Mord in der Trappentreustraße 4 (2005): Unterschied zwischen den Versionen

Aus München Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
 
(9 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Im Juni 2005 kam es im Haus '''[[Trappentreustraße]] 4''' zum Mord an dem Inhaber eines neu eröffneten Schlüsseldienstes, an Theodorous Boulgarides.  
Im Juni 2005 kam es im Haus '''[[Trappentreustraße]] 4''' zum Mord an dem Inhaber eines neu eröffneten Schlüsseldienstes, an [[Theodoros Boulgarides]].  


Dabei wurde der 41jähriger Grieche durch mehrere Kopfschüsse getötet - die Fahnder vermuteten schon nach kurzen Ermittlungen einen Serienkiller hinter der schrecklichen Tat. Es hieß bereits einen Tag später: "Der Mord (15.6.2005) war kein Raubmord, wie zunächst angenommen worden war. Der Grieche T. Boulgarides, der an einem Mittwochabend durch Kopfschüsse getötet wurde, ist das siebte Opfer einer bundesweiten Mordserie, die ins Drogenmilieu verweisen könnte. Das Bundeskriminalamt ermittelt."
Dabei wurde der 41-jährige Grieche durch mehrere Kopfschüsse getötet - die Fahnder vermuteten schon nach kurzen Ermittlungen einen Serienkiller hinter der schrecklichen Tat. Es hieß bereits einen Tag später: "Der Mord (15. Juni 2005) war kein Raubmord, wie zunächst angenommen worden war. Der Grieche T. Boulgarides, der an einem Mittwochabend durch Kopfschüsse getötet wurde, ist das siebte Opfer einer bundesweiten Mordserie, die ins Drogenmilieu verweisen könnte. Das Bundeskriminalamt ermittelt."


==Der Tathergang==
== Der Tathergang ==
2005 hieß es:
2005 hieß es:
:Es wurde bekannt, dass der bislang unbekannte Täter in der Zeit zwischen 18.15 Uhr und 19 Uhr den Schlüsselnotdienst-Laden von Theodorous Boulgarides betreten und sofort geschossen haben muss. Es gab keine Hinweise auf einen Kampf.
:Es wurde bekannt, dass der bislang unbekannte Täter in der Zeit zwischen 18.15 Uhr und 19 Uhr den Schlüsselnotdienst-Laden von Theodorous Boulgarides betreten und sofort geschossen haben muss. Es gab keine Hinweise auf einen Kampf.
Zeile 12: Zeile 12:


==Die Mordserie==
==Die Mordserie==
Seit dem Jahr 2000 schlug der Täter dreimal in Nürnberg, einmal je in Hamburg und Rostock und zwei Mal in [[München]] zu. Am 29. August 2001 war der Gemüsehändler [[Habil Kilic]] in der [[Bad-Schachener-Straße]] mit zwei Kugeln in den Kopf quasi hingerichtet worden. Hinzu kommen zu den Morden noch weitere 14 Bankraube, die in dieser Zeit nach einem gleichartigen Muster begangen wurden.
Seit dem Jahr 2000 schoss der Täter heimtückisch dreimal in Nürnberg, einmal je in Hamburg und Rostock und zwei Mal in [[München]] auf wehrlose Opfer. Am 29. August 2001 war der Gemüsehändler [[Habil Kılıç]] in der [[Bad-Schachener-Straße]] mit zwei Kugeln in den Kopf quasi hingerichtet worden. Hinzu kommen zu den Morden noch weitere 14 Bankraube, die in dieser Zeit nach einem gleichartigen Muster begangen wurden.


voraus gingen diese Taten:
voraus gingen diese Taten:
*9. September 2000 - Enver S. in Nürnberg
*9. September 2000 - {{WL2|Enver Şimşek|Enver Simsek}} in Nürnberg
*19. Jan. 2001 - Anschlag in Köln
*19. Jan. 2001 - Anschlag in Köln mit einer Rohrbombe
*13. Juni 2001 - Abdurrahim Ö. in Nürnberg
*13. Juni 2001 - Abdurrahim Ö. in Nürnberg
*27. Juni 2001 - Süleyman T. in Hamburg
*27. Juni 2001 - Süleyman T. in Hamburg
*29. August 2001  
*29. August 2001
<!---


*9. September 2000 - Enver S.
== Die Ermittlungen ==
Das erste Opfer war der Blumenhändler Enver S., 38, aus dem hessischen Schlüchtern. Er stand mit seinem Verkaufswagen am Vormittag des 9. September 2000 an einer Ausfallstraße in Nürnberg-Langwasser. S. vertrat einen Kollegen, der an diesem Tag Urlaub genommen hatte. Am Nachmittag fand man S. im Transporter, von Kugeln durchsiebt.
 
