Hofstatt

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Das historische Viertel Hofstatt lag in der Münchner Altstadt, genauer im Hackenviertel. Es handelte sich um eine Gasse, die auf einen kleinen Platz zulief, umschlungen von ehedem 8 Häusern.

Vorgeschichte

-bastelstunde-


Könnte die Hofstatt reden, sie würde zweifellos aus den acht Jahrhunderten, die sie besteht, ungeheuer viel Interessantes erzählen können. Aber sie schweigt sich hierüber leider aus, wie das alte Dinge so belieben. Die Geschichte der "Hofstatt" liegt ganz im Dunkeln. Sicheres lässt sich nicht viel über ihre Entstehung und Entwidmung sagen, fast überall begegnet man Vermutungen. Lorenz Hübner (1803) sagt in seiner Beschreibung der Stadt München (1803) nur; "Ein Teil des Färbergrabens macht mit einigen Häusern die Hofstatt aus, welche eine Art geschlossenen Platzes gestaltet."

Kreisrat Felix Joseph Lipowsky (1815) vermutet, daß an der Stelle der Hofstatt einst ein Palast Heinrich des Löwen mit Gärten, Grunden und Ökonomiegebäude gestanden habe, einer großen Hofmarkt ähnlich, wovon dann die Bezeichnung "Hofstatt" abgeleitet worden sei. Aber Heinrich der Löwe hatte weder im Tal noch auch am späteren Färbergraben einen "Palast".

Dr. Anselm Martin, Professor an der Universität, glaubte in einem Vortrag, "über die ehemaligen Richtstätten der in München zur Todestrafe Verurteilten und ihre Volkssagen, gehalten im historischen Verein von und für Oberbayern (abgedruckt 1871 im 31. Bande des Oberbayerischen Archives) feststellen zu können, daß "der besonderer Platz oder die Sackgasse wo man es jetzt auf der Hofstatt nennt, auch in der Volkssage die Lokalität sei, wo vor Zeiten die öffentliche Todesstrafe vollzogen worden sein soll". Dr. Martin will diese Vermutungen (Dr. Martin Heinrich Wolf in seiner "Urkundlichen Chronik von München 1852") damit stützen, daß er auf Knochenfunde an diesem Platze hinweist. Diese Vermutungen, daß die Hofstatt einst Hof-Richtstätte gewesen sei, lässt sich aber derzeit nicht belegen.

Dr. J. H. Wolf vermerkt;: Ein Leichenacker sei auf der Hofstatt nie gewesen, auch in seinem alten Stadtplan oder einer alten Urkunde verzeichnet, auch seien die Gebeine nicht in geordneter Reihe, wie in allen christlichen Leichenäckern, eingegraben. Seit Menschen gedenken erzählte die Volkssage in München, daß es an diesem Platz , geistere, und man Hingerichtete, ihre Köpfe unterm Arm tragend, nachts dort habe umherwandeln sehen und dergleichen Aberglauben mehr, wie sie bei allen Richtstätten berichtet werden. Herzog Rudolf schenkte um das Jahr 1300 den Platz, wo heute die Hofstatt steht, seinem damaligen Stadtrichter Hartwich dem Schleißbecken, (in den Urkunden meist, Schleßbecken oder Slaespecken geschrieben), der sein Stammschloß zu Schleißbach, gleich ausserhalb dem Markte Mainburg in der Hollertau hatte, dann von München wegkam, und um 1302 als Richter zu Kitzbühel und einige Jahre später als solcher zu Wolfratshausen erscheint. Um diese Zeit war aber der Platz der heutigen Hofstatt schon nicht mehr ausserhalb der alten Stadt gelegen, sondern alle diese Vororte und Höfe waren durch eine neue Burgmauer mit Toren, Türmen, Zwinger, Graben usw. mit der Altstadt zu einem Ganzen vereinigt.

