Moschee in Sendling

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Die Moschee in Sendling in der Schanzenbachstraße im Münchner Stadtteil Sendling existiert seit 1989 als islamisches Bethaus für hauptsächlich türkische Muslime. Der offizielle türkische Name der Moschee lautet Diyanet İşleri Türk İslam Merkezi, deutsch Türkisch-Islamisches Zentrum der Anstalt für Religion e.V., abgekürzt DİTİM und bezeichnet zugleich den Moscheeverein, dem 42 Mitglieder und deren Familien angehören. Der Verein ist dem Dachverband Diyanet İşleri Türk İslam Birliği (DİTİB) angeschlossen und steht damit unter der Leitung und Aufsicht des Türkischen Präsidiums für Religionsangelegenheiten Diyanet İşleri Bakanlığı. Der Konsul beziehungsweise der Religionsattaché im Konsulat sind die leitenden Autoritäten für München. DİTİB wählt auch den Imam der Moschee aus. Dieser spricht in der Regel nur wenig Deutsch und ist Beamter des türkischen Staates. DİTİB betreibt in München außer der Sendlinger Moschee noch drei weitere Zentren. Die Moschee Schanzenbachstraße als größtes der Zentren ist für etwa 130 Besucher ausgelegt, was sich in der Praxis als auf Dauer unhaltbar erweist, da zwar selten, aber an hohen Feiertagen eben doch, bis zu 700 Besucher zum Gebet erscheinen. Aus diesem Grund plante DİTİB einen Neubau am Gotzinger Platz, die Presse kommentierte die Auseinandersetzungen unter dem Schlagwort Sendlinger Moscheenstreit.

Am Gotzinger Platz im Untersendlinger Unterfeld, in dieser Baulücke sollte die geplante Moschee entstehen.
Modell des geplanten Moscheeneubaus am Gotzinger Platz, im Vordergrund links die Kirche St. Korbinian

Moschee in der Schanzenbachstraße

Das bisherige Bethaus ist eine der typischen „Hinterhof-Moscheen“ der Stadt und von außen als Moschee nicht zu erkennen. Abgesehen vom Gebet in Arabisch wird vorwiegend Türkisch gesprochen, da der Großteil der Besucher Türken sind, es finden aber auch Predigten auf Deutsch statt.

DİTİB ist ein am Laizismus des türkischen Staates orientierter Religionsverein, seine Mitglieder sind Türken, die nicht fundamentalistisch orientiert sind und die Trennung von Staat und Religion anerkennen, Menschen, die zugleich religiös und integrationsorientiert sind.

Grundstück und Räume

Das Islamische Zentrum DİTİM in der Schanzenbachstraße

Das Grundstück gehört DİTİB, diese Institution hat es DİTİM zur Verfügung gestellt. Der Ort gilt als allgemeines Wohngebiet, eine Moschee wäre aber auch in einem reinem Wohngebiet statthaft.

Auf einer Grundfläche von etwa 656 m² liegen auf zwei Etagen verteilt:

  • der Gebetsraum für Männer (OG) mit einer Kapazität von 90 Personen
  • der Gebetsraum für Frauen (OG) mit einer Kapazität von 40 Personen
  • ein großer Mehrzweckraum (EG)
  • Verwaltungsräume
  • eine Bibliothek
  • eine Teestube als Treffpunkt
  • die Wohnung des Vorbeters
  • die Sanitäranlagen (EG)

Gebetszeiten und andere Angebote

Täglich werden zwischen fünf und 23 Uhr fünf Gebete von jeweils zehn bis 20 Minuten Dauer abgehalten, besonderes Gewicht hat dabei vor allem das Freitagsgebet mittags mit oft bis zu 200 Gläubigen.
Die Teestube mit nicht-kommerzieller Bewirtung, Fernseher und Billard dient als Treffpunkt und steht auch Gästen offen, ebenso die Bibliothek. Es gibt Angebote speziell für Frauen, etwa samstags und sonntags von 10.00 - 15.00 Uhr Koranunterricht mit einer islamischen Theologin oder ein großes Muttertagsfest; für Mädchen Gruppen zur Besprechung religiöser Themen und eine Theater- und Chorgruppe f ür Elf- bis Vierzehnjährige; für Jungen ebenfalls Stunden zur Besprechung religiöser Themen.
Ein besonders wichtiger Anlauf- und Treffpunkt ist die Moschee für Senioren und Seniorinnen, sie bietet Beratung und Hilfe bei Anträgen, Pflege- und Wohnungsproblemen.
Der interreligiöse Dialog wird mit verschiedenen Mitteln gepflegt, etwa dem Tag der offenen Moschee (nächste Termine Samstag 9. Juli 2005, 14-16 Uhr und Sonntag 10. Juli, 11:30-13:30 Uhr), verschiedenen ökumenischen Veranstaltungen, durch Nachbarschaftskontakte und Besuche in Schulen.