*13. Juni 2001 - Abdurrahim Ö.
In  Nürnberg-Steinbühl wurde 49-Jährige ermordet, der neben seinem Beruf bei Siemens auch als Schneider arbeitete. Am Nachmittag des 13. Juni 2001 hörten Nachbarn einen Streit, angeblich waren zwei osteuropäisch wirkende Männer bei Ö.   
 
*28. Juni 2001 - Süleyman T.
Hamburg-Bahrenfeld. Süleyman T., 31, wurde von seinem Vater gefunden. Der Obst- und Gemüsehändler arbeitete im eigenen Laden. Kurz hintereinander hatte man ihm mit zwei Waffen - eine war die Ceska - dreimal in den Kopf geschossen. 
 
*29. August 2001 - Habil K.
Am 29. August 2001 starb Habil K. durch zwei Kopfschüsse in seinem Gemüsegeschäft in München-Ramersdorf.       
 
*25. Februar 2004 - Yunus T.
Rostock. Am Morgen des 25. Februar 2004 wurde der 25-jährige Yunus T. in einem Rostocker Dönerstand ermordet. Wieder war es ein Kopfschuss, wieder aus der Ceska. Bis heute ist unklar, ob T. verwechselt wurde. Er lebte erst seit ein paar Tagen in Rostock und war an diesem Morgen zufällig als Erster an der Bude.     
 
*9. Juni 2005 - Ismail Y.
Am 9. Juni 2005 wurde Ismail Y., 50, mit gezielten Schüssen in seinem Dönerstand an der Scharrerstraße in Nürnberg getötet. Bauarbeiter sahen zwei Männer: Sie stellten ihre Fahrräder direkt vor Y.s Stand ab, gingen hinein, kamen rasch zurück und steckten eilig einen Gegenstand in den Rucksack.
 
*15. Juni 2005 - Theodorus B.
 
 
*4. April 2006 - Mehmet K.
Dortmund. Mehmet K., 39, hörte am 4. April 2006 wohl noch die Türglocke seines Kiosks an der belebten Dortmunder Mallinckrodtstraße bimmeln, dann fielen die Schüsse.   
 
*6. April 2006 - Halit Y.
Kassel. Der Killer betrat das Internetcafé an der Holländischen Straße, obwohl sich dort mindestens drei Gäste aufhielten. Kurz nach 17 Uhr starb der 21-jährige Halit Y. durch zwei Schüsse aus der Ceska, beide in den Kopf.
 
*25. April 2007 in Heilbronn - Mord an der Polizistin Michéle K.
 
--->
 
==Die Ermittlungen==
2005 hieß es:
2005 hieß es:
:Die Polizei vermutet, dass hinter der Mordserie ein Kampf im Drogenmilieu stecken könnte. Möglicherweise führt die Spur in die Niederlande. Es könnte aber auch um Geldwäsche oder auch um Schutzgelderpressung gehen, sagte ein Polizeisprecher.
:Die Polizei vermutet, dass hinter der Mordserie ein Kampf im Drogenmilieu stecken könnte. Möglicherweise führt die Spur in die Niederlande. Es könnte aber auch um Geldwäsche oder auch um Schutzgelderpressung gehen, sagte ein Polizeisprecher.
Zeile 61: Zeile 29:
:Am selben Tag kam es in München ohne einen Zusammenhang mit dieser Tat zu einem Raubmord. Das führte zunächst zur Vermutung eines Zusammenhangs.
:Am selben Tag kam es in München ohne einen Zusammenhang mit dieser Tat zu einem Raubmord. Das führte zunächst zur Vermutung eines Zusammenhangs.


