Der Geschichtsbrunnen

Ein typischer Marktbrunnen, auch für Rösser
Standort
Pfanzeltplatz in Altperlach
Künstler
Karl Oppenheimer
Zeit der Errichtung
1992

Beschreibung

Der Brunnen hat ein achteckiges Brunnenbecken mit einer etwa vier Meter hohen, achtkantigen Brunnensäule in der Mitte. Der obere Meter der Säule zeigt auf seinen vier breiteren Seitenflächen Reliefs, die in die schmaleren Flächen hineinreichen. An vier Kanten, weiter unten, setzen die vier Trinkwasser-Auslässe in erreichbarer Schöpfhöhe an.

Das große Brunnenbecken ist zusammengesetzt aus acht ca. 25 cm starken, 2 m langen und 1 m hohen Muschelkalkstein-Platten. Auf vier der Platten, in Sichtfeldern von 90 x 190 cm, sind ebenfalls Reliefs eingemeißelt und auf den anderen vieren 8-zeilige Kurzinformationen zu den Daten. Es ist ein erfrischender und zugleich lehrreicher Brunnen mit sprechenden Bildern und zahlreichen Texten über einen langen Zeitraum der Geschichte Perlachs.

Dargestellt wird u.a. ein mittelalterliches "Ehhaft", ein Badehaus, das hier einmal stand, sowie ein Zuber, in dem der Mann bereits sitzt und die Frau (ebenfalls unbekleidet) zusteigt. Erwähnt wird die Not der Opfer von Krieg und Vertreibung während des Dreißigjährigen Krieges. So wurde München im Jahre 1632 von dem Schwedenkönig Gustav Adolf "gebrandschatzt"; d.h. es konnte sich mit der Stellung von Geiseln und zusätzlich mit sehr viel Geld vom Angezündetwerden freikaufen.

Alle umliegenden Dörfer jedoch wurden damals niedergebrannt, so auch Perlach. Damit hatten die 'Evangelischen' keinen guten Eindruck hinterlassen. So richteten sie erst 169 Jahre später ihre Bitte um Zuzugsgenehmigung nach München an die bairische Königin Karoline, zweite und evangelische Ehefrau von König Max I. Joseph, auf dessen Machtwort hin die Protestanten erstmals 1801 in München Bürgerrecht erhalten konnten und die Stadt nicht mehr vor Mitternacht verlassen mussten.

Im Jahr 1816 dürfen die 'Pionier-Protestanten' dann auch in Perlach zuziehen und hier ihre am 9. September 1849 eingeweihte Pauluskirche am Hachinger Bach errichten. Nach Eingemeindung von Perlach 1930, ist sie, nach der ehemals am Stachus erbauten, 1833 eingeweihten, 1938 abgerissenen und nach dem Krieg (1953–1957) am Sendlinger-Tor-Platz 'im Stil der Zeit' neu errichteten Matthäuskirche des Landesbischofs, die zweitälteste evangelische Kirche Münchens.

Aber noch weit ältere Daten sind in die Brunnentexte eingemeißelt:

790 schenken der Priester Icho und der Diakon Kerolt ihr Gut Peraloch an Freising.

Fürsten jagen 1530 auf der Perlacher Haid.

1634 wütet die Pest.

1830 werden die Klostergüter enteignet.

1804 wird St. Georg, die Unterbiberger Filialkirche errichtet.

"Saliter" gewinnen in Perlach bairischen Salpeter und sorgen bis 1860 für das seit 1825 nunmehr ypsilon-bayerische Schießpulver.

Viel besucht und vielbespielt steht hier dem Bürger ein 'Lebendiges Wasser' auf seinem Platz zur Verfügung.

Exkurs: Naturlehrpfad am Hachinger Grundwasserbach

Empfehlenswert ist der an der Nordecke des Pfanzeltplatzes beginnende 'Naturlehrpfad' entlang dem 'Hachinger Bach', einem Grundwasser-Quellbach, der in einer ehemaligen Gletscherabflussrinne zwischen den Ortsteilen Deisenhofen und Oberhaching entspringt und durch Perlach und den angrenzenden Ostpark hindurch bis zum Einlaufbauwerk an der Bad-Schachener-Straße offen verläuft. Von dort bis hin zur U-Bahn-Station Josephsburg an der Kreillerstraße existiert bereits ein trockenes Bachbett, über das der Hachinger Bach weiterhin offen verlaufen soll, um dann erst von hier an weiter 'verrohrt' unter den Eisenbahngeleisen hindurch den in Bogenhausen beginnenden 'Hüllgraben' zu speisen.

Quellen/Weblinks

  • Churfürstliche Deklaration vom 10. November 1800
  • Ernst MayerW: Die Kirchen-Hoheitsrechte des Königs von Bayern (Diss. LMU) M. Rieger'sche Universitäts-Buchhandlung, München, 1884
  • St.MatthäusW
  • Liste der Münchner Städtischen Frischwasserbrunnen, Stand Sept. 2011, Nr. 12
  • Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 80
  • Hachinger BachW