999 ist die flächendeckende Einführung des [[3-Tonnen-System]] abgeschlossen. Im Oktober desselben Jahres bezieht das ''Amt für Abfallwirtschaft'' seine neue Zentrale am [[Georg-Brauchle-Ring]] (nach [[Georg Brauchle]]).
Im Juli 1999 ist die flächendeckende Einführung des [[3-Tonnen-System]] abgeschlossen. Im Oktober desselben Jahres bezieht das ''Amt für Abfallwirtschaft'' seine neue Zentrale am [[Georg-Brauchle-Ring]].
 
===Nach 2000===
===Nach 2000===
2001 wird der bisherige Regiebetrieb in einen Eigenbetrieb umgewandelt.
2001 wird der bisherige Regiebetrieb in einen Eigenbetrieb umgewandelt.
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== Aufgaben ==
== Aufgaben ==
Die Aufgaben des Betriebs ergeben sich aus unter anderem aus der ''Allgemeinem Abfallsatzung der Landeshauptstadt München'', ''der Hausmüllentsorgungssatzung der Landeshauptstadt München'', der ''Bayerischen Gemeindeordnung'' und dem Abfallkonzept der Stadt München.  
Die Aufgaben des Betriebs ergeben sich aus unter anderem aus der ''Allgemeinem Abfallsatzung der Landeshauptstadt München'', ''der Hausmüllentsorgungssatzung der Landeshauptstadt München'', der ''Bayerischen Gemeindeordnung'' und dem Abfallkonzept der Stadt München.  


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*Planung aller abfallwirtschaftlichen Anlagen unter Berücksichtigung der neuesten technologischen Entwicklung in der Abfallwirtschaft
*Planung aller abfallwirtschaftlichen Anlagen unter Berücksichtigung der neuesten technologischen Entwicklung in der Abfallwirtschaft


== Müllentsorgung in München ==
== Mülltrennung in München ==
Generell wird zunächst unterschieden zwischen Müll aus privaten Haushalten und Gewerbemüll.


Generell wird unterschieden zwischen Müll aus privaten Haushalten und Gewerbemüll.
=== Hausmüll ===
Verpackungsmüll (Kunststoff, Glas, Metall) wird in München vom ''Dualen System Deutschland'' entsorgt. Dies geschieht allerdings nicht durch den ''gelben Sack'', sondern auf im gesamten Stadtgebiet verteilten [[Wertstoffinsel]]n.


=== Hausmüll ===
Der restliche Müll wird auf in allen Münchner Haushalten vorhande Bio-, Papier- und Restmülltonnen verteilt. Diese Tonnen werden alle ein bis zwei Wochen durch den AWM abgeholt und deren Inhalt entsprechend verwertet. Für privaten Hausmüll besteht ein Anschluss- und Benutzungszwang, d.h. private Haushalte müssen Müll über den städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb entsorgen.
Verpackungsmüll (Kunststoff, Glas, Metall) wird in München vom ''Dualen System Deutschland'' entsorgt. Dies geschieht allerdings nicht durch den ''gelben Sack'', sondern auf im gesamten Stadtgebiet verteilten Wertstoffinseln.


Der restliche Müll wird auf in allen Münchner Haushalten vorhande Bio-, Papier- und Restmülltonnen verteilt. Diese Tonnen werden alle ein bis zwei Wochen durch den AWM eingesammelt und entsprechend verwertet. Für privaten Hausmüll besteht ein Anschluss- und Benutzungszwang, d.h. private Haushalte müssen Müll über den städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb entsorgen.
Seit 2019 kann Bioabfall auch im Bio-Eimer gesammelt werden.


Sperrmüll bis zu einer Menge von 2 m³ kann kostenlos an einer der städtischen Wertstoffhöfe abgegeben werden. Gegen eine Gebühr wird der Sperrmüll auch vom AWM abgeholt. Größere Mengen werden kostenpflichtig beim Wertstoffhof Freimann oder von privaten Entsorgungsfirmen angenommen.  
Sperrmüll bis zu einer Menge von 2 m³ kann kostenlos an einem der städtischen Wertstoffhöfe abgegeben werden. Gegen eine Gebühr wird der Sperrmüll auch vom AWM abgeholt. Größere Mengen werden kostenpflichtig bei den Wertstoffhöfen plus [[Freimann]] und [[Langwied]] oder von privaten Entsorgungsfirmen angenommen.  


Problemabfälle (Farben, Lacke, Batterien usw.) können in haushaltsüblichen Mengen (bis 25 kg) beim städtischen „Giftmobil“ oder bei bestimmten Wertstoffhöfen abgegeben werden
Problemabfälle (Farben, Lacke, Batterien usw.) können in haushaltsüblichen Mengen (bis 25 kg) beim städtischen „Giftmobil“ oder bei bestimmten Wertstoffhöfen abgegeben werden.