Platz- und andere Probleme

Hof der Moschee Schanzenbachstraße

Als die Moschee Ende der 1980er-Jahre in das Gebäude einzog, gab es Vorbehalte in der Nachbarschaft vor allem hinsichtlich erwarteter Ruhestörung sowie möglicher Parkplatz- und Verkehrsprobleme, da das Anwesen über lediglich zehn eigene Parkplätze verfügt. Die bisherigen Erfahrungen der Polizei und der Anwohner haben gezeigt, dass die nähere Umgebung der Moschee zu keinem Brennpunkt für Gehsteigparken oder sonstiges Falschparken geworden ist, im Vergleich zu anderen Straßenzügen Sendlings ist die Zahl der Gehsteigparker sogar verschwindend gering. Allerdings ist für einige Stunden am Freitagmittag zum Freitagsgebet und zweimal im Jahr anlässlich der großen Festtage ein erhöhter An- und Abfahrverkehr zu beobachten.

Ein Problem ergibt sich aus der Aufheizung des Daches. Der darunter liegende Gebetsraum für Männer wird bei stärkerer Sonneneinstrahlung so heiß, dass die Fenster während des Gebets offen gehalten werden müssen. Dadurch dringt das Gebet nach außen und wird für die näheren Nachbarn hörbar. Die Geräuschentwicklung vom Hof her ist dagegen allgemein gering und nur bei den wenigen großen religiösen Festen auffallend.

Frauengebetsraum der DİTİM Schanzenbachstraße

Zu den Gebeten erscheinen täglich zwischen etwa 20 bis 50 Personen, zum mittäglichen Freitagsgebet jedoch drängen sich über 200 Männer in den beiden Gebetsräumen, die eigentlich nur für etwa 130 Personen ausgelegt sind. An wenigen großen religiösen Feiertagen schließlich kommen bis zu 700 Personen; ihr Gebet findet dann praktisch auf jedem verfügbaren Quadratmeter der Moschee, also auch außerhalb der Gebetsräume statt.

Insgesamt wird die Moschee als solche auch von der Nachbarschaft akzeptiert, zur Behebung der angesprochenen Probleme plante der Moscheeverein zunächst einen Umbau mit Erweiterung des bestehenden Gebäudes.

Umbau des bestehenden Gebäudes

Entwurf für den Umbau Schanzenbachstraße, Nordansicht

Die geschilderten Probleme sowie der Wunsch, die Moschee auch nach außen hin als solche erkennbar werden zu lassen, veranlassten den Träger DİTİM im Jahr 2004, den Architekten Walter Höfler Pläne für einen zweckmäßigen Umbau mit Erweiterung erstellen zu lassen.

Höflers Planungen sehen ein zusätzliches Stockwerk und ein dezentes flaches Kuppeldach vor und verzichten auf ein Minarett. Die Fassade würde mit Lichtbändern und dezenten Symbolen wie Schiebeläden mit Halbmond umgestaltet, der Innenhof verschönert. Durch die Maßnahmen würde die Grundfläche von 656 m² auf insgesamt 774 m² erhöht, durch bessere Raumaufteilung entstünde 140 m² mehr Gebetsfläche, die Kapazität stiege auf 170 statt bisher 130 Personen. Zugleich würden das Raumklima und der Schallschutz verbessert.

Die städtischen Behörden haben die vorgelegten Pläne geprüft und genehmigt, der Bezirksausschuss 6 stimmte mit großer Mehrheit zu. Allerdings gab und gibt es Widerstand seitens einiger Nachbarn, unterstützt von der CSU Sendling und der CSU-Fraktion im Sendlinger Bezirksausschuss.

