Karl von Stockhausen

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Karl Heinrich Walter Freiherr von Stockhausen (* 29. April 1879 in Schlitz (Vogelsbergkreis); † 15. Februar 1955 in München)[1] war ein deutscher Elektroingenieur und albanischer Politiker.

Leben

Ausbildung

Als Sohn eines Forstmeisters und Kammerdirektors im hessischen Schlitz geboren, studierte Stockhausen von 1900 bis 1907 Elektrotechnik an der Königlich Sächsischen Technischen Hochschule in Dresden. Während seines Studiums war er 1901 Mitgründer der Freien Deutschen Studentenvereinigung, die sich nach Kontakt mit Gustav Stresemann und Vertretern des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes (ADB) ab 1902 Burschenschaft Arminia nannte und in den ADB eintrat (ab 1950 Burschenschaft Arminia-Gothia in Braunschweig). Nachdem er 1902 seine Diplom-Vorprüfung abgelegt hatte, wurde er im Wintersemester 1904/05 Diplomingenieur. 1907 wurde er zum Dr.-Ing. promoviert.

Experte für Beleuchtung

In den folgenden Jahren publizierte und referierte er zu Fragen der Beleuchtung von Innenräumen und deren Auswirkungen auf das menschliche Auge.[2] 1920 steuerte er das Kapitel Beleuchtung zu Hugo Selters Werk Grundriss der Hygiene bei.

1908 erfand Stockhausen zusammen mit dem Augenarzt Friedrich Schanz das sogenannte Euphosglas zur Filterung von UV-Licht, das international Beachtung fand, so in einem Werk der American Encyclopedia of Ophthalmology.[3] Gemeinsam mit Schanz meldete er in mehreren Ländern entsprechende Patente an.[4][5] Sie verfassten gemeinsam mehrere wissenschaftliche Aufsätze zur Ophthalmiatrie (siehe Veröffentlichungen). 1910 berichteten Stockhausen und Schanz auf einer Sitzung der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS Dresden „über die Wirkungen der kurzwelligen Lichtstrahlen auf das Auge“.[6] Zur Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 brachte er mit Walter Friese einen Sonderkatalog der Wissenschaftlichen Abteilung Beleuchtung heraus.[7]

Am 29. August 1908 heiratete er in Frankenhausen Ottilie Rost (1887–1980).[1] 1913 lebte er in Groß-Zschachwitz und patentierte einen Kochanzeiger.[8]

Kabinettsrat des Fürsten von Albanien

Stockhausen war mit Fürstin Sophie von Albanien befreundet und wurde albanischer Kabinettsrat. Nachdem der Fürst von Albanien, Ehemann von Sophie von Albanien, 1914 Albanien verlassen hatte, wohnte er jahrelang im Hause Stockhausens.

Am 9. März 1918 erhob ihn Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein in den persönlichen großherzoglich-hessischen Adelsstand.[1] Im selben Jahr wurde er vom im Exil befindlichen Fürsten von Albanien zum Freiherren ernannt. 1920 lebte er in Waldenburg (Sachsen).[9]

Im Mai 1920 wurde von Stockhausen in Schweden wegen illegaler Einfuhr zu 50 Kronen Strafe verurteilt. Gemeinsam mit Anna zu Solms-Wildenfels, der Schwägerin des Bruders des Fürsten und späteren deutschen Botschafters in Schweden Viktor zu Wied, hatte er im August 1919 in der Nähe von Trelleborg die aus einem Flugzeug abgeworfenen Juwelen der Fürstin an sich genommen.[10]

Fabrikbesitzer in München

In den 1920er Jahren zog er nach Waldperlach bei München und gründete eine pharmazeutische Fabrik an der Grenze zwischen Neubiberg und Waldperlach, in der unter anderem die Pankrederma-Wundsalbe[11] hergestellt wurde, die bei Ulcus cruris und Verbrennungen empfohlen wurde[12]. 1927 wurde unter seiner Leitung die Freiwillige Feuerwehr Waldperlach gegründet.[13]

Er war Mitglied im Dresdner Elektrotechnischen Verein im Verband Deutscher Elektrotechniker.[14] 1925 erhielt er weitere Patente für einen Beleuchtungskörper.[15]

1934 wohnte er in Waldperlach (1930 nach München eingemeindet).[16] 1937 wurde von Stockhausen Mitglied der NSDAP.

Er starb 1955 in München.