=== Gewerbemüll ===
=== Gewerbemüll ===
 
So genannter Restmüll, der bei einem Gewerbebetrieb anfällt, „gehört“ dem AWM und muss über diesen entsorgt werden. Alle anderen Abfälle (z. B. Bio-Müll, Wertstoffe, etc.) unterliegen nicht dem Anschluss- und Benutzungszwang und können von den Betrieben nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entsorgt werden. Hier können auch andere Entsorgungsfirmen zum Zug kommen. In diesem Bereich steht der AWM in einem ganz normalen Wettbewerb zu anderen Firmen.
Restmüll, der bei einem Gewerbebetrieb anfällt „gehört“ dem AWM und muss über diesen entsorgt werden. Alle anderen Abfälle (z.B. Bio-Müll, Wertstoffe, etc) unterliegen nicht dem Anschluss- und Benutzungszwang und können von den Betrieben nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entsorgt werden. Hier können auch andere Entsorgungsfirmen zum Zug kommen. In diesem Bereich steht der AWM in einem ganz normalen Wettbewerb zu anderen Firmen.


=== Tonnensystem ===
=== Tonnensystem ===
In München gibt es das sogenannte [[3-Tonnen-System]]. Die Tonnen sind farblich getrennt nach dem jeweiligen Inhalt:
*'''Grau: Restmüll''',
*'''Blau: Altpapier und Kartons''' und
*'''Braun: Bioabfälle'''.


In München gibt es das sogenannte 3-Tonnen-System. Die Tonnen sind farblich getrennt nach dem jeweiligen Inhalt:
*Grau: Restmüll
*Blau: Papier
*Braun: Bio
Diese Farbgebung ist in Deutschland nicht einheitlich und kann von Kommune zu Kommune abweichen. Alle Tonnen sind aus Kunststoff und in verschiedenen Größen (80 l, 120 l, 240 l, 770 l, 1100 l) verfügbar. Die Tonnen sind Eigentum des AWM und müssen dort bestellt, abbestellt oder getauscht werden.  
Diese Farbgebung ist in Deutschland nicht einheitlich und kann von Kommune zu Kommune abweichen. Alle Tonnen sind aus Kunststoff und in verschiedenen Größen (80 l, 120 l, 240 l, 770 l, 1100 l) verfügbar. Die Tonnen sind Eigentum des AWM und müssen dort bestellt, abbestellt oder getauscht werden.  


Momentan gibt es in München teilweise auch noch ein sogenanntes „Münchner Modell“, eine Metalltonne mit 1100 l für Restmüll. Die Restbestände werden im Laufe der nächsten Jahre ausgetauscht. Die Metalltonne wurde abgeschafft, da sie aufgrund ihres Gewichts für die Müllader wesentlich schwerer zu bewegen war. Ausserdem entsprechen ihre Maße nicht der DIN-Norm für Müllbehälter, so dass alle Müllfahrzeuge extra für diese Tonnengröße umgerüstet werden müssen.
Die Metalltonne wurde abgeschafft, da sie aufgrund ihres Gewichts für die Mülllader wesentlich schwerer zu bewegen war. Ausserdem entsprechen ihre Maße nicht der DIN-Norm für Müllbehälter, so dass alle Müllfahrzeuge extra für diese Tonnengröße hätten umgebaut werden müssen.
 
== Wohin mit …… ? ==
* [[Abfallwirtschaftskonzept]] der Stadt München 2017-2026
* [[Papierabfall]] 
* [[Reparaturführer]] 
* [[Repair Cafés]] 
* [[Secondhandführer]] 
* [[Verschenkportal]]


== Gebührenstruktur ==
== Gebührenstruktur ==
 
Die Gebühren für die Restmülltonnenleerung richten sich nach der Größe der Tonnen und dem Leerungsrhythmus (ein- oder zweiwöchentlich). Beide sind vom Hausbesitzer bzw. -verwalter im Rahmen der Vorgaben frei wählbar. Die Gebühren werden jährlich abgerechnet und bewegen sich zwischen 123,24 € (80-Liter-Tonne, Leerung alle 2 Wochen) und 1.800,24 € (1100-Liter-Tonne, Leerung wöchentlich). Die Gebühren sind in ''Hausmüllentsorgungsgebührensatzung'' festgelegt und können nur durch Beschluss des [[Stadtrat|Münchner Stadtrat]]s geändert werden. Die genauen Preise lassen sich der Publikation "''Das Münchner 3-Tonnen-System''" entnehmen, die es im WWW und in der Stadtinfo kostenlos gibt.
Die [[Gebühr]]en für die Restmülltonnenleerung richten sich nach der Größe der Tonnen und dem Leerungsrhythmus (ein- oder zweiwöchentlich). Beide sind vom Hausbesitzer bzw. -verwalter im Rahmen der Vorgaben frei wählbar. Die Gebühren werden jährlich abgerechnet und bewegen sich zwischen 140 € (80-Liter-Tonne, Leerung alle 2 Wochen) und 2400 € (1100-Liter-Tonne, Leerung wöchentlich). Die Gebühren sind in ''Hausmüllentsorgungsgebührensatzung'' festgelegt und können nur durch Beschluss des [[Münchner Stadtrat]]s geändert werden.