==Neue Erkenntnisse im Jahr 2011==
== Neue Erkenntnisse im Jahr 2011 ==
Nach Einschätzung der Ermittler gehen sowohl die Tötung einer Polizistin in Heilbronn im April 2007 als auch die Mordserie, bei denen in den Jahren 2000 bis 2006 bundesweit acht türkischstämmige Männer und ein Grieche starben, auf das Konto [[NSU-Prozess|einer rechtsextremistischen Gruppierung]], der derzeit zwei tote Männer (4. Nov. 2011), und ein verhafteter Mann und eine Frau zugeordnet werden. Die Bundesanwaltschaft ermittle seit Freitag, 12.11., mit Hochdruck.
Nach Einschätzung der Ermittler gehen sowohl die Tötung einer Polizistin in Heilbronn im April 2007 als auch die Mordserie, bei denen in den Jahren 2000 bis 2006 bundesweit acht türkischstämmige Männer und ein Grieche starben, auf das Konto des '''Nationalsozialistischen Untergrunds''' [[NSU-Prozess|(NSU)]], der derzeit zwei tote Männer (4. Nov. 2011), und ein verhafteter Mann und eine Frau zugeordnet werden. Die Bundesanwaltschaft ermittle seit Freitag, 12.11., mit Hochdruck.


13 Jahre lang lebten Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos im Untergrund in Deutschland. Sie konnten offenbar Banken überfallen, Bomben basteln, Menschen erschießen - darauf deuten zumindest die bei ihnen gefundenen Waffen sowie ihre zynische Bekenner-DVD hin. Noch ist unklar, von wem sie dabei evtl. unterstützt worden sind.
13 Jahre lang lebten Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos im Untergrund in Deutschland. Sie konnten offenbar Banken überfallen, Bomben basteln, Menschen erschießen - darauf deuten zumindest die bei ihnen gefundenen Waffen sowie ihre zynische Bekenner-DVD hin. Noch ist unklar, von wem sie dabei evtl. unterstützt worden sind.


Bei einem Sprengstoffanschlag in der Kölner Keupstraße, bei dem vor sieben Jahren 22 Menschen verletzt wurden, hatten die selben Täter eine selbstgebaute Nagelbombe auf einem [[Fahrrad]] deponiert und per Fernsteuerung gezündet. Die Tat wird erneut von der Bundesanwaltschaft untersucht. Köln 2001 - Sprengsatz aus der Dose - in der Weihnachtszeit im Jahr 2000 hatte ein Mann einen Lebensmittelladen in Köln betreten. In seinem Einkaufskorb befand sich eine rotlackierte Dose mit Sternenmuster. An der Kasse behauptete der Unbekannte, er müsse Geld holen. Er ging, ließ den Warenkorb zurück und tauchte nie wieder auf. Drei Wochen später kam es zur Explosion: Eine 19jährige Deutsch-Iranerin, deren Eltern das Geschäft betreiben, wurde schwer verletzt. Die Arbeit einer 20köpfigen Sonderkommission führte zu keinem Erfolg. Auch eine mögliche Verbindung zum Fall Alois Mannichl im Dezember 2008 wurde bereits diskutiert.
Bei einem Sprengstoffanschlag in der Kölner Keupstraße, bei dem vor sieben Jahren 22 Menschen verletzt wurden, hatten die selben Täter eine selbstgebaute Nagelbombe auf einem [[Fahrrad]] deponiert und per Fernsteuerung gezündet. Die Tat wird erneut von der Bundesanwaltschaft untersucht. Köln 2001 - Sprengsatz aus der Dose - in der Weihnachtszeit im Jahr 2000 hatte ein Mann einen Lebensmittelladen in Köln betreten. In seinem Einkaufskorb befand sich eine rotlackierte Dose mit Sternenmuster. An der Kasse behauptete der Unbekannte, er müsse Geld holen. Er ging, ließ den Warenkorb zurück und tauchte nie wieder auf. Drei Wochen später kam es zur Explosion: Eine 19-jährige Deutsch-Iranerin, deren Eltern das Geschäft betreiben, wurde schwer verletzt. Die Arbeit einer 20-köpfigen Sonderkommission führte zu keinem Erfolg. Auch eine mögliche Verbindung zum Fall Alois Mannichl im Dezember 2008 wurde bereits diskutiert.
 
==Medien==
===Fotoausstellung ===
Regina Schmeken fertigte eine Fotoserie zu den Verbrechen, Titel: „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU.“  Gezeigt werden die Bilder im Martin-Gropius-Bau, Berlin; Niederkirchner Str. 7. (Tel. 030 / 254 860. Mi. bis Mo. 10-19 Uhr, bis 29. Oktober 2017) Es gibt einen Katalog zur Ausstellung.
 
