Ohel Jakob: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Haus Jakobs '''(auf hebräisch '''Ohel Jakob''') in [[München]], die Hauptsynagoge Münchens, ist Teil des [[Jüdisches Zentrum|Jüdischen Zentrums]] am [[Jakobs-Platz]] in der Stadtmitte und wurde nach dem jüdischen Kalender im Jahre ……… ([[2006]] u. Z.) eröffnet.
[[Datei:Ohel_Jakov_commons03.jpeg|thumb|Ohel Jakob in München  •  אהל יעקב ]]
[[Datei:Festakt 10 Jahre Ohel Jakob Synagoge.jpg|thumb|Festakt zur 10-Jahres-Feier der Errichtung der Ohel Jakob Synagoge]]
[[Datei:Gang der Erinnerung.jpg|thumb|Gang der Erinnerung]]
'''Ohel Jakob''' (hebräisch: אהל יעקב '''Zelt Jakobs'''), die '''Hauptsynagoge Münchens''', ist Teil des [[Jüdisches Zentrum|Jüdischen Zentrums]] am [[St.-Jakobs-Platz]] in der Stadtmitte und wurde nach dem jüdischen Kalender 5767 (entspricht [[2006]]) eröffnet.


Es hat also …… Jahre gebraucht, um dieses durch Frevler aus unserer Ahnen Mitte zerstörte Gebetshaus wieder neu zu errichten.
Es hat 68 Jahre seit 5698/99 (1938) gedauert, um dieses durch die [[Nationalsozialismus|Nazis]] zerstörte Gebetshaus wieder neu zu errichten. Der Sockel der 28 Meter hohen Synagoge, die 585 Sitzplätze aufweist, erinnert an die Klagemauer, den einzig erhaltenen Teil des Jerusalemer Tempels und ist aus hellem Jerusalem-Stein gefertigt. Darüber befinden sich – in einem quaderförmigen Oberlicht – ineinander verschachtelte Davidsterne aus Stahl. Sie sind verglast und unter einem bronzefarbenen Metallnetz aufgehängt.  


Die helle Steinfassade wirkt interessant und zugleich doch auch abweisend. Wer wollte nach dieser Geschichte (1933 bis 1945) hier auch einen zierlichen und offenen Bau erwarten. Das Bedrückende daran ist jedoch die heutige Notwendigkeit, an dieser Stelle ganz wesentlich auf die Sicherheitsaspekte für Gläubige und ihre Gäste zu achten.
In München existiert damit seit 5767/2006 wieder an einem zentralen Platz eine Synagoge für die jüdische Gemeinde der Stadt.


Das Positive ist, dass es in dieser Stadt nun wieder an einem zentralen Platz eine Synagoge für die jüdische Gemeinde in der Stadt gibt.
* ''Siehe auch:'' eine Auflistung der [[Synagoge|Münchner Synagogen]]


==Der heutige Standort ==
Der  [[Sankt-Jakobs-Platz|Jakobs-Platz]] hat seinen Namen zwar letztlich nach der gleichen biblischen Figur, jedoch stammt der Platzname aus einer christlichen Tradition heraus. Jakob wurde in München wie überhaupt im Christentum meist als ''St. Jakob,'' einem Jünger Jesu verstanden und erinnert so an eine [[St. Jakob am Anger|Kirche]]. Und nicht an die ältere Schwester der Ecclesia, die Synagoge.


Zur Erinnerung an die beiden 1938 zerstörten Vorgänger-Gebäude erhielt sie den Namen der zweiten zerstörten Synagoge in der [[Herzog-Rudolf-Straße]]. Das Bild dieser brennenden Synagoge wurde oft als Symbol für die Zerstörungen am 9. November 1938 verwendet (vgl. unten bei den Weblinks).
==Der heutige Standort==
Der [[Sankt-Jakobs-Platz|Jakobs-Platz]] hat seinen Namen nur akustisch nach der gleichen biblischen Figur. Denn der Platzname stammt aus einer neueren christlichen Tradition heraus. Jakob wurde in München wie überhaupt im Christentum meist als ''St. Jakob,'' einem Jünger Jesu verstanden und erinnert so an eine [[St. Jakob am Anger|St. Jakobs-Kirche]] und eigentlich nicht an die ältere Schwester der Ecclesia, die Synagoge, und ihren alttestamentarischen Stammvater, den anderen Jakob.
 
''Ohel Jakob'' hat eine Doppelbedeutung, indem es das Haus für die Kinder Jakobs (die Israeliten) sein soll und diese Kinder an ihren Stammvater erinnert. In diesem Stammvater treffen sich, wenn man so will, Ausgangspunkte jüdischer und christlicher Botschaften für die Zukunft. Und insoweit war der christliche ''Heilige'', wie viele andere, eben nach dem Juden Jakob benannnt.
 
Zur Erinnerung an die beiden [[1938]] zerstörten [[Ehemalige Hauptsynagoge Münchens - ein Foto|Vorgänger-Gebäude (ein Foto)]] erhielt die neue Synagoge den Namen der zweiten 1938 zerstörten Synagoge in der [[Herzog-Rudolf-Straße]]. Das Bild dieser brennenden Synagoge wurde oft als Symbol für die [[9._November_in_München#1938:_Judenpogrom_der_NSDAP_und_SS|Zerstörungen am 9. November 1938]] verwendet (vgl. unten bei den Weblinks).
== ... und die Menschen vor 1941, die hier ein und aus gingen ==
Die neue Synagoge verbindet ein unterirdischer „Gang der Erinnerung“ mit dem Gemeindezentrum. Der 32 Meter lange „'''Gang der Erinnerung'''“ ist ein künstlerische Installation des Künstlers Georg Soanca-Pollak.
 
Beleuchtete Glasplatten nennen die Namen von über 4.500 Münchnerinnen und -ern, die weil sie als Juden verfolgt wurden, während der Zeit des Nationalsozialismus von ihren NS-Nachbarn deportiert und ermordet wurden.


==Die neue Hauptsynagoge==
==Die neue Hauptsynagoge==
Zunächst sieht der Besucher einen monolithischen Baukörper über einander gestapelter Werksteine. Sie bestehen aus deutlich gemaserten Travertin-Platten. Der zugrunde liegende architektonische Grundgedanke ist die Kombination der Elemente „Tempel“ und „Zelt“.
Zunächst sieht der Besucher einen monolithischen Baukörper massiver über einander gestapelter Werksteine. Die Steine wurden aus Israel geliefert und erinnern an die Klagemauer des alten Tempels. Sie bestehen aus deutlich gemaserten Travertin-Platten. Der zugrunde liegende architektonische Gedanke ist die Kombination der Elemente „Tempel“ und „Zelt“. Denn ''Ohel'' ist natürlich nur heutzutage mit Haus zu übersetzen. Früher wurde in Kleinasien das Zelt damit bezeichnet.  


