Klaus Mann
Klaus Mann (* 18. November 1906 in München; † 21. Mai 1949 in Cannes, Frankreich) war der älteste Sohn von Thomas Mann (1875-1955) und Katia Mann und ein Schriftsteller (Romane, Erzählungen, Dramen, Essays). (Zur Familie Mann.)
Nach ihm wurde in der Maxvorstadt der Klaus-Mann-Platz benannt.
Leben
Klaus Heinrich Thomas Mann wurde am 18. November 1906 in München als zweites Kind und ältester Sohn von Thomas und Katia Mann geboren (vgl. Familie Mann). Er besuchte zuerst das Wilhelmsgymnasium in München (1916–1922), danach zusammen mit seiner Schwester Erika die Odenwaldschule von Paul Geheeb (bis 1924). Im Internat von Salem sollte er die Schulzeit vollenden, doch wurde er dort nicht zugelassen.
Im Jahr 1924 verlobte er sich mit Pamela Wedekind (Tochter Frank Wedekinds). Erika Mann heiratete am 24. Juli 1926 den Schauspieler Gustaf Gründgens. 1927 brachten beide Paare am Leipziger Schauspielhaus das Stück 'Revue zu Vieren' zur Uraufführung, mit dem sie anschließend auf Deutschland-Tournee gingen. Sie produzierten später, unter anderem auch an den Kammerspielen unter Otto Falckenberg, noch weitere - recht jugendlich anmutende - Stücke, die von der Kritik zerfleischt wurden ("Dichterkinder spielen Theater").
Die Künstlerehe von Erika Mann und Gustaf Gründgens hatte keinen Bestand. 1929 erfolgte die Scheidung. Klaus Mann nahm Gründgens' Persönlichkeit später zur Vorlage: In seinem Roman Mephisto erzählt er in entlarvender Weise die Karriere eines opportunistischen Schauspielers und späteren Intendanten im Dritten Reich. Trotz der offensichtlichen Parallelen betonte Mann immer, dass es sich nicht um ein direktes Porträt handele. Der Roman führte in der restaurativen jungen Bundesrepublik zu einer jahrzehntelangen literarisch-juristischen Kontroverse: 1966 wurde der Roman auf Antrag der Erben Gustaf Gründgens', die dessen Persönlichkeitsrechte verletzt sahen, vom Oberlandesgericht Hamburg verboten; dieses Urteil wurde 1971 vom Bundesverfassungsgericht bestätigt; erst 1981 konnte der Roman in einer Neuausgabe erscheinen.
Zusammen mit seiner Schwester ging Klaus Mann in den 1920ern auf Weltreise, die sie über die USA, Hawaii, Japan, Korea und die Sowjetunion rund um den Globus führte. Der Bericht über diese Reise erschien 1929 unter dem Titel Rundherum.
Schon im März 1933 flüchtete der linksliberale, homosexuelle und absolut freiheitlich eingestellte Klaus Mann vor dem neu etablierten Nazistaat aus Deutschland - zunächst nach Paris und dann nach Amsterdam, wo er die Exilzeitschrift Die Sammlung herausgab. Zu deren Mitarbeitern zählten unter Anderem Aldous Huxley, André Gide und Klaus' Onkel Heinrich Mann — nicht jedoch Vater Thomas Mann, mit dem Klaus Zeit seines Lebens in einem gewissen Spannungsverhältnis stand. Sein Roman Der Vulkan wurde zu einem der bedeutendsten Bücher der deutschen Exilliteratur.
In den folgenden Jahren führte Mann ein Emigrantenleben mit wechselnden Aufenthalten in Amsterdam und Paris, der Schweiz, der Tschechoslowakei und den USA. 1934 entzogen ihm die Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft, damit musste er sich mit den Problemen der Staatenlosen herumquälen. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit kämpfte er durch Herausgabe links-liberaler Zeitschriften (zum Beispiel in den USA die Zeitschrift Decision) und auf Vortragsreisen (teilweise zusammen mit Schwester Erika) für das andere, nicht-faschistische Deutschland (vgl. 'The Other Germany', 1942).
Ab Dezember 1942 diente er in der US-Armee, mit der er 1944 nach Italien kam, um entsprechend seinen Idealen gegen die Barbarei des Faschismus zu kämpfen. Als Soldat und Kriegsberichterstatter der amerikanischen Armee besuchte er im Sommer 1945 München, wo er entsetzt das von der SS-Zucht-Organisation "Lebensborn" zweckentfremdete und verwüstete Elternhaus vorfand.
