Münchner Kindl
Die offizielle Wappenfigur Münchens ist ein im silbernen Wappenschild der heraldisch nach rechts blickende Mönch mit goldgeränderter schwarzer Kutte und roten Schuhen, in der Linken ein rotes Eidbuch haltend, die Rechte zum Schwur erhoben.
Womöglich handelte es sich bei dem Eidbuch ursprünglich um das Stadtrechtsbuch oder ein Evangelienbuch und bei der Schwurhand um eine segnende Hand [1]. Der Mönch weist auf ein auf dem Stadtgebiet bestehendes Kloster von Mönchen hin, auf die laut einer Theorie der Name München zurückgeht. Zur Etymologie siehe auch die Geschichte Münchens und seine Gründungslegende.
Wandel der gezeichneten Figur
Häufig wird aber die Wappenfigur Münchens als Münchner Kindl bezeichnet und dargestellt. Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Stadtwappen von verschiedenen Künstlern (inoffiziell) verändert und anders dargestellt. Dabei wurde der Mönch immer mehr verkindlicht und letztendlich wurde in den 1920er Jahren aus einem Jungen ein Mädchen, das Münchner Kindl.
Zum „Leben erweckt“ wurde das Münchner Kindl erstmals vom Maler, Grafiker und Verleger, Kaspar Braun (1807-1877). Er ließ das Münchner Kindl (dargestellt als ein Junge) in seiner Zeichnung aus dem Jahr 1847 aus dem Wappen steigen.
Man findet das Münchner Kindl heute z. B. auf Trambahnwagen, Kanaldeckeln, Postkarten, Bierkrügen, Bierflaschen oder Plakaten. So auch im Logo des hiesigen MuenchenWiki. Anstelle des Eidbuchs hält das Münchner Kindl auf vielen Darstellungen heute einen Bierkrug und/oder einen Rettich oder ein Notebook in der Hand.
Das Münchner Kindl als Figur und Relief
- Unterer Anger Hausnummer 8 und 9, der Hinterhofeinfahrt der Hauptfeuerwache. An der Fassade eine kleine Figur unterhalb des Daches angebracht. Um das Jahr 1909.(noch kein Foto)
- Gebsattelbrücke an der Gebsattelstraße, im Brückenscheitel an den beiden Aussenwänden. Figur, ab dem Jahre 1958. (Im Winter bei Sonnenlicht nur vor 9.00 Uhr morgens zu fotografieren)
- Am Burgfriedenstein im Englischen Garten zu München. Als Relief in den Stein geschlagen, im Jahre 1724. (noch kein Foto)
- Am Brückenpfeiler der oberen Maximiliansbrücke. (Relief)
- Kleine Brücke im südlichen Teil des kleinen Englischen Gartens, unterhalb des Maximilianeums. (Relief)
auf dem Neuen Rathaus
Das Münchner Kindl wird als Plastik im Dezember 1905 erstmals auf dem Neuen Rathaus aufgestellt. Der Entwurf dafür kam von Anton Schmid — die Ausführung erfolgte durch den Bildhauer Hygin Kien.
Brigitte Huber berichtet, dass der damals bekannte Schauspieler, Ludwig Schmid-Wildy, Sohn von Anton Schmid, Model dafür gestanden haben soll.
1983 folgte die vorerst letzte Renovierung.
Das Münchner Kindl als echte Person
Das Münchner Kindl wird zu Werbezwecken vom „Festring München e. V.“ berufen (vor 2001 hieß der Verein „Verkehrsverein Festring München e. V.“). Der „Festring München“ organisiert u. a. damit den Einzug der Wiesnwirte sowie den Trachtenzug des Münchner Oktoberfestes. Normalerweise ist das Münchner Kindl zwischen 20 und 29 Jahre alt und stammt oft aus den Familienreihen der Münchner (Wiesn)Wirte, Schausteller und Brauereien. Das Münchner Kindl wird von dem Verein auch gerne als die „Botschafterin“ Münchens bezeichnet, und dafür sind Fremdsprachenkenntnisse, gute Umgangsformen sowie großes Hintergrundwissen über München und Bayern sicher vorteilhaft.
Das Münchner Kindl führt den Einzug der Wiesnwirte des Münchner Oktoberfestes an und steht neben dem Oberbürgermeister von München, wenn er das Oktoberfest mit einem „O'zapft is!“ eröffnet.
Am ersten Sonntag des Münchner Oktoberfestes findet ein großer Trachten- und Schützenumzug statt. Diesen Trachtenumzug führt das Münchner Kindl auf einem Pferd sitzend, in einer gelb-schwarzen Franziskanerkutte gekleidet und einen Maßkrug haltend, an.
Neben diesen traditionellen Aufgaben wird das Münchner Kindl zu verschiedenen Anlässen eingeladen, um die Stadt München als „Botschafterin“ zu repräsentieren.
Münchner Kindl im letzten Jahrhundert
- Jahr(-e) Name
- 1938 Ellis Kaut
- 1965 Lieserl Fesenmeier
- 1972–1978 Christl Mory
- 1979–1980 Hannelore Fischer
- 1981–1983 Helene Münchhalfen
- 1984–1986 Stephanie Spendler (Hagn)
- 1987–1994 Manuela Weitner
- 1995–1998 Silja Schrank-Steinberg
- 1999–2000 Stephanie Redl
Münchner Kindl in diesem Jahrhundert
- 2001–2002 Daniela Heide
- 2003–2004 Julia Krätz
- 2005-2006 Nadine Schröder
- 2007–2009 Stefanie Krätz
- 2010- Maria Newrzella
Übertragene Bedeutungen
- Stadtkinder:
Jede / Jeder in München Geborene, deren/dessen Eltern und Großeltern bereits in München geboren wurden, wird/kann sich als Münchner Kindl bezeichnet| bezeichnen.
- Bier-Marke:
Nach Münchens Wappenfigur war auch die in der Haidhausener Kirchenstraße gelegene Münchner-Kindl-Brauerei benannt, die 1905 vom Unionsbräu übernommen wurde.
- Schnaps-Marke:
Auch eine bayerische Spirituosen-Spezialität der Firma Riemerschmid konnte sich die Bezeichnung als Münchner Kindl sichern, hiervon gibt es drei Sorten:
- Oberbayerischer Gebirgsenzian
- Bärwurz
- Erster Altbayerischer Kartoffelschnaps
Siehe auch
Als Wappen auf den Städtischen Trinkbrunnen (2011 noch 8 Exemplare bekannt)