2.041
Bearbeitungen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Der '''Viktualienmarkt''' ist ein [[Markt]] für [[Lebensmittel]] (lat. [[Viktualien]]) in der [[München|Münchner]] [[Innenstadt]]. | Der '''Viktualienmarkt''' ist ein [[Markt]] für [[Lebensmittel]] (lat. [[Viktualien]]) in der [[München|Münchner]] [[Innenstadt]]. | ||
Der Markt in unmittelbarer Nachbarschaft des [[Sankt Peter (München)|„Alten Peters“]], des [[Altes Rathaus | Der Markt in unmittelbarer Nachbarschaft des [[Sankt Peter (München)|„Alten Peters“]], des [[Altes Rathaus|Alten Rathauses]] und der Heiliggeistkirche ist bei Einheimischen wie Touristen sehr beliebt und gilt als eine der [[Sehenswürdigkeiten]] der Stadt. Neben den teilweise kunstsinnig aufgebauten Marktständen und einem [[Biergarten]] mit [[Maibaum]] hat er mehrere Brunnen mit [[Denkmal|Denkmälern]] bekannter [[Volkssänger]] und [[Komiker]] zu bieten. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Der Viktualienmarkt am heutigen Ort entstand aus der Verlegung des alten Münchner Stadtmarktes am ''[[Schranne]]<nowiki>nplatz</nowiki>'', dem heutigen [[Marienplatz (München)|Marienplatz]], der als Handelsort für Getreide und andere Agrarerzeugnisse zu klein geworden war. Daher verfügte König [[Maximilian I. (Bayern, König)|Max I. Joseph]] am 2. Mai 1807, einen Teil des Marktes in das Gebiet zwischen [[Heilig-Geist-Kirche]] und Frauenstraße zu verlegen und trug dem [[Magistrat]] auf, die von der Stadt erworbenen Benefizhäuser von Heiliggeist abzubrechen. Damit hatte der „grüne Markt" einen eigenen Platz, der geraume Zeit auch Marktplatz hieß. Die Bezeichnung Viktualienmarkt wurde erst später üblich. | Der Viktualienmarkt am heutigen Ort entstand aus der Verlegung des alten Münchner Stadtmarktes am ''[[Schranne]]<nowiki>nplatz</nowiki>'', dem heutigen [[Marienplatz (München)|Marienplatz]], der als Handelsort für Getreide und andere Agrarerzeugnisse zu klein geworden war. Daher verfügte König [[Maximilian I. (Bayern, König)|Max I. Joseph]] am 2. Mai 1807, einen Teil des Marktes in das Gebiet zwischen [[Heilig-Geist-Kirche]] und Frauenstraße zu verlegen und trug dem [[Magistrat]] auf, die von der Stadt erworbenen Benefizhäuser von Heiliggeist abzubrechen. Damit hatte der „grüne Markt" einen eigenen Platz, der geraume Zeit auch Marktplatz hieß. Die Bezeichnung Viktualienmarkt wurde erst später üblich. | ||
Bereits in den Jahren 1823 bis 1829 musste dieser zentrale Markt wesentlich erweitert werden. Im Jahre 1885 wurde das alte Heilig-Geist-Spital abgebrochen und die Heilig-Geist-Kirche in westlicher Richtung verlängert. Dadurch erhielten Markt und Stadt ein neues Gesicht. Am Südende an der Blumenstraße war 1852, hart an der einstigen Stadtmauer, die langgestreckte [[Schrannenhalle]], die Vorläuferin der heutigen [[Großmarkthalle München | Großmarkthalle]], entstanden, die 1932 teilweise abbrannte und seit 2005 wieder in Betrieb ist. 1855 wurde der Fischmarkt an die Westenriederstraße verlegt. Im Laufe der Zeit erfuhr der Markt noch viele Ergänzungen, so eine Bankmetzgerhalle, eine Halle für den Verkauf von [[Kutteln]], Brotverkaufsläden, Ladenbauten und | Bereits in den Jahren 1823 bis 1829 musste dieser zentrale Markt wesentlich erweitert werden. Im Jahre 1885 wurde das alte Heilig-Geist-Spital abgebrochen und die Heilig-Geist-Kirche in westlicher Richtung verlängert. Dadurch erhielten Markt und Stadt ein neues Gesicht. Am Südende an der Blumenstraße war 1852, hart an der einstigen Stadtmauer, die langgestreckte [[Schrannenhalle]], die Vorläuferin der heutigen [[Großmarkthalle München | Großmarkthalle]], entstanden, die 1932 teilweise abbrannte und seit 2005 wieder in Betrieb ist. 1855 wurde der Fischmarkt an die Westenriederstraße verlegt. Im Laufe der Zeit erfuhr der Markt noch viele Ergänzungen, so eine Bankmetzgerhalle, eine Halle für den Verkauf von [[Kutteln]], Brotverkaufsläden, Ladenbauten und Pavillons für den Obstverkauf und eine eigene Halle der Nordseefischerei. Die Petersberglmetzger, die Geflügel- und [[wikipedia:de:Wildbret]]händler und die Blumenfrauen breiteten sich aus. | ||
