Simplicissimus: Unterschied zwischen den Versionen
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Zu den bekanntesten | ==Autoren== | ||
Zu den bekanntesten Textbeiträgen gehörten u.a. die von [[Hermann Hesse und München|Hermann Hesse]], Hugo von Hoffmannsthal, [[Erich Kästner]], [[Heinrich Mann]], [[Thomas Mann]], Franziska zu Reventlow, [[Edgar Steiger]] und [[Ludwig Thoma]]. | |||
Im Februar 1933 wurde die Redaktion von der SA verwüstet. Die Faschingsausgabe hatte neben anderen auch eine Karikatur gebracht, auf der alle Leute als Adolf Hitler verkleidet herumlaufen. Nach Hitlers Machtübernahme wurde die Redaktion „gleichgeschaltet“. Die weitgehend widerstandslose „Gleichschaltung“ löste unter Emigranten große Empörung aus. So hat [[Klaus Mann]] formuliert: ''„Von allen im [[Drittes Reich|Dritten Reich]] gedruckten Widrigkeiten ist mir die ‚satirische‘ Wochenschrift ‚Simplicissimus‘ der widrigsten eine."'' | ==Illustratoren== | ||
Unter den bedeutenden Zeichnern trug neben Thomas Theodor Heine, Olaf Gulbransson, F. v. Reznicek oder [[Eduard Thöny]] und Rudolf Wilke in großem Umfang mit seinen Karikaturen zum Erfolg der Zeitschrift bei. | |||
==1933 – 1944== | |||
Im Februar 1933 wurde die Redaktion von der SA verwüstet. Die Faschingsausgabe hatte neben anderen auch eine Karikatur gebracht, auf der alle Leute als [[Adolf Hitler]] verkleidet herumlaufen. Nach Hitlers Machtübernahme wurde die Redaktion „gleichgeschaltet“. Die weitgehend widerstandslose „Gleichschaltung“ löste unter Emigranten große Empörung aus. So hat [[Klaus Mann]] formuliert: ''„Von allen im [[Drittes Reich|Dritten Reich]] gedruckten Widrigkeiten ist mir die ‚satirische‘ Wochenschrift ‚Simplicissimus‘ der widrigsten eine."'' | |||
Weithin unbekannt blieben Versuche im Ausland eine Emigrationsausgabe des Simplicissimus zu verlegen. Die Auflage soll zwischen 10.000 und 20.000 Exemplaren betragen haben. Aber mit zunehmender faschistischer Ideologisierung auch in diesen Verbreitungsgebieten wurden immer öfter Ausgaben beschlagnahmt. Bald wagten viele Buchhändler nicht mehr, die Zeitung zum Verkauf anzubieten. Die letzte Ausgabe des Simplicissimus erschien am 13. September [[1944]]. | Weithin unbekannt blieben Versuche im Ausland eine Emigrationsausgabe des Simplicissimus zu verlegen. Die Auflage soll zwischen 10.000 und 20.000 Exemplaren betragen haben. Aber mit zunehmender faschistischer Ideologisierung auch in diesen Verbreitungsgebieten wurden immer öfter Ausgaben beschlagnahmt. Bald wagten viele Buchhändler nicht mehr, die Zeitung zum Verkauf anzubieten. Die letzte Ausgabe des Simplicissimus erschien am 13. September [[1944]]. | ||
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==Nach 1945== | |||
Von 1946 bis 1950 erschien in München ''Der Simpl'', der aussah wie der Simplicissimus, wegen ungeklärter Urheberrecht-Probleme sich aber nicht so nennen durfte. Von 1954 bis 1967 erschien der Simplicissimus unter dem Verleger Olaf Iversen. 1981/82 wurde ein Neustart versucht und 1997 gab es einen erneuten Versuch einer Neuauflage als Koproduktion von Berlin und [[Wien]], die aber auch wieder nach kurzer Zeit wegen finanzieller Probleme eingestellt wurde. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* ''Simplicissimus. Bilder aus dem „Simplicissimus“''. Herausgegeben von Herbert Reinoß unter Verwendung einer Auswahl von Rolf Hochhuth. Hannover 1970 | * ''Simplicissimus. Bilder aus dem „Simplicissimus“''. Herausgegeben von Herbert Reinoß unter Verwendung einer Auswahl von Rolf Hochhuth. Hannover 1970 | ||