Klaus Mann starb am 21. Mai 1949 in Cannes an einer Überdosis Schlaftabletten. Sein Tagebuch 1949 hatte er mit den Worten begonnen: "Ich werde diese Notizen nicht weiterführen. Ich wünsche nicht, dieses Jahr zu überleben."
Klaus Mann litt zeit seines Lebens unter einer latenten Depression, die von der Literatur gerne auf sein Leiden an der übermächtigen Figur seines Vaters oder aber auf sexuelle Spannungen innerhalb der Familie Mann zurückgeführt wird. Sein kompromissloses Bohème-Leben stand zudem in scharfem Kontrast zur betont bürgerlichen Existenz seines Vaters Thomas Mann. Im Gegensatz zu Thomas Mann, der seine homophilen Neigungen - abgesehen von ihrer literarischen Thematisierung - nie offen auslebte, bekannte sich Klaus Mann zur Homosexualität, und er kokettierte mit dem inzestuös anmutenden, innigen Verhältnis zu seiner Schwester Erika. Seine Drogenabhängigkeit, die schon während junger Jahre in der Weimarer Republik mit Morphium-Experimenten begonnen hatte, konnte auch durch zwei Entziehungskuren (1937 in Budapest und 1938 in Zürich) nicht geheilt werden. Weiterhin führten seine von der nationalsozialistischen Machtergreifung verursachte Entwurzelung, seine - für einen Schriftsteller und Journalisten besonders einschneidende - Abtrennung von der deutschen Sprache, sein offener Umgang mit seiner Homosexualität, sein Vorwurf, die neue restaurative Bundesrepublik vertusche viele Skandale der Nazizeit zu schweren Geld- und Anerkennungsproblemen, zum Gefühl absoluter Ort- und Sinnlosigkeit (oft thematisiert in seinen Tagebüchern) - aus der er schließlich wohl keinen Ausweg mehr sah.
Werke
- Der fromme Tanz, Roman 1925
- Kindernovelle, Erzählung 1926
- Revue zu Vieren, Theaterstück 1926
- Alexander: Roman der Utopie, 1929
- Gegenüber von China, Theaterstück 1930
- Geschwister, Theaterstück nach Cocteau 1930
- Auf der Suche nach einem Weg, Aufsätze 1931
- Das Buch von der Riviera oder was nicht im Baedekker steht, Ein Reisebuch (zusammen mit Erika Mann, 1931)
- Kind dieser Zeit, Autobiographie 1932
- Treffpunkt im Unendlichen, Roman 1932
- Athen, Theaterstück 1932
- Flucht in den Norden, Roman 1934
- Symphonie Pathétique Tschaikowsky-Roman 1935
- Mephisto, Roman einer Karriere, Querido Verlag, Amsterdam 1936; Verfilmung 1980 von István Szabó, mit Klaus Maria Brandauer
- Vergittertes Fenster, Novelle (über die letzten Tage von Ludwig II. von Bayern) 1937
- Der Vulkan, Roman 1939
- Escape to Life (zusammen mit Erika Mann), 1939
- The Other Germany (zusammen mit Erika Mann), 1940
- The Turning Point, Autobiographie 1942 (deutsche Neubearbeitung: Der Wendepunkt, 2 verschiedene Bücher)
- André Gide and the Crisis of Modern Thought, 1943
- Der siebente Engel, Drama 1946
- André Gide: Die Geschichte eines Europäers, 1948
- Postum veröffentlicht
- Tagebücher 1931–1949
Medien
Audios
- Thomas Mann, Klaus Mann: Väter und Söhne. Aus Briefen, Tagebüchern und Erinnerungen. Gelesen von Will und Christian Quadflieg. Zwei Audio-CDs, Universal Music, Reihe Deutsche Grammophon Literatur, 1995. ISBN 978-3-932784-49-1
- Der Wendepunkt, Lesung mit Ulrich Noethen, Regie: Petra Meyenburg, MDR/BR 1999/ der Hörverlag 2004. ISBN 3-89584-958-8
Literatur
- Weil, Bernd A.: Klaus Mann: Leben und literarisches Werk im Exil
- Schaenzler, Nicole: Klaus Mann. Eine Biographie
- Naumann, Uwe (Hrsg.): "Ruhe gibt es nicht bis zum Schluß". Klaus Mann (1909 - 1949) Bilder und Dokumente
- Neumann, Harald: Klaus Mann. Eine Psychobiographie
- Weiss, Andrea: Flucht ins Leben. Die Erika und Klaus Mann-Story
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