Neptunbrunnen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Exkurs zur Geschichte des Alten Botanischen Gartens:'''
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Das vom Neptunbrunnen fast unbemerkt an der lebhaftesten Straßenkreuzung beim Stachus gelegene frühklassiszistische, ehemals stadtwärtige Eingangsportal des Botanischen Gartens trägt die von J.W. Goethe verfasste Inschrift: FLORUM DAEDALAE TELLURIS GENTES DISSITAE / MAXIMILIANI JOS. NUMINE CONSOCIATAE MDCCCXII - das heißt: ''Auf Geheiß des Königs Maximilian I. Joseph wurden 1812 die zerstreuten Blumen-Gattungen der Bildnerin Erde (hier) versammelt.'' Den Garten hatte [[Friedrich Ludwig Sckell|Friedrich Ludwig v. Sckell]] in den Jahren [[1804]]-14 angelegt und  der Gründer der Botanik in Bayern, Professor [[Franz Paula von Schrank]] ihn zu einem “Botanischen“ Lehrgarten gemacht.
Das vom Neptunbrunnen fast unbemerkt an der lebhaftesten Straßenkreuzung beim Stachus gelegene frühklassiszistische, ehemals stadtwärtige Eingangsportal des Botanischen Gartens trägt die von J.W. Goethe verfasste Inschrift: FLORUM DAEDALAE TELLURIS GENTES DISSITAE / MAXIMILIANI JOS. NUMINE CONSOCIATAE MDCCCXII - das heißt: ''Auf Geheiß des Königs Maximilian I. Joseph wurden 1812 die zerstreuten Blumen-Gattungen der Bildnerin Erde (hier) versammelt.'' Den Garten hatte [[Friedrich Ludwig Sckell|Friedrich Ludwig v. Sckell]] in den Jahren [[1804]]-14 angelegt und  der Gründer der Botanik in Bayern, Professor [[Franz von Paula Schrank]] ihn zu einem “Botanischen“ Lehrgarten gemacht.
 


42 Jahre später wurde auf Geheiß vom Enkel des Gründers, von König Max II. , dieser erste  Botanische Garten Münchens wieder zerstört, und zwar für den Bau des Industrie-Ausstellungsgebäudes, des [[Münchner Glaspalast]]es .  
42 Jahre später wurde auf Geheiß vom Enkel des Gründers, von König Max II. , dieser erste  Botanische Garten Münchens wieder zerstört, und zwar für den Bau des Industrie-Ausstellungsgebäudes, des [[Münchner Glaspalast]]es .  


Daraufhin legte der Nachfolger Paula v. Schranks, Ritter von [[Martius, Carl]] aus Protest gegen die Zerstörung des Gartens im Frühjahr 1854 seine Ämter als ordentlicher öffentlicher (o.ö.) Professor und als Konservator der Botanischen Sammlungen nieder und beantragte die Aufnahme in den Ruhestand, was ihm gewährt wurde.
Daraufhin legte der Nachfolger v. Paula Schranks, Ritter von [[Martius, Carl]] aus Protest gegen die Zerstörung des Gartens im Frühjahr 1854 seine Ämter als ordentlicher öffentlicher (o.ö.) Professor und als Konservator der Botanischen Sammlungen nieder und beantragte die Aufnahme in den Ruhestand, was ihm gewährt wurde.


Am 8. Juni [[1854]] war dann der von dem Architekten August von Voit errichtete Glaspalast für die  [[Erste deutsche Industrieausstellung]] fertig, die am 15. Juli 1854  noch als europäisches Ereignis eröffnet werden konnte.  
Am 8. Juni [[1854]] war dann der von dem Architekten August von Voit errichtete Glaspalast für die  [[Erste deutsche Industrieausstellung]] fertig, die am 15. Juli 1854  noch als europäisches Ereignis eröffnet werden konnte.  

Version vom 22. Mai 2012, 06:05 Uhr

Der Neptunbrunnen

Der Neptunbrunnen steht in München im alten Botanischen Garten an der Elisenstraße


  • Künstler: Joseph Wackerle (1880-1959), Ausführung von Steinbildhauermeister Josef Meinert


Zeit der Errichtung: 1935-1937, Übergabe an die Stadtgemeinde am 29. oder 30. 5. 1937

Lage

Im Alten Botanischen Garten

Beschreibung

Der hier an den David von Michelangelo in Florenz erinnernde Gott Neptun steht mit geschulterten Dreizack, gewissermaßen als historisch frühes Kind der Aufrüstung in jenen 1930er Jahren, auf einem Felsen, in dem Vexierbilder von Gewalttätigen in Form von Masken sich andeuten, und neben einem heranstürmenden Meeresross mit Fischschwanz *, unter dem das Wasser bedrohlich hervorschäumt.

Dieser Neptun, Gott der Wassergewalten, wird begleitet von zwei kraftvoll aus Muscheln Wasser blasenden Tritonen; daneben gibt es weitere kleinere Muschel-Springbrunnen.