Entwurf: Ansicht von Westen

Einwände der Gegner

Die Gegner des Projektes erwarten bei einer Erweiterung eine Vergrößerung der Probleme, schon jetzt kämen mehr Besucher als genehmigt. Sie rechnen mit bis zu 75% Besucheranteil von außerhalb des Stadtteils und befürchten eine dramatische Störung der Anwohner durch Lärm (An- und Abfahrten) und Verparken der Straßen. Außerdem stören sie sich an der erhöhten Sichtbarkeit und Erkennbarkeit der Moschee, Symbole des Islam passen ihrer Auffassung nach nicht nach Sendling und seien „unverträglich“, der Wert der Wohnungen in der Nachbarschaft würde angeblich um ca. 30% sinken.

Argumente der Befürworter

Entwurf: Ansicht des Um- und Erweiterungsbaus von Osten

Die Befürworter halten den Umbau für geboten und gerechtfertigt, es handele sich um eine Anpassung an die tatsächliche Besucherzahl, die Betenden wären beim mittäglichen Freitagsgebet nicht mehr so eng zusammengepfercht. Die Hauptquelle der monierten Lärmbelästigung – die Hörbarkeit des Gebets für die Nachbarn durch die offenen Fenster – würde durch den Umbau beseitigt. Die Verkehrslage sei nach Aussagen der Polizei kein Problem, das zu besonderen Maßnahmen herausfordere und bliebe auch nach dem Umbau im Rahmen, und schließlich sei die Sichtbarkeit der Moschee erfreulich, ein bisher hässlicher Zweckbau werde dadurch verschönert und nicht verunstaltet, die Gegend gewönne an Qualität. Die Befürworter weisen darauf hin, dass die Häuser neben der Moschee erst nach deren Einrichtung in dem ehemaligen Gewerbebau errichtet wurden, wobei die Moschee großzügig auf eine Abstandsfläche verzichtete. Grundsätzlich garantiere das Grundgesetz in den Artikeln 3 und 4 die Religionsfreiheit. DİTİM sei integrationsoffen und vertrete keinen radikalen Islamismus, eine Diskriminierung des Vereins sei verfassungswidrig, alle Religionen hätten gleiches Recht auf eine Kirche, Synagoge oder Moschee, auch in einem Wohngebiet.

Alternative: ein Neubau

Um den Konflikt um einen Umbau am bestehenden Objekt eventuell umgehen zu können, bat der Moscheeverein die Stadt München alternativ um Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück für einen Neubau der Moschee. Der zweite Bürgermeister der Stadt München, Hep Monatzeder (Bündnis 90/Die Grünen), beauftragte die zuständigen Referate mit der Suche, diese fanden und empfahlen die im Eigentum der Stadt befindliche Baulücke am Gotzinger Platz, Ecke Kochelsee- und Thalkirchner Straße, worauf diese dem Moscheeverein angeboten wurde. Das Gebiet wird als Mischgebiet eingestuft, in einem solchen Gebiet ist der Bau eines Sakralbaus erlaubt. Das Gründstück, auf dem sich derzeit ein Parkplatz mit rund 150 Stellplätzen befindet, liegt weniger als einen Kilometer vom bisherigen Standort des Türkisch Islamischen Zentrums entfernt.

Mit den Planungen beauftragt wurde der Architekt Walter Höfler, der bereits den Umbau des Gebäudes Schanzenbachstraße geplant hatte. Die Finanzierung aus eigenen Mitteln des Moscheevereins ist gesichert durch drei Säulen: Verkauf des Grundstückes Schanzenbachstraße, Eigenleistungen des Vereins und seiner Mitglieder und Bankkredite.

Pläne für den Neubau

Perspektivische Skizze der geplanten Moschee am Gotzinger Platz

Die derzeitig klaffende Baulücke soll durch die Errichtung der Moschee, eines kleinen Verwaltungsgebäudes daneben in der Kochelseestraße, sowie zwei Wohnbauten, die an die beiden bestehenden Häuser in der Kochelseestraße und Thalkirchner Straße anschließen, geschlossen werden. Die Moschee käme an das nordwestliche Grundstückseck und bildete damit die Ostseite des Gotzinger Platzes direkt gegenüber der Kirche St. Korbinian auf der Westseite. Der Südseite des Gotzinger Platzes wird durch die bestehenden Schulen (Grundschule, Hauptschule, Maria-Probst-Realschule) begrenzt. Über die Straße auf der Nordseite befindet sich das abgeschlossene Areal der Großmarkthalle, ein Stück weiter der Frucht- und Gemüsehof mit vielen Geschäften. Der Platz würde durch die Neubauten nicht ganz abgeschlossen, das Großmarkthallen-Eck auf der Nordseite bliebe offen. Insgesamt gewönne der Platz an Qualität, sowohl durch die Bebauung selbst, da eine unansehnliche Lücke geschlossen würde, als auch durch die Art der Bebauung, da die geplante Moschee ein ebenso interessantes und ansehnliches Bauwerk wäre wie die gegenüberliegende Kirche. Die jetzigen Parkplätze gingen verloren und könnten durch die neue Tiefgarage sowie das anderweitige Angebot der Großmarkthalle nicht vollständig ersetzt werden.