Die Tonnen für Papier- und Biomüll und die Abgabe von Sperrmüll in haushaltsüblichen Mengen an den Wertstoffhöfen sind kostenfrei.
Die Tonnen für Papier- und Biomüll und die Abgabe von Sperrmüll in haushaltsüblichen Mengen an den Wertstoffhöfen sind kostenfrei.
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== Organisation ==
== Organisation ==
Der Abfallwirtschaftsbetrieb München ist ein Eigenbetrieb der Stadt München und gehört organisatorisch zum Kommunalreferat. ''Erste Werkleiterin'' (und damit zuständig für die wirtschaftspolitische Richtung) ist die Kommunalreferentin Gebriele Friderich. ''Zweiter Werkleite''r (und damit zuständig für das operative Geschäft) ist Helmut Schmidt.
Der Abfallwirtschaftsbetrieb München ist ein Eigenbetrieb der Stadt München und gehört organisatorisch zum Kommunalreferat. ''Erste Werkleiterin'' (und damit zuständig für die wirtschaftspolitische Richtung) ist die Kommunalreferentin Gebriele Friderich. ''Zweiter Werkleite''r (und damit zuständig für das operative Geschäft) ist Helmut Schmidt.


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== Standorte ==
== Standorte ==
===Zentrale===  
===Zentrale===  
Die Zentrale am [[Georg-Brauchle-Ring]], gegenüber vom Hochhaus [[Uptown München]], beinhaltet das Verwaltungsbäude, die Werkstatt und die Betriebshöfe West und Nord.
Die Zentrale am [[Georg-Brauchle-Ring]], gegenüber vom Hochhaus [[Uptown München]], beinhaltet das Verwaltungsbäude, die Werkstatt und die Betriebshöfe West und Nord.


===Betriebshöfe===
===Betriebshöfe===
In den vier Betriebshöfen (verteilt über das Stadtgebiet) werden die Müllfahrzeuge geparkt. Man hat sich für dieses dezentrale System entschieden, da es bei einem gleichzeitigem Ausrücken aller 200 Müllfahrzeuge von einem Standort zu Staus kommen würde.
In den vier Betriebshöfen (verteilt über das Stadtgebiet) werden die Müllfahrzeuge geparkt. Man hat sich für dieses dezentrale System entschieden, da es bei einem gleichzeitigem Ausrücken aller 200 Müllfahrzeuge von einem Standort zu Staus kommen würde.


*Betriebshof Nord ([[Moosach]])
*Betriebshof Nord ([[Moosach]])
*Betriebshof Ost (Steinhausen)
*Betriebshof Ost ([[Steinhausen]])
*Betriebshof Süd ([[Giesing]])
*Betriebshof Süd ([[Giesing]])
*Betriebshof West ([[Moosach]])
*Betriebshof West ([[Moosach]])


===Entsorgungspark Freimann===
===Entsorgungspark Freimann===
Anlieferung für Gewerbetreibende und Private mit größeren Mengen und Deponie Nord-West (nur noch geringe Mengen, da der meiste Müll vorher getrennt bzw. verbrannt wird)
Anlieferung für Gewerbetreibende und Private mit größeren Mengen und Deponie Nord-West (nur noch geringe Mengen, da der meiste Müll vorher getrennt bzw. verbrannt wird)


===Wertstoffhöfe===
===Wertstoffhöfe===
siehe: [[Wertstoffhöfe]]
Abgabe von Sperrmüll u. ä. für Private in geringen Mengen
Abgabe von Sperrmüll u. ä. für Private in geringen Mengen
* [[Lerchenstraße|Lerchenstr.]] 13 in [[Feldmoching]]
Adressen siehe: [[Wertstoffhöfe]]
* [[Lochhausener Straße| Lochhausener Str.]] 32 in [[Obermenzing]]
* [[Am Neubruch]] 23 in [[Allach]]
* [[Wilhelm-Wagenfeld-Straße|Wagenfeldstr.]] 5 in [[Schwabing]]
* [[Arnulfstraße|Arnulfstr.]] 290 in [[Nymphenburg]]
* [[Savitsstraße|Savitsstr.]] 79 in [[Englschalking]]
* [[Tübinger Straße| Tübinger Str.]] 13 in [[Sendling - Westpark]]
* [[Truderinger Straße| Truderinger Str.]] 2a in [[Steinhausen]]
* [[Mauerseglerstraße|Mauerseglerstr.]] 9 in [[Trudering]]
* [[Tischlerstraße|Tischlerstr.]] 3 in [[Großhadern]]
* [[Thalkirchner Straße| Thalkirchner Str.]] 260 in [[Thalkirchen]]
* [[Bayerwaldstraße|Bayerwaldstr.]] 33 in [[Perlach]]


=== [[Halle 2]] ===
=== [[Halle 2]] ===
 
Die Halle 2 ist ein Gebrauchtwarenkaufhaus in [[Giesing]], in dem gut erhaltene Artikel von den Wertstoffhöfen verkauft werden. Das Kaufhaus dient der Müllreduzierung und ermöglichte es finzanziell schwächer gestellten Bürgern, sich günstig diverse Artikel (Möbel, Bücher, Spielzeug, Geschirr, usw.) zu kaufen. Aufgrund von Unregelmäßigkeiten wurde der Betrieb 2014 vorübergehend  eingestellt.
Ein Gebrauchtwarenkaufhaus in [[Giesing]], in dem gut erhaltene Artikel von den Wertstoffhöfen verkauft werden. Das Kaufhaus dient der Müllreduzierung und ermöglicht es finzanziell schwächer gestellten Bürgern, sich günstig diverse Artikel (Möbel, Bücher, Spielzeug, Geschirr, usw.) zu kaufen.


