Wolfratshausen im Herzogtum Bayern: Unterschied zwischen den Versionen

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Bis zum Dreißigjährigne Krieg unterlag der heute östlich der Isar gelegene Teil Münchens der Jurisdiktion des Landgerichtes Wolfratshausen.
Bis zum Dreißigjährigne Krieg unterlag der heute östlich der Isar gelegene Teil Münchens der Jurisdiktion des Landgerichtes Wolfratshausen.
 
 
==Bis 1350 die Herrschaft der Grafen==
==Politische Struktur des feudalen Bayern==
==Politische Struktur des feudalen Bayern==
Das Lex Baiuvariorum teilte Bayern in Gaue, also geographische Räume, Siedlungslandschaften und Verwaltungsräume.<ref>[[Karl Bosl]], Bayern, Einleitung Seite XXV.</ref>
Das Lex Baiuvariorum teilte Bayern in Gaue, also geographische Räume, Siedlungslandschaften und Verwaltungsräume.<ref>[[Karl Bosl]], Bayern, Einleitung Seite XXV.</ref>
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So lag beispielsweise zwischen dem Salzburg-, Matting- und Attergau ein großes Waldgebiet, das Herzog Odilo (Oatilo) ca. 755-748) dem Kloster Mondsee geschenkt hatte <ref>{{WL2|Gertrud Diepolder}}, Die Orts- und "in Pago"-Benennungen im bayersichen Stammesherzogtum zur Zeit der Agilolfinger, in :ZBLG 11957, Band 20, Heft 2, S. 374.</ref>.
So lag beispielsweise zwischen dem Salzburg-, Matting- und Attergau ein großes Waldgebiet, das Herzog Odilo (Oatilo) ca. 755-748) dem Kloster Mondsee geschenkt hatte <ref>{{WL2|Gertrud Diepolder}}, Die Orts- und "in Pago"-Benennungen im bayersichen Stammesherzogtum zur Zeit der Agilolfinger, in :ZBLG 11957, Band 20, Heft 2, S. 374.</ref>.
Unter den Gauen war einer der weitest ausgedehnten und größten der Sundergau. Er dehnte sich von einer im Norden gedachten Linie von nördlich München bis nördlich Wasserburg bis ungefähr an die heutige bayerische Südgrenze aus und schloß das Land zwischen Loisach, Isar und Inn ein <ref>{{WL2|Sigmund von Riezler}}, Geschichte Baiern, I Bd. Gotha 1878, S. 848.</ref>.
Unter den Gauen war einer der weitest ausgedehnten und größten der Sundergau. Er dehnte sich von einer im Norden gedachten Linie von nördlich München bis nördlich Wasserburg bis ungefähr an die heutige bayerische Südgrenze aus und schloß das Land zwischen Loisach, Isar und Inn ein <ref>{{WL2|Sigmund von Riezler}}, Geschichte Baiern, I Bd. Gotha 1878, S. 848.</ref>.
==Die Regierung der Grafen==
==Bis 1380 die Regierung der Grafen==
Seit der {{WL2|Merowinger}} ernannte der Herzog einen Grafen als Bevollmächtigten zum Ausüben sämtlicher Hoheitsrechte in einem Gau.
Seit der {{WL2|Merowinger}} ernannte der Herzog einen Grafen als Bevollmächtigten zum Ausüben sämtlicher Hoheitsrechte in einem Gau.
Michael Doeberl umreißt die Gerechtsame der Grafen: "Er hat den Gerichtsbann, d.h. er führt den Vorsitz in den Gerichtsversammlungen an den verschiedenen Dingstätten seines Gaues.
Michael Doeberl umreißt die Gerechtsame der Grafen: "Er hat den Gerichtsbann, d.h. er führt den Vorsitz in den Gerichtsversammlungen an den verschiedenen Dingstätten seines Gaues.
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In den früheren Zeiten herrschte die Auffasung, daß Geistliche nicht voll rechtsfähig wären.
In den früheren Zeiten herrschte die Auffasung, daß Geistliche nicht voll rechtsfähig wären.
Sie mußten sich bei Rechtsgeschäften durch einen adeligen Vogt vertreten lassen.
Sie mußten sich bei Rechtsgeschäften durch einen adeligen Vogt vertreten lassen.