Details

Es handelt sich hierbei um vorläufige Planungen. Im Einzelnen kann es noch Änderungen geben, weder die Fassadengestaltung noch das Innenraumprogramm liegen bereits endgültig fest. Fest steht, dass die Moschee eine gut sichtbare Kuppel und zwei 35 Meter hohe Minarette bekommen soll und damit das erste als solches erkennbare muslimische Gotteshaus innerhalb des Mittleren Rings wäre. Die Position der Moschee direkt gegenüber der Kirche mit ihren beiden 55 Meter hohen Türmen wird auch vom Denkmalamt aus ästhetischen Gründen ausdrücklich begrüßt.

Lageplan der geplanten Moschee

Für das Hauptgebäude (Moschee) sind vorgesehen:

  • Im EG 650 m² mit zwei Läden und einem Friseur, Foyer, Büro, Bibliothek, Dialograum, Teestube/Teeküche als Treffpunkt, WCs, dazu ein teilweise überdachter Innenhof
  • Im 1. OG 650 m² mit einem Konferenzraum für ca. 250 Personen, ein Brunnen, WCs, ein Schuhraum, und weiterer Platz für die Bibliothek
  • Im 2. OG 650 m² mit dem Gebetsraum der Männer für ca. 250 Personen, dem Raum für den Vorbeter u.a.
  • Im 3. OG 570 m² mit dem Gebetsraum der Frauen für ca. 150 Personen, einem Aufenthaltsraum für Frauen, etc.

Im Nebengebäude Kochelseestraße sind geplant:

  • EG: Verwaltung
  • 1. OG: mehrere Kursräume (zusammen 80 m²), Teeküche
  • 2. und 3. OG und Dachgeschoß: 5 Appartements (je 45 – 48 m²), Hausmeisterwohnung, Beherbergung von ausländischen Gästen u.a.
  • Im Kellergeschoß Stellplätze und Kellerräume

Das Nebengebäude westlich der Moschee in der Thalkirchner Straße ist geplant als Wohngebäude mit Läden im EG.

Die Kapazität der beiden Gebetsräume zusammen beträgt 400 Personen. Konferenzraum, Dialograum, Bibliothek und Kursräume machen die Moschee zugleich zu einem Kulturzentrum. Desweiteren ist auch die Einbindung eines türkischen Bades (Hamam) in den Komplex vorgesehen.

Chronik des Bauvorhabens

Entwurfsskizze zur neuen Moschee

Bereits vor dem erfolgreichen Abschluss der Bauvoranfrage bei der Lokalbaukommission und der Denkmalschutz-Prüfung Ende Mai 2005 wurde das Bauvorhaben auf verschiedenen Ebenen kontrovers diskutiert: Die Bewohner des Stadtteils waren nur zum kleineren Teil entschiedene Befürworter oder Gegner der verschiedenen Moscheeprojekte, die große Masse verhielt sich indifferent bis wohlwollend. Einige Anwohner der beiden Nachbarschaften Schanzenbachstraße und Gotzinger Platz und Umgebung gründeten eine Interessengemeinschaft gegen Um- oder Neubau der Moschee. Im Bezirksausschuss fanden öffentliche Debatten zum Thema statt, dabei kam es am 8. Juni 2005 zu einem Eklat, als die CSU-Fraktion nach einem Streit zwischen den Fraktionsvorsitzenden von SPD und CSU geschlossen die Sitzung verließ. Anlass war eine Bemerkung des SPD-Fraktionsvorsitzenden, der eine CSU-Veranstaltung gegen die Moschee einige Wochen zuvor, bei der Agitatoren der DVU aufgetreten waren, als fremdenfeindlich eingestuft hatte. Auch im Stadtrat von München stritten die Parteien über das Moscheeprojekt, auch hier machte sich die CSU zum Anwalt der Projektgegner, versuchte aber, den Anschein rechtsstaatlichen Handelns zu wahren, indem sie ihre Gegnerschaft offiziell mehr auf verfahrenstechnische als inhaltliche Kritik am Bauvorhaben aufbaute.