Die Pressefotografin der „Süddeutschen Zeitung“ R. Schmeken hat alle Tatorte der NSU-Morde besucht – Dabei sind verstörende Bilder entstanden.
 
Es ist nach der verstrichenen Zeit hilfreich, sich das Ausmaß des Terrors gegen Menschen türkischer und griechischer Abstammung in Deutschland vor Augen zu führen. Die Tatorte sind von Regina Schmeken nicht mythisch verklärt worden. Jeder Tatort wird wie im klassischen Altarbild mit je drei Ansichten ganz ohne Pathos gezeigt. „Blutiger Boden“ ist die Ausstellung zwar betitelt, aber das reale Blut ist längst weggewischt. Der Boden ist dieses Land. Gezeigt wird auch seine Banalität im Alltag. Besucher fragen sich vielleicht: Wie konnte das mitten unter uns geschehen? Warum blieb es so lange unentdeckt?


==Weblinks, Zeitungsartikel==
=== Weblinks, Zeitungsartikel ===
* Monika Maier-Albang: ''[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/der-westend-mord-zuege-einer-hinrichtung-1.871371 Der Westend-Mord "Züge einer Hinrichtung".]'' [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutsche Zeitung (SZ)]] vom 16.06.2005, 21:17
* Monika Maier-Albang: ''[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/der-westend-mord-zuege-einer-hinrichtung-1.871371 Der Westend-Mord "Züge einer Hinrichtung".]'' [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutsche Zeitung (SZ)]] vom 16.06.2005, 21:17
* Peter Fahrenholz, Susi Wimmer, Bernd Kastner: ''[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/namensliste-der-neonazis-spekulation-um-eine-muenchner-spur-1.1192526 Namensliste der Neonazis - Spekulation um eine Münchner Spur.]'' SZ vom 17.11.2011, 17:54
* Peter Fahrenholz, Susi Wimmer, Bernd Kastner: ''[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/namensliste-der-neonazis-spekulation-um-eine-muenchner-spur-1.1192526 Namensliste der Neonazis - Spekulation um eine Münchner Spur.]'' SZ vom 17. November 2011, 17:54
* [http://www.spiegel.de/thema/doener_morde/ "Döner-Morde" Alle Spiegel-Artikel und Hintergründe] (Nov. 2011)
* [http://www.spiegel.de/thema/doener_morde/ "Döner-Morde" Alle Spiegel-Artikel und Hintergründe] (Nov. 2011)
* Wikipedia-Artikel {{WL2|Liste_von_Todesopfern_rechtsextremer_Gewalt_in_Deutschland|Liste von Todesopfern rechtsextremer Gewalt in Deutschland}} (Die tatsächliche Gesamtzahl der Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland ist umstritten. Die Liste, welche die Bundesregierung auf Grundlage der offiziellen polizeilichen Kriminalstatistik veröffentlichte, geht von 46 Todesopfern im Zeitraum von 1990 bis 2008 aus. Eine von der Amadeu Antonio Stiftung erstellte inoffizielle Liste führt für 1990-2011 hingegen 182 Todesopfer an.)
* Wikipedia-Artikel {{WL2|Liste_von_Todesopfern_rechtsextremer_Gewalt_in_Deutschland|Liste von Todesopfern rechtsextremer Gewalt in Deutschland}} (Die tatsächliche Gesamtzahl der Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland ist umstritten. Die Liste, welche die Bundesregierung auf Grundlage der offiziellen polizeilichen Kriminalstatistik veröffentlichte, geht von 46 Todesopfern im Zeitraum von 1990 bis 2008 aus. Eine von der Amadeu Antonio Stiftung erstellte inoffizielle Liste führt für 1990-2011 hingegen 182 Todesopfer an.)
* [http://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/schueler-demonstrieren-gegen-neonazis-spontandemo-gegen-braune-parolen-1.1197880 Schüler demonstrieren gegen Neonazis — Spontandemo gegen braune Parolen.] [[SZ]] vom 23.11.11 (''Große Bestürzung in [[Grafing]]: Neonazis beschmierten in der Nacht zwei Schulen mit Hakenkreuzen, SS-Symbolen und Nazi-Parolen. 1400 Schüler starteten daraufhin sofort einen Protestmarsch durch die Stadt.'')
* [http://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/schueler-demonstrieren-gegen-neonazis-spontandemo-gegen-braune-parolen-1.1197880 Schüler demonstrieren gegen Neonazis — Spontandemo gegen braune Parolen.] [[SZ]] vom 23. November 2011 (''Große Bestürzung in [[Grafing]]: Neonazis beschmierten in der Nacht zwei Schulen mit Hakenkreuzen, SS-Symbolen und Nazi-Parolen. 1400 Schüler starteten daraufhin sofort einen Protestmarsch durch die Stadt.'')
* Dominik Hutter: [http://www.sueddeutsche.de/muenchen/2.220/rechtsextremist-karl-richter-in-muenchen-rechts-perfide-erfolglos-1.1196904 ''rechts-perfide-erfolglos''] (Seit 2008 sitzt der stellvertretende Bundesvorsitzende der NPD im Münchner Stadtrat. SZ vom 23.11.2011)
* Dominik Hutter: [http://www.sueddeutsche.de/muenchen/2.220/rechtsextremist-karl-richter-in-muenchen-rechts-perfide-erfolglos-1.1196904 ''rechts-perfide-erfolglos''] (Seit 2008 sitzt der stellvertretende Bundesvorsitzende der NPD im Münchner Stadtrat. SZ vom 23. November 2011)


