Ludendorff-Hitler-Putschversuch: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach seinem Tod befahl der rangnächste Offizier, ein Oberleutnant, eine scharfe Salve, die dann sofort zur Auflösung des Marsches führte.  
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Die vier beim Putsch im Dienst erschossenen Polizisten werden heute auch vor Ort durch eine Gedenktafel geehrt.
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* Rudolf Schraut, Hauptmann
* Rudolf Schraut, Hauptmann


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==Der Prozess ==
==Der Prozess ==
Der folgende Prozess wegen Hochverrats etc. wurde, entgegen der Gesetzesbestimmung, beim Volksgericht München verhandelt. Dem Vorsitzenden Richter Georg Neithardt werden Sympathien für Hitler und seine Bewegung nachgesagt. Er verkündete schließlich ein geradezu lächerlich geringes und angesichts der Todesopfer skandalöses Urteil: fünf Jahre Festungshaft. Der Begriff Festungshaft ist heute eher irreführend, denn dies bedeutete gerade nicht, dass es zu besonders strengen Haftbedingungen kam. Ganz im Gegenteil, Hitler konnte u.a. dort auch Besucher empfangen, so viele und so oft wie er wollte. Festungshaft bedeutete damals eine Art "Ehrenhaft". Schon nach 9 Monaten wurde er frei gelassen. Als österreichischer Staatsbürger hätte er nach dem Gesetz nach Verbüßung der Haftstrafe ausgewiesen werden müssen. Das geschah nicht. Sofort kümmerte er sich um seine verbotene Partei, die er ungehindert wieder aufbauen konnte.  
Der folgende Prozess wegen Hochverrats etc. wurde, entgegen der Gesetzesbestimmung, beim Volksgericht München verhandelt. Dem Vorsitzenden Richter Georg Neithardt werden Sympathien für Hitler und seine Bewegung nachgesagt. Er verkündete schließlich ein geradezu lächerlich geringes und angesichts der Todesopfer skandalöses Urteil: fünf Jahre Festungshaft. Der Begriff Festungshaft ist heute eher irreführend, denn dies bedeutete gerade nicht, dass es zu besonders strengen Haftbedingungen kam.  
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Ganz im Gegenteil, Hitler konnte u. a. dort auch Besucher empfangen, so viele und so oft wie er wollte. Festungshaft bedeutete damals eine Art "Ehrenhaft". Schon nach 9 Monaten wurde er frei gelassen. Als österreichischer Staatsbürger hätte er nach dem Gesetz nach Verbüßung der Haftstrafe ausgewiesen werden müssen. Das geschah nicht. Sofort kümmerte er sich um seine verbotene Partei, die er wieder ungehindert aufbauen konnte.  


Nachtrag: Als der vorbestrafte Hitler 1933 durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde, beförderte dieser den Richter Neithardt zum Oberlandesgerichtsrat (vermutlich als Dank für die milde Bestrafung).
Nachtrag: Als der vorbestrafte Hitler 1933 durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde, beförderte dieser den Richter Neithardt zum Oberlandesgerichtsrat (vermutlich als Dank für die milde Bestrafung).

Version vom 23. Februar 2016, 10:58 Uhr

Der so genannte Ludendorff-Hitler-Putsch war der gescheiterte Versuch von Ex-Reichswehr-General Erich Ludendorff, des Parteiredners Adolf Hitler und deren Anhängern in der Nacht vom 8. zum 9. November 1923 durch einen Umsturz in München die Macht in ganz Deutschland an sich zu reißen.

Obwohl der Aufstand sofort niedergeschlagen wurde, gelang es dem Hitler, sich im folgenden Prozess und der anschließenden Haftstrafe als wichtige Figur der rechten Szene zu etablieren. Nach der "NS-Machtergreifung" 1933 (der Beseitigung der ersten demokratischen deutschen Verfassung) wurden die damaligen Ereignisse von der NSDAP zu einem Mythos verklärt.