St. Korbinian am Gotzinger Platz

16. Juni 2005: Unter Leitung des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude fand eine Sendlinger Bürgerversammlung statt, bei der das Thema Moschee Hauptgegenstand war und Gegner wie Befürworter ausführlich zu Wort kamen. Bei der abschließenden Abstimmung über den eingebrachten Ablehnungsantrag konnten die Gegner 252 Stimmen mobilisieren, mussten aber auch 212 Gegenstimmen für ihren Antrag hinnehmen. Ein Aufmerksamkeit heischender Auftritt Rechtsradikaler mit einem Transparent gegen die Moschee wurde unterbunden, einige Skinheads waren von der Polizei bereits im Vorfeld von der Teilnahme an der Versammlung ausgeschlossen worden. Durch das knappe Abstimmungsergebnis ermutigt verkündete OB Ude am nächsten Tag: „Die Moschee wird gebaut“, wohl wissend, dass dezidierte Gegner wie Befürworter ihre Anhängerschaft zum Großteil zur Abstimmung mobilisiert hatten, der weitaus überwiegende Teil der Sendlinger Bürger dem Bauvorhaben aber neutral, wohlwollend oder gleichgültig gegenüberstehen dürfte und zur Abstimmung erst gar nicht erschien. So gesehen machte die Zahl der entschiedenen Befürworter wohl nur einen minimalen Prozentsatz der Sendlinger Wohnbevölkerung aus.

22. Juni 2005: Der Münchner Stadtrat stimmte dem Bau mit deutlicher Mehrheit zu, eine Koalition aus SPD, den Grünen, FDP und fraktionslosen Stadträten setzte sich gegen die CSU durch, die Bedenken gegen das Projekt angemeldet hatte. Die christlichen Kirchen unterstützten das Projekt, für das damit das Baugenehmigungsverfahren begann. Die Gegner hofften, den Bau durch gerichtliche Klagen von Anwohnern noch verhindern zu können und drohten, ein Bürgerbegehren mit dem Ziel eines Bürgerentscheids gegen den Bau herbeizuführen, falls solche Klagen scheitern sollten.

27. Juli 2005: Der Stadtrat genehmigte mit breiter Mehrheit den Vertrag zwischen der Stadt und DİTİM über dem Verkauf des Grundstücks am Gotzinger Platz. Im Kaufvertrag sind Forderungen der Stadt verbrieft, die den Bedenken der Anwohner Rechnung tragen:

  • Baumaßnahmen sind erst möglich, wenn die bestehende Nutzung als Parkplatz für die Großmarkthalle München von der Stadt aufgegeben werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass auf dem südlich der Königsdorfer Straße gelegenen städtischen Grundstück eine Parkgarage gebaut und betrieben wird.
  • Im Grundbuch wird dinglich gesichert, dass die bisherige Moschee Schanzenbachstraße mit Nutzungsbeginn des neuen Gebäudes aufgehoben wird. Dies ist auch für alle Rechtsnachfolger bindend.
  • DİTİM verpflichtet sich, auf Dauer jede Art der Beschallung der Umgebung zu unterlassen.
  • Das Islamische Kulturzentrum soll auch ein Ort der Begegnung zwischen Muslimen und Menschen mit anderem Glauben oder Weltbild sein. Zu diesem Zweck gestattet DİTİM der Allgemeinheit das Betreten des Zentrums und der Moschee zu den allgemeinen Öffnungszeiten. Eine entsprechende Dienstbarkeit wird bestellt.
  • Die Gestaltung des Islamischen Kulturzentrums soll unter Beteiligung verschiedener Architekturbüros in einem Workshop erarbeitet werden, an dem auch Vertreter des Stadtrates, des Bezirksausschusses und der Pfarrei St. Korbinian teilnehmen werden.

Die Baugenehmigung wird nach Paragraf 34 Baugesetzbuch erfolgen. Oberbürgermeister Christian Ude meinte hierzu: „Es ist nicht ersichtlich, warum am Gotzinger Platz strengere Maßstäbe gelten sollten als im Herzen der Altstadt bei Totalabriss, Neubau und Nutzungsänderung des bedeutendsten Denkmals der bayerischen Staatsgeschichte.“ und bezog sich damit auf die jüngsten Neubauten am Alten Hof, bei denen die bayerische Staatsregierung das Vorgehen nach Pararaph 34 gefordert hatte.

Der Vorbescheid auf die Bauanfrage zur Moschee am Gotzinger Platz ist zugestellt worden. Damit besteht bei allen im Vorbescheid beantworteten Fragen ein Rechtsanspruch des Antragstellers.

23. März 2006: Mit 10:2 Stimmen sprach sich die Jury des vom Moscheeverein DİTİM ausgelobten Fassadenwettbewerbs im Gutachterverfahren unter fünf eingereichten Fassadenentwürfen für den des Architekten Walter Höfler aus. Dessen Entwurf sieht vor, das öffentliche Kulturzentrum im Erdgeschoss als von außen einsehbaren, gläsernen Sockel zu gestalten, der die darüberliegenden Gebets- und weiteren Räume der eigentlichen Moschee trägt. Weiter sieht Höflers Plan eine Kuppel vor, die auf fünf Säulen ruht, welche neben der konstruktiven und raumbildenden Funktion auch eine symbolische Bedeutung haben, indem sie die Fünf Säulen des Islam verkörpern: das Glaubensbekenntnis, das Gebet, die Armenabgabe, das Fasten und die Pilgerfahrt. Außerdem beinhaltet der Siegerentwurf zwei 41 Meter hohe Minarette, die, niedriger als die Türme von St. Korbinian, diesen direkt gegenüberstehen und über den Gotzinger Platz hinweg eine Beziehung zur Kirche aufnehmen. Die Architekturprofessorin und Juryvorsitzende Doris Thut kommentierte die Entscheidung der Jury folgendermaßen: „Höflers Bau ist sehr einladend und offen. Das war das politische Ziel des Bezirksausschusses, des Stadtrates und auch des Bauherren.“
Baubeginn des Projekts ist frühestens 2008, zuvor muss, gemäß Stadtratsbeschluss, ein Parkhaus an der Kochelsee- / Ecke Thalkirchner Straße errichtet werden.

21. Februar 2010: Bei einer Versammlung des Moscheebauvereins wurde der Beschluss verkündet, dass die Moschee am Gotzinger Platz aus finanziellen Gründen nicht gebaut werden kann. Vorher hatte der Moscheebauverein mit Serienbriefen an türkischstämmige Münchner versucht, die Finanzierungslücke mit Spendengeldern zu decken.

Tage der Offenen Moschee

Einladung der DİTİM zum Tag der Offenen Moschee in der Schanzenbachstraße

Um sich den Anwohnern und anderen interessierten Bürgern näher bekannt zu machen, Kontakte zu nicht muslimischen Menschen zu knüpfen und damit die Integration der Gemeinde in Sendling voranzubringen, veranstaltete DİTİM am 9. und 10. Juli 2005 die Tage der Offenen Moschee. Etwa 200 Bürger folgten der Einladung und wurden von den Gastgebern und anwesenden Gläubigen sehr freundlich empfangen und bewirtet. Außer dem Vorstand und dem Imam der Moschee waren auch der türkische Religionsattaché und die Kulturattaché der Münchner Botschaft sowie der Architekt Höfler anwesend und standen für Fragen zur Verfügung. Neben Führungen durch die Räume des Kulturzentrums und Erläuterungen zum Islam allgemein und zu den baulichen Problemen in dem ehemaligen Möbellager Schanzenbachstraße gab es mehrere Gesprächskreise und Diskussionsgruppen, in denen deutlich wurde, dass zumindest von den unter der Aufsicht von DİTİB stehenden Moscheen keinerlei Beeinträchtigung oder gar Bedrohung für die Bewohner der Nachbarschaft oder gar der Allgemeinheit und keine Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung ausgeht. Im Gegenteil konnten die Gastgeber glaubhaft machen, dass sie islamistisch-fundamentalistische Strömungen entschieden entgegenwirken und Gewalt gegen Menschen und Dinge aus ihrem religiösen Verständnis heraus scharf ablehnen. Zugleich wurde deutlich, dass gewisse Integrationsschwierigkeiten bei manchen älteren türkischen Mitbürgern der ersten Gastarbeiterwelle weiterhin bestehen und wohl auch nicht mehr völlig zu überwinden sein werden. Neben den mangelhaften und im fortgeschrittenen Alter auch kaum mehr zu verbessernden Deutschkenntnissen einiger Mitglieder dieser ersten Migrantengeneration besteht bei diesen auch eine gewisse Unsicherheit und ein Gefühl der Fremdheit gegenüber der deutschen Kultur, was dazu führt, dass sie lieber unter sich und in vertrauter Umgebung zu Hause oder im Kulturzentrum bleiben, als die Begegnung mit ihren deutschen Nachbarn aktiv zu suchen. Insofern ist die deutsche Unterstützung und Rückendeckung für die Betreiber der Moschee wichtig, da sie ihnen ermöglicht, die Betreuung dieser „Entwurzelten“ in einem angemessenen und sicheren Rahmen zu gewährleisten. Als Ziele für die Zukunft wurden von beiden Seiten ein verstärkter und kontinuierlicher Austausch, die Ausbildung von Imamen in Deutschland und in deutscher Sprache und verstärkte Bemühungen um die Begrenzung von Vereinzelung wie die Vermeidung von Parallelgesellschaften benannt. Insgesamt verliefen die zwei Tage in sehr angenehmer und von gegenseitigem Interesse getragener Atmosphäre, als Datum für den nächsten Tag der Offenen Moschee wurde der 03. Oktober 2005 benannt. Außerdem betonten die Vertreter von DİTİM, dass Besucher auch sonst jederzeit herzlich willkommen seien und in der Teestube oder auf anderen Veranstaltungen das Gespräch mit den Türken weiterführen könnten.

Literatur

  • Dr. Philip Anderson, Dr. Sigrid Nöckl, Dr. Margret Spohn: Muslimisches Leben in München, Hg.: LH München, Sozialreferat, Stelle für interkulturelle Arbeit, 48 Seiten (.pdf-Download)
  • ThomasSchmitt (2003), Moscheen in Deutschland. Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung. Deutsche Akademie für Landeskunde. Selbstverlag. Flensburg. (Standardwerk zum Thema.)
  • Ali-Özgür Özdil (2002), Wenn sich Moscheen öffnen. Moscheenpädagogik in Deutschland - Eine praktische Einführung in den Islam. Religionspädagogik in einer multikulturellen Gesellschaft. Band 3. Waxmann, Münster

Weblinks

Allgemeines, Hintergrundinformationen, Homepages

  • ditim Webseite des Moscheevereins mit aktuellen Informationen und Bildern, u.a. vom Fassadenwettbewerb
  • Initiativgruppe e.V. Ausführliche Dokumentation zur geplanten Moschee
  • DİTİB Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V., deutsche Seite des Dachverbands
  • Erzbistum München Stellungnahme der katholischen Kirche in München

Politische Diskussion, Presseberichte

  • Die Grünen, München Stellungnahme zur Stoiber-Aussage
  • Münchner Merkur Moschee-Streit: Ude warnt Stoiber. Streit um das Genehmigungsverfahren - Kritik von den Grünen, (05. April 2006)
  • Münchner Merkur Moschee-Anlieger fürchten um Wert ihrer Häuser, (27. März 2006)
  • Münchner Merkur Hitzige Debatte um Minarette in Sendling, (25. März 2006)
  • Münchner Merkur Ein Gesicht für Sendlings neue Moschee, (24. März 2006)
  • Münchner Merkur "Predigten auf Deutsch wären gut", Interview mit Islamkundler Ralf Elger (28. Februar 2006)
  • Münchner Merkur Moschee-Streit: Grün-Schwarz gegen Rot. Sendlings SPD zieht Zuschuss-Antrag im Bezirksausschuss nach heftiger Diskussion zurück (7. Dezember 2005)
  • Münchner Merkur Regierung will Moscheebau bremsen. Langwieriges Verfahren gefordert, (27. Juli 2005)
  • SZ Ude: Die Moschee in Sendling wird gebaut, Bericht über die Bürgerversammlung Juni 2005
  • Sendlinger Anzeiger CSU Sendling gegen Moschee am Gotzinger Platz, (Frühsommer 2005)


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