Zeugen Jehovas

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Die Zeugen Jehovas (ZJ) sind eine religiöse Vereinigung. Sie verstehen sich als Christen, die an der apostolischen Urgemeinde, wie sie im Neuen Testament vorgestellt wird, versuchen direkt anzuknüpfen.

Entstehung

Charles Taze Russel (1852-1916) beginnt 1870 mit einer Gruppe Gleichgesinnter in seiner Heimatstadt Allegheny, Pennsylvania in den USA, mit dem Bibelstudium. Russel gründete 1881 die Zion's Watch Tower Tract Society. 1901 wird in Wuppertal-Elberfeld ein Zweigbüro gegründet. 1931 nannten sich die Ernsten Bibelforscher in Jehovas Zeugen um. Die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas gehörte in Deutschland aus religiöser Überzeugung zu den am schlimmsten verfolgten und sich am konsequentesten auflehnenden Gruppen unter der NS-Herrschaft. 1960 konnte eine gemeinschaftseigenen Bibelübersetzung vollendet werden: Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift (engl. Ausgabe).

In Deutschland ist der Sitz der Religionsgemeinschaft in Berlin.

Geschichte in der Zeit der NS-Diktatur

Die Zeugen Jehovas lehnten den Nationalsozialismus und seine Ideologie aus religiöser Überzeugung ab. Beispielsweise verweigerten sie auch den „Hitlergruß” und den Militär-, denKriegsdienst. Deshalb wurden sie früh durch das NS-Regime bekämpft. Viele von ihnen wurden in Konzentrations­lagern inhaftiert. Insgesamt kamen über tausend Zeugen Jehovas während der NS-Zeit ums Leben. Hunderte von ihnen wurden wegen „Wehrkraftzersetzung” oder Kriegsdienstverweigerung zum Tode verurteilt und hingerichtet. Dieser staatlich sanktionierte Mord war nach 1948 ein Anlass, im Grund­gesetz der Bundesrepublik das Recht auf Wehrdienstverweigerung zu verankern.

Eine Ausstellung rückt die bis heute wenig bekannte Leidensgeschichte der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit ins Bewusstsein der Stadtgesell­schaft. Damit setzt das NS-Dokumentationszentrum seine Erinnerungsarbeit für die jahrzehntelang „vergessenen” oder an den Rand gedrängten Opfer des NS-Unrechtsregimes fort. Inhaltlich basiert die Ausstellung auf einem Buch zum Thema, das 2017/18 am NS-Dokumentationszentrum München entstanden ist.

Literatur

Christoph Wilker hat es sich als engagiertes Mitglied der Glaubensgemeinschaft zur Aufgabe gemacht, die Lebensgeschichten der im Nationalsozialismus verfolgten Münchner Zeuginnen und Zeugen zu erforschen und aufzuschreiben. In Kooperation mit ihm ist auch die Ausstellung im Jahr 2019 im NS-Dokumentationszentrum München entstanden. Christoph Wilker hat in Archiven und über persönliche Kontakte eine Vielzahl von Dokumenten und Fotografien zusammengetragen, die das Schicksal der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit dokumentieren. Auch das Archiv der Zeugen Jehovas in Selters stellte zahlreiche Bilder und Dokumente dafür zur Verfügung.

  • Winfried Nerdinger als Hrsg. in Zusammenarbeit mit Christoph Wilker, Metropol Verlag, Berlin, 2018. ISBN 978-3-86331-401-9 (Ausgabe im Dokumentationszentrum hat andere ISBN)
  • Die Verfolgung der Zeugen Jehovas in München 1933–1945.

Inhalte

Detlef Garbe | „Barbarei in einem Lande der ‚Christenheit‘“. Der Bekennermut der Zeugen Jehovas

Hans Hesse | „Dann wäre der Krieg gleich zu Ende.“ Die Kriegsdienstverweigerer im NS-Staat und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

Christoph Wilker | Der religiös motivierte Widerstand der Zeugen Jehovas gegen das ­NS-Regime

Barbara Distel | Die Zeugen Jehovas im KZ Dachau

Lorenz Reibling | Brothers in Suffering: The Correlated Impact of the Persecution of Jehovah's Witnesses in Nazi Germany and the United States

Wolfgang Benz | Die späte Aufarbeitung der NS-Verfolgungsgeschichte der Zeugen Jehovas

Weblinks

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