Alfons Falkner von Sonnenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Alfons Falkner von Sonnenburg''' (* 20. Oktober 1851 in Zweibrücken; † 1. März 1929 in Nizza <ref>Beiträge zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter, Duncker u. Humblot, 1968, [https://books.google.de/books?id=bvAsAAAAIAAJ&q=%22Er+starb+1929+in+Nizza+(H.+Lutz:+Deutscher+Krieg+und+Weltgewissen,+in:+ZBLG+25,+1962,%22&dq=%22Er+starb+1929+in+Nizza+(H.+Lutz:+Deutscher+Krieg+und+Weltgewissen,+in:+ZBLG+25,+1962,%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiAnMi0vdXjAhXNxqQKHYjGAmMQ6AEIKDAA S. 95]</ref>) war von 1. August 1914 bis 1. Oktober 1919 [[Pressereferat des Bayrischen Kriegsministeriums|Pressereferent des Bayrischen Kriegsministeriums]].
'''Alfons Falkner von Sonnenburg''' (* [[20. Oktober]] [[1851]] in Zweibrücken; † [[1. März]] [[1929]] in Nizza <ref>Beiträge zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter, Duncker u. Humblot, 1968, [https://books.google.de/books?id=bvAsAAAAIAAJ&q=%22Er+starb+1929+in+Nizza+(H.+Lutz:+Deutscher+Krieg+und+Weltgewissen,+in:+ZBLG+25,+1962,%22&dq=%22Er+starb+1929+in+Nizza+(H.+Lutz:+Deutscher+Krieg+und+Weltgewissen,+in:+ZBLG+25,+1962,%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiAnMi0vdXjAhXNxqQKHYjGAmMQ6AEIKDAA S. 95]</ref>) war von 1. August 1914 bis 1. Oktober 1919 [[Pressereferat des Bayrischen Kriegsministeriums|Pressereferent des Bayrischen Kriegsministeriums]].


== Soziale Herkunft ==
== Soziale Herkunft ==
Der Adel der Familie Falkner von Sonnenburg ist jüngeren Datums. Kurfürst [[Karl Albrecht]] nobilitierte 1727 den Umgeldner und Landgerichtsschreiber im oberpfälzischen Auersbach, Johann Michael Balthasar Falkner von Sonnenburg.<ref>Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels, Bd.1 1956, S. 786-789</ref>
Der Adel der Familie Falkner von Sonnenburg ist jüngeren Datums. Kurfürst [[Karl Albrecht]] nobilitierte 1727 den Umgeldner und Landgerichtsschreiber im oberpfälzischen Auersbach, Johann Michael Balthasar Falkner von Sonnenburg.<ref>Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels, Bd.1 1956, S. 786-789</ref>


