Nornen-Brunnen
Der Nornenbrunnen wurde 1907 nach einem Entwurf von Hubert Netzer errichtet. Dargestellt sind die germanischen Nornen Urd, Verdandi und Skuld. Die Figuren lehnen sich an ein großes Becken, zwischen ihnen ergießt sich das Wasser in drei flache Becken am Boden.
Beginnen wir im Jahr 1907: München zählt den 555.555. Einwohner, erster sogenannter Oberbürgermeister der Stadt ist Wilhelm von Borscht. Wir blicken vom Hotel Königshof auf die Mitte des Stachus. Wir sehen das wunderbare Stachusrondell, das von Gabriel von Seidl wenige Jahre zuvor umgebaut wurde und wie ein Magnet die Bürger und Gäste der Stadt einlädt hindurch zu schreiten. Der Blick fällt nach unten, rechts sehen wir den Stachuskiosk von Bäumen umringt, in der Mitte den Hauptplatz. Aus allen Richtungen treffen Trambahnen und Doppelstockbusse ein. Fahrgäste kommen und gehen und einige verweilen. Sie gehen nach links über die Straße, sie treten ein, um mit uns ihr Schicksal am neuen Brunnen, dem Nornenbrunnen von Hubert Netzer zu teilen. Sie nehmen Platz auf Bänken, sie sehen wie Urd die Vergangenheit, Verdandi die Gegenwart und Skuld die Zukunft getragen von Wasser über den Beckenrand schicken. Verlassen wir den Schauplatz für ein halbes Jahrhundert, wir überspringen zwei Weltkriege. Unser Brunnen wird auf Wanderschaft gehen. Es ist die Zeit des Aufbruchs, der Stachus wird sein altbekanntes Gesicht verlieren. Alles wird sich ändern. Aber werfen wir schnell noch einen Blick auf ihn. Wir steigen nochmals am Stachus um. Es ist Herbst im Jahr 1964. Prächtig steht er da, unser Brunnen der germanischen Mythologie, Tauben haben ihn als wunderbaren Rastplatz längst in ihr kleines Herz geschlossen. Die Bäume im Park sind groß geworden und überragen unsere Fontäne bereits um mehrere Meter. Hektisch geht es auf den Straßen zu, Autos in allen Richtungen. Der große Umbau, Abbruch und Zerstörung, aber auch Neubeginn haben eingesetzt. Zwei weitere Jahre vergehen. Unser Brunnen hat seinen Platz am Stachus geräumt, um aber bereits 1966 seinen neuen Standplatz in den Eschenanlagen neben der Industrie- und Handelskammer am Maximiliansplatz 8 einzunehmen.
Besonderheiten
- Der Brunnen wird in der Winterpause zum Teil abgedeckt.
- Kein Trinkwasser!
Zusammenfassung
Erste Enthüllung: 4. September 1907, am Karlsplatz Stachus, bei strömenden Regen
Erneute Enthüllung: Anfang 1966 in den Eschenanlagen, Maximiliansplatz. (Hier stand ab 1911 der Merkurbrunnen von Kaufmann, dieser kann heute im Tal aufgesucht werden.)
Entwurf und Ausführung: Hubert Netzer (1865 - 1939) als Leiter und bis zu 15 weitere Steinmetze, die für das Gelingen dieses Prachtbrunnen sorgten.
Inschrift 1: Hubert Netzer 1907
Inschrift 2: Errichtet aus der Matthias-Pschorr-Stiftung Hackerbräu 1907
Material: Kirchheimer Muschelkalk (bei Würzburg).
Lage
>> Geographische Lage von Nornen-Brunnen im Kartenverzeichnis (auf tools.wmflabs.org)
Quellen und Nachweise
- Otto Reis, Die Gesteine der Münchner Bauten und Denkmäler, Gesellschaft für Bayerische Landeskunde, München 1935. (Angaben zum verwendeten Gestein)
- Otto Josef Bistritzki, Margarete Baur-Heinhold, Heide Hohendahl und a.: Brunnen in München. Lebendiges Wasser in einer großen Stadt. Callway, 1974, ISBN 3766705040
- Die Wasserversorgung der Königl. Haupt und Residenzstadt München - Henle, 1913. Brunnen Nr. 14. (Datum, 1. Standort)
Weblinks
Siehe auch
- Liste mit knappen Angaben zu weiteren Münchner Brunnen
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