Bei der Stiftung Niedersächsisches Wirtschaftsarchiv sind von Stockhausens Korrespondenz und Briefwechsel der Jahre 1908 bis 1922 archiviert.[17]

Veröffentlichungen

  • Untersuchungen über den eingeschlossenen Lichtbogen bei Gleichstrom. Dissertation der Königlichen Technischen Hochschule zu Dresden 1907.
  • Die Beleuchtung von Arbeitsplätzen und Arbeitsräumen. In: J. H. Bechhold (Hrsg.): Die Umschau, XI. Jahrgang Nr. 50, vom 7. Dezember 1907, Frankfurt am Main, S. 991–992.[18]
  • Gemeinsam mit Friedrich Schanz:
    • Wie schützen wir unsere Augen vor der Einwirkung der ultravioletten Strahlen unserer künstlichen Lichtquellen? In: Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie. Band 69, 1909, S. 49–74.[19]
    • Über die Wirkung der ultravioletten Strahlen auf das Auge. In: Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie. Band 69, 1909, S. 452–462.[20]
    • Über Blendung. In: Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie. Band 71, 1909, S. 175–185.[21]
    • Über die Fluorescenz der Linse. In: Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie. Band 73, 1910, S. 184–187.[22]
    • Zur Ätiologie des Glasmacherstars. In: Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie. Band 73, 1910, S. 553–560.[23]
    • Weiteres über Blendung. In: Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie. Band 73, 1910, S. 561–565.[24]
  • Kapitel IX: Beleuchtung. In: Hugo Selter (Hrsg.): Grundriss der Hygiene. Band II: Hygiene im Städtebau und in der Wohnung. Berlin, Heidelberg 1920, S. 253–311.[25]

Literatur

  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 8: Supplement L–Z. Winter, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-8253-6051-1, S. 326–327.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Genealogisches Handbuch des Adels. C.A. Starke, 2002 ISBN=978-3-7980-0829-8
  2. Die Beleuchtung von Arbeitsplätzen und Arbeitsräumen. In: Schweizerische Techniker-Zeitung. IV. Jahrgang Nr. 23 vom 16. November 1907, Basel, S. 388–389. (Online)
  3. Charles Sheard: Transmission of radiant energy by ophthalmic glasses. Chapter IV: TRANSMISSION OF THE OCULAR MEDIA., Chicago 1921.
  4. Ulrich Werner: Das Euphosglas der Putzlerhütte zu Penzig. In: Neueste Nachrichten des Glasmuseums Weißwasser Nr. 61 vom 30.11.2019, S. 2–6. (Online)
  5. Patente: Corps de verre pour entourer les sources de lumière artificielle, verres protecteurs pour les yeux et filtres à lumière absorbant les rayons ultra-violets (Frankreich), Verfahren zur Herstellung von Augenschutzgläsern bzw. Glaskörpern zur Umhüllung künstlicher Lichtquellen bzw. Lichtfiltern zum Abfangen der ultravioletten Strahlen. (Österreich), Improvements in or relating to Light Filters. (Großbritannien)
  6. Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden, Jahrgang 1910, S. 11. (Online)
  7. Sonderkatalog der Wissenschaftlichen Abteilung Beleuchtung der International Hygiene-Ausstellung Dresden 1911. auf Google Books
  8. Eidgenössisches Amt für geistiges Eigentum: Patentschrift Nr. 65509
  9. Kapitel IX: Beleuchtung. In: Hugo Selter (Hrsg.): Grundriss der Hygiene. Band II (Hygiene im Städtebau und in der Wohnung.), Berlin, Heidelberg 1920, S. 253. (Online)
  10. Böste Lage: Juveler från himlen, abgerufen am 5. Mai 2023.
  11. Chemisches Zentralblatt 1932, Band II, S. 3916.
  12. Hermann v. Czetsch-Lindenwald, Friedrich Schmidt-La Baume, R. Jäger: Salben und Salbengrundlagen. Ein Leitfaden für Ärzte und Apotheker. Berlin 1939, S. 118.
  13. Franz Kerscher, Jürgen Daschner, Bert Göpfert, Gudrun Wilde: 100 Jahre Waldperlach, München 2012. (online)
  14. Verband Deutscher Elektrotechniker: Mitgliederverzeichnis 1925, Berlin, Heidelberg 1925, S. 93.
  15. Reichspatentamt: Patente Nr. 444901, 445664
  16. Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934, S. 485.
  17. Stiftung Niedersächsisches Wirtschaftsarchiv: WirtA BS > NWA 23 > Forschung
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