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Betrachtet man die Aussage Sonnenburgs nach den Tagen der Novemberrevolution, so kann man der These von Heinrich Lutz vorbehaltlos zustimmen. Dies gilt auch für den angeführten Fall in der Frage der Behandlung der USPD</ref>
Betrachtet man die Aussage Sonnenburgs nach den Tagen der Novemberrevolution, so kann man der These von Heinrich Lutz vorbehaltlos zustimmen. Dies gilt auch für den angeführten Fall in der Frage der Behandlung der USPD</ref>
== Eintritt in das bayerische Kadettencorps ==
== Eintritt in das bayerische Kadettencorps ==
Für den Sohn des Gendarmeriehauptmanns August Falkner von Sonnenburg und dessen Ehefrau Caroline, eine geborene Belli di Pino bildete süddeutsches Bildungsgut den familiären Hintergrund. Der Eintritt in das bayerische Kadettencorps deutete auf eine geschlossene militärische Laufbahn, deren anfänglicher Verlauf zu hohen Erwartungen berechtigte.  
Für den Sohn des Gendarmeriehauptmanns August Falkner von Sonnenburg und dessen Ehefrau Caroline, eine geborene Belli di Pino bildete süddeutsches Bildungsgut den familiären Hintergrund. Der Eintritt in das bayerische Kadettencorps deutete auf eine geschlossene militärische Laufbahn, deren anfänglicher Verlauf zu hohen Erwartungen berechtigte.  
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1877 heiratete der katholische Offizier die in Sydney geborene Emma Mater. Die Braut gehörte der anglikanischen Kirche an. Das Kriegsministerium merkte anlässlich der Erlaubnis zur Heirat die „eigentümlichen Vermögensverhältnisse der Braut“ an.
1877 heiratete der katholische Offizier die in Sydney geborene Emma Mater. Die Braut gehörte der anglikanischen Kirche an. Das Kriegsministerium merkte anlässlich der Erlaubnis zur Heirat die „eigentümlichen Vermögensverhältnisse der Braut“ an.
Schon nach neun Jahren war Sonnenburg Witwer; sein Frau verstarb am 12. November 1886. In den folgenden Jahren verschlechterte sich sein physischer und psychischer Gesundheitszustand. Im Hinblick auf dies ungünstige Konstellation ist auch der weitere, wenig glückliche Verlauf der Sonnenburgschen militärischen Laufbahn zu sehen.
Schon nach neun Jahren war Sonnenburg Witwer; sein Frau verstarb am 12. November 1886. In den folgenden Jahren verschlechterte sich sein physischer und psychischer Gesundheitszustand. Im Hinblick auf dies ungünstige Konstellation ist auch der weitere, wenig glückliche Verlauf der Sonnenburgschen militärischen Laufbahn zu sehen.
== 1887 bis 1888 Ehrengerichtsverfahren ==
== 1887 bis 1888 Ehrengerichtsverfahren ==
Im Raum stand Missbrauch von Schutzbefohlenen nach § 174 StGB. Als Angehöriger des Generalstabes wurde der Sachverhalt nicht durch ein Strafgericht, sondern durch ein militärisches Ehrengericht sanktioniert.
Im Raum stand Missbrauch von Schutzbefohlenen nach § 174 StGB. Als Angehöriger des Generalstabes wurde der Sachverhalt nicht durch ein Strafgericht, sondern durch ein militärisches Ehrengericht sanktioniert.
Der dominante Charakter von Sonnenburgs, äußerte gegenüber einem sich nicht willfährig verhaltenden Zeugen, die damals gesellschaftlich akzeptierte Form der Morddrohung, er forderte ihn zum Duell auf, was eine weitere Sanktion durch ein Ehrengericht zur Folge hatte.
Der dominante Charakter von Sonnenburgs, äußerte gegenüber einem sich nicht willfährig verhaltenden Zeugen, die damals gesellschaftlich akzeptierte Form der Morddrohung, er forderte ihn zum Duell auf, was eine weitere Sanktion durch ein Ehrengericht zur Folge hatte.
In den Jahren 1887 bis 1888 trafen in kurzer Zeit drei militärische Bestrafungen, deren Auswirkungen und Hintergründe nicht spurlos an der Persönlichkeit des späteren Pressereferenten vorbeigehen konnten und nach eigener Anschauung auch nicht gingen.<ref>KA. Mkr. 17611, Bl. 123; KA. OP. 12469, o.Bl.</ref>
In den Jahren 1887 bis 1888 trafen in kurzer Zeit drei militärische Bestrafungen, deren Auswirkungen und Hintergründe nicht spurlos an der Persönlichkeit des späteren Pressereferenten vorbeigehen konnten und nach eigener Anschauung auch nicht gingen.<ref>KA. Mkr. 17611, Bl. 123; KA. OP. 12469, o.Bl.</ref>
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Wohl der schwerwiegendste Vorwurf der einem als Lehrer eingesetzten Offizier gemacht werden könne: In den Akten des Kriegsministeriums hieß es, Sonnenburg habe versucht, „durch Täuschung, Überredung und Missbrauch seiner über diesen jungen Offizier wohl bewußten Autorität als Vorgesetzter und älterer Freund unter Benutzung der durch Krankheit und Morphingenuß herbeigeführten Abspannung zur Abgabe einer einen Offizier … schwer belastenden schriftlichen Erklärung zu veranlassen“.
Wohl der schwerwiegendste Vorwurf der einem als Lehrer eingesetzten Offizier gemacht werden könne: In den Akten des Kriegsministeriums hieß es, Sonnenburg habe versucht, „durch Täuschung, Überredung und Missbrauch seiner über diesen jungen Offizier wohl bewußten Autorität als Vorgesetzter und älterer Freund unter Benutzung der durch Krankheit und Morphingenuß herbeigeführten Abspannung zur Abgabe einer einen Offizier … schwer belastenden schriftlichen Erklärung zu veranlassen“.
   