Im | Im zweiten Weltkrieg wurde der Platz bei Luftangriffen schwer beschädigt. Man überlegte sogar, den Markt ganz aufzugeben und auf diesem wertvollen Grund in bester Lage Hochhäuser zu errichten. Doch die Stadtverwaltung erweckte den Viktualienmarkt unter erheblichem finanziellem Aufwand wieder zu neuem Leben. Münchner Bürger bereicherten den Platz mit Gedenkbrunnen für die Volkssänger und Komiker [[Liesl Karlstadt]], [[Karl Valentin]] und [[Weiß Ferdl]]. Später kamen noch Brunnen für [[Ida Schumacher]], [[Elise Aulinger]] und den [[Roider Jackl]] hinzu. | ||
Seit den [[1950er]] Jahren entwickelte sich der Viktualienmarkt zu einem Feinschmeckermarkt. Auf einer Fläche von 22.000 Quadratmetern beherbergt er heute 140 Firmen, die [[Brot]], [[Blume]]n, [[Früchte]], [[Fisch]], [[Fleisch]], [[Molkereiprodukt]]e, [[Kunsthandwerk]] und vieles mehr anbieten. | Seit den [[1950er]] Jahren entwickelte sich der Viktualienmarkt zu einem Feinschmeckermarkt. Auf einer Fläche von 22.000 Quadratmetern beherbergt er heute 140 Firmen, die [[Brot]], [[Blume]]n, [[Früchte]], [[Fisch]], [[Fleisch]], [[Molkereiprodukt]]e, [[Kunsthandwerk]] und vieles mehr anbieten. | ||
Die Viktualienmarkthändler haben im Rahmen der [[Ladenschlussgesetz|gesetzlichen Öffnungszeiten]] Montag bis Samstag bis spätestens 20.00 Uhr geöffnet, Ausnahmen gibt es für Blumenhändler, Bäcker und | Die Viktualienmarkthändler haben im Rahmen der [[wikipedia:de:Ladenschlussgesetz|gesetzlichen Öffnungszeiten]] Montag bis Samstag bis spätestens 20.00 Uhr geöffnet, Ausnahmen gibt es für Blumenhändler, Bäcker und Gastronomie. | ||
==Abteilungen== | ==Abteilungen== | ||
Zeile 20: | Zeile 20: | ||
*Abteilung I: Dieser Bereich wird geprägt vom Obstfreimarkt, den Käse- und Wildhändlern und einem kleinen Brunnen | *Abteilung I: Dieser Bereich wird geprägt vom Obstfreimarkt, den Käse- und Wildhändlern und einem kleinen Brunnen | ||
*Abteilung II: Diese an die [[Schrannenhalle]] grenzende Abteilung besteht vor allem aus dem Café Nymphenburg, den Obstbauern und dem [[Karl Valentin | Karl-Valentin]] | *Abteilung II: Diese an die [[Schrannenhalle]] grenzende Abteilung besteht vor allem aus dem Café Nymphenburg, den Obstbauern und dem [[Karl Valentin | Karl-Valentin]]-Brunnen. | ||
*Abteilung III: Hier bilden die Stände einen Innenhof mit einem kleinen Brunnen. Zuhause sind hier unter anderem die Bäckerliesl (mit 80 Jahren die älteste Händlerin am Markt), die Suppenküche (nur Suppen) und der Exotenmüller. | *Abteilung III: Hier bilden die Stände einen Innenhof mit einem kleinen Brunnen. Zuhause sind hier unter anderem die Bäckerliesl (mit 80 Jahren die älteste Händlerin am Markt), die Suppenküche (nur Suppen) und der Exotenmüller. | ||
Zeile 35: | Zeile 35: | ||
==Verwaltung== | ==Verwaltung== | ||
Der Viktualienmarkt wird von der [[Großmarkthalle München]] verwaltet, einem | Der Viktualienmarkt wird von der [[Großmarkthalle München]] verwaltet, einem Eigenbetrieb der Stadt München. | ||
Uniformierte | Uniformierte Bedienstete führen die Marktaufsicht. | ||
Die Nutzung des Marktes für Händler, Käufer und Passanten regelt sich über die [http://www.muenchen.info/dir/recht/550/550_20031203.htm Lebensmittelmarktsatzung]. Diese | Die Nutzung des Marktes für Händler, Käufer und Passanten regelt sich über die [http://www.muenchen.info/dir/recht/550/550_20031203.htm Lebensmittelmarktsatzung]. Diese Satzung gilt auch für den [[Elisabethmarkt]], den [[Pasinger Viktualienmarkt]] und den [[Wiener Markt]]. | ||
Die Händler des Marktes haben keinen Mietvertrag, sondern eine so genannte Zuweisung ([[Verwaltungsakt]]). Die Höhe der jährlichen [[Gebühr]]en ist [[Erlös |umsatzabhängig]] und richtet sich nach der [http://www.muenchen.info/dir/recht/551/551_20021210.htm Gebührensatzung für die Lebensmittelmärkte]. | Die Händler des Marktes haben keinen Mietvertrag, sondern eine so genannte Zuweisung ([[Verwaltungsakt]]). Die Höhe der jährlichen [[Gebühr]]en ist [[Erlös |umsatzabhängig]] und richtet sich nach der [http://www.muenchen.info/dir/recht/551/551_20021210.htm Gebührensatzung für die Lebensmittelmärkte]. | ||