Im Inneren gibt es dem entsprechend ein zeltartiges Gebilde, das von drei Schichten
Im Inneren gibt es dem entsprechend ein zeltartiges Gebilde, das aus drei Schichten gebildet wird. Die Tragstruktur des Zeltes besteht aus Stahlblech, das wie Davidsterne geformt wurde. Darüber liegt eine Schicht Verglasung. Die oberste Lage ist ein Metallgewebe, das lichtdurchlässig ist.
gebildet wird. Die Tragstruktur des Zeltes besteht aus Stahlblech, das wie Davidsterne geformt wurde. Darüber liegt eine Schicht Verglasung. Die oberste Lage ist ein Metallgewebe, das lichtdurchlässig ist.


An ihrem Westrand betritt man die Synagoge durch die Vorhalle. Das Zentrum jeder Synagoge enthält ein Vorlesepult und den Thora-Schrein. Die Frauenplätze dieser Synagoge liegen hinter einer Mechiza, einem Sichtschutz.  
An ihrem Westrand betritt man die Synagoge durch die Vorhalle. Das Zentrum jeder Synagoge enthält ein Vorlesepult und den Thora-Schrein. Die Frauenplätze dieser Synagoge liegen hinter einer Mechiza, einem Sichtschutz.  


Im Untergeschoß gibt es eine Werktagssynagoge und eine Mikwa, ein rituelles Bad.
Im Untergeschoss gibt es eine Werktagssynagoge und eine Mikwa, ein rituelles Bad.


[[Bild:MueSynagogeJA1893.jpg|200px|thumb|Die ehemalige Synagoge von [[Albert Schmidt]] (1887) ]]
[[Bild:MueSynagogeJA1893.jpg|thumb|Die ehemalige Hauptsynagoge Münchens <br>(fertiggestellt 1887, Aufn. von 04/1894)]]


==Die Hauptsynagoge 1887-1938==
==Die Hauptsynagoge 1887-1938==
Die durch den Architekten [[Albert Schmidt]] entworfene Hauptsynagoge wurde an der [[Herzog-Max-Straße]] No. 7, an der Ecke mit der [[Maxburgstraße]], errichtet. Das Gelände konnte vom König erworben werden. Die Planungen gehen auf das Jahr 1878 zurück. In den Jahren 1884 bis 1887 wurde das Bauwerk errichtet.  
Die durch den Architekten [[Albert Schmidt]] entworfene und unter seiner Bauleitung enstandene Hauptsynagoge wurde an der [[Herzog-Max-Straße]] No. 7, an der Ecke mit der [[Maxburgstraße]], und der [[Kapellenstraße]] im [[Kreuzviertel]] errichtet. 1880-1882 erwarb die Israelitsche Kultusgemeinde einen Teil des Bauplatzes von dem Bauuunternehmer Rasch, und einen Teil vom bayerischen Staat. Die Planungen für eine Synagoge gehen auf das Jahr 1878 zurück. In den Jahren 1884 bis 1887 wurde das Bauwerk errichtet. Zur rechten Seite (vom Gebäude aus links), wie auf dem Foto zu sehen, waren die Gebäude für die Rabbinerwohnung und Gemeinderäume im gleichen Stil wie die Synagoge errichtet worden.
 
Am 8. Juni bis in den Juli [[1938]] wurden im Auftrag Hitlers die Abbrucharbeiten zwangsweise durchgeführt. Hitler soll den Anblick des Bauwerks angeblich nicht ertragen haben. Die Thorarollen konnten gerettet werden. Die jüdische Gemeinde wurde gezwungen, die Abrisskosten zu übernehmen. An ihrem ehemaligen Standort erinnert ein [[Gedenkstein an die ehemalige Hauptsynagoge München]] an ihre Zerstörung.
 
Das nach dem [[Zweiter Weltkrieg|zweiten Weltkrieg]] "freie" Areal wurde zwischen 1953-1960 durch Erweiterungen des vorhandenen Nachbarkomplexes, des Kaufhauses [[Karstadt]], [[Neuhauser Straße]] 20, überbaut. Im Jahre 2002/2003 wurden diese Gebäudeteile entfernt, um dann in den Jahren 2003-2004 einen ''modernen'' gigantischen, Einheitsgebäudekomplex aufstellen zu können. Auf unserer Ansicht aus dem Jahre 1893 ist der bereits eingezäunte Bauplatz des noch zu errichtenden Künstlerhauses zu sehen.
<!-- evtl zitieren
 
*[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/juedische-geschichte-wie-muenchen-vor-jahren-seine-synagoge-verlor-1.4004815  Jüdische Geschichte Wie München vor 80 Jahren seine Synagoge verlor.] SZ    8. Juni 2018,
 
Der abendliche Festakt zur Einweihung der neuen Synagoge am 16. September 1887 war ein gesellschaftliches Ereignis, an dem neben den Repräsentanten der jüdischen Gemeinde auch Minister, Bürgermeister und andere Honoratioren teilnahmen. Einige Wochen zuvor hatte bereits Prinzregent Luitpold den Neubau besichtigt und seine "Anerkennung über die Großartigkeit des Bauwerkes" ausgesprochen. Das war nicht übertrieben: Nicht nur die Fassade machte Eindruck, auch die Inneneinrichtung war von erlesener Qualität.
 
Der Rabbiner Leo Baerwald schwärmte: „Die aus verschiedenen Marmor gebildeten Säulen, Stufen und Umkleidungen, die reichen Metallbeschläge der Türen, die bronzenen Leuchter betonen eindrucksvoll die Ostwand mit heiliger Lade, Estrade und Kanzel. Sie sind von wohltuender Harmonie in Farbe und Proportionen und wirken, ohne überladen zu sein, prächtig, da die Synagoge sonst große Schlichtheit aufweist.“ Mehr als 1,3 Millionen Mark - eine gewaltige Summe für die damalige Zeit - hatte die Kultusgemeinde für den Grunderwerb, die Baukosten und die Innenrichtung zusammengekratzt. Mit 1000 Sitzen für die Männer und 800 für die Frauen war die Münchner Synagoge die drittgrößte in Deutschland, übertroffen nur von den Synagogen in Berlin und Breslau.
 