===Heizkraftwerk Nord===
===Heizkraftwerk Nord===
Das ''Heizkraftwerk Nord'' in [[Unterföhring]] wird von den [[Stadtwerke München|Stadtwerken München]] betrieben, die Blöcke 1 und 3 werden als Müllverbennungsanlage genutzt.


Das Heizkraftwerk Nord wird von den [[Stadtwerke München|Stadtwerken München]] betrieben. die Blöcke 1 und 3 werden als Müllverbennungsanlage genutzt
In Zukunft wird dort deutlich weniger Steinkohle verbrennen. Mit diesem Beschluss will der [[Stadtrat|Wirtschaftsausschuss]] dem Bürgerentscheid "Raus aus der Steinkohle" so nahe kommen, wie es ihm vertretbar erscheint. Wann die Kohleverbrennung beendet wird, bleibt damit offen.


== Der AWM in Zahlen ==
== Abfallvermeidung ==
Abfallvermeidung ist ein zentrales Thema für den AWM und steht auch an oberster Stelle des städtischen Abfallwirtschaftskonzepts. Dazu bietet der AWM verschiedene Angebote für die Münchner Bürgerinnen und Bürger an:
* [[Secondhandführer für München und Umland]]
* [http://www.awm-muenchen.de/privathaushalte/abfallvermeidung/reparaturfuehrer.html Reparaturführer für München und Umland]
* [http://www.awm-muenchen.de/privathaushalte/abfallvermeidung/leihlexikon.html Leihlexikon für München und Umland]
* [http://www.awm-muenchen.de/privathaushalte/abfallvermeidung/verschenk-und-tauschportal.html Verschenk- und Tauschbörse für München und Umland]
* [http://www.awm-muenchen.de/privathaushalte/abfallvermeidung/muenchner-flohmarktportal.html Münchner Flohmarktportal]
* [http://www.awm-muenchen.de/privathaushalte/abfallvermeidung/geschirrmobil.html Geschirrmobil]


*1.300 Beschäftigte
== Der AWM in Zahlen (für 2012)==
*200 Müllfahrzeuge
*1.548 Beschäftigte • 26 Nationalitäten
*Umsatz 2005: ca 221 Mio. Euro
*349 Müllfahrzeuge
*390.000 Bio-, Papier- und Restmülltonnen sind im Stadtgebiet zu leeren
*Umsatz: ca. 460 Mio. Euro
*60 Prozent des Mülls werden stofflich verwertet, 40 Prozent werden verbrannt
*420.000 Bio-, Papier- und Restmülltonnen sind im Stadtgebiet zu leeren
*55 Prozent des Mülls werden stofflich verwertet, 45 Prozent werden verbrannt


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
*Der Abfallwirtschaftsbetrieb ist ein vom TÜV Süd zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb
*Der Abfallwirtschaftsbetrieb ist ein vom TÜV Süd zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb
*Ehrenamtliche Abfallberater unterstützen den Abfallwirtschaftsbetrieb bei seinen Aufgaben. Die Berater engagieren sich in Bereichen wie Kompostierung, Wertstoffhöfe, Kinder und Jugendliche oder betreuen Infostände zum Thema Abfall.
*Ehrenamtliche Abfallberater unterstützen den Abfallwirtschaftsbetrieb bei seinen Aufgaben. Die Berater engagieren sich in Bereichen wie Kompostierung, Wertstoffhöfe, Kinder und Jugendliche oder betreuen Infostände zum Thema Abfall.
*Ramadama ist in München eine Aktion zum Einsammeln von Abfällen in Wäldern, Wiesen und Flußauen. Diese wird in verschiedenen Stadtteilen einmal jährlich von den Stadtteilbürgern durchgeführt. Den Ausspruch „''rama dama''“ prägte der damalige Münchener Oberbürgermeister [[Thomas Wimmer|Thomas „''Dammerl''“ Wimmer]]. Diese Aufforderung in bairischer Mundart bedeutet auf Hochdeutsch etwa „''räumen tun wir''“. OB Wimmer forderte damit die Bevölkerung auf, die Trümmer der zusammengestürzten Ruinen wegzuräumen. Noch heute werden gemeinschaftliche Aufräumaktionen in [[Bayern]] und Österreich als „Rama dama“ bezeichnet
*''Ramadama'' ist in München eine Aktion zum Einsammeln von Abfällen in Wäldern, Wiesen und Flussauen. Diese wird in verschiedenen Stadtteilen einmal jährlich von den Stadtteilbürgern durchgeführt. Den Ausspruch „''rama dama''“ prägte der damalige [[Oberbürgermeister]] [[Thomas Wimmer|Thomas „''Dammerl''“ Wimmer]]. Diese Aufforderung in bairischer Mundart bedeutet auf Hochdeutsch etwa „''räumen tun wir''“. OB Wimmer forderte damit die Bevölkerung auf, die Trümmer der zusammengestürzten Ruinen wegzuräumen. Noch heute werden gemeinschaftliche Aufräumaktionen in [[Bayern]] und Österreich als „Rama dama“ bezeichnet
 
== Weblinks ==
*[http://batterie-info.de/entsorgung/M%C3%BCnchen/ Recyclinghof München] - eine Übersichtseite mit den Öffnungszeiten.
*{{Website|www.awm-muenchen.de}}
*[http://www.awm.muenchen.de/privatkunde/m_recht.htm Rechtsgrundlagen, -fragen]
 
;Zeitungsberichte
* Heiner Effern und Bernhard Hiergeist: ''München wird deutlich weniger Steinkohle verbrennen.'' In der SZ vom 19. November 2019
* ''[https://www.sueddeutsche.de/muenchen/coronavirus-muenchen-muell-entsorgung-reportage-1.4890968 Die Müll-Lader bekommen derzeit ''(Covid-19, 2020)'' auch viel Anerkennung.]'' Von Monika Maier-Albang in der SZ vom 29. April 20.


== Weblink ==
{{Wikipedia-Artikel}}
*[http://batterie-info.de/entsorgung/M%C3%BCnchen/ Recyclinghof München] eine Übersichtseite mit Öffnungszeiten.
*[http://www.awm-muenchen.de Homepage]
*[http://www.awm.muenchen.de/privatkunde/m_recht.htm Rechtsgrundlagen]


[[Kategorie:Moosach]]
[[Kategorie:Moosach]]
[[Kategorie:Abfallwirtschaftsbetrieb München]]
[[Kategorie:Abfallwirtschaftsbetrieb München| ]]
[[Kategorie:Müll]]
[[Kategorie:Infrastruktur]]

Aktuelle Version vom 6. September 2020, 23:12 Uhr

Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) ist ein Eigenbetrieb der Stadt München und zuständig für die Müllentsorgung. Er ist der größte kommunale Entsorgungsbetrieb in Deutschland. Im Alltag heißt er immer noch „die Müllabfuhr“. Seine meist männlichen Mitarbeiter stellen im Alltag die häufigsten Kontaktpersonen zwischen BürgerInnen der Stadt und ihrer Stadtverwaltung dar. Ihre Arbeit hält die Infrastruktur der Stadt aufrecht.

Adresse

Abfallwirtschaftsbetrieb München


Georg-Brauchle-Ring 29
80992 München
☎ : 089 - 23 39 62 00
@ : awm@muenchen.de


Geschichte

1870 - 1945, Grundprobleme, Grundprinzipien

In den Jahren 1870 bis 1900 wuchs die Münchner Bevölkerung von 170.000 Einwohnern auf über 500.000 Einwohner. Bis 1890 entsorgten die Münchner Bürger ihren Müll und Unrat in einer von über 2700 Asche-, Kehricht- und Düngergruben. Diese mussten einmal jährlich geleert werden.

Das durch Max von Pettenkofer besonders geförderte wachsende Hygienebewusstsein führte zum Erlass der ersten Münchner Abfallsatzung. Am 14. April 1891 erließ der Magistrat der königlichen Haupt- und Residenzstadt München die „Ortspolizeiliche Vorschrift über Lagerung und Wegschaffung des Hausunrats“. Im selben Jahr entwickelte der Schmiedemeister Fischer aus dem Münchner Stadtteil Giesing den Harritschwagen, einen von Pferden gezogenen Müllwagen. Der Harritschwagen war für die nächsten 50 Jahre das Rückgrat der Hausratsabfuhr. Der Name „Harritsch“ leitet sich wahrscheinlich vom englischen „carriage“ (= Kutsche) ab.

Am 27. April 1897 schloss die Stadtverwaltung München mit der Hausmüllverwertung München einen Vertrag. Darin verpflichtete sich die Stadt, der Gesellschaft den „gesamten Hausunrat ohne Ausnahme“ zur Trennung in verwertbare und nicht verwertbare Teile zu überlassen. Die Gesellschaft baute ausserhalb von München, in der Gemeinde Puchheim eine Müllsortieranlage auf und die Stadt war zuständig für den Transport des Mülls nach Puchheim. Dazu wurden die Harritschwagen samt Inhalt mit der Bahn zur Sortieranlage gebracht. Dieses System bestand nahezu unverändert bis zum Ende des 2. Weltkriegs.

Am 15. Januar 1898 wurde Einsatz von standardisierten Sammelbehälter (viereckige 110 Liter Blechtonnen) beschlossen. Diese waren bis 1983 im Einsatz.

1945-1999, Zeit der Spezialsammelfahrzeuge und Kamine

Nach dem 2. Weltkrieg, am 29. April 1947 beschloss der Stadtrat die Motorisierung der städtischen Müllabfuhr. Ein Jahr später wurden 30 Spezialsammelfahrzeuge angeschafft. Damit wurden sukzessive die Harritschwagen abgeschafft.

Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Währungsreform 1948 ließ die Müllmenge im Jahr 1949 um 30 Prozent ansteigen. In den Nachkriegsjahren bis 1954 wurde der Müll in Gruben im Stadtgebiet und am Stadtrand entsorgt.

1954 nahm in Großlappen eine Anlage zur Müllverwertung mit einer Jahreskapazität von 500.000 Kubikmeter ihren Betrieb auf. Mit Magneten wurde dem Müll das Eisen entnommen. Andere verwertbare Materialien wie Buntmetalle, Papier, Textilien, Bettfedern, Glas oder Schweinefutter wurden von Hand aussortiert. Der nichtverwertbare Rest kam auf eine Deponie.

Im Jahr 1961 wurden die ersten vier Sperrmüll-Sammelstellen eingerichtet.

Da die Müllmenge immer weiter anstieg und die Kapazität der Müllverwertungsanlage in Großlappen nicht mehr ausreichte, beschloss der Stadtrat die Errichtung einer Müllverbrennungsanlage. Am 16. Juni 1964 wurde die erste Müllverbrennungsanlage, das Kraftwerk München Nord, in Betrieb genommen.

Durch einen Brand am 7. Mai 1965 wurde die Sortieranlage in Großlappen zerstört. Eine Mülltrennung (wie sie später wieder modern wurde) existierte seitdem nicht mehr. Ab jetzt wurden zwei Drittel des Mülls im Kraftwerk Nord verbrannt, der Rest kam auf die Deponie in Großlappen.

Dem Trend der Zeit folgend wurden die Verbrennungskapazitäten immer weiter ausgebaut. 1966 ging der zweite Verbrennungsblock im Heizkraftwerk Nord in Betrieb. 1969 wird die Müllverbrennungsanlage im Heizkraftwerk Süd eröffnet. 1971 wird der zweite Verbrennungsblock im Heizkraftwerk Süd in Betrieb genommen. Die vorhandenen Kapazitäten reichen für sowohl für die Verbrennung des gesamten Münchner Mülls als auch für den Müll der Landkreisgemeinden aus. Die Heizkraftwerke erzeugen außer Strom und Fernwärme allerdings auch giftige Abgase, weshalb die Müllverbrennung durchaus umstritten ist.

1975 wurde ein erstes Abfallkonzept erstellt, in dem die Müllverbrennung im Mittelpunkt steht. Die Fortschreibung des Abfallkonzeptes im Jahr 1982 setzt den Schwerpunkt zwar immer noch auf die Verbrennung, aber das Konzept enthält, im Zuge der beginnenden Unweltdiskussion, bereits den Auftrag, die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase zu entgiften und für die Wiederverwertung von Rohstoffen zu sorgen.

Mit dem Abfallkonzept von 1988 wurden neue Prioritäten gesetzt. Die Verwertung der Abfälle steht ab jetzt im Vordergrund und auch über Abfallvermeidung wird nachgedacht. Jedoch muss aufgrund knapper Deponieflächen das Volumen des Mülls weiterhin durch Verbrennung reduziert werden. Die größten Potentiale für Wiederverwertung werden im Biomüll (40 Prozent des Restmülls) und im Papier (20 Prozent des Restmülls) gesehen. Da erfahrungsgemäß mit Holsystemen die größten Mengen abgeschöpft werden können, wird die Einführung von Papier- und Biotonne propagiert.

Um eine effektivere Umsetzung der Ziele des Abfallkonzeptes zu erreichen wurden 1989 im neu geschaffenen Amt für Abfallwirtschaft verschiedenen Stellen der Müllbeseitigung zusammengefasst.

Mit 1,1 Millionen Tonnen hat sich 1990 die Menge des zu verbrennenden Mülls seit 1970 praktisch verdoppelt.

1992 wurden im Stadtteil Berg am Laim im Rahmen eines Modellversuchs die ersten Bio- und Papiertonnen aufgestellt. Nach und nach werden im gesamten Stadtgebiet diese Tonnen eingeführt.

Im März 1993 schließt die Stadt einen Vertrag mit der DSD (Duales System Deutschland) GmbH, der das Aufstellen eines Wertstoffcontainersystems zum Inhalt hat (im Gegensatz zum sonst üblichen gelben Sack).

Bis 1995 konnte die auf der Deponie abgelagerte und in der Müllverbrennung angelieferte Müllmenge wieder auf unter 600.000 Tonnen gesenkt werden.

1997 wird die Müllverbrennungsanlage im Heizkraftwerk Süd wird aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet und der komplette Restmüll ausschließlich im Heizkraftwerk Nord verbrannt.

Im Januar 1999 verabschiedet der Stadtrat das neue Abfallwirtschaftskonzept.

Im Juli 1999 ist die flächendeckende Einführung des 3-Tonnen-System abgeschlossen. Im Oktober desselben Jahres bezieht das Amt für Abfallwirtschaft seine neue Zentrale am Georg-Brauchle-Ring.

Nach 2000

2001 wird der bisherige Regiebetrieb in einen Eigenbetrieb umgewandelt.

Im Januar 2002 wird das bisherige Amt für Abfallwirtschaft in Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) umbenannt.

