Simplicissimus

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Der von Albert Langen gegründete Simplicissimus kam erstmals am 4. April 1896 in München in der Friedrichstraße heraus. Diese nach französischem Vorbild konzipierte illustrierte Wochenschrift verstand sich als satirisches Blatt, das in Wort und Bild gegen das konservative politische und gesellschaftliche Weltbild und Wertesystem opponierte und wegen ihrer scharfen Angriffe auch gefürchtet war. Ihr von Thomas Theodor Heine entworfenes Wappentier / Signet war eine rote Bulldogge auf schwarzem Grund.

Autoren

Zu den bekanntesten Textbeiträgen gehörten u.a. die von Hermann Hesse, Hugo von Hoffmannsthal, Erich Kästner, Heinrich Mann, Thomas Mann, Franziska zu Reventlow, Edgar Steiger und Ludwig Thoma.

Illustratoren

Unter den bedeutenden Zeichnern trug neben Thomas Theodor Heine, Olaf Gulbransson, F. v. Reznicek oder Eduard Thöny und Rudolf Wilke in großem Umfang mit seinen Karikaturen zum Erfolg der Zeitschrift bei.

Bis 1914

Die Zeitschrift unterlag immer wieder Zensuren. Es gab sogar ein Verfahren gegen Majestätsbeleidigung. Einige Zeichner mussten sogar zeitweise ins Gefängnis. Das schwächte den Simplicissimus aber nicht. Ganz im Gegenteil er wurde im Laufe der Jahre deswegen konsequent zu einem politischen Satireblatt weiter entwickelt. Ab 1906 verliesen oder starben einige wichtige Zeichner die Redaktion. Zudem starb 1909 Albert Langen. Doch man konnte sich mit mehrseitigen Anzeigen von Verlagsprogrammen und anderen Künstlern über Wasser halten.

1914-1918

War die Zeitschrift bisher eine kritische Stimme gegen das Kaiserreich, dessen Politik und Millitarismus gewesen änderte sich das mit ausbruch des ersten Weltkriegs. Der Patriotismus hielt nun auch im Simplicissimus einzug und auch der Krieg wurde als notwendig und richtig angesehen. Das Blatt wurde zunehmend kriegsverherrlichend. Diese Zeit wird als der Journalistische Tiefpunkt der Zeitschrift angesehen.

1919-1933

Mit dem Sturz der Monarchie hatte der Simplicissimus seine Zielscheibe den Kaiser und dessen stark konservative Gesellschaft vor 1914 verloren. Doch die schweren Anfangsjahre der neuen Republik und deren Machtgierigen und wenig kompromissbereiten Politikern bescherten dem Blatt wieder eine neue Angriffsfläche. Zunehmend wurde nun das großstädtische Leben karikiert. Auch die Art der Zeichnungen änderte sich, da neue Künstler angestellt wurden. Als die Nazis Ende der 1920er immer mehr Zulauf bekamen sah die Zeitschrift in ihnen eine große Gefahr für die Demokratie. Ab 1930 gab es immer mehr kritische Karikaturen über Hitler und seine Partei.

1933 – 1944

Im Februar 1933 wurde die Redaktion von der SA verwüstet. Die Faschingsausgabe hatte neben anderen auch eine Karikatur gebracht, auf der alle Leute als Adolf Hitler verkleidet herumlaufen. Nach Hitlers Machtübernahme wurde die Redaktion „gleichgeschaltet“. Die weitgehend widerstandslose „Gleichschaltung“ löste unter Emigranten große Empörung aus. So hat Klaus Mann formuliert: „Von allen im Dritten Reich gedruckten Widrigkeiten ist mir die ‚satirische‘ Wochenschrift ‚Simplicissimus‘ der widrigsten eine."

Weithin unbekannt blieben Versuche im Ausland eine Emigrationsausgabe des Simplicissimus zu verlegen. Die Auflage soll zwischen 10.000 und 20.000 Exemplaren betragen haben. Aber mit zunehmender faschistischer Ideologisierung auch in diesen Verbreitungsgebieten wurden immer öfter Ausgaben beschlagnahmt. Bald wagten viele Buchhändler nicht mehr, die Zeitung zum Verkauf anzubieten. Die letzte Ausgabe des Simplicissimus erschien am 13. September 1944.

Nach 1945

Von 1946 bis 1950 erschien in München Der Simpl, der aussah wie der Simplicissimus, wegen ungeklärter Urheberrecht-Probleme sich aber nicht so nennen durfte. Von 1954 bis 1967 erschien der Simplicissimus unter dem Verleger Olaf Iversen. 1981/82 wurde ein Neustart versucht und 1997 gab es einen erneuten Versuch einer Neuauflage als Koproduktion von Berlin und Wien, die aber auch wieder nach kurzer Zeit wegen finanzieller Probleme eingestellt wurde.

Literatur

  • Simplicissimus. Bilder aus dem „Simplicissimus“. Herausgegeben von Herbert Reinoß unter Verwendung einer Auswahl von Rolf Hochhuth. Hannover 1970
  • Simplicissimus. Eine satirische Zeitschrift München 1896–1944, Katalog der Ausstellung im Haus der Kunst München 19. November 1977 bis 15. Januar 1978. Einleitung von Golo Mann
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