In seinem Buch „Synagogen und jüdische Friedhöfe in München” schreibt Wolfram Selig über die Zeit nach der Vollendung des neuen Gotteshauses: „Normalität schien nun einzukehren. Der größte Teil der Münchner Juden fühlte sich akzeptiert, glaubte, das lang erstrebte Ziel erreicht zu haben: als Deutsche - und zwar gute Deutsche - jüdischen Glaubens anerkannt zu sein.” Doch der Schein trog. Gleichsam im Schatten der heiteren Kunststadt München gedieh der Antisemitismus, der in den völkischen und nationalistischen Bewegungen der Zwanzigerjahre mehr und mehr an Boden gewann. Im Nationalsozialismus schließlich waren sämtliche Dämme gebrochen, die die Barbarei noch zurückgehalten hatten.
 
Die Israelitische Kultusgemeinde beging im Jahr 1937 den 50. Jahrestag der Errichtung der Hauptsynagoge.
 
Am 7. Juni 1938 besucht Adolf Hitler eine Veranstaltung im Künstlerhaus, das nahe der Synagoge steht. Unmittelbar danach ordnet er den Abriss des jüdischen Gotteshaus an. Alfred Neumeyer schreibt rückblickend: "Am 8. Juni 1938 wurde ich zum Ministerium des Inneren vorgeladen (…) Es wurde mir von den Ministerialreferenten eröffnet, dass die Synagoge als Verkehrshindernis am nächsten Tage abgetragen werden müsse." Die Kultusgemeinde wird gezwungen, das Grundstück für lächerliche 100.000 Mark an die Stadt München zu verkaufen, die sich sofort daran macht, den Führerbefehl umzusetzen.
 
Der Komponist und Sänger Emanuel Kirschner, geboren 1857, war Oberkantor der Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße, ehe er 1926 in den Ruhestand trat. Am 8. Juni 1938 aber bittet ihn Alfred Neumeyer, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München, noch einmal in der Synagoge zu singen. Es würde das letzte Mal sein, denn am Morgen war Neumeyer mitgeteilt worden, dass der Prachtbau nahe der [[Maxburg]] am folgenden Tag abgerissen werde.
 
Der 81-jährige Kirschner soll beim Abschiedsgottesdienst den Schlussgesang vortragen. Er ist aus der Übung, er ist erschüttert, und dennoch kommt er dem Wunsch nach. Kirschner singt den 102. Psalm. Davon berichtet er in einem Brief: "Als ich 'mit gebrochenem Herzen' die Treppe zum Almemor hinanstieg, als ich zwar demütig, aber dennoch mit klarer Stimme die meinem Herzen entströmenden Worte zu sagen begann 'T'philloh l'oni ki jaatof' (Ein Gebet des Elenden, wenn er betrübt ist und seine Klage vor dem Ewigen ausschüttet) und tiefe Ergriffenheit in der die Synagoge füllenden Gemeinde auslöste, dankte ich meinem Schöpfer, der mir diese Widerstandskraft verlieh."
 
Erschütternde Szenen spielen sich ab. Die jüdische Gemeinde, deren Mitglieder seit der "Machtergreifung" Hitlers von den Nazis drangsaliert, gedemütigt, ausgegrenzt und beraubt werden, steht vor der unfassbaren Tatsache, dass ihre wichtigste Synagoge der NS-Terrorpolitik zum Opfer fällt. Viele Rabbiner aus dem ganzen Land nehmen an der Abschiedsfeier teil - eher zufällig. Eigentlich sind sie in der Stadt, weil gerade eine Versammlung des deutschen Rabbinerverbands in München tagt. Wie die jüdischen Bürger der Stadt nehmen sie Abschied von dem so bedeutenden Gotteshaus, gewiss in Angst, was da noch kommen würde. Kirschner schreibt: "Greise und Jünglinge drängten sich an die Träger der Thora heran, um mit herzzerreißenden Schluchzen die vertriebene Thora küssend zu empfangen. Das war wohl der ergreifendste Moment der improvisierten gottesdienstlichen Veranstaltung."
 
Schon am folgenden Tag rücken die Abbrucharbeiter der Firma Leonard Moll an, die sich sputen müssen, denn bis zum 8. Juli, dem "Tag der Deutschen Kunst", soll das Zerstörungswerk vollendet sein. So fordert es der Führer. In seinem Angebot hatte Leonard Moll geschrieben, er könne nicht versprechen, den Termin einzuhalten, weil "ich ein sehr hartes und gutes Mauerwerk vermute". Aber, fügte der Bauunternehmer hinzu: "Ich werde selbstverständlich meine ganze Kraft einsetzen, durch zweischichtige Arbeit wenn irgend möglich das Ziel zu erreichen. Heil Hitler."
 
Moll hat nicht zu viel versprochen. Noch vor dem 8. Juli ist die Synagoge abgetragen, wofür die Baufirma 200.000 Mark der Stadt in Rechnung stellt. Das NS-Blatt Der Stürmer jubelt in fetten Lettern: "Ein Schandfleck verschwindet." Es ist die erste Synagoge in Deutschland, die der Nazi-Barbarei zum Opfer fällt. So liegt die Vermutung nahe, dass die nationalsozialistische Führung auch testen wollte, wie die Bevölkerung auf einen derartigen Akt reagiert. Man wird zufrieden gewesen sein: Zu nennenswerten Protesten außerhalb der jüdischen Gemeinde, gar zu einem Aufschrei kam es in München nicht.
 
Alfred Neumeyer musste ohnmächtig zusehen, wie das Gotteshaus, der Stolz seiner jüdischen Gemeinde, vernichtet wurde: "Ich stand mit unserem Oberkantor, Prof. Kirschner, auf der Treppe des Verwaltungsgebäudes und schaute auf das Werk der Zerstörung. An unser Ohr tönte der Ruf: 'Achtung, es wird gesprengt.'
 
Zum Zeichen der Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in München ruft OB Dieter Reiter zur Kundgebung "Zusammenstehen gegen Antisemitismus" am Freitag, 8. Juni, 14.30 Uhr, auf dem St.-Jakobs-Platz auf. Den Aufruf unterstützen viele Institutionen und Organisationen, darunter der DGB, die christlichen Kirchen, das Münchner Forum für Islam oder der Verein "Lichterkette". Die Kundgebung dient auch dem Gedenken an die Zerstörung der Hauptsynagoge durch die Nazis.
 