So übte der Graf wie in seiner Grafschaft auch in kirchlichen Besitzungen die (höhere) Gerichtsbarkeit aus <ref>Bilder aus der Bayerischen Geschichte, Nürnberg 1953, S. 59.</ref>.
So übte der Graf wie in seiner Grafschaft auch in kirchlichen Besitzungen die (höhere) Gerichtsbarkeit aus <ref>Hrsg.: {{WL2|Alois Fink}}, Bilder aus der Bayerischen Geschichte, Nürnberg 1953, S. 59.</ref>.
War das Grafenamt anfänglich ein Lehen des Herzogs oder Königs gewesene, das immer neu verliehen werden mußte, so zeigten sich schon unter Ludwig dem Frommen und seinen Nachfolgern im 9. Jahrhundert Ansätze zur Vererbung und Feudalisierung des Grafenamtes; im 11. Jahrhundert setzte  sich beides grundsätzulich durch.
War das Grafenamt anfänglich ein Lehen des Herzogs oder Königs gewesene, das immer neu verliehen werden mußte, so zeigten sich schon unter Ludwig dem Frommen und seinen Nachfolgern im 9. Jahrhundert Ansätze zur Vererbung und Feudalisierung des Grafenamtes; im 11. Jahrhundert setzte  sich beides grundsätzulich durch.
Das führte zur Auflösung der alten page oder Gaue verloren ihre Bedeutung als politische Bezirke und sanken zur geografischen Begriffen herab.
Das führte zur Auflösung der alten page oder Gaue verloren ihre Bedeutung als politische Bezirke und sanken zur geografischen Begriffen herab.
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Im Sundergau entstanden eine Reihe von Grafschaften, von denen in unserem Zusammenhang nur jene interessiert, in der die späteren Grafen von Wolfratshausen walteten.
Im Sundergau entstanden eine Reihe von Grafschaften, von denen in unserem Zusammenhang nur jene interessiert, in der die späteren Grafen von Wolfratshausen walteten.
Erst in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts wird dort ein Graf Arnold erwähnt <ref>S. Riezler, a.a.O. S. 854</ref>.
Erst in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts wird dort ein Graf Arnold erwähnt <ref>S. Riezler, a.a.O. S. 854</ref>.
Eine Urkunde von 1003 berichtet von einer Grafschaft Friedrichs, der in Haching im Sundergau richtete (comitatus Frideric, qui judicat in Hachingun in Pago Sundergowe) <ref>Otot Stolz, Das Wesen der Grafschaft im Raume Oberbayern, Tirol, Salzburg, in:  ZBLB 1949/15, S. 93 - Freih Edm. Oefele, Geschichte der Grafen von Andeschs, Innsbruck, 1877 S. 107, R. 1b.</ref>.
Eine Urkunde von 1003 berichtet von einer Grafschaft Friedrichs, der in Haching im Sundergau richtete (comitatus Frideric, qui judicat in Hachingun in Pago Sundergowe) <ref>{{WL2|Otto Stolz (Historiker)}}, Das Wesen der Grafschaft im Raume Oberbayern, Tirol, Salzburg, in:  ZBLB 1949/15, S. 93 {{WL2|Edmund von Oefele}}, Geschichte der Grafen von Andeschs, Innsbruck, 1877 S. 107, R. 1b.</ref>.
Gemeint ist hier wohl nicht Ober- oder Unterhachning, sonder im allgemeinen das Hachinger Tal das wahrscheilich Herzogliches Fiskalgut war <ref>Freundliche Mitteilung von Herrn Der. Adolf Sandberger.</ref>.
Gemeint ist hier wohl nicht Ober- oder Unterhachning, sonder im allgemeinen das Hachinger Tal das wahrscheilich Herzogliches Fiskalgut war <ref>Freundliche Mitteilung von Herrn Der. Adolf Sandberger.</ref>.
Sein Sohn Otto I., Der sich Graf von Diessen nannte, Besaß in der ersten Hälfte des 11. Jahrhuderts als Lehen dem Kloster Tegernsee enfremdete Güter, darunter solche in den Ortschaften Popunhusa (Bogenhausen) uind Veldchirihha (Feldkirchen)<ref>E. Oefele, a.a.O., S. 109, Regest 12, 13.</ref>.