{{Wikipedia-Artikel|NSU-Morde}}
{{Wikipedia-Artikel|NSU-Morde}}
Zeile 82: Zeile 58:
[[Kategorie:21. Jahrhundert]]
[[Kategorie:21. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Kapitalverbrechen]]
[[Kategorie:Kapitalverbrechen]]
[[Kategorie:Kriminalität]]

Aktuelle Version vom 26. September 2024, 21:27 Uhr

Im Juni 2005 kam es im Haus Trappentreustraße 4 zum Mord an dem Inhaber eines neu eröffneten Schlüsseldienstes, an Theodoros Boulgarides.

Dabei wurde der 41-jährige Grieche durch mehrere Kopfschüsse getötet - die Fahnder vermuteten schon nach kurzen Ermittlungen einen Serienkiller hinter der schrecklichen Tat. Es hieß bereits einen Tag später: "Der Mord (15. Juni 2005) war kein Raubmord, wie zunächst angenommen worden war. Der Grieche T. Boulgarides, der an einem Mittwochabend durch Kopfschüsse getötet wurde, ist das siebte Opfer einer bundesweiten Mordserie, die ins Drogenmilieu verweisen könnte. Das Bundeskriminalamt ermittelt."

Der Tathergang

2005 hieß es:

Es wurde bekannt, dass der bislang unbekannte Täter in der Zeit zwischen 18.15 Uhr und 19 Uhr den Schlüsselnotdienst-Laden von Theodorous Boulgarides betreten und sofort geschossen haben muss. Es gab keine Hinweise auf einen Kampf.

Die Waffe

2005 hieß es:

Auch dieses Opfer wurde mit derselben tschechische Pistole der Marke "Ceska" vom Kaliber 7,65 ermordet, mit der zuvor mehrere türkische Geschäftsleute in Deutschland erschossen worden waren.

Die Mordserie

Seit dem Jahr 2000 schoss der Täter heimtückisch dreimal in Nürnberg, einmal je in Hamburg und Rostock und zwei Mal in München auf wehrlose Opfer. Am 29. August 2001 war der Gemüsehändler Habil Kılıç in der Bad-Schachener-Straße mit zwei Kugeln in den Kopf quasi hingerichtet worden. Hinzu kommen zu den Morden noch weitere 14 Bankraube, die in dieser Zeit nach einem gleichartigen Muster begangen wurden.

voraus gingen diese Taten:

  • 9. September 2000 - Enver SimsekW in Nürnberg
  • 19. Jan. 2001 - Anschlag in Köln mit einer Rohrbombe
  • 13. Juni 2001 - Abdurrahim Ö. in Nürnberg
  • 27. Juni 2001 - Süleyman T. in Hamburg
  • 29. August 2001

Die Ermittlungen

2005 hieß es:

Die Polizei vermutet, dass hinter der Mordserie ein Kampf im Drogenmilieu stecken könnte. Möglicherweise führt die Spur in die Niederlande. Es könnte aber auch um Geldwäsche oder auch um Schutzgelderpressung gehen, sagte ein Polizeisprecher.
In Nürnberg gibt es bereits eine Sonderkommission "Halbmond". Auch in München ist nun eine 20-köpfige "Arbeitsgruppe Theo" (nach dem Vornamen des Opfers) eingesetzt. Die Fäden laufen beim Bundeskriminalamt zusammen.
Die Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass sich die Opfer untereinander nicht kannten und unauffällige Bürger waren.
Die Buslinien 53 und 133 halten direkt vor dem Laden.
Am selben Tag kam es in München ohne einen Zusammenhang mit dieser Tat zu einem Raubmord. Das führte zunächst zur Vermutung eines Zusammenhangs.

Neue Erkenntnisse im Jahr 2011

Nach Einschätzung der Ermittler gehen sowohl die Tötung einer Polizistin in Heilbronn im April 2007 als auch die Mordserie, bei denen in den Jahren 2000 bis 2006 bundesweit acht türkischstämmige Männer und ein Grieche starben, auf das Konto des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), der derzeit zwei tote Männer (4. Nov. 2011), und ein verhafteter Mann und eine Frau zugeordnet werden. Die Bundesanwaltschaft ermittle seit Freitag, 12.11., mit Hochdruck.

13 Jahre lang lebten Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos im Untergrund in Deutschland. Sie konnten offenbar Banken überfallen, Bomben basteln, Menschen erschießen - darauf deuten zumindest die bei ihnen gefundenen Waffen sowie ihre zynische Bekenner-DVD hin. Noch ist unklar, von wem sie dabei evtl. unterstützt worden sind.

Bei einem Sprengstoffanschlag in der Kölner Keupstraße, bei dem vor sieben Jahren 22 Menschen verletzt wurden, hatten die selben Täter eine selbstgebaute Nagelbombe auf einem Fahrrad deponiert und per Fernsteuerung gezündet. Die Tat wird erneut von der Bundesanwaltschaft untersucht. Köln 2001 - Sprengsatz aus der Dose - in der Weihnachtszeit im Jahr 2000 hatte ein Mann einen Lebensmittelladen in Köln betreten. In seinem Einkaufskorb befand sich eine rotlackierte Dose mit Sternenmuster. An der Kasse behauptete der Unbekannte, er müsse Geld holen. Er ging, ließ den Warenkorb zurück und tauchte nie wieder auf. Drei Wochen später kam es zur Explosion: Eine 19-jährige Deutsch-Iranerin, deren Eltern das Geschäft betreiben, wurde schwer verletzt. Die Arbeit einer 20-köpfigen Sonderkommission führte zu keinem Erfolg. Auch eine mögliche Verbindung zum Fall Alois Mannichl im Dezember 2008 wurde bereits diskutiert.

Medien

Fotoausstellung

Regina Schmeken fertigte eine Fotoserie zu den Verbrechen, Titel: „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU.“ Gezeigt werden die Bilder im Martin-Gropius-Bau, Berlin; Niederkirchner Str. 7. (Tel. 030 / 254 860. Mi. bis Mo. 10-19 Uhr, bis 29. Oktober 2017) Es gibt einen Katalog zur Ausstellung.

Die Pressefotografin der „Süddeutschen Zeitung“ R. Schmeken hat alle Tatorte der NSU-Morde besucht – Dabei sind verstörende Bilder entstanden.

Es ist nach der verstrichenen Zeit hilfreich, sich das Ausmaß des Terrors gegen Menschen türkischer und griechischer Abstammung in Deutschland vor Augen zu führen. Die Tatorte sind von Regina Schmeken nicht mythisch verklärt worden. Jeder Tatort wird wie im klassischen Altarbild mit je drei Ansichten ganz ohne Pathos gezeigt. „Blutiger Boden“ ist die Ausstellung zwar betitelt, aber das reale Blut ist längst weggewischt. Der Boden ist dieses Land. Gezeigt wird auch seine Banalität im Alltag. Besucher fragen sich vielleicht: Wie konnte das mitten unter uns geschehen? Warum blieb es so lange unentdeckt?

Weblinks, Zeitungsartikel

Wikipedia.png
Das Thema "Mord in der Trappentreustraße 4 (2005)" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: NSU-Morde.