Münchens Neptunbrunnen mit der Hauptfigur personifizierter Wassergewalt steht auf einem Platz mit dem Namen Alter Botanischer Garten, der eine sehr eigene Geschichte hat (s. Exkurs). Und Neptun/Poseidon selbst ist nicht zuletzt das Symbol einer langen Geschichte vom Wasser verursachter Naturkatastrophen.

Man denke heutzutage nur an den Tsunami im Indischen Ozean am 26. 12. 2004. Und seit Menschengedenken hat es Tsunamis gegeben, so z.B. vor 3.500 Jahren bei der Minoische Eruption, dem verheerenden Tsunami im Mittelmeer infolge Ausbruchs des Thera- /Santorin-Vulkans, 1600 bzw. 1530 v. Chr., der die bronzezeitliche Minoische Kultur zerstört hat. Die donnernden Meereswogen wurden in der Antike wiederholt verglichen mit dem donnernden Hufschlag grosser Reiterheere, welche die Siedlungen der Ackerbau treibenden Menschen vernichteten. So kam es auch bei grossen Brunnen immer wieder zu Darstellungen der Wassergewalten in Gestalt von Pferden und Hippocampen. Ja, selbst das Trojanische Pferd könnte einst als pars pro toto, als Teil einer ganzen, vom Meer herkommenden, Alles vernichtenden Gewalt verstanden worden sein.

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Besonderheiten und Ereignisse

Exkurs zur Geschichte des Alten Botanischen Gartens:

Das vom Neptunbrunnen fast unbemerkt an der lebhaftesten Straßenkreuzung beim Stachus gelegene frühklassiszistische, ehemals stadtwärtige Eingangsportal des Botanischen Gartens trägt die von J.W. Goethe verfasste Inschrift: FLORUM DAEDALAE TELLURIS GENTES DISSITAE / MAXIMILIANI JOS. NUMINE CONSOCIATAE MDCCCXII - das heißt: Auf Geheiß des Königs Maximilian I. Joseph wurden 1812 die zerstreuten Blumen-Gattungen der Bildnerin Erde (hier) versammelt. Den Garten hatte Friedrich Ludwig v. Sckell in den Jahren 1804-14 angelegt und der Gründer der Botanik in Bayern, Professor Franz von Paula Schrank ihn zu einem “Botanischen“ Lehrgarten gemacht.

42 Jahre später wurde auf Geheiß vom Enkel des Gründers, von König Max II. , dieser erste Botanische Garten Münchens wieder zerstört, und zwar für den Bau des Industrie-Ausstellungsgebäudes, des Münchner Glaspalastes .

Daraufhin legte der Nachfolger v. Paula Schranks, Ritter von Martius, Carl aus Protest gegen die Zerstörung des Gartens im Frühjahr 1854 seine Ämter als ordentlicher öffentlicher (o.ö.) Professor und als Konservator der Botanischen Sammlungen nieder und beantragte die Aufnahme in den Ruhestand, was ihm gewährt wurde.

Am 8. Juni 1854 war dann der von dem Architekten August von Voit errichtete Glaspalast für die Erste deutsche Industrieausstellung fertig, die am 15. Juli 1854 noch als europäisches Ereignis eröffnet werden konnte.

Drei Tage danach, am 18.7.1854, war ein Besucher der Ausstellung bei einer Abendveranstaltung zusammengebrochen - das erste Opfer der 2. Cholera-Epidemie. Bald danach erkrankten Bedienstete der Ausstellung, später weitere Gäste der Ausstellung und Münchner Bürger. Wer irgend konnte, verließ damals München, und die Ausstellung wurde ein Mißerfolg. Bis zum 31. August 1854 fielen täglich über hundert Menschen dieser 2. Choleraepidemie in München zum Opfer. Zu den letzten der insgesamt neuntausend Cholera-Toten gehörte schließlich auch die Mutter von König Max II., Königin Therese, die am 26. Oktober 1854, nach einem Dankgottesdienst für die Opfer, im Alter von 62 Jahren starb.


Die nächste Katastrophe geschah 77 Jahre danach. Am 6. Juni 1931 brannte der Glaspalast vollständig ab und der Park wurde, nun auf Anordnung der Nationalsozialisten, von Oswald Bieber und Joseph Wackerle (1880-1959) neu gestaltet. Letzterer war bereits 1906, im Alter von 26 Jahren, zum künstlerischen Leiter der Porzellanmanufaktur Nymphenburg berufen worden und schuf auch den Neptunbrunnen.

Quellen/Weblinks

  • HippokampW
  • Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 27
  • Otto Josef Bistritzki Margarete Baur-Heinhold, Heide Hohendahl, Günther Mehling: Brunnen in München. Callwey, 1974, ISBN 3766705040, Brunnen-Nr. 37, S. 70 - 71
  • 1.) Einweihungsdatum 29.05 (in Habel, Hallinger, Weski)
  • 2.) Einweihungsdatum 30.05 (in Bistritzki)

Siehe auch

Liste mit knappen Angaben zu vielen anderen Münchner Brunnen