Sein Sohn [[Otto I.]], Der sich Graf von Diessen nannte, Besaß in der ersten Hälfte des 11. Jahrhuderts als Lehen dem Kloster Tegernsee enfremdete Güter, darunter solche in den Ortschaften Popunhusa (Bogenhausen) uind Veldchirihha (Feldkirchen)<ref>Edmund von Oefele, a.a.O., S. 109, Regest 12, 13.</ref>.
Der Enkel Freidrichs I. Otto II., nannte sich nach seinen Besitzungen Graf von Thanning (bei Wolfratshausen), Graf von Amras (bei Innsbruck), Graf von Diessen und Graf von Wolfratshausen. Dadurch bekundete er sich als Angehöriger des Geschlechts der GTrafen von Diessen, die sich später nach ihrer neuerbauten Burg Gravon von Andechs nannten und zu den mächtigsten Familien des Mittelalters gehörten. Er starb am 24. april 1122<ref>E. Oefele, a.a.O.,  S. 110, Regest 23.</ref>.
Der Enkel Freidrichs I. Otto II., nannte sich nach seinen Besitzungen Graf von Thanning (bei Wolfratshausen), Graf von Amras (bei Innsbruck), Graf von Diessen und Graf von Wolfratshausen. Dadurch bekundete er sich als Angehöriger des Geschlechts der GTrafen von Diessen, die sich später nach ihrer neuerbauten Burg Gravon von Andechs nannten und zu den mächtigsten Familien des Mittelalters gehörten. Er starb am 24. April 1122<ref>Edmund von Oefele, Geschichte der Grafen von Andechs, 1877,  S. 110, Regest 23.</ref>.
Besonders wichtig für die Entwicklung und den Aufstieg der Familie der Andechser war die Übernahme der Vogteien über die Reichsklöster Benediktbeueren, gegen Ende des 11. Jahrhunderts, und Tegernsee im Jahre 1121, die ehemals in der Hand der 1045 ausgestrobenen Grafen von Ebersberg waren, zwischenzeitlich aber anderweitig vergeben waren. Eine bestimmt begründete Vermutung besagt, daß der Platz der späteren Burg Wolfratshausen Benediktberrer Besitz war und daß diese Burg, wie es im Hochmittelalter üblich war, dem Vogt auf dem Grund und Boden des von ihm bevorzugten Klosters erbaut wurde. Dasselbe gilg auch von Andechs und vermutlich auch von Amras 15.
Besonders wichtig für die Entwicklung und den Aufstieg der Familie der Andechser war die Übernahme der Vogteien über die Reichsklöster Benediktbeueren, gegen Ende des 11. Jahrhunderts, und Tegernsee im Jahre 1121, die ehemals in der Hand der 1045 ausgestrobenen Grafen von Ebersberg waren, zwischenzeitlich aber anderweitig vergeben waren. Eine bestimmt begründete Vermutung besagt, daß der Platz der späteren Burg Wolfratshausen Benediktberrer Besitz war und daß diese Burg, wie es im Hochmittelalter üblich war, dem Vogt auf dem Grund und Boden des von ihm bevorzugten Klosters erbaut wurde. Dasselbe gilg auch von Andechs und vermutlich auch von Amras 15.
Die Grafen von Wolfratshausen besaßen als Grundherrn und Vögte die Hauptmasse der Güter im südwestlichen Teile des Sundergaues um Loisach, obere Isar bis in die Gegend  von München und um den Tegernsee. Außerdem wirkten sie im jetzigen Tiroler Unterinntal etwa von Zirl bis zur Mündung des Zillertals und südlich bis zur Höhe des Hochstiftes aBrixen von diesen auch die Grafschaften verliehen <ref>S. Riezler, a.a.O., S.854/(855.</ref>.
Die Grafen von Wolfratshausen besaßen als Grundherrn und Vögte die Hauptmasse der Güter im südwestlichen Teile des Sundergaues um Loisach, obere Isar bis in die Gegend  von München und um den Tegernsee. Außerdem wirkten sie im jetzigen Tiroler Unterinntal etwa von Zirl bis zur Mündung des Zillertals und südlich bis zur Höhe des Hochstiftes aBrixen von diesen auch die Grafschaften verliehen <ref>S. Riezler, a.a.O., S.854/(855.</ref>.
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