1945 - Sie kamen aus …
Woher kamen die Gefangenen des Konzentrationslager Dachau ? Ja, nicht nur aus München und der Region. Besonders im Jahr 1945, als sich das NS-System mehr und mehr auflöste, wurden Gefangene quer durch Deuschtland transportiert. Zum Teil überlebten sie hier, kamen in die Nebenlager von Dachau oder sie mußten an den Fußmärschen in die Alpen teilnehmen. Die Nazis nannten es Evakuation, was die Vorbereitung für einen letzten Massenmord war ... die Todesmärsche. Einige überlebten das Ende des Nazi-Reichs.
… zum Beispiel aus
dem KZ Natzweiler-Struthof
Das deutsche Konzentrationslager Natzweiler-Struthof in den besetzten Vogesen (Frankreich) war Stammlager der »Neckarlager« zwsichen Mannheim und Heilbronn. Die Vogesen und der Elsass wurden ab dem 5. September 1944 wegen der herannahenden Front von der deutschen Armee evakuiert. Es kam im Winter hier noch einen mörderischen Abwehrkampf der Wehrmacht und von SS-Truppen. Aber es gab auch die Häftlingskolonnen.
Die im Hauptlager noch anwesenden 6.000 Häftlinge wurden fast alle ins KZ Dachau bei München gebracht. Denn die linksrheinischen Außenkommandos, meist im Elsass, aber auch in Lothringen und im deutschen Moseltal gelegen, wurden aufgelöst. Es gab aber auch auf der rechten Rheinseite Nebenlager.
Die Verwaltung der noch bestehenden Außenlager war für eine Übergangszeit gespalten. Kommandant Fritz Hartjenstein blieb mit dem Hauptstab noch im Elsass, andere zentrale Verwaltungsstrukturen wurden nach Dachau verlegt. Möglicherweise wurde eine Zeit lang die völlige Eingliederung ins KZ Dachau erwogen. Allerdings hätte das sehr weite Entfernungen zu den Außenlagern am Neckar oder in Württemberg (etwa bei Tübingen) bedeutet. Diese Zeit dauerte etwa zwei Monate. Und die SS-ler hatten ein Eigeninteresse, ihre Selbständigkeit im KZ-System zu behalten.
Es folgte die Verlagerung zentraler Strukturen des KZ Natzweiler-Struthof nach Guttenbach und Binau am Neckar (wenige Kilometer von Heilbronn entfernt)
Am 22. November zog Lagerkommandant Fritz Hartjenstein mit dem SS-Hauptstab in das Dorf Guttenbach am Neckar, das nur 1 km vom schon seit Frühjahr bestehenden Außenlager Neckargerach entfernt liegt. Nahe auch bei Mosbach/Obrigheim mit den Bergwerks-Stollen.
Es folgte der Verwaltungsstab, der in einem kleinen Schloss Binau untergebracht wurde. Dort ist heute ein Altenpflegeheim. Es kann von außen besichtigt werden. Noch weitere wichtige Einheiten folgten, so dass von diesem Zeitpunkt an, sämtliche Außenlager am Neckar von Guttenbach/Binau aus verwaltet wurden. Der Grund dafür war einfach: rund um die Lager bei Mosbach gab es noch eine gut funktionierende Infrastruktur (Telefon, Eisenbahn, Ernährung etc.).
Es gelang der Lagerführung, das KZ-System »Natzweiler« noch einmal zu reorganisieren. Fast zwanzig neue Lager wurden auf der rechten Rheinseite überwiegend im Neckartal eingerichtet. Über 20.000 Häftlinge lebten nun für einige Monate im neuen »KZ-Natzweiler«, auch wenn es das Hauptlager gar nicht mehr gab.
Sie trugen Natzweiler Häftlingsnummern; im Briefkopf wurde der Name »Natzweiler« beibehalten - doch die zentrale Schreibstube lag nun in Guttenbach in Nordbaden. Bis dann im März die letzten Tranporte ins Konzentrationslager Dachau abgingen.