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'''Ruth Schaumann''' ( | '''Ruth Schaumann''' (geb. am 24. August [[1899]] in Hamburg — 13. März [[1975]] in [[München]]) war [[Lyriker]]in, [[Schriftsteller]]in, [[Bildhauer]]in und Zeichnerin. | ||
Sie war die Tochter des preußischen Offiziers Curt Schaumann und dessen Ehefrau Elisabeth, geborene Becker, und wuchs mit zwei Schwestern und dem früh verstorbenen Bruder Felix in der Garnisonstadt Hagenau im Elsass auf. Im Alter von sechs Jahren verlor Ruth Schaumann infolge einer schweren [[Scharlach]]erkrankung das Gehör. Mit ihrer Kinderfrau Ida Goretzki wurde sie nach Hamburg geschickt, wo sie mit zwei gehörlosen Kindern eines Großkaufmannes in dessen Haus privaten Unterricht erhielt. Während dieser Zeit erlernte sie das [[Lippenlesen]]. | |||
1917 zog Ruth Schaumann nach München, um den Beruf einer Modezeichnerin zu erlernen. In dieser Zeit entstanden erste Gedichte, die sie später in ihrem Erstlingswerk ''Die Kathedrale'' veröffentlichte. Auf Anregung des katholischen Priesters Alois Wurm bewarb sich Ruth Schaumann im Januar 1918 an der [[Königliche Kunstgewerbeschule München|Münchner Kunstgewerbeschule]] und wurde in die Bildhauerklasse von [[Joseph Wackerle]] aufgenommen. Auf Grund ihrer Plastik ''Verkündigung'' wurde sie bereits im Januar 1921 zur [[Meisterschüler]]in ernannt. | [[1917]] zog Ruth Schaumann nach München, um den Beruf einer Modezeichnerin zu erlernen. In dieser Zeit entstanden erste Gedichte, die sie später in ihrem Erstlingswerk ''Die Kathedrale'' veröffentlichte. Auf Anregung des katholischen Priesters Alois Wurm bewarb sich Ruth Schaumann im Januar 1918 an der [[Königliche Kunstgewerbeschule München|Münchner Kunstgewerbeschule]] und wurde in die Bildhauerklasse von [[Joseph Wackerle]] aufgenommen. Auf Grund ihrer Plastik ''Verkündigung'' wurde sie bereits im Januar 1921 zur [[Meisterschüler]]in ernannt. | ||
Im November 1923 erschien in der literarischen Monatsschrift ''[[Hochland (Zeitschrift)|Hochland]]'' der Aufsatz ''Ruth Schaumann: Plastik und Dichtung'', durch den die junge Künstlerin größere Bekanntheit erlangte. Dieser Artikel war das Ergebnis eines langen Interviews, das der Schriftleiter des '' | Im November 1923 erschien in der literarischen Monatsschrift ''[[Hochland (Zeitschrift)|Hochland]]'' der Aufsatz ''Ruth Schaumann: Plastik und Dichtung'', durch den die junge Künstlerin größere Bekanntheit erlangte. Dieser Artikel war das Ergebnis eines langen Interviews, das der Schriftleiter des ''Hochlands'', Friedrich Fuchs (1890–1948), mit Ruth Schaumann geführt hatte. Ein Jahr später heirateten Friedrich Fuchs und Ruth Schaumann in München, nachdem die Künstlerin aus eigenem Antrieb zur katholischen Religion konvertiert war. Der Ehe entstammen fünf Kinder. | ||
Im Februar 1935 verlor ihr Ehemann | Im Februar 1935 verlor ihr Ehemann seinen Schriftleiterposten. Ab 1935 galt Ruth Schaumanns künstlerisches Schaffen als „[[Entartete Kunst|entartet]]“. Als Schriftstellerin konnte sie weiter publizieren. 1937 erschien ihre Novelle ''Der Petersiliengarten'', 1941 der Roman ''Die Silberdistel''. | ||
Nach dem Ende des Krieges fertigte Ruth Schaumann vorwiegend sakrale Kunst: Altarbilder, | Nach dem Ende des Krieges fertigte Ruth Schaumann vorwiegend sakrale Kunst: Altarbilder, Skulpturen, Kreuzwege, Kirchenfenster. Außerdem veröffentlichte sie zahlreiche Romane und Erzählungen, teilweise mit eigenen Illustrationen. Höhepunkt ihres späten literarischen Schaffens ist ihr 1968 bei F. H. Kerle in Heidelberg erschienener autobiografischer Roman ''Das Arsenal''. | ||
Neben ihrem umfangreichen literarischen und bildnerischen Schaffen trat sie auch als [[Scherenschnitt]]-Künstlerin hervor. | Neben ihrem