* ''Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift München 1896–1944'', Katalog der Ausstellung im [[Haus der Kunst]] München 19. November 1977 bis 15. Januar 1978. Einleitung von [[Golo Mann]] | * ''Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift München 1896–1944'', Katalog der Ausstellung im [[Haus der Kunst]] München 19. November 1977 bis 15. Januar 1978. Einleitung von [[Golo Mann]] | ||
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Version vom 16. November 2015, 08:40 Uhr
Der von Albert Langen gegründete Simplicissimus kam erstmals am 4. April 1896 in München in der Friedrichstraße heraus. Diese nach französischem Vorbild konzipierte illustrierte Wochenschrift verstand sich als satirisches Blatt, das in Wort und Bild gegen das konservative politische und gesellschaftliche Weltbild und Wertesystem opponierte und wegen ihrer scharfen Angriffe auch gefürchtet war. Ihr von Thomas Theodor Heine entworfenes Wappentier / Signet war eine rote Bulldogge auf schwarzem Grund.
Autoren
Zu den bekanntesten Textbeiträgen gehörten u.a. die von Hermann Hesse, Hugo von Hoffmannsthal, Erich Kästner, Heinrich Mann, Thomas Mann, Franziska zu Reventlow, Edgar Steiger und Ludwig Thoma.
Illustratoren
Unter den bedeutenden Zeichnern trug neben Thomas Theodor Heine, Olaf Gulbransson, F. v. Reznicek oder Eduard Thöny und Rudolf Wilke in großem Umfang mit seinen Karikaturen zum Erfolg der Zeitschrift bei.
1933 – 1944
Im Februar 1933 wurde die Redaktion von der SA verwüstet. Die Faschingsausgabe hatte neben anderen auch eine Karikatur gebracht, auf der alle Leute als Adolf Hitler verkleidet herumlaufen. Nach Hitlers Machtübernahme wurde die Redaktion „gleichgeschaltet“. Die weitgehend widerstandslose „Gleichschaltung“ löste unter Emigranten große Empörung aus. So hat Klaus Mann formuliert: „Von allen im Dritten Reich gedruckten Widrigkeiten ist mir die ‚satirische‘ Wochenschrift ‚Simplicissimus‘ der widrigsten eine."
Weithin unbekannt blieben Versuche im Ausland eine Emigrationsausgabe des Simplicissimus zu verlegen. Die Auflage soll zwischen 10.000 und 20.000 Exemplaren betragen haben. Aber mit zunehmender faschistischer Ideologisierung auch in diesen Verbreitungsgebieten wurden immer öfter Ausgaben beschlagnahmt. Bald wagten viele Buchhändler nicht mehr, die Zeitung zum Verkauf anzubieten. Die letzte Ausgabe des Simplicissimus erschien am 13. September 1944.
Nach 1945
Von 1946 bis 1950 erschien in München Der Simpl, der aussah wie der Simplicissimus, wegen ungeklärter Urheberrecht-Probleme sich aber nicht so nennen durfte. Von 1954 bis 1967 erschien der Simplicissimus unter dem Verleger Olaf Iversen. 1981/82 wurde ein Neustart versucht und 1997 gab es einen erneuten Versuch einer Neuauflage als Koproduktion von Berlin und Wien, die aber auch wieder nach kurzer Zeit wegen finanzieller Probleme eingestellt wurde.
Literatur
- Simplicissimus. Bilder aus dem „Simplicissimus“. Herausgegeben von Herbert Reinoß unter Verwendung einer Auswahl von Rolf Hochhuth. Hannover 1970
- Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift München 1896–1944, Katalog der Ausstellung im Haus der Kunst München 19. November 1977 bis 15. Januar 1978. Einleitung von Golo Mann
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