Schäfflertanz

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Der Schäfflertanz im Glockenspiel

Nur zwischen Heilig Dreikönig (6. Jan.) und Faschingsdienstag (wechselnde Termine) findet alle sieben Jahre der Schäfflertanz statt, der seine Ursprünge im Jahr 1517 hat. Der Legende nach zogen die Schäffler nach der großen Pest tanzend durch die Straßen, um die verschreckte Bevölkerung wachzurütteln und ihr den Lebensmut wieder zurückzubringen. 1578 wurde die Zunft der Schäffler gegründet (Fassmacher).

Als Teil des Glockenspiels:
Im Münchner Rathaus befindet sich unter dem Glockenspiel ein Schäfflertanzspiel.

Der echte Tanz auf dem Marienplatz

Szene des "echten" Schäfflertanzes Foto: Karl Schillinger (2019)

Er wäre erst 2026 wieder fällig. Aber was tut man nicht alles in einem Jubiläumsjahr fürs Publikum? 20 Tänzer, ein Fähnrich, zwei Reifenschwinger treten im gleichen Kostüm auf. Die Farben der Rauten des Kostüms der beiden Kasperln (Hans Wurste) sind eine Mischung aus den Münchner Stadtfarben, den Landesfarben von Bayern und der Farbe der Schäfflerjacke und der schwarzen Schlegelkappe.

Warum tanzen die Schäffler nur alle sieben Jahre? Genau weiß man es nicht. Es gibt dafür diverse Theorien. Die einen sagen, der Turnus sei der Pest geschuldet, die alle sieben Jahre erneut ausgebrochen sei. Andere verweisen auf die Sieben als Glückszahl. Auch eine Genehmigung von Herzog Wilhelm IV. (1493-1550) wird mitunter angeführt. Dieser habe den Münchner Schäfflern aus Dankbarkeit das Recht eingeräumt, alle sieben Jahren ihren Tanz aufzuführen, bei dem sie ja auch Schnaps verkaufen und Geldspenden eintreiben. Beweise für das eine oder andere, dafür oder dagegen? Gibt es nicht.

Die ursprünglich ledigen und unbescholtenen Gesellen führen diese Schrittfolgen seit der Biedermeierzeit auf (Regeln des 1871 gegründeten "Fachverein der Schäffler Münchens"): der Grundschritt, das Hochwerfen der angewinkelten Beine im Takt der Musik in der etwa 20-minütigen Vorführung zu immer neuen Figuren, insgesamt sieben. Die "Schlange", mit welcher der Reigen beginnt, es folgt die "Laube", bei der sich die Tänzer auf verschlungenen Wegen zu einem Knäuel formieren, über dem ihre mit Buchslaub geschmückten Holzbögen ein Laubendach bilden. Die dritte Figur ist das "Kreuz", bei dem sie sich in vier Gruppen aufteilen. Dann die Krone aufs Parkett. Und aus dieser entwickeln sie die "Vier kleinen Kreise". Nun changieren die Kasperl. Um ein ein Fass, auf das drei Schäffler mit dem Hammer Lärm schlagen. Das erinnert an die ursprüngl. Arbeit.

Die artistische Schlussnummer ist der Reifenschwung. Die beiden Reifenschwinger steigen auf je ein Fass und halten in jeder Hand einen hölzernen Reifen, auf dessen Innenseite jeweils ein Stamperl Schnaps steht. Und beim Drehen soll das Glas voll bleiben. Um dann den Gesellen zu füllen ... oder so.

Zur Datierung
Auch der Chronist Helmuth Stahleder verweist in seiner "Chronik der Stadt München" das Pestjahr 1517 ins Reich der Fiktion: "Weder Ratsprotokolle noch Kammerrechnungen enthalten den geringsten Hinweis auf das Herrschen einer Pest. Es gibt weder die üblichen Handelsbeschränkungen noch den Ausfall von Märkten, noch die Bannisierung anderer Orte wegen dort herrschender Pest, noch Quarantäne für anreisende Kaufleute, noch Ausgaben für das Aufschneiden von Pestbeulen durch Hebammen."
Im Standardwerk "Der Münchner Schäfflertanz" liefert Günther Kapfhammer eine Erklärung dafür, wie dieses Datum als Premierentermin des Tanzes in die Welt gekommen ist.
Im frühen 19. Jahrhundert brachte der Königliche Baurat Anton Baumgartner die Jahreszahl 1517 in einer stadtgeschichtlichen Broschüre ins Gespräch. Dabei knüpfte er eine Verbindung zu einem Pestbild des spätgotischen Malers Jan Pollack, das im Alten Peter hängt und auf das Jahr 1517 datiert ist.
Dazu schreibt wiederum Stahleder: "Das Bild muss sich überhaupt nicht auf eine bestimmte Pest beziehen, und wenn, dann kann diese viele Jahre zurückliegen."

