Mariensäule (Marienplatz)

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Fotografie von Ferdinand Finsterlin, 1885. Hier noch mit der Einfassung durch eine kleine Grünanlage

Angesichts der Besetzung Bayerns durch die schwedische Armee gelobte Kurfürst Maximilian I. im Jahre 1632 "ein gottgefälliges Werk anzustellen, wenn die hiesige Hauptstadt und auch die Stadt Landshut vor des Feinds endlichem Ruin und Zerstörung erhalten würde". Nachdem die schwedischen Truppen die beiden Städte verlassen hatte, ohne Zerstörungen anzurichten und Maximilian I. nach München zurückgekehrt war, ging der Kurfürst daran, sein Gelübde zu erfüllen. Er beschloss, jährlich Dankprozessionen zu Ehren Gottes und Marias abzuhalten und darüberhinaus ein Denkmal aufrichten zu lassen. Im Dezember 1637 wurde auf dem Marktplatz - dem heutigen Marienplatz - der Grundstein für eine Säule mit Marienstandbild gelegt (trotz kaiserlichen Privilegs der alleinigen Zuständigkeit für die Bebauung des Platzes war der Stadtrat übergangen worden). Bei der Weihe durch den Freisinger Bischof Veit Adam am 7. November 1638 war der gesamte Hof anwesend.

Säule, Balustrade, Dankprozession

Das Denkmal besteht aus einer roten Monolithsäule aus Tegernseer Marmor, auf deren korithischen Kapitel ist eine Muttergottessäule aus Bronze angebracht, welche wahrscheinlich bereits 1593 durch den Bildhauer Hubert Gerhard für das Stiftergrab Herzog Wilhelm V. in der Michaelskirche angefertigt worden war. Einige Zeit später erichtete man noch eine Marmorbalustrade um die Mariensäule. Auf die Sockel der Mariensäule wurde 1641 vier Putti aus Bronze plaziert, sie versinnbildlichen den Sieg Marias über Hunger (Drache), Krieg (Löwe), Pest (Basilisk) und Ketzerei (Schlange). Somit steht diese Gruppe für den Psalm 90 Vers 13, der da lautet: "Über die Schlange und den Basilisken wirst Du schreiten und den Löwen und den Drachen wirst Du zertreten". Damit kam erstmalig die barocke Formensprache nach München. Zudem erliess mit einem Mandat vom 10. Mai 1646 der Kurfürst Maximilian, dass in Zukunft dem Denkmale keinerlei "Unsauberkeiten und Verunehrungen" widerfahren sollten und dass niemand auf die Umfangung des Monuments klettere oder an Markttagen Säcke darauf türme, bei Zuwiderhandlung solle eine exemplarische Bestrafung des Missetäters erfolgen.

Zum Vergleich: Gegenwart (2010)

Bis 1773 zog jedes Jahr am ersten Sonntag nach Allerheiligen eine von Maximilian I. gestiftete Dankprozession von St. Peter an der Säule vorbei in die Frauenkirche. Darüber hinaus wurden bis 1803 zahlreiche Literneien an der Säule gesungen und stehende und knieende Bettler mischten sich ins Markttreiben auf dem Platz an der Mariensäule. Bei Pestgefahr wurden Bittandachten abgehalten, Prozessionen und Bittgänge machten dort halt, noch 1854 organisierten Bürger angesichts einer großen Choleraepedemie eine Bittgang zur Mariensäule. Auch heute noch wird Ende Mai eine abendliche Andacht der Stadtkirche an der Mariensäule abgehalten.

Marienstatue, Detail

Patrona Bavariae

In Bayern werden Marienfiguren, wie die auf der Säule, auch „Patrona Bavariae“ genannt: die gekrönte Gottesmutter steht auf einer Mondsichel, sie hält in der linken Hand ein Zepter, in der rechten Hand das Christuskind. Ihr gekröntes Haupt ist von Sternen umkränzt. So auch die Muttergottes an der Westfassade der Residenz. 1610 ließ Kurfürst Maximilian I. eine Münze prägen, die Maria in dieser Gestalt als Schutzpatronin Münchens zeigt. Die [[WL2|Marienverehrung|Verehrung}} ist Teil der von ihm eingeleiteten Rekatholisierung nach den Glaubenswirren des vorhergehenden Jahrhunderts.

Ewiges Licht, Inschrift

Unter der Statue brennt ein ewiges Licht.

Die lateinische Inschrift lautet: „Sub tuum praesidium confugimus, sub quo secure laetique degimus“ („Wir flüchten uns unter Deinen Schutz, da wir dort froh und sicher leben“).

Literatur

  • Claudia Opitz, Dieter Bauer (Hrsg.): Maria, Abbild oder Vorbild? Zur Sozialgeschichte mittelalterlicher Marienverehrung. Tübingen, 1990.
  • Emmeran H. Ritter: Patrona Bavariae! Unter Deinen Schutz und Schirm. Verlag Bote von Fatima, Regensburg, 1987
  • Heinrich und Margarethe Schmidt: Die vergessene Bildersprache der Kunst. C.H. Beck Verlag, München, 1981.