Hartwich legte an dem Platz der Hofstatt auf seine Kosten acht Häuser an, von denen er eines einige Jahre auch selbst bewohnte, die übrigen sieben aber an Handwerker usw. vermietete. Über 200 Jahre lang hieß man es daselbst "auf des Schleißbecken Hofstatt", trotzdem die Schleißbecken nur kurze Zeit dort ihren Besitz hatten. Schon Hartwichs Sohn Heinrich, Ritter von Schleißbach, der 1343 starb und in der Augustinerkirche begraben wurde, mußte einige Häuser in der Hofstatt verkaufen. Dessen Sohn Thomas, der ganz verarmte, mußte 1366 das letzte ihm dort gebliebene Haus an Private veräußern. Aber nach und nach kamen die Schleißbecker doch in Vergessenheit und es blieb nur der Name "auf der Hofstatt". In seiner Topographischen Geschichte Münchens, weißt Dr. Georg Kaspar Nagler darauf hin, daß im 13. Jahrhundert ausserhalb des alten Stadtgrabens die Bürger ihre Obst- und Gemüsegärten hatten und dabei oft größere oder kleinere "Hofstätten".

In der Gegend seien von jeher große Grundstücke gewesen, die sich über den Färbergraben und das 1445 ausgebrannte Hackergäßchen hinaus erstreckten. Nach dem ältesten Münchener "Saalbuch" von 1440 waren in der Hofstatt 17 Häuschen, darunter ein Amtmanns-Haus, mit Garten, von diesem Haus leitet sich, wie Dr. Georg Jacob Wolf glaubte, die unbegründete Sage her, daß die Hofstatt einst eine Hofrichtstätte gewesen sei. In der damaligen Hofstatt waren auch das Astaller Benefizium (Haus Nummer 3, 1476 bis 1811) und das Tulbecken Kaplanhaus "später Tulbeckhen-Kaplanhaus). Weide mit Garten schräg gegenüber der Hofstatt, aber zu dieser gehörig, stand ein Eckhaus, dem Lienhart Taler gehörig, nebst einer Stallung. Dr. Wolf führt dieses Eckhaus als Beweis dafür an, daß die Hofstatt bereits zu einem großen, wahrschenlich zum sog. Fürstenfelderhaus in der Fürstenfelderstraße gehört haben müsse, dass diese von jenem Haus getrennt worden sei, aber diesen ursprünglichen Namen "Hofstatt" bis auf den heutigen Tag beibehalten habe. Nach dem Grundbuch von 1629 befanden sich an der Hofstatt, die nun beim St. Achatsi-Kaplanhaus am Färbergraben beginnt und mit dem Pfaben-Eckhaus "Pfauen-Eckhaus", von dem ältesten Besitzer Ulrich Pfab, oder Pfau genannt, abschließt, nur mehr neun Häuser.

Die beiden Kaplanhäuser waren bis 1940 noch vorhanden, die übrigen Häuser sind längst in anderen Besitz übergegangen und wurden durch Neubauten ersetzt. Nach den Grundbüchern zu schließen, scheinen die Häuser in der Hofstatt immer rasch ihren Besitzer gewechselt zu haben. Es ist also nicht gerade viel, was man, urkundlich nachweisbar, von der Hofstatt sagen könnte. Sie stand ursprünglich, wie wir gesehen haben, gegen die nunmehr offene Front zu mit einem Hause in Verbindung, sie wurde später jedoch von diesem getrennt und ist daher zu einer Seite offen.

Geschichte

Die Namensgebung geht vermutlich auf die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. Eine Hofstatt ist im Allgemeinen ein Wirtschafts- oder Verwaltungshof eines Adeligen oder eines kirchlichen Würdenträgers.

Keines der Gebäude entlang der Hofstatt hat den 2. Weltkrieg überdauert. Ein Zugang in die kleine Sackgasse ging vom Färbergraben her. Sinnvollerweise spricht man hier von der "alten Hofstatt!, weil sie im Jahre 1945 aufgehört hat zu existieren. Denn derzeit, 2010 bis 2012 wird das komplette Areal - unter dem gleichem Namen - mit Beton zugefüllt. So heißt es in der zeitgemäßen Immobilien-Lyrik einer Ankündigung:

"Die Hofstatt ist das neue Schmuckstück … . Dank seiner interessanten Mischung aus Handwerk und Handel, einheimischer und internationaler Gastronomie, Traditionsgeschäften und jungen Shopkonzepten zählt es zu den neuen aufstrebenden Vierteln der Stadt."