   
Sonnenburg kam das vom Korpsgeist getragene Verhalten und Denken des Offiziersstabes in weitem Maße zugute. So versuchte Generalmajor {{WL2|Ignaz von Godin}}, dem bisher so geschätzten Sonnenburg eine Art goldner Brücke zu bauen als er schrieb:
Sonnenburg kam das vom Korpsgeist getragene Verhalten und Denken des Offiziersstabes in weitem Maße zugute. So versuchte Generalmajor {{WL2|Ignaz von Godin}}, dem bisher so geschätzten Sonnenburg eine Art goldener Brücke zu bauen, als er schrieb:


Es wird sich nun fragen, hat Sonnenburg wider besseres Wissen die erwähnten Beschuldigungen erhoben, dann richtete sich die Spitze seiner Anklage gegen ihn selbst – oder aber war er seinersseits in einem Irrtum befangen, dann wird er Anlaß nehmen müssen, die dem … zugefügten schweren Beleidigungen zu widerrufen.<ref>KA. Mkr. 17612, B. 9</ref>
Es wird sich nun fragen, hat Sonnenburg wider besseres Wissen die erwähnten Beschuldigungen erhoben, dann richtete sich die Spitze seiner Anklage gegen ihn selbst – oder aber war er seinersseits in einem Irrtum befangen, dann wird er Anlaß nehmen müssen, die dem … zugefügten schweren Beleidigungen zu widerrufen.<ref>KA. Mkr. 17612, B. 9</ref>
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== 1895 Versetzung in den Ruhestand ==
== 1895 Versetzung in den Ruhestand ==
Gegen Ende desselben Jahres, 1895, nahm er als Major seinen Abschied „mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform mit dem für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen“.
Gegen Ende desselben Jahres, 1895, nahm er als Major seinen Abschied „mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform mit dem für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen“.
Bereits im Jahre 1892 hatten Sonnenburg, seinen weitgespannten Interessen entsprechend, eine Reise unternommen, die in Österreich beginnend, nach Ungarn, Bulgarien, in die Türkei und nach Griechenland führte.
Bereits im Jahre 1892 hatten Sonnenburg, seinen weitgespannten Interessen entsprechend, eine Reise unternommen, die in Österreich beginnend, nach Ungarn, Bulgarien, in die Türkei und nach Griechenland führte.
Der erst 44jährige Offizier zog sich nach seiner Pensionierung vom öffentlichen und gesellschaftlichen Leben fast ganz zurück und lebte mehrere Jahre in Holzkirchen, wo er sich mit militärisch philosophischen Studien beschäftigte.<ref>Vgl. MNN, 82 Jg. Nrl 70 (1929= vom 12. März 1929, S. 14 Im Innendeckel der Personalakte findet sich die Todesanzeige aus den MNN sowie ein kurzer Nachruf</ref>
 
Als militärischer Berichterstatter verschiedener deutscher Tageszeitungen, vornehmlich der [[Neuste Münchner Nachrichten|Münchner Neuesten Nachrichten]], unernahm er häufig weite Auslandsreisen, die sein politisches und journalistisches Auge maßgeblich geschärft haben dürften.<ref> Nach seinem Austritt aus der Armee scheint sich Sonnenburgs Interesse stärker dem publizistischen  Wirken zugewandt zu haben. So findet sich auch in den alldeutschen Blättern die Notiz: „In der Ortsgruppe München hielt sich am 12. v. M (vorigen Monats) Herr Major a. D. Falkner von Sonnenburg über die Machtverhältnisse in Ostasien einen Vortrag, der sehr gut besucht war und reichen Beifall fand.“ In: Alldeutsche Blätter, 4.1.1902, XII. Jg., Nr. 1. S. 5</ref>
Der erst 44-jährige Offizier zog sich nach seiner Pensionierung vom öffentlichen und gesellschaftlichen Leben fast ganz zurück und lebte mehrere Jahre in Holzkirchen, wo er sich mit militärisch philosophischen Studien beschäftigte.<ref>Vgl. MNN, 82 Jg. Nrl 70 (1929= vom 12. März 1929, S. 14 Im Innendeckel der Personalakte findet sich die Todesanzeige aus den MNN sowie ein kurzer Nachruf</ref>
 
Als militärischer Berichterstatter verschiedener deutscher Tageszeitungen, vornehmlich der [[Neuste Münchner Nachrichten|Münchner Neuesten Nachrichten]], unternahm er häufig weite Auslandsreisen, die sein politisches und journalistisches Auge maßgeblich geschärft haben dürften.<ref> Nach seinem Austritt aus der Armee scheint sich Sonnenburgs Interesse stärker dem publizistischen  Wirken zugewandt zu haben. So findet sich auch in den alldeutschen Blättern die Notiz: „In der Ortsgruppe München hielt sich am 12. v. M (vorigen Monats) Herr Major a. D. Falkner von Sonnenburg über die Machtverhältnisse in Ostasien einen Vortrag, der sehr gut besucht war und reichen Beifall fand.“ In: Alldeutsche Blätter, 4.1.1902, XII. Jg., Nr. 1. S. 5</ref>