Der Oberbürgermeister Eduard Schmid (1861 — 1933, der erste direkt gewählte Oberbürgermeister 1919 – 1924; als Kandidat der SPD) war am 9. November im Rathaus als Geisel genommen und verschleppt worden. Nach dem Scheitern des Putschversuchs konnte er befreit werden.

Polizei-Hauptmann Rudolf Schraut (geadelt Rudolf Ritter von Schraut, geb. 4. Juli 1886, im Dienst erschossen am 9. November 1923) hatte sich vor seiner Polizei-Hundertschaft in der Nähe der Residenz und der Feldherrenhalle dem Zug der Putschisten entgegen gestellt und die Auflösung des Marsches befohlen. Er wurde aus der Ansammlung heraus ermordet.

Nach seinem Tod befahl der rangnächste Offizier, ein Oberleutnant, eine scharfe Salve, die dann sofort zur Auflösung des Marsches führte.

Rudolf Schraut.jpg

Die vier beim Putsch im Dienst erschossenen Polizisten werden heute auch vor Ort durch eine Gedenktafel geehrt.

Von den Putschisten ermordete bayerische Polizisten
  • Friedrich Fink, Oberwachtmeister
  • Nikolaus Hollweg, Unterwachtmeister
  • Max Schobert, Hilfswachtmeister
  • Rudolf Schraut, Hauptmann


Der Prozess

Der folgende Prozess wegen Hochverrats etc. wurde, entgegen der Gesetzesbestimmung, beim Volksgericht München verhandelt. Dem Vorsitzenden Richter Georg Neithardt werden Sympathien für Hitler und seine Bewegung nachgesagt. Er verkündete schließlich ein geradezu lächerlich geringes und angesichts der Todesopfer skandalöses Urteil: fünf Jahre Festungshaft. Der Begriff Festungshaft ist heute eher irreführend, denn dies bedeutete gerade nicht, dass es zu besonders strengen Haftbedingungen kam.

Die Bande posiert 1924 nach dem Prozess vor der Presse,
Foto aus dem Bundesarchiv

Ganz im Gegenteil, Hitler konnte u. a. dort auch Besucher empfangen, so viele und so oft wie er wollte. Festungshaft bedeutete damals eine Art "Ehrenhaft". Schon nach 9 Monaten wurde er frei gelassen. Als österreichischer Staatsbürger hätte er nach dem Gesetz nach Verbüßung der Haftstrafe ausgewiesen werden müssen. Das geschah nicht. Sofort kümmerte er sich um seine verbotene Partei, die er wieder ungehindert aufbauen konnte.

Nachtrag: Als der vorbestrafte Hitler 1933 durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde, beförderte dieser den Richter Neithardt zum Oberlandesgerichtsrat (vermutlich als Dank für die milde Bestrafung).

Siehe auch

Zeitungsartikel

  • Katja Riedel: Gedenktafel enthüllt — Vier Polizisten gegen Hitler. In der SZ vom 9.11.2010 (2016: Link defekt)

Weblinks

  • Karl-Ulrich Gelberg (über): Hitler und Kahr. Die bayerischen Napoleonsgrößen von 1923. Untertitel: Ein im Untersuchungsausschuss des bay. Landtags aufgedeckter Justizskandal. 1928, 257 Seiten, Hoegners damals von der SPD anonym publ. Artikel über das Verfahren. In: Historisches Lexikon Bayerns. 18. März 2011 (mit vielen Zitaten aus den Verfahrens-Originalakten)
  • Zum Spielfilm (Doku-Charakter) von Bernd Fischerauer, Regie: Hitler vor Gericht. Dokumentar-Spielfilm, Deutschland, 2009, gefördert vom Bayerischen Rundfunk (tv). 60 Min. Das Drehbuch stammt von Regisseur Bernd Fischerauer und Klaus Gietinger.
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Das Thema "Ludendorff-Hitler-Putschversuch" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Hitlerputsch.