Nummer 5 und 6

Die Gebäude Hausnummer 5, das die Hofstatt am oberen Ende abschloss, und Hausnummer 6, das die rechte obere Ecke der Hofstatt bildete, wurden im Jahre 1888 zusammen mit der gegenüberliegenden Seite, der Hotterstraße 5 von dem Verleger und Buchdrucker Fischer gekauft, und zu einer Anschrift zusammengelegt. Das Anwesen, mit dem schönen kleinen Ecktürmchen und seiner Zwiebelhaube ging 1894 auf die Nationale Verlagsanstalt über, und wurde bis 1935 als Druckerei Manz geführt. Ab 1940, vermutlich enteignet, wurde sie der Buch- und Kunstdruckerei A.G. München-Regensburg-Dillingen zugeführt. Bereits 1944 war das Areal bis auf die Grundmauern zerstört.

Nummer 8

In der kleinen historischen Gasse gab es ein Anwesen mit der Hausnummer 8. Das kleine zweistöckige Gebäude mit nur leicht geschrägtem Dach, und den fünf darauf verteilten Gauben erwarb in den Jahren 1863/1864 der Uhrenfabrikant Reithmann.

Über dem kleinen Eingang, an der Gebäudemitte, war ein langer Fahnenmast leicht schräg über dem umlaufenden Fries angebracht. Auf halber Länge des Mastes war eine prachtvolle, elektrische Uhr an einem schmiedeeisenem Ornament befestigt. Auf gleicher Höhe war an der Hausfassade eine Madonna in einer Nische, geschützt von einer Blechhaube, angelegt.

Christian Reithmann war Uhrmacher und Mechaniker. In Seiner Werkstatt auf der Hofstatt gelang es ihm im Jahre 1874 den ersten Viertaktmotor der Welt zum Leben zu erwecken. Schon im Jahre 1858 gelang ihm in seiner alten Werkstatt in Schwabing der Start eines Zweitaktmotors. Im jahre 1876 erlangte er den königlich bayerischen Hoftitel, als Uhrmacher. Am 7. März 1910 wurde dieser Titel seinem Sohn, Christian als Kunstuhrmacher übertragen. Christian Reithmann's Ehegattin, Anna Reithmann verstarb bereits im Jahre 1885. Am 2. Juli 1909 verstarb Reithmann in München. Am Gebäude wurde in den 1910er Jahren eine entsprechende Gedenktafel unterhalb der Madonna in der ersten Etage angebracht. Das Familiengrab der Reithmanns befand/befindet (noch nicht gefunden, oder zerstört) sich auf dem Südfriedhof, II 35-01-14.

Süddeutsche Zeitung

Die Verlagsgebäude der Süddeutschen Zeitung in der Sendlinger Straße …

Die Zeitung wurde 1945 gegründet und zog in das ehemalige Verlagsgebäude der Firma Knorr & Hirth ein.

Aufn. von der Frauenkirche her, 2011

Neubebauung nach 2009

… Planung, Wirkung, Baubeginn …

Quellen und Literatur

  • Marita Krauss: Die königlich bayerischen Hoflieferanten, Volk-Verlag, München, 2009. ISBN 978-3-937200-27-9 (Kleiner Hinweis auf Reithmann)
  • August Alckens: "Die Gedenktafeln der Stadt München", Bruckmann, München, 1935. (S.63, Beschreibung der Gedenktafel Reithmann - Nr. 144)
  • Richard Bauer, Eva Graf: "Der Stadtfotograf", Hugendubel, München, 1989. (S.130, I-104, Pettenkofer fotografierte die Hofstatt im Jahre 1910).
  • Karl Graf von Rambaldi: "Die Münchener Straßennamen - und ihre Erklärung." Piloty und Loehle, München, 1894. (S. 117 Straße 274.)
  • Burgholzer: "Stadtgeschichte von München, als Wegweiser für Fremde und Reisende". Lindauer, München, 1796.
  • Franz Xaver Frenninger: Führer durch die beiden Abteilungen des Südlichen Friedhofes in München - verzeichnis der verstorbenen 1885 - 1891, Huttler - Fischer, München, 1892.(Dieses kleine Büchlein entstand im Verlagshaus Hofstatt 6, S.100 - Anna Reithmann).
  • Helmuth Stahleder: Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt, Schmidt, München, 2009. (Hofstatt).
  • Andreas Burgmaier & Stadtarchiv: Häuserbuch der Stadt München - Band 3 - Hacken Viertel, Oldenbourg, München, 1962. (Alles über die Hofstatt S.195 - S.206)

Siehe auch

Wikipedia.png
Das Thema "Hofstatt" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Christian Reithmann.


(Vergleiche auch zu Carl Benz und seinem Auto im Deutschen Museum)