-->
===Gedenken===
* [[Gedenkstein an die ehemalige Hauptsynagoge München]] in der [[Herzog-Max-Straße]] 4 (Das von Her­bert Peters gestaltete Denkmal befindet sich an der Einmündung dieser Straße in die [[Maxburgstraße]], auf der rechten Seite).
* Zum schlichten Gedenkstein an die zerstörte Hauptsynagoge und ihre ermordeten Münchner Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens (Eine private Internetseite: [http://www.verbalissimo.com/main/offers/texts/d_theol_hower_psalm_74_18.htm Psalm 74, 18, im Zusammenhang zu lesen die Verse 17-19: hier nur V. 18: "So gedenke doch des, daß der Feind den Herrn schmäht und ein töricht Volk lästert deinen Namen." ] Im Stein heißt es davon nur knapp dies: ''Gedenke dies, der Feind höhnte dich''
* vgl. [[Ohel_Jakob#Die_Hauptsynagoge_1887-1938|über die alte Hauptsynagoge (1887-1938)]]
 
Deutscher Text an der Hauptseite des Gedenksteins:
:::Hier stand die 1883 - 87 erbaute Hauptsynagoge der israelitischen Kultusgemeinde.
:::Sie wurde in der Zeit der Judenverfolgung im Juni 1938 abgerissen.
:::Am 10. November 1938 wurden in Deutschland die Synagogen niedergebrannt.
 
:::Gedenke dies
:::der Feind höhnte dich
 
:::74. Psalm
:::Vers 18
 
Die hebräische Inschrift auf der Seite enthält den vollständigen Wortlaut von Psalm 74, 7.
 
Übersetzt etwa:
::Sie haben dein Heiligtum in Brand gesteckt,
::bis auf den Grund entweiht die Wohnstatt deines Namens.
 
:Im Inneren stehen, ebenfalls auf Hebräisch, das einst zum Grundwissen der Gebildeten in Deutschland zählte,
:die "du sollst nicht" - Gebote des Dekalogs: 5. Buch Mose [Deuteronomium] 5, Verse 17-21
::Du sollst nicht töten.
::Du sollst nicht ehebrechen.
::Du sollst nicht stehlen.
::Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
::Du sollst nicht verlangen nach dem Weibe deines Nächsten und nicht begehren nach dem Hause oder Acker deines Nächsten, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, nach seinem Rinde oder seinem Esel, nach irgendetwas, was dein Nächster hat.
 
und der zweite Teil von Psalm 74, Vers 8:
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Sicherungskopie der Quelle, falls die Seite nicht online ist:
 
Nur ein paar hundert Meter vom Karlstor entfernt, gibt es folgendes Denkmal. Viel zu lange habe ich mich mit einem allgemeinen Eindruck von den darauf zu sehenden Inschriften zufrieden gegeben. Aber dann wollte ich es endlich genauer wissen. Und das ist dabei heraus gekommen:
Hauptinschrift
Ankunft - Literatur
Alle Fotos dieser Seite:
Hans-Rudolf Hower 2002
Seitliche Inschrift
Innere Inschrift 1
Innere Inschrift 2
Der Gedenkstein wurde 1968/69 von Herbert Peters gestaltet. Beachten Sie bitte die Blumen und Kerzen, die von dem unermesslichen vergangenen und immer gegenwärtigen Leid der Überlebenden des Holocaust zeugen.
 
Die hier folgenden Kommentare und Diskussionen werden vom Autor dieser Seiten bei aller inhaltlichen und formalen Auseinandersetzung mit dem Gedenkstein unter mitfühlender Verbeugung vor diesen Unglücklichen geführt. Soweit man als nicht unmittelbar Betroffener eines solchen jede menschliche Vorstellungskraft übersteigenden Verbrechens überhaupt angemessen mitfühlen kann...
 
Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu unseren Übersetzungen und Deutungen. Qualifizierte Meinungen veröffentlichen wir gern, auch wenn wir sie nicht teilen sollten; hetzende, beleidigende, rechtsextreme, fremdenfeindliche und rassistische Äußerungen landen dagegen im Papierkorb.
 
Hauptinschrift
 
Deutscher Text
 
Hier stand die 1883 - 87 erbaute Hauptsynagoge der israelitischen Kultusgemeinde.
Sie wurde in der Zeit der Judenverfolgung im Juni 1938 abgerissen.
Am 10. November 1938 wurden in Deutschland die Synagogen niedergebrannt.
 
Gedenke dies
der Feind höhnte dich
 
74. Psalm
Vers 18
 
Althebräischer Text
 
Der Text im Davidstern entspricht dem ersten Teil von Psalm 74, 18.
 
Übersetzung im Textzusammenhang (in Anlehnung an die „Züricher Bibel“ von 1942)
 
Die von mir in fetter Schrift dargestellten Worte entsprechen dem hebräischen Text, der ins Innere des Davidsterns gemeißelt wurde.
 
17
Du hast festgestellt alle Grenzen der Erde;
Sommer und Winter, du hast sie geschaffen.
18
Gedenke dessen, da der Feind schmäht, o Herr,
und törichtes Volk lästert deinen Namen.
19
Gib nicht dem Raubtier preis die Seele deiner Taube,
und vergiss nicht ewig des Lebens deiner Elenden!
Die Übersetzung von Vers 18 wurde von mir in Anlehnung an die „Züricher Bibel“ und unter Berücksichtigung des hebräischen Originals neu gestaltet, um den Satzzusammenhang besser sichtbar zu machen.
 
Kommentar
 
Zwischen der Übersetzung der „Züricher Bibel“ (sowie meiner eigenen, daran angelehnten) und derjenigen, die in den Gedenkstein gemeißelt wurde, bestehen einige Unterschiede, die teilweise auf eine andere Interpretation hinauslaufen. Das Problem dabei ist vor allem, dass nicht jeder Passant die Zeit, Muße und Bibelkenntnisse hat, um die in Stein gemeißelte deutsche Übersetzung zu hinterfragen.
 