Aufgaben

Die Aufgaben des Betriebs ergeben sich aus unter anderem aus der Allgemeinem Abfallsatzung der Landeshauptstadt München, der Hausmüllentsorgungssatzung der Landeshauptstadt München, der Bayerischen Gemeindeordnung und dem Abfallkonzept der Stadt München.

  • Einsammeln, Entsorgen und Verwerten von Restmüll, Papierabfall und Bioabfall
  • Verwertung und Vermarktung von Wertstoffen
  • Betrieb und Unterhalt von 200 Müllfahrzeugen, drei Betriebshöfen und Werkstätten
  • Betrieb von 12 Wertstoffhöfen
  • Betrieb und Renaturierung der Deponie Nord-West im Entsorgungspark Freimann
  • AWM-Infocenter als zentrale Beratungsstelle für Haushalte und Gewerbebetriebe
  • Ausarbeitung von Satzungen zur Gestaltung des Abfallrechts und Satzungsvollzug
  • Umsetzung des Abfallkonzeptes der Stadt München
  • Erarbeitung und Umsetzung von Abfallvermeidungsstrategien
  • Gebührenabrechnung und Erstellung von Müllgebührenbescheiden
  • Planung aller abfallwirtschaftlichen Anlagen unter Berücksichtigung der neuesten technologischen Entwicklung in der Abfallwirtschaft

Mülltrennung in München

Generell wird zunächst unterschieden zwischen Müll aus privaten Haushalten und Gewerbemüll.

Hausmüll

Verpackungsmüll (Kunststoff, Glas, Metall) wird in München vom Dualen System Deutschland entsorgt. Dies geschieht allerdings nicht durch den gelben Sack, sondern auf im gesamten Stadtgebiet verteilten Wertstoffinseln.

Der restliche Müll wird auf in allen Münchner Haushalten vorhande Bio-, Papier- und Restmülltonnen verteilt. Diese Tonnen werden alle ein bis zwei Wochen durch den AWM abgeholt und deren Inhalt entsprechend verwertet. Für privaten Hausmüll besteht ein Anschluss- und Benutzungszwang, d.h. private Haushalte müssen Müll über den städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb entsorgen.

Seit 2019 kann Bioabfall auch im Bio-Eimer gesammelt werden.

Sperrmüll bis zu einer Menge von 2 m³ kann kostenlos an einem der städtischen Wertstoffhöfe abgegeben werden. Gegen eine Gebühr wird der Sperrmüll auch vom AWM abgeholt. Größere Mengen werden kostenpflichtig bei den Wertstoffhöfen plus Freimann und Langwied oder von privaten Entsorgungsfirmen angenommen.

Problemabfälle (Farben, Lacke, Batterien usw.) können in haushaltsüblichen Mengen (bis 25 kg) beim städtischen „Giftmobil“ oder bei bestimmten Wertstoffhöfen abgegeben werden.

Gewerbemüll

So genannter Restmüll, der bei einem Gewerbebetrieb anfällt, „gehört“ dem AWM und muss über diesen entsorgt werden. Alle anderen Abfälle (z. B. Bio-Müll, Wertstoffe, etc.) unterliegen nicht dem Anschluss- und Benutzungszwang und können von den Betrieben nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entsorgt werden. Hier können auch andere Entsorgungsfirmen zum Zug kommen. In diesem Bereich steht der AWM in einem ganz normalen Wettbewerb zu anderen Firmen.

Tonnensystem

In München gibt es das sogenannte 3-Tonnen-System. Die Tonnen sind farblich getrennt nach dem jeweiligen Inhalt:

  • Grau: Restmüll,
  • Blau: Altpapier und Kartons und
  • Braun: Bioabfälle.

Diese Farbgebung ist in Deutschland nicht einheitlich und kann von Kommune zu Kommune abweichen. Alle Tonnen sind aus Kunststoff und in verschiedenen Größen (80 l, 120 l, 240 l, 770 l, 1100 l) verfügbar. Die Tonnen sind Eigentum des AWM und müssen dort bestellt, abbestellt oder getauscht werden.

Die Metalltonne wurde abgeschafft, da sie aufgrund ihres Gewichts für die Mülllader wesentlich schwerer zu bewegen war. Ausserdem entsprechen ihre Maße nicht der DIN-Norm für Müllbehälter, so dass alle Müllfahrzeuge extra für diese Tonnengröße hätten umgebaut werden müssen.

Wohin mit …… ?

Gebührenstruktur

Die Gebühren für die Restmülltonnenleerung richten sich nach der Größe der Tonnen und dem Leerungsrhythmus (ein- oder zweiwöchentlich). Beide sind vom Hausbesitzer bzw. -verwalter im Rahmen der Vorgaben frei wählbar. Die Gebühren werden jährlich abgerechnet und bewegen sich zwischen 123,24 € (80-Liter-Tonne, Leerung alle 2 Wochen) und 1.800,24 € (1100-Liter-Tonne, Leerung wöchentlich). Die Gebühren sind in Hausmüllentsorgungsgebührensatzung festgelegt und können nur durch Beschluss des Münchner Stadtrats geändert werden. Die genauen Preise lassen sich der Publikation "Das Münchner 3-Tonnen-System" entnehmen, die es im WWW und in der Stadtinfo kostenlos gibt.

