Schnitterinbrunnen

Der Schnitterinbrunnen oder auch Waitzfelderbrunnen, am Thierschplatz neben der Thierschstraße im Lehel stammt aus dem Jahr 1905. Der Brunnen wird von den im Lehel ansässigen Menschen nicht nur Schnitterinbrunnen sondern auch Ceres- oder auch Waitzfelder- oder Erntebrunnen genannt.

  • An seiner Schauseite, der Thierschstraße zugeneigt, ist zu lesen:
Schnitterinbrunnen
Rückseite
Schnitterin (Tech)
1905 / Schnitterin-Brunnen / Gestaltet 1905 von Erwin Kunz
  • Die Rückseite trägt die Stifterwidmung:
Der lieben Stadt / Muenchen / gestiftet von / Karl Waitzfelder / Rentier

Beschreibung

Er ist ein wunderschöner Kunstbrunnen mit einem Sockel aus Treuchtlinger Jurakalk gehauen. Auf dem Sockel thront eine Schnitterin (Garbenbinderin) aus Euville-Marmor gefertigt, die beim Bündeln von Weizen zu sehen ist.

Am unteren Sockelbereich sind links und rechts zwei Becken in der Form einer halben Muschelschale angebracht, die jeweils aus einem offenen Maul mit Wasser beschickt werden.

Am Rand dieser Becken fließt das Wasser an kleinen Mulden in das untere Auffangbecken, in dessen Mitte die komplette Anlage steht.

Beim Bau des Brunnens hatte man die Fundamente der Sichtachsen noch mit jeweils zwei aus Stein oder Beton gemauerten Pollern versehen, die jeweils mit einer starken Stahlkette verbunden waren.

Der Verbrauch an Leitungswasser bei voller Leistung betrug nach der Freigabe der Anlage 0.75 Liter pro Sekunde.

Leider wird der Brunnen nicht mehr mit derart viel Wasser ausgestattet, und so wirkt das Herabfallen des Wassers aus dem Beckenrand als würde das Wasser jeden Moment versiegen.

In unterschiedlichen Quellen wird der Tag der Eröffnung der Brunnenanlage mit dem 19. Juli 1905 angegeben.

Verschiedenes

Auch dieses Wasserspiel geht auf einen Wettbewerb zurück, an dem sich die Künstler, Architekten und Bildhauer beteiligen sollten. Dazu hatte jeder der Bewerber ein Modell seines Brunnens bei der Stadt abzugeben. Die ausgestellten Beiträge waren anonym vorgestellt, und durften bis Sonntag 15. November 1903 präsentiert werden.

"Samstag 15. Juli 1905; Der Brunnen am Thierschplatz, den im Vorjahre Rentier Karl Waitzfelder stiftete und dessen Ausführung von der Preisjury dem aus der Konkurrenz als Sieger hervorgangenen Bildhauer Professor Erwin Kurz übertragen wurde, ist nunmehr in der Baumpflanzung am Thierschplatz zur Aufstellung gelangt. Da der Brunnen keinen speziellen Namen trägt, aber doch wenigstens der Name seines Stifters ähnlich wie beim Wolfsbrunnen versinnbildlicht werden sollte, bestimmte die Preisjury den ausführenden Künst­ler zu einer Änderung seines Modells dahin, daß er den Brunnen mit einer ein Weizenbündel tra­genden Garbenbinderin krönte; die Stirnseite des Postaments, das aus Eltviller Obolith hergestellt wurde, zeigt einen Kranz aus Weizenähren mit der Jahreszahl 1905, während auf der Rückseite in goldenen Lettern die Inschrift lautet: „Der lieben Stüdt München gestiftet von Karl Waitz-felder, Rentier." Die beiden Seiten des Posta­ments zierte der Künstler mit den wasserspeienden Köpfen unterseeischer Fabelwesen und mit zwei fein modellierten Muscheln, aus denen der Wasseüberfluß sich in zwei darunter befindliche grö­ßere Becken ergießt. Der Unterbau des Brun­nens wurde aus dem als sehr widerstandsfähig bekannten Treuchtlinger Jurakalk hergestellt. Die Enthüllung des Brunnens wird, wie wir hören in den ersten Tagen der nächsten Woche in Gegenwart Sr. k. H. des Prinz-Regenten erfolgen."

Literatur und Quellen

  • Die Wasserversorgung der königl. Haupt u. Residenzstadt München - Henle 1913. (Eröffnungsdatum!)
  • Das Lehel - München Verlag 1994. Seite 112.
  • Brunnen in München - Callway 1974. Seite 187 - Brunnen 512.
  • Bayerische Staatsbibliothek Bildarchiv. -der Thierschplatz-.
  • Brunnenwanderungen in München.
  • München und seine Bauten - Bruckmann 1912. Seite 736.
  • Jugend Nr 41 Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben - Hirth 02.10.1906.
  • Adolf von Hildebrand Architektur und Plastik seiner Brunnen - Stadtarchiv 1995.
  • München an der Küste seiner Brunnen. Beck-Kalender 1979. Text zu Brunnen des 1. bis 15. Juni.
  • Otto Reis, Die Gesteine der Münchner Bauten und Denkmäler, Gesellschaft für Bayerische Landeskunde, München 1935. (Angaben zum verwendeten Gestein)

Besonderheiten

  • Schreibfehler des Bildhauers am Brunnen: "Erwin Kunz".

Eine Anmerkung dazu am Rande: In vielen Publikationen ist der Bildhauer, der Professor Erwin Kurz (1857 - 1931), aufgeführt. Im Jahre 1906 übernahm dieser die Leitung einer Bildhauerklasse an der Kunstakademie in München.

Erwin Kurz schuf u.a. die Bismarck-Büste (1908) für die Walhalla bei Regensburg.

Siehe auch