Über den Ursprung des Schäfflertanzes

Der Fachverein der Schäffler Münchens c/o Faßfabrik Wilhelm Schmid, Straubinger Straße 34 erklärt ihn, in einer lesenswerten Broschüre zum Schäfflertanz 2019 auf den Seiten 5 ff.,[1] so:

„ Die Entstehung des Schäfflertanzes in München datiert vom Jahre 1517, woselbst in München die Pest auf grauenhafte Weise wütete. Die Pest herrschte in München mehrmals, nämlich in den Jahren 1463, 1515 und 1517. Die erste dieser Seuchen dauerte von Weihnachten 1462 bis Michaeli 1463. Aber auch noch später, im Jahre 1643 trat dieselbe nochmals auf und raffte die ungeheure Zahl von 15.000 Menschen weg. Bei dieser letzten Periode waren zwar die Vorsichtsmaßnahmen weit zweckmäßiger als bei den früheren Erscheinungen; trotzdem konnte derselben doch kein Damm gesetzt werden. Es waren damals in München nur zwei Tore offen, das Neuhauser- und das Isartor. Beide Tore waren stark bewacht und niemand durfte ohne Vorweisung der Gesundheitspässe und genaueste Untersuchung herein. Angekommene Briefe an Kaufleute wurden geräuchert und das Geld mit Essig gewaschen, ferners wurden an den Ein- und Ausgängen der Straßen eiserne Ketten befestigt, um dieselben nach der Quere zu ziehen, wenn die Ansteckung in der einen oder anderen Straße zu befürchten war. Da aber die Leute dessen ungeachtet durchschlüpften, so wurden die Straßen, in denen sich Pestkranke befanden, mit Brettern verrammelt, was namentlich in der Eisenmannstraße, Damenstiftstraße und Kreuzgasse der Fall war. Auf den Straßen wurden Feuer unterhalten und WacholderWsträucher verbrannt.
Während der Pest 1517 aber waren noch keine so umfangreichen Maßregeln getroffen und es starben Tausende dahin. Alles schwebte in furchtbarer Todesangst; außer den Totengräbern und Pesträucherern wurde niemand auf der Straße gesehen; die Landleute getrauten sich nicht in die Stadt und es trat großer Mangel an Lebensmitteln ein. Das Elend hatte die höchste Stufe erreicht und selbst nach dem Verschwinden der Pest wagte sich lange Zeit niemand aus dem Hause, aller Verkehr stockte. Die Ärzte konnten für dieses Übel nicht helfen und man befürchtete, dass dieser Zustand zu neuen Krankheiten Anlass gebe.

Da geriet ein einsichtsvoller Bürger – leider ist dessen Name nicht überliefert – auf den Gedanken, ein entgegengesetztes Mittel zu gebrauchen und die Leute, statt mit ihnen zu jammern und zu wehklagen, durch ein lustiges Schauspiel aufzuheitern. Dieser wackere Bürger gehörte zu der Zunft der „Schäffler“. Zur Ausführung seines Planes schlossen sich die Schäffler alle mutig an und auf seine Anregung ließen sich auch die „Metzger“ herbei und es halfen alle getreulich zusammen, wodurch auch der Metzgersprung entstand, der von demselben Jahre datiert.

Während die von der Pest verschonten bleich und abgemagert, vom Elend zusammengekauert in peinlicher Furcht noch immer in verschlossenen Stuben saßen, erscholl eines Tages auf einmal fröhliche Musik in den Straßen. Alles eilte an die schon lange nicht mehr geöffneten Fenster und siehe da, die Schäffler zogen in aufgeputzten Scharen nach dem Marktplatze, wo sie mit grünbelaubten Reifen einen Rundtanz aufführten und die „Gretl mit der Butten“ – an deren Stelle später die „Hanswursten“ traten – ergötzte Alt und Jung mit ihren Späßen. Alles strömte aus den halb ausgestorbenen Häusern dem Zuge nach und lachte herzlich. Viele waren gestorben, manche aber, von denen der eine den anderen längst tot glaubte, traf sich. Bald wurde es wieder lebhaft in den Straße, die Glocken ertönten zu Dankgebeten. Alles kehrte zur Ordnung und zur Arbeit mit erstarktem Mute zurück. Da hiermit die Schäffler ihren Zweck erfüllt hatten, durchzogen sie nach dem Tanze in feierlichem Zuge unter Klängen feierlicher Musik sämtliche Straßen der ganzen Stadt. – Nachdem die Schäffler ihren Tanz beendet hatten, sprangen die Lehrlinge der Metzger in den Fischbrunnen zum Zeichen, dass die Luft und das Wasser rein seien.

Dieses ist der Ursprung des „Schäfflertanzes“, welcher in jener Zeit von dem Haus des so genannten „Himmelsschäfflers“ am Färbergraben seinen Auszug hielt und welches Haus mit der Nummer 20, dorstselbst gestanden hat. Im Jahre 1631 wurde es neu erbaut und mit dem Bilde: „Zwei Schäffler, ein Fass bindend“, versehen. Darunter stand folgende Inschrift:
„Hier ward es zum Himmelsschäffler genannt und es kam von hier aus der Schäfflertanz. Erbaut 1631. Renoviert 1. 1784, 2. 1821, 3. 1877.“

Literatur

  • Musik von "Aber heit is koid" stammt von Wilhelm Siebenkäs (bei WP)W
  • Günther Kapfhammer, Corbinian Lachner: Münchner Schäfflertanz.’’ Hugendubel, 1976. ISBN 3880340137

Weblinks

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