Die Tonnen für Papier- und Biomüll und die Abgabe von Sperrmüll in haushaltsüblichen Mengen an den Wertstoffhöfen sind kostenfrei.

Für Sonderleistungen (Sperrmüllabholung, Containerdienst, Häckseldienst, usw) werden gesonderte Gebühren erhoben.

Organisation

Der Abfallwirtschaftsbetrieb München ist ein Eigenbetrieb der Stadt München und gehört organisatorisch zum Kommunalreferat. Erste Werkleiterin (und damit zuständig für die wirtschaftspolitische Richtung) ist die Kommunalreferentin Gebriele Friderich. Zweiter Werkleiter (und damit zuständig für das operative Geschäft) ist Helmut Schmidt.

In allen wichtigen abfallwirtschaftlichen Fragen entscheidet der Kommunalausschuss (als zuständiger Werkausschuss) bzw. die Vollversammlung des Münchner Stadtrates. Die Beschlüsse des Münchner Stadtrats sind für den Abfallwirtschaftsbetrieb München bindend.

Standorte

Zentrale

Die Zentrale am Georg-Brauchle-Ring, gegenüber vom Hochhaus Uptown München, beinhaltet das Verwaltungsbäude, die Werkstatt und die Betriebshöfe West und Nord.

Betriebshöfe

In den vier Betriebshöfen (verteilt über das Stadtgebiet) werden die Müllfahrzeuge geparkt. Man hat sich für dieses dezentrale System entschieden, da es bei einem gleichzeitigem Ausrücken aller 200 Müllfahrzeuge von einem Standort zu Staus kommen würde.

Entsorgungspark Freimann

Anlieferung für Gewerbetreibende und Private mit größeren Mengen und Deponie Nord-West (nur noch geringe Mengen, da der meiste Müll vorher getrennt bzw. verbrannt wird)

Wertstoffhöfe

Abgabe von Sperrmüll u. ä. für Private in geringen Mengen Adressen siehe: Wertstoffhöfe

Halle 2

Die Halle 2 ist ein Gebrauchtwarenkaufhaus in Giesing, in dem gut erhaltene Artikel von den Wertstoffhöfen verkauft werden. Das Kaufhaus dient der Müllreduzierung und ermöglichte es finzanziell schwächer gestellten Bürgern, sich günstig diverse Artikel (Möbel, Bücher, Spielzeug, Geschirr, usw.) zu kaufen. Aufgrund von Unregelmäßigkeiten wurde der Betrieb 2014 vorübergehend eingestellt.

Heizkraftwerk Nord

Das Heizkraftwerk Nord in Unterföhring wird von den Stadtwerken München betrieben, die Blöcke 1 und 3 werden als Müllverbennungsanlage genutzt.

In Zukunft wird dort deutlich weniger Steinkohle verbrennen. Mit diesem Beschluss will der Wirtschaftsausschuss dem Bürgerentscheid "Raus aus der Steinkohle" so nahe kommen, wie es ihm vertretbar erscheint. Wann die Kohleverbrennung beendet wird, bleibt damit offen.

Abfallvermeidung

Abfallvermeidung ist ein zentrales Thema für den AWM und steht auch an oberster Stelle des städtischen Abfallwirtschaftskonzepts. Dazu bietet der AWM verschiedene Angebote für die Münchner Bürgerinnen und Bürger an:

Der AWM in Zahlen (für 2012)

  • 1.548 Beschäftigte • 26 Nationalitäten
  • 349 Müllfahrzeuge
  • Umsatz: ca. 460 Mio. Euro
  • 420.000 Bio-, Papier- und Restmülltonnen sind im Stadtgebiet zu leeren
  • 55 Prozent des Mülls werden stofflich verwertet, 45 Prozent werden verbrannt

Sonstiges

  • Der Abfallwirtschaftsbetrieb ist ein vom TÜV Süd zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb
  • Ehrenamtliche Abfallberater unterstützen den Abfallwirtschaftsbetrieb bei seinen Aufgaben. Die Berater engagieren sich in Bereichen wie Kompostierung, Wertstoffhöfe, Kinder und Jugendliche oder betreuen Infostände zum Thema Abfall.
  • Ramadama ist in München eine Aktion zum Einsammeln von Abfällen in Wäldern, Wiesen und Flussauen. Diese wird in verschiedenen Stadtteilen einmal jährlich von den Stadtteilbürgern durchgeführt. Den Ausspruch „rama dama“ prägte der damalige Oberbürgermeister Thomas „Dammerl“ Wimmer. Diese Aufforderung in bairischer Mundart bedeutet auf Hochdeutsch etwa „räumen tun wir“. OB Wimmer forderte damit die Bevölkerung auf, die Trümmer der zusammengestürzten Ruinen wegzuräumen. Noch heute werden gemeinschaftliche Aufräumaktionen in Bayern und Österreich als „Rama dama“ bezeichnet

Weblinks

Zeitungsberichte
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