Sozialistengesetz: Unterschied zwischen den Versionen

Aus München Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
K (da war der falsche Max verlinkt)
 
(Eine dazwischenliegende Version von einem anderen Benutzer wird nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Verbot der sozialdemokratischen Arbeiterpartei''' auch in [[München]]
Das '''Sozialistengesetz''' hatte zum Ziel, die ''gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie'' zu unterbinden. Es galt von 1878 bis 1890 und wurde während dieser Zeit mehrfach verlängert.
*Im Deutschen Reich galt das ''Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie'' von 1878 bis 1890, meist kurz '''Sozialistengesetz'''. Es wurde während dieser Zeit mehrfach verlängert.
 
*In München wurde bereits am 14. September 1874 durch die ''Königliche Polizeidirektion München'' unter der Leitung von [[Maximilian von Feilitzsch]] mit Beschluss vom 12. September die Mitgliedschaften u.a. in der der sozialdemokratischen Arbeiterpartei verboten.


*In München wurde bereits am 14. September 1874 durch die ''Königliche Polizeidirektion München'' unter der Leitung von [[Maximilian von Feilitzsch]] mit Beschluß vom 12. September die Mitgliedschaften u.a. in der der sozialdemokratischen Arbeiterpartei verboten.
== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
*Formal basierte das Verbot auf dem in Bayern geltenden, von König [[Maximilian II.]] am 26. Februar 1850 erlassenen, Bayrischen Vereinsgesetz.
*Formal basierte das Verbot auf dem in Bayern geltenden, von König [[Maximilian II. Joseph|Maximilian II.]] am 26. Februar 1850 erlassenen, Bayrischen Vereinsgesetz.
*Den Vereinen wurde eine in diesem Vereinsgesetz untersagte Bildung von Dachverbänden "Affiliation" vorgeworfen.
*Den Vereinen wurde eine in diesem Vereinsgesetz untersagte Bildung von Dachverbänden "Affiliation" vorgeworfen.
*Am 10. Januar 1874 hatte die {{WL2|Reichstagswahl 1874}} statt gefunden.
*Am 10. Januar 1874 hatte die {{WL2|Reichstagswahl 1874}} stattgefunden.
*Die bayrische Regierung stützte sich auf die Liberale Partei im [[Bayerischer Landtag|Landtag]], deren Parteigänger [[Maximilian von Feilitzsch]] war.
*Die bayerische Regierung stützte sich auf die Liberale Partei im [[Bayerischer Landtag|Landtag]], deren Parteigänger [[Maximilian von Feilitzsch]] war.
*Die klerikale Opposition war durch den {{WL2|Ultramontanismus}} gespalten.
*Die klerikale Opposition war durch den {{WL2|Ultramontanismus}} gespalten.


==Bekanntmachung==
==Bekanntmachung==
München, 14. Sept. Die K. Polizeidirektion München hat durch Beschluß vom 12. September ds. Js, die in München bestehenden Mitgliedschaften:  
München, 14. Sept. Die K. Polizeidirektion München hat durch Beschluss vom 12. September ds. Js, die in München bestehenden Mitgliedschaften:  
 
# der sozialdemokratischen Arbeiterpartei,  
1) der sozialdemokratischen Arbeiterpartei,  
# der Schuhmachergewerkschaft,  
 
# des allgemeinen deutschen Schneidervereins,
2) der Schuhmachergewerkschaft,  
# des allgemeinen deutschen Töpfervereins,
 
# der Maler-, Lackierer- und Vergoldergewerkschaft,
3) des allgemeinen deutschen Schneidervereins,
# der Metallarbeiter-Gewerksgenossenschaft,
 
# der Holzarbeitergenossenschaft  
4) des allgemeinen deutschen Töpfervereins,
 
5) der Maler, Lakierer und Vergoldergewerkschaft,
 
6) der Metallarbeiter Gewerksgenossenschaft,
 
7) der Holzarbeitergenossenschaft  
 
als selbstständige politische Vereine erklärt und geschlossen.
als selbstständige politische Vereine erklärt und geschlossen.