Um es von vornherein ganz deutlich zu sagen:
 
Meine folgenden Überlegungen zur vorliegenden Gestaltung dieser Inschrift soll weder die Verbrechen der Nazis und der von ihnen aufgeheizten Volksmassen beschönigen noch zum Vergessen dieser „alten Geschichten“ aufrufen. Die in ganz Europa von den Nazis industriell organisierte Erniedrigung und Ausrottung großer Teile der eigenen Bevölkerung und fremder Bevölkerungen darf nie vergessen werden, damit so etwas nie wieder vorkommt. Auch eine vielleicht nicht ganz gelungene Gedenkinschrift ist hier besser als gar keine. Man könnte sich höchstens überlegen, ob man nicht im Rahmen der kommenden Umgestaltung des Platzes in die Nähe des Gedenksteins eine erklärende Tafel stellt.
 
Nachtrag 2009: Inzwischen wurde der Platz der ehemaligen Hauptsynagoge völlig mit einer Erweiterung des benachbarten Kaufhauses überbaut, und der Gedenkstein wurde gut sichtbar und von allen Seiten einsehbar daneben aufgestellt.
 
Gedenkstein
Züricher Bibel
Abweichend vom hebräischen Originaltext im Davidstern wird die Person, an die die Bitte um Nichtvergessen gerichtet ist, nicht genannt. Der Passant, der die Übersetzung liest, muss denken, er selbst sei gemeint.
Aus dieser Übersetzung geht klar hervor, dass nicht der Leser oder Zuhörer, sondern Gott gebeten wird, etwas nicht zu vergessen.
Durch die extreme Verkürzung des Zitats und Nachahmung des lockeren hebräischen Satzbaus wird dem Passanten die Interpretation nahe gelegt, er solle die von ihm selbst in der Vergangenheit (z.B. unter Hitler) erduldeten Schmähungen nicht vergessen.
Das zu bedenkende Etwas sind nicht die Schmähungen des Feindes, sondern die in den vorangegangenen Versen 12-17 genannten Heilstaten Gottes von Anbeginn der Welt.
Aber selbst wenn man in den Schmähungen das zu bedenkende Etwas sehen will, dreht es sich um Schmähungen gegen Gott, nicht gegen Men­schen.
Dass der Passant anstelle des Gottesnamens den Ausdruck „höhnte dich“ liest, verstärkt bei ihm den Eindruck, dass es hier um die von ihm selbst er­lit­tenen Schmähungen geht.
Es ist eindeutig klar, dass es hier um Schmähun­gen und Lästerungen gegen Gott geht.
Die Schmähungen des Feindes werden hier in die Vergangenheit gelegt. Auch dadurch wird für den Pas­san­ten der Bezug zum vergangenen Holocaust nahe gelegt.
Die Schmähungen des Feindes geschehen jetzt, in der Gegenwart, und der nächste Vers bittet um Er­rettung vor dem immer noch das Land besetzenden Feind.
 
 
Durch die oben aufgezeigten Abweichungen vom hebräischen Original könnte die deutsche Übersetzung (und fälschlich rückschließend auch das hebräische Original) von weniger bibelkundigen Passanten als eine Aufforderung an das Volk Israel verstanden werden, nie die Schmähungen seiner Feinde zu vergessen. Das wäre eine aus der leidvollen Geschichte der europäischen Juden verständliche und gerechtfertigte, aber in diesem Psalm nicht gemeinte und für unsere gemeinsame Zukunft eher unproduktive Interpretation.
 
Ich finde es gerade mit Blick auf unsere gemeinsam zu gestaltende Zukunft schade, dass man hier nicht eine weniger diskussions- und konfliktträchtige Textstelle genommen oder wenigstens den im hebräischen Text als „Adressaten“ genannten Gottesnamen genannt hat, um zynische Kommentare von seiten der ewig Gestrigen von jenseits des rechten Randes des demokratischen Wählerspektrums zu vermeiden.
 
Dass in Vers 18 auch an Gott nicht die Aufforderung zu ewigem Gedenken an von ihm erlittene Schmähungen (und wer weiß welchen Folgerungen) gestellt wird, wird plausibel, wenn man den Umtext des Verses anschaut: Unmittelbar vor dem zitierten Vers (Verse 12-17) liest man eine Aufzählung all der Wunder, die Gott im Laufe der Weltgeschichte geschaffen hat, und Gott wird angefleht, dieser seiner großen Werke zu gedenken, d.h. sich seiner Allmacht bewusst zu sein. Warum dies?
 
Um den Sinn des Ganzen zu erfassen, muss man den gesamten Psalm zu Rate ziehen und vor allem den Schlüsselsatz, der gleich im ersten Vers steht (zitiert nach der „Züricher Bibel“):
 
„Warum, o Gott, verstößt du uns auf immer,
flammt dein Zorn wider die Schafe deiner Weide?“
 
Es folgen ganz konkrete Angaben zu dem, was Israel gerade jetzt, zur Zeit der Entstehung des Psalms, widerfährt (und als Strafe Gottes empfunden wird): Ein eingefallener heidnischer Feind hält immer noch das Land besetzt, Gottes Heiligtümer im Land sind zerstört, und kein Prophet ist da, der dem Volk Israel sagt, wie es nach Gottes Willen weiter gehen soll.
 
In dieser konkreten, gegenwärtigen Situation ruft Asaph, der in Vers 1 genannte Autor des Psalms, Gott an, dass er doch sich seiner Allmacht bewusst sein und Israel von seinen und Gottes Feinden retten möge. Der (am Ende des Psalmes wiederholte) Hinweis auf  das Höhnen und die Schandtaten der Feinde ist als Hinweis auf die Dringlichkeit des Anliegens und sozusagen (man gestatte mir die lockere Ausdrucksweise) ein Appell an das Ehrgefühl Gottes zu verstehen, der sich all dies Schlimme aufgrund seiner Allmacht doch nicht gefallen zu lassen brauche.
 
Woher kommen die Schwierigkeiten bei der Übersetzung und der Interpretation dieses hebräischen Textes?
 
Wenn Sie Näheres zu den Argumenten erfahren wollen, die mich in Anlehnung an die „Züricher Bibel“ zu dieser Übersetzung und Interpretation geführt haben, klicken Sie bitte hier.
 
Seitliche Inschrift
 
Übersetzung (nach der „Züricher Bibel“)
 
Sie haben dein Heiligtum in Brand gesteckt,
bis auf den Grund entweiht die Wohnstatt deines Namens.
Originaltext (in althebräischer Sprache)
 
Klicken Sie bei Bedarf auf das Foto, um es größer zu sehen.
Kommentar
Diese Inschrift enthält den vollständigen Wortlaut von Psalm 74, 7.
Sie nimmt den Inhalt einer anderen Inschrift des Gedenksteins wieder auf.
 
Innere Inschrift 1
 
Originaltext (in althebräischer Sprache)
 
Es handelt sich hier um diejenigen der Zehn Gebote, die mit „Du sollst nicht“ beginnen, allen voran das Tötungsverbot (aus 5. Moses [Deuteronomium] 5, 17-21).
 
 


Am 8. Juni bis in den Juli [[1938]] wurden im Auftrag Hitlers die Abbrucharbeiten durchgeführt. Die Thorarollen konnten gerettet werden. Die jüdische Gemeinde wurde gezwungen die Abrisskosten zu übernehmen. An ihrem ehemaligen Standort erinnert ein Gedenkstein an die Zerstörung.
Klicken Sie bei Bedarf auf das Foto, um es größer zu sehen.




Das nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Krieg]] "freie" Areal wurde zwischen 1953-1960 durch Erweiterungen des vorhandenen Komplexes, des Kaufhauses [[Karstadt]], Neuhauserstraße 20, überbaut. Im Jahre 2002/2003 wurden diese Gebäudeteile entfernt, um dann in den Jahren 2003-2004 einen ''modernen'' gigantischen, Einheitsgebäudekomplex aufstellen zu können. Auf unserer Ansicht aus dem Jahre 1893 ist der bereits eingezäunte Bauplatz des noch zu errichtenden Künstlerhauses zu sehen.
Übersetzung (nach der „Züricher Bibel“)


==Weblinks==
17
* [http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Jüdisches_Zentrum_Jakobsplatz?uselang=de Bei Commons eine Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien]
Du sollst nicht töten.
*[http://www.sueddeutsche.de/,tt1m1/muenchen/schwerpunkt/859/20839/index.html/muenchen/artikel/114/91023/article.html Schwerpunkt-Dossier zur Eröffnung der neuen Synagoge] (von der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]] von 2007 —'' offline ! '')
18
** [http://www.sueddeutsche.de/muenchen/2.220/juedisches-zentrum-in-muenchen-rueckkehr-zu-ohel-jakob-1.859586 Rückkehrer]  [[Süddeutsche Zeitung|SZ]] vom 6. Nov. 2006
Du sollst nicht ehebrechen.
19
Du sollst nicht stehlen.
20
Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
21
Du sollst nicht verlangen nach dem Weibe deines Nächsten und nicht begehren nach dem Hause oder Acker deines Nächsten, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, nach seinem Rinde oder seinem Esel, nach irgendetwas, was dein Nächster hat.
 
Innere Inschrift 2
 
Übersetzung (nach der „Züricher Bibel“)
 
Sie dachten bei sich: „Wir vertilgen sie allzumal!“
sie verbrannten alle Gottesstätten im Lande.
[Der in den Stein gemeißelte Teil des Verses wurde von mir fett dargestellt.
Die Übersetzung des ersten Teiles des Verses ist unsicher; manche Wissenschaftler meinen, dieser Versteil sei verstümmelt oder verfälscht, doch scheint eine Übersetzung ähnlich der oben gezeigten die qualifizierte Mehrheitsmeinung wiederzugeben.]
Originaltext (in althebräischer Sprache)
 
Es handelt sich hier um den zweiten Teil von Psalm 74, 8.
Klicken Sie bei Bedarf auf das Foto, um es größer zu sehen.
Kommentar
 
Die Inschrift wurde hier auf das verkürzt, worum es bei diesem Denkmal vorrangig geht: das Gedenken an die Zerstörung des Got­teshauses. Damit nimmt sie den Inhalt einer anderen Inschrift dieses Gedenksteins wieder auf.
Dass diese Zerstörung nur der Anfang einer wüsten Barbarei war, zeigt der nicht eingemeißelte erste Teil des Verses: Wenn der Versteil auch wissenschaftlich nicht völlig geklärt ist, scheint hier die Absicht des Feindes aufzuscheinen, das Volk Israel auszurotten. Dies erklärt, warum die bloße Andeutung von Versen des Psalms 74 für einen Juden die Erinnerung an den Holocaust herauf beschwören muss.
 
Literatur
 
Mit Hilfe der folgenden Links …
-->
 
Übersetzt etwa:
::Sie verbrannten alle Gottesstätten im Lande …
 
==Medien==
===Literatur===
* Germania Judaica II,2 S. 556-559; III,2 S. 900-906;
* [[Ludwig Feuchtwanger]]: ''Festgabe. 50 Jahre Alte Hauptsynagoge München. 1887-1937''. Gemeinsam herausgegeben mit [[Leo Baerwald]] im Auftrag der Israelitischen Kultusgemeinde München. Eigenverlag, München 1937
* Wolfram Selig: Synagogen und Jüdische Friedhöfe in München. München, 1988.
* Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 307-316.
* P. Hanke: Zur Geschichte der Juden in München zwischen 1933 und 1945. München, 1967.
* [[Hans Lamm]] (Hrsg.): Vergangene Tage. Jüdische Kultur in München. München, 1982.
* Juliane Wetzel: Jüdisches Leben in München 1945-1951. Durchgangsstation oder Wiederaufbau? München, 1987.
* Harold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert. 1981 (in 2 Bänden).
* Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Die Architektur der Synagoge. Frankfurt/Stuttgart, 1988.
* Hrgg. vom Germanischen Nationalmuseum und vom [[Haus der Bayerischen Geschichte]]: ''Siehe, der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern.'' 1989.
* [[Andreas Heusler]], Tobias Weger: Kristallnacht. Gewalt gegen die Münchner Juden im November 1938. 1998.
* Barbara Eberhardt, Angela Hager: "Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hrsg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu. ISBN 978-3-98870-411-3 (Abschnitt zu München S. 360-386)
 
=== Nach 1938 - [[Lindwurmstraße]] 127, Gemeinderäume und Betsaal===
Ab November 1938 bis zu ihrem völligen Erlöschen war die Verwaltung der jüdischen Kultusgemeinde in einer stillgelegten Fabrik im Rückgebäude der Lindwurmstraße 127 untergebracht. Das Gebäude war ursprünglich von [[Albert Einstein]]s Onkel errichtet und von wechselnden Eigentümern weiterbetrieben und erweitert worden.  


In dem ehemaligen Maschinensaal wurde ein Betsaal für die im Juni 1938 auf Hitlers Befehl hin abgegbrochene Hauptsynagoge eingerichtet. »Dieser Betraum blieb der Kern der Gemeinde bis zu ihrem Untergang« in der [[Deportation]] (so der Gemeindevorsitzende Neumeyer).


Baugeschichte:
Daran erinnert eine [[Gedenkstele Lindwurmstraße 127 - Jüdische Gemeinde nach 1938|Gedenkstele]] am Straßenrand/vor der heutigen Hauswand.
* [http://www.muenchen.de/Rathaus/bau/projekte/archiv/projekte07/211974/index.html Neugestaltung des St.-Jakobs-Platz] bei muenchen.de


===Weblinks===
* [http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Jüdisches_Zentrum_Jakobsplatz?uselang=de Bei Commons eine Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien]
* [http://www.sueddeutsche.de/muenchen/2.220/juedisches-zentrum-in-muenchen-rueckkehr-zu-ohel-jakob-1.859586 Rückkehrer]  [[Süddeutsche Zeitung|SZ]] vom 6. Nov. 2006


Geschichte:
Geschichte:
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* [http://www.schoah.org/pogrom/muenchen/1938.htm Gewalt gegen die Münchner Juden, 1938] (insbesondere zum Buch von  Andreas Heusler und Tobias Weger; Seite bei schoah.org )
* [http://www.schoah.org/pogrom/muenchen/1938.htm Gewalt gegen die Münchner Juden, 1938] (insbesondere zum Buch von  Andreas Heusler und Tobias Weger; Seite bei schoah.org )
* [http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a1/Bundesarchiv_Bild_146-1970-041-46%2C_Berlin%2C_Synagoge_Fasanenstraße.jpg Bild der zerstörten orthod. Synagoge Ohel Jakob] in der Münchner [[Herzog-Rudolf-Straße]] nach dem Judenpogrom (u.a. Brandanschlag hier) am 9. November 1938
* [http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a1/Bundesarchiv_Bild_146-1970-041-46%2C_Berlin%2C_Synagoge_Fasanenstraße.jpg Bild der zerstörten orthod. Synagoge Ohel Jakob] in der Münchner [[Herzog-Rudolf-Straße]] nach dem Judenpogrom (u.a. Brandanschlag hier) am 9. November 1938


[[Kategorie:St.-Jakobs-Platz]]
[[Kategorie:St.-Jakobs-Platz]]
[[Kategorie:Sozialleben]]
[[Kategorie:Sozialleben]]
[[Kategorie:Synagoge]]

Aktuelle Version vom 21. Oktober 2023, 12:26 Uhr

Ohel Jakob in München • אהל יעקב
Festakt zur 10-Jahres-Feier der Errichtung der Ohel Jakob Synagoge
Gang der Erinnerung

Ohel Jakob (hebräisch: אהל יעקב Zelt Jakobs), die Hauptsynagoge Münchens, ist Teil des Jüdischen Zentrums am St.-Jakobs-Platz in der Stadtmitte und wurde nach dem jüdischen Kalender 5767 (entspricht 2006) eröffnet.

Es hat 68 Jahre seit 5698/99 (1938) gedauert, um dieses durch die Nazis zerstörte Gebetshaus wieder neu zu errichten. Der Sockel der 28 Meter hohen Synagoge, die 585 Sitzplätze aufweist, erinnert an die Klagemauer, den einzig erhaltenen Teil des Jerusalemer Tempels und ist aus hellem Jerusalem-Stein gefertigt. Darüber befinden sich – in einem quaderförmigen Oberlicht – ineinander verschachtelte Davidsterne aus Stahl. Sie sind verglast und unter einem bronzefarbenen Metallnetz aufgehängt.

In München existiert damit seit 5767/2006 wieder an einem zentralen Platz eine Synagoge für die jüdische Gemeinde der Stadt.


Der heutige Standort

Der Jakobs-Platz hat seinen Namen nur akustisch nach der gleichen biblischen Figur. Denn der Platzname stammt aus einer neueren christlichen Tradition heraus. Jakob wurde in München wie überhaupt im Christentum meist als St. Jakob, einem Jünger Jesu verstanden und erinnert so an eine St. Jakobs-Kirche und eigentlich nicht an die ältere Schwester der Ecclesia, die Synagoge, und ihren alttestamentarischen Stammvater, den anderen Jakob.

Ohel Jakob hat eine Doppelbedeutung, indem es das Haus für die Kinder Jakobs (die Israeliten) sein soll und diese Kinder an ihren Stammvater erinnert. In diesem Stammvater treffen sich, wenn man so will, Ausgangspunkte jüdischer und christlicher Botschaften für die Zukunft. Und insoweit war der christliche Heilige, wie viele andere, eben nach dem Juden Jakob benannnt.

Zur Erinnerung an die beiden 1938 zerstörten Vorgänger-Gebäude (ein Foto) erhielt die neue Synagoge den Namen der zweiten 1938 zerstörten Synagoge in der Herzog-Rudolf-Straße. Das Bild dieser brennenden Synagoge wurde oft als Symbol für die Zerstörungen am 9. November 1938 verwendet (vgl. unten bei den Weblinks).

... und die Menschen vor 1941, die hier ein und aus gingen

Die neue Synagoge verbindet ein unterirdischer „Gang der Erinnerung“ mit dem Gemeindezentrum. Der 32 Meter lange „Gang der Erinnerung“ ist ein künstlerische Installation des Künstlers Georg Soanca-Pollak.

Beleuchtete Glasplatten nennen die Namen von über 4.500 Münchnerinnen und -ern, die weil sie als Juden verfolgt wurden, während der Zeit des Nationalsozialismus von ihren NS-Nachbarn deportiert und ermordet wurden.

Die neue Hauptsynagoge

Zunächst sieht der Besucher einen monolithischen Baukörper massiver über einander gestapelter Werksteine. Die Steine wurden aus Israel geliefert und erinnern an die Klagemauer des alten Tempels. Sie bestehen aus deutlich gemaserten Travertin-Platten. Der zugrunde liegende architektonische Gedanke ist die Kombination der Elemente „Tempel“ und „Zelt“. Denn Ohel ist natürlich nur heutzutage mit Haus zu übersetzen. Früher wurde in Kleinasien das Zelt damit bezeichnet.

Im Inneren gibt es dem entsprechend ein zeltartiges Gebilde, das aus drei Schichten gebildet wird. Die Tragstruktur des Zeltes besteht aus Stahlblech, das wie Davidsterne geformt wurde. Darüber liegt eine Schicht Verglasung. Die oberste Lage ist ein Metallgewebe, das lichtdurchlässig ist.

An ihrem Westrand betritt man die Synagoge durch die Vorhalle. Das Zentrum jeder Synagoge enthält ein Vorlesepult und den Thora-Schrein. Die Frauenplätze dieser Synagoge liegen hinter einer Mechiza, einem Sichtschutz.

Im Untergeschoss gibt es eine Werktagssynagoge und eine Mikwa, ein rituelles Bad.

Die ehemalige Hauptsynagoge Münchens
(fertiggestellt 1887, Aufn. von 04/1894)

Die Hauptsynagoge 1887-1938

Die durch den Architekten Albert Schmidt entworfene und unter seiner Bauleitung enstandene Hauptsynagoge wurde an der Herzog-Max-Straße No. 7, an der Ecke mit der Maxburgstraße, und der Kapellenstraße im Kreuzviertel errichtet. 1880-1882 erwarb die Israelitsche Kultusgemeinde einen Teil des Bauplatzes von dem Bauuunternehmer Rasch, und einen Teil vom bayerischen Staat. Die Planungen für eine Synagoge gehen auf das Jahr 1878 zurück. In den Jahren 1884 bis 1887 wurde das Bauwerk errichtet. Zur rechten Seite (vom Gebäude aus links), wie auf dem Foto zu sehen, waren die Gebäude für die Rabbinerwohnung und Gemeinderäume im gleichen Stil wie die Synagoge errichtet worden.

Am 8. Juni bis in den Juli 1938 wurden im Auftrag Hitlers die Abbrucharbeiten zwangsweise durchgeführt. Hitler soll den Anblick des Bauwerks angeblich nicht ertragen haben. Die Thorarollen konnten gerettet werden. Die jüdische Gemeinde wurde gezwungen, die Abrisskosten zu übernehmen. An ihrem ehemaligen Standort erinnert ein Gedenkstein an die ehemalige Hauptsynagoge München an ihre Zerstörung.

Das nach dem zweiten Weltkrieg "freie" Areal wurde zwischen 1953-1960 durch Erweiterungen des vorhandenen Nachbarkomplexes, des Kaufhauses Karstadt, Neuhauser Straße 20, überbaut. Im Jahre 2002/2003 wurden diese Gebäudeteile entfernt, um dann in den Jahren 2003-2004 einen modernen gigantischen, Einheitsgebäudekomplex aufstellen zu können. Auf unserer Ansicht aus dem Jahre 1893 ist der bereits eingezäunte Bauplatz des noch zu errichtenden Künstlerhauses zu sehen.

Gedenken

Deutscher Text an der Hauptseite des Gedenksteins:

Hier stand die 1883 - 87 erbaute Hauptsynagoge der israelitischen Kultusgemeinde.
Sie wurde in der Zeit der Judenverfolgung im Juni 1938 abgerissen.
Am 10. November 1938 wurden in Deutschland die Synagogen niedergebrannt.
Gedenke dies
der Feind höhnte dich
74. Psalm
Vers 18

Die hebräische Inschrift auf der Seite enthält den vollständigen Wortlaut von Psalm 74, 7.

Übersetzt etwa:

Sie haben dein Heiligtum in Brand gesteckt,
bis auf den Grund entweiht die Wohnstatt deines Namens.
Im Inneren stehen, ebenfalls auf Hebräisch, das einst zum Grundwissen der Gebildeten in Deutschland zählte,
die "du sollst nicht" - Gebote des Dekalogs: 5. Buch Mose [Deuteronomium] 5, Verse 17-21
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht ehebrechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Du sollst nicht verlangen nach dem Weibe deines Nächsten und nicht begehren nach dem Hause oder Acker deines Nächsten, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, nach seinem Rinde oder seinem Esel, nach irgendetwas, was dein Nächster hat.

und der zweite Teil von Psalm 74, Vers 8:

Übersetzt etwa:

Sie verbrannten alle Gottesstätten im Lande …

Medien

Literatur

  • Germania Judaica II,2 S. 556-559; III,2 S. 900-906;
  • Ludwig Feuchtwanger: Festgabe. 50 Jahre Alte Hauptsynagoge München. 1887-1937. Gemeinsam herausgegeben mit Leo Baerwald im Auftrag der Israelitischen Kultusgemeinde München. Eigenverlag, München 1937
  • Wolfram Selig: Synagogen und Jüdische Friedhöfe in München. München, 1988.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 307-316.
  • P. Hanke: Zur Geschichte der Juden in München zwischen 1933 und 1945. München, 1967.
  • Hans Lamm (Hrsg.): Vergangene Tage. Jüdische Kultur in München. München, 1982.
  • Juliane Wetzel: Jüdisches Leben in München 1945-1951. Durchgangsstation oder Wiederaufbau? München, 1987.
  • Harold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert. 1981 (in 2 Bänden).
  • Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Die Architektur der Synagoge. Frankfurt/Stuttgart, 1988.
  • Hrgg. vom Germanischen Nationalmuseum und vom Haus der Bayerischen Geschichte: Siehe, der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. 1989.
  • Andreas Heusler, Tobias Weger: Kristallnacht. Gewalt gegen die Münchner Juden im November 1938. 1998.
  • Barbara Eberhardt, Angela Hager: "Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hrsg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu. ISBN 978-3-98870-411-3 (Abschnitt zu München S. 360-386)

Nach 1938 - Lindwurmstraße 127, Gemeinderäume und Betsaal

Ab November 1938 bis zu ihrem völligen Erlöschen war die Verwaltung der jüdischen Kultusgemeinde in einer stillgelegten Fabrik im Rückgebäude der Lindwurmstraße 127 untergebracht. Das Gebäude war ursprünglich von Albert Einsteins Onkel errichtet und von wechselnden Eigentümern weiterbetrieben und erweitert worden.

In dem ehemaligen Maschinensaal wurde ein Betsaal für die im Juni 1938 auf Hitlers Befehl hin abgegbrochene Hauptsynagoge eingerichtet. »Dieser Betraum blieb der Kern der Gemeinde bis zu ihrem Untergang« in der Deportation (so der Gemeindevorsitzende Neumeyer).

Daran erinnert eine Gedenkstele am Straßenrand/vor der heutigen Hauswand.

Weblinks

Geschichte: