Das Luigi Tambosi am Hofgarten, kurz "Tambosi", auch bekannt als "Annast Haus", ist ein Café im BazarW am Odeonsplatz. Das Lokal ist heute das älteste Caféhaus der Stadt und existiert im Ursprung seit 1775.

Das "Tambosi", 2011

Geschichte

Der kurfürstliche Lotterie-Einnehmer Giovanni Pietro Sardi aus dem Gefolge von Henriette Adelheid von SavoyenW hatte 1775 die Erlaubnis erhalten, am Hofgarten einen Kiosk zum Ausschank von Kaffee, Schokolade (Kakao) und Limonade zu eröffnen und eröffnete einen der drei ersten konzessionierten "Caffeplämperer" der Stadt.[1][2] Hier verkehrten die Offiziere, die im alten Turnierhaus stationiert waren.[3]

Luigi Tambosi, Bruder von Giuseppe Tambosi, seinerzeit Hofkellermeister von König Ludwig I., pachtete das "CaffeehausW" 1810 zusammen mit seiner Frau Augustine (1780–1839).

Das Tambosi im "Bazargebäude"

Nach Abriss des alten Gebäudes im Jahr 1922 wurde von 1824 bis 1826 nach Entwürfen Leo von Klenzes das Bazargebäude mit klassizistischer Fassade und erhöhtem Mitteltrakt gebaut. 1831 erwarb Luigi Tambosi das Gebäude von Karl von EichthalW und erwarb Ansprüche bis ins Jahr 1871. Nach dem Tod von Luigi Tambosi übernimmt sein zweitgeborener Sohn Louis das Lokal. Auf die Innenausstattung legte Ludwig I. großen Wert.[4] Neu war offensichtlich damals, dass Café und Konditorei zu einem Betrieb verbunden waren. So schreibt O. Allmann 1910 in seinem Buch "Geschichte der deutschen Bäcker- und Konditorbewegung":
"In den Jahren von 1850 bis 1860 tritt nach dem Adreßbuch zum ersten Male Konditorei und Café zu einem Betrieb verbunden auf, das Café Tambosi, nunmehr Café Bauknecht am Odeonsplatz."[5]

1858 besteht im ersten Stock des Cafés Tambosi eine Börse.[6] Nach Louis Tambosi erlischt die Linie der Tambosis im Lokal.

Zitate über das Tambosi

„Ausnehmenden Beifall fand gestern die Eröffnung des Tambosischen Foyers im Bazar, welches auf das Eleganteste dekorirt und neu hergerichtet wurde.“

Ludwig I. in der Augsburger AbendzeitungW[4]: 27. August 1840

„Dort kannst Du die ausgezeichnetsten Schaupsieler und Musiker, die vorzüglichsten Maler, Literatoren, Studenten, vornehme Offiziere, interessante Fremde, die besten Karten- und Billardspieler kennen lernen.“

Sebastian Franz von DaxenbergerW[4]: 27. August 1840

„Beim Hirsch und beim Hahn
Ißt man wie ein Gourmand
Und dann der famosi
Kaffee beim Tambosi.“

Ferdinand RaimundW[4]

1871 bis 1920

 
"Café Putscher" auf einer Postkarte um 1900

Das Café hieß im Folgenden Café Dengler, Café Putscher und Café Bauknecht[7]. Im Volksmund der Münchner blieb es aber stets das "Tambosi". In dieser Zeit verlor das Café nach und nach an Ansehen. Der Staatsrechtler und Philosoph Carl SchmittW verkehrte während seiner Militätzeit als Kriegsfreiwiliger beim Infanterie-Leib-Regiment seinen Tagebuch-Aufzeichnungen nach häufiger im Café Bauknecht.[8]

Die Annast-Aera (Café Annast)

-> Künstlerliste (1910–1960)

 
Inschrift des "Annast Hauses"; 2011

1920 übernahm Anna Annast, geb. Pscherr, das Café Bauknecht. 1936 erwarb sie und ihr Mann Gustl auch das Nebengebäude, das Odeon-Casino. Bis 1964 wurde das Café Annast von den Annasts für kulturelle Veranstaltungen mit Ballsaal und dem intimen Theater ausgebaut. Das Kaffeehaus verfügte seinerzeit über 1.000 Plätze im Hofgarten, über mehrere 100 Plätze in den Veranstaltungsräumen. Das "Annast" brach die Namenstradition der Lokalität. Das Kaffehaus nach Wiener Vorbild und die Annast-Hofgartenspiele entwickelten sich zum Magnet für Varieté-Künstler aus dem In- und Ausland.

Während der Zeit des Nationalsozialismus stand offensichtlich der Abriss des Bazargebäudes im Raum.[9] Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Gebäude nach neun Bombenangriffen zu 85 Prozent und das Odeon-Casino komplett beschädigt. Der Wiederaufbau des Cafés dauerte bis 1949. Am 1.Januar 1950 wurde das Kabarett wieder eröffnet. Sämtliche Programme wurden vom Radio- und teilweise auch vom Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks übernommen.[10]

1964 bis 1997

Die Annasts verkauften das Haus 1964 an den Wienerwald-"Hendlkönig" Friedrich JahnW (1923–1998). Danach wechselten die Pächter mehrfach.[3] Ein Bürgerbegehren der Münchner verhinderte eine endgültige Schließung, nachdem das Haus 1970 geschlossen wurde und beinahe der Bankenexpansion in den 1970er Jahren zum Opfer gefallen wäre. In dieser Zeit verwahrloste das Haus nach und nach.

1997 bis heute

1997 wurde das Lokal, das zunächst nur noch über einen 60 qm großer Gastraum und die Terrasse verfügte, von Andrea und Frank Waldecker wiedereröffnet und trägt seitdem wieder den Namen Luigi Tambosi am Hofgarten. Im Hofgarten hat das Tambosi noch mal 700 Plätze. Ziel der Waldeckers ist es, das Haus nach und nach wieder in ursprünglicher Größe herzustellen. Seit einigen Jahren feiert im Mai regelmäßig die Tambosi-Oper Premiere, die in Folge bis September jeden Donnerstag ab 19 Uhr als Open-Air-Veranstaltung im Tambosi aufgeführt wird.[11]

Allein mit der Tambosi-Oper erwirtschaftet das Lokal einen Jahresumsatz zwischen 220.000 – 250.000 Euro (Stand: 2011). In der kalten Jahreszeit gibt es Indoor-Aufführungen.[12] Im Kaffeebereich arbeitet das Tambosi mit der Firma Dallmayr zusammen, im Teebereich mit Eilles, die Schokolade kommt von Beck's Cocoa. Im Jahr werden rund zwei Tonnen Kaffee verkauft, was einem Umsatzanteil von 20 Prozent entspricht. Tee schlägt mit 2 Prozent und Trinkschokolade mit 3 Prozent zu Buche (Stand: 2011).[1]

Adresse

Luigi Tambosi am Hofgarten
Odeonsplatz 18
80539 München
Maxvorstadt

Tel.: 089 / 29 83 22
Email: info@tambosi.de

Öffnungszeiten

täglich von 07.30 – 01.00 Uhr

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Corretto & Co. am Odeonsplatz, Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, 5. November 2011.
  2. Domenico Quaglio, Alte Reitschule mit dem Café Tambosi, 1822
  3. 3,0 3,1 München: Erbaut nach Entwürfen von Leo von Klenze, Süddeutsche, 29. Oktober 2010.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Rudolf ReiserW: Alte Häuser - Große Namen: München, Stiebner Verlag, 2009, S. 94 ff.
  5. O. Allmann: Geschichte der deutschen Bäcker- und Konditorbewegung, Salzwasser Verlag, 1910, S. 292.
  6. München im Jahre 1858: Neuestes Taschenbuch für Fremde u. Einheimische S.82
  7. Ansichtskarte: Café Bauknecht, Ludwigstraße, 1907
  8. Carl Schmitt. München 1915 bis 1919 in Ernst Hüsmert,Gerd Giesler: Carl Schmitt. Die Militärzeit 1915 bis 1919, 2005.
  9. Zentralministerium in Matthias Donath: Architektur in München 1933-1945: ein Stadtführer, Lukas Verlag, 2007, S. 52.
  10. Café Annast am Hofgarten
  11. Ganz große Oper, Süddeutsche, 9. Oktober 2011.
  12. Das Tambosi in München begeistert mit Open-Air-Oper, Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, 11. Juni 2011.