Gleichzeitig erfolgte die Schließung des Arbeiter-Preßvereines.
Gleichzeitig erfolgte die Schließung des Arbeiter-Preßvereines.


Am Anschlosse hieran wurde am 13. ds bei den hervorragenden Führern der sozialdemokratischen Bewegung polizeiliche haussuchungen vorgenommen und das auf die Vereinstätigkeit Bezug habende Material in Verwahrung genommen.
Am Anschlosse hieran wurde am 13. ds bei den hervorragenden Führern der sozialdemokratischen Bewegung polizeiliche Haussuchungen vorgenommen und das auf die Vereinstätigkeit Bezug habende Material in Verwahrung genommen.


Gegen die Betheiligung wird Strafeinschreitung wegen Veletzung der Bestimmungen des Vereinsgesetzes eingeleitet werden.  
Gegen die Betheiligung wird Strafeinschreitung wegen Veletzung der Bestimmungen des Vereinsgesetzes eingeleitet werden.  

Aktuelle Version vom 21. Februar 2022, 11:32 Uhr

Das Sozialistengesetz hatte zum Ziel, die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie zu unterbinden. Es galt von 1878 bis 1890 und wurde während dieser Zeit mehrfach verlängert.

  • In München wurde bereits am 14. September 1874 durch die Königliche Polizeidirektion München unter der Leitung von Maximilian von Feilitzsch mit Beschluss vom 12. September die Mitgliedschaften u.a. in der der sozialdemokratischen Arbeiterpartei verboten.

Hintergrund

  • Formal basierte das Verbot auf dem in Bayern geltenden, von König Maximilian II. am 26. Februar 1850 erlassenen, Bayrischen Vereinsgesetz.
  • Den Vereinen wurde eine in diesem Vereinsgesetz untersagte Bildung von Dachverbänden "Affiliation" vorgeworfen.
  • Am 10. Januar 1874 hatte die Reichstagswahl 1874W stattgefunden.
  • Die bayerische Regierung stützte sich auf die Liberale Partei im Landtag, deren Parteigänger Maximilian von Feilitzsch war.
  • Die klerikale Opposition war durch den UltramontanismusW gespalten.

Bekanntmachung

München, 14. Sept. Die K. Polizeidirektion München hat durch Beschluss vom 12. September ds. Js, die in München bestehenden Mitgliedschaften:

  1. der sozialdemokratischen Arbeiterpartei,
  2. der Schuhmachergewerkschaft,
  3. des allgemeinen deutschen Schneidervereins,
  4. des allgemeinen deutschen Töpfervereins,
  5. der Maler-, Lackierer- und Vergoldergewerkschaft,
  6. der Metallarbeiter-Gewerksgenossenschaft,
  7. der Holzarbeitergenossenschaft

als selbstständige politische Vereine erklärt und geschlossen.

Gleichzeitig erfolgte die Schließung des Arbeiter-Preßvereines.

Am Anschlosse hieran wurde am 13. ds bei den hervorragenden Führern der sozialdemokratischen Bewegung polizeiliche Haussuchungen vorgenommen und das auf die Vereinstätigkeit Bezug habende Material in Verwahrung genommen.

Gegen die Betheiligung wird Strafeinschreitung wegen Veletzung der Bestimmungen des Vereinsgesetzes eingeleitet werden.

Quellen

  • Sozialdemokratische Partei Deutschlands 100 Jahre SPD im Münchner Rathaus, Buchendorfer, 1994 - 148 S. S. 20
  • Donau-Zeitung Passau: 1874,7/II, [1]
  • Bayerisches Vereinsgesetz vom 26. Februar 1850 [2][3]
Wikipedia.png
Das Thema "Sozialistengesetz" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Sozialistengesetz.