Anfragen nach einem Stand auf dem Markt kommen auf eine Vormerkliste. Wird ein Stand frei, werden die entsprechenden Vorgemerkten angeschrieben. Prinzipiell wird ein freiwerdender Stand wieder mit dem gleichen | Anfragen nach einem Stand auf dem Markt kommen auf eine Vormerkliste. Wird ein Stand frei, werden die entsprechenden Vorgemerkten angeschrieben. Prinzipiell wird ein freiwerdender Stand wieder mit dem gleichen Sortiment besetzt, um das Marktgleichgewicht zu erhalten. Die Stände werden nach verschiedenen Kriterien vergeben: Konzept, Erfahrung, wirtschaftlicher Hintergrund usw. | ||
== Veranstaltungen == | == Veranstaltungen == | ||
Auf dem Viktualienmarkt finden regelmäßig verschiedene traditionelle Veranstaltungen statt: | Auf dem Viktualienmarkt finden regelmäßig verschiedene traditionelle Veranstaltungen statt: | ||
* [[Faschingsdienstag]] mit dem [[Tanz der Marktfrauen]], einem Höhepunkt des [[München|Münchner]] [[Karneval, Fastnacht und Fasching|Faschings]]. | * [[Faschingsdienstag]] mit dem [[Tanz der Marktfrauen]], einem Höhepunkt des [[München|Münchner]] [[Karneval, Fastnacht und Fasching|Faschings]]. | ||
* Eröffnung der [[Spargel]]saison (immer Mitte April) | * Eröffnung der [[wikipedia:de:Spargel]]saison (immer Mitte April) | ||
* Brauertag der Münchner [[ | * Brauertag der Münchner [[Brauereien]] (alle 2 Jahre: 2006, 2008,....) | ||
* | * Gärtnertag (immer am 1. Dienstag im August) | ||
* Sommerfest (immer am 1. Samstag im August) | * Sommerfest (immer am 1. Samstag im August) | ||
* [[Prominentenwiegen]] (immer am 1. Donnerstag nach dem [[Oktoberfest]]) | * [[Prominentenwiegen]] (immer am 1. Donnerstag nach dem [[Oktoberfest]]) | ||
== Sonstiges == | == Sonstiges == | ||
*Der Markt wird auch „die gute Stube von München“ genannt. Aufgrund seiner | *Der Markt wird auch „die gute Stube von München“ genannt. Aufgrund seiner Prominenz ist das Preisniveau eher überdurchschnittlich. | ||
*Da die Stadt München bei der Vergabe des [[Biergarten]]s keine der Münchner Brauereien bevorzugen wollte, wurde ein | *Da die Stadt München bei der Vergabe des [[Biergarten]]s keine der Münchner Brauereien bevorzugen wollte, wurde ein Kompromiss gefunden: abwechselnd beliefert jede der Brauereien den Biergarten und das [[Bier]] wird in neutralen Krügen ausgeschenkt, sodass die Gäste nie wissen, welches Bier sie gerade trinken. Die Lieferungen werden durch den ''Verein der Münchner Brauereien'' organisiert. Dieser Verein spendet auch immer den [[Maibaum]] und organisiert den Brauertag. | ||
*Das Gebiet ist | *Das Gebiet ist straßenverkehrsrechtlich entweder [[Fussgängerzone|Fußgängerzone]] (mit Lieferzeiten; Taxi und Linienverkehr frei) oder Gehweg. | ||
*Bis 1960 hatte die Straßenbahnlinie Linie 5 (Viktualienmarkt - [[Candidplatz]]) ihre [[Wendeschleife]] am Markt. | *Bis 1960 hatte die Straßenbahnlinie Linie 5 (Viktualienmarkt - [[Candidplatz]]) ihre [[Wendeschleife]] am Markt. | ||
*Neben dem bekannten Markt im Münchner Zentrum gibt es im Stadtteil [[Pasing]] einen weiteren, wenn auch kleineren [[Pasinger Viktualienmarkt]]. | *Neben dem bekannten Markt im Münchner Zentrum gibt es im Stadtteil [[Pasing]] einen weiteren, wenn auch kleineren [[Pasinger Viktualienmarkt]]. | ||
*Der Viktualienmarkt wird sehr gerne als Kulisse für Dreharbeiten genutzt, unter anderem in dem gleichnamigen [[Tatort (Krimiserie)| Tatort]] und in der Fernsehserie [[München 7]]. | *Der Viktualienmarkt wird sehr gerne als Kulisse für Dreharbeiten genutzt, unter anderem in dem gleichnamigen [[wikipedia:de:Tatort (Krimiserie)| Tatort]] und in der Fernsehserie [[München 7]]. | ||
* 2003 gab die | * 2003 gab die Deutsche Post eine Briefmarkte (45 cent) zum Viktualienmarkt heraus. | ||
== Literatur == | == Literatur == |