Königliche Anatomie

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Königliche Anatomie, von der Pettenkoferstraße aus: Apsiden
Einblick in die Sezierhalle

Die Königliche Anatomie, auch Neue anatomische Anstalt, in der Pettenkoferstraße 11 in München wurde von 1905 bis 1907 nach Plänen des Architekten Max Littmann erbaut. Wegen des umfassenden Einsatzes des Werkstoffs Eisenbeton für die Fassaden und Wände, Decken und Außenanlagen gilt das Gebäude als erster großer Stahlbetonbau Deutschlands.

Baugeschichte

Die „Neue anatomische Anstalt“ ist der Nachfolgebau der von Leo von Klenze in den Jahren 1824 bis 1825 in der heutigen Schillerstraße erbauten Anatomie, die seinerzeit bereits völlig überlastet war. Jenes Gebäude wurde nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg abgerissen.

Bauherr des Neubaus war das Ministerium für Kirchen und Schulangelegenheiten, Oberbauleiter war Oberbaurat Stempel, die Bauleitung hatte Bauamtmann Maxon. Die Bausumme betrug 1.300.000 Mark für das Gebäude und 450.000 Mark für die Einrichtung.

Das Gebäude hat den Zweiten Weltkrieg ohne nennenswerte Zerstörungen überstanden und ist in seiner historischen Substanz im Wesentlichen unversehrt erhalten geblieben. Von 2004 bis 2006 wurde der Westflügel durch einen Erweiterungsbau nach Süden ergänzt.

Die Anlage ist heute denkmalgeschützt und wird immer noch in der ursprünglich vorgesehenen Funktion als Anatomie durch die Ludwig-Maximilians-Universität München genutzt.

Nebengebäude an der Schillerstraße gelegen.

Seit dem Jahre 2010 laufen in dem Gebäude umfangreiche Sanierungsmaßnahmen mit dem Ziel, unter strenger Beachtung der denkmalschützerischen Randbedingungen die Gebäudeteile hinsichtlich der Anforderungen aus Statik, Bauphysik und Brandschutz und die technische Ausstattung wie Heizung, Lüftung und Elektro auf den neuesten Stand zu bringen.

Baubeschreibung

Das Gebäude besteht im Grundriss aus einem Mittelbau in Ost-Westrichtung mit einer Länge von ca. 90 m. An den Enden des Mittelbaus schließen der Westflügel mit 41 m Länge und der Ostflügel mit 50 m Länge (in Nord-Süd-Richtung) an.

Vertikal gliedert sich der Bau in das Kellergeschoss, Sockelgeschoss und drei Obergeschosse bei einer Maximalhöhe von ca. 27 m über dem Gelände.

Für den Hochschulbau architektonisch revolutionär war seinerzeit die Gestaltung des zentral angeordneten und über zwei Geschosse reichenden, halbkreisförmigen Präpariersaales als Unterrichtsraum mit fünf rosettenförmig und offen anschließenden Apsidenräumen für die Arbeit der Studierenden und einer Tageslicht-Beleuchtung durch Oberlichte in der vorelektrischen Zeit.

Die Kuppel über dem Mikroskopiersaal hat einen Durchmesser von ca. 22 m bei einer Stichhöhe von ca. 5,75 m und 10 cm Schalenstärke und ist damit die zweite ausgeführte Kuppel aus Eisenbeton in Deutschland und auch in der Welt, nach der verwandten Kuppel des Armeemuseums in München (heute Bayerische Staatskanzlei). Beide Kuppeln wurden damals vom gleichen Planerteam mit Ludwig Zöller und Wilhelm Maxon um die Heilmann'sche Immobilien-Gesellschaft (Eisenbetongesellschaft) der Firma Max Littmanns, ausgeführt.

Durch eine ausgeklügelte Technik lassen sich Studien im Seziersaal direkt in den Hörsaal übertragen.

Weitere Räume in der Anatomie sind der von Littmann "amphiteatralisch" gestaltete Hörsaal mit erstmaliger Anordnung der Studierenden halbkreisförmig in "Rängen" um das Zentrum mit dem Vortragenden und seinem Demonstrationsobjekt. Man spricht allgemein bei dieser inzwischen verbreiteten Anordnung von einem Anatomischen Theater. Außerdem gibt es den Mikroskopiersaal, die anatomische Sammlung (Schau- und Lehrsammlung), eine Bibliothek, eine Treppenhalle, Laboratorien und mehrere Arbeitszimmer.

Die Innenausstattung des Gebäude ist insgesamt sehr repräsentativ gestaltet, unter anderem waren die Flure zur Eröffnung mit Gemälden aus dem staatlichen Kunstschatz ausgestattet.

Literatur

  • J. Rückert: Die neue anatomische Anstalt in München. Verlag von J.F.Bergmann, Wiesbaden 1910;
  • S. Mollier: Das historisch-embryologische Institut der neuen anatomischen Anstalt München. Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1912;
  • Georg Jacob Wolf: Max Littmann, 1862-1931. Verlag Knorr &Hirth GmbH München, 1931;
  • Dr. Marco Ogacnik, Universität Venedig (2006): Die Kuppel als technisches, architektonisches und städtebauliches Element in München zwischen 1900 und 1914. Fachreferat zur Tagung „München 1900 - 1914, Die heimliche Hauptstadt des Stahlbetons“ am 06. Oktober 2006 im Deutschen Museum München.

Weblinks

Siehe auch


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