1922 warnte von Sonnenburg {{WL2|Friedrich Wilhelm Foerster}}, dass dessen Name auf der Hitliste von Femeorganisationen stünde, worauf dieser das Deutsche Reich verließ.<ref>Von dem bayerischen Oberst Alfons Falkner von Sonnenburg gewarnt, daß sich sein Name auf den Abschußlisten der Femeorganisationen befinde und ihm wie Walter Rathenau die Ermordung durch Rechtsradikale drohe, floh Foerster aus Deutschland und kehrte nie mehr in seine Heimat zurück. Zunächst von der Schweiz, später von Paris aus wies er die deutsche wie die europäische Öffentlichkeit vergeblich auf die vom deutschen Christoph Koch, Vom Junker zum Bürger: Hellmut von Gerlach - Demokrat und Pazifist in Kaiserreich und Republik, Meidenbauer, 2009 - 430 S., [https://books.google.de/books?id=7c0qAQAAIAAJ&q=Alfons+Falkner+von+Sonnenburg+Foerster+Schweiz&dq=Alfons+Falkner+von+Sonnenburg+Foerster+Schweiz&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiXh7TdttXjAhWRMt4KHQBqDv8Q6AEIKDAA S. 154][https://books.google.de/books?id=-jIXAQAAIAAJ&q=Alfons+Falkner+von+Sonnenburg+gef%C3%A4hrlich&dq=Alfons+Falkner+von+Sonnenburg+gef%C3%A4hrlich&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjSoMSpvNXjAhUSDewKHSavAPEQ6AEIKDAA]</ref>
1922 warnte von Sonnenburg {{WL2|Friedrich Wilhelm Foerster}}, dass dessen Name auf der Hitliste von Femeorganisationen stünde, worauf dieser das Deutsche Reich verließ.<ref>Von dem bayerischen Oberst Alfons Falkner von Sonnenburg gewarnt, daß sich sein Name auf den Abschußlisten der Femeorganisationen befinde und ihm wie Walter Rathenau die Ermordung durch Rechtsradikale drohe, floh Foerster aus Deutschland und kehrte nie mehr in seine Heimat zurück. Zunächst von der Schweiz, später von Paris aus wies er die deutsche wie die europäische Öffentlichkeit vergeblich auf die vom deutschen Christoph Koch, Vom Junker zum Bürger: Hellmut von Gerlach - Demokrat und Pazifist in Kaiserreich und Republik, Meidenbauer, 2009 - 430 S., [https://books.google.de/books?id=7c0qAQAAIAAJ&q=Alfons+Falkner+von+Sonnenburg+Foerster+Schweiz&dq=Alfons+Falkner+von+Sonnenburg+Foerster+Schweiz&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiXh7TdttXjAhWRMt4KHQBqDv8Q6AEIKDAA S. 154][https://books.google.de/books?id=-jIXAQAAIAAJ&q=Alfons+Falkner+von+Sonnenburg+gef%C3%A4hrlich&dq=Alfons+Falkner+von+Sonnenburg+gef%C3%A4hrlich&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjSoMSpvNXjAhUSDewKHSavAPEQ6AEIKDAA]</ref>
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* Doris Fischer: ''Die Münchner Zensurstelle während des Ersten Weltkrieges. Alfons Falkner von Sonnenburg als Pressereferent im Bayerischen Kriegsministerium in den Jahren 1914 bis 1918/19.'' Phil. Diss., LMU München, Dissertationsdruck Schön, 1973 - 313 S.  
* Doris Fischer: ''Die Münchner Zensurstelle während des Ersten Weltkrieges. Alfons Falkner von Sonnenburg als Pressereferent im Bayerischen Kriegsministerium in den Jahren 1914 bis 1918/19.'' Phil. Diss., LMU München, Dissertationsdruck Schön, 1973 - 313 S.  


==Fußnoten==
== Einzelnachweise ===
<references/>
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{{SORTIERUNG:Sonnenburg, Alfons Falkner von}}
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[[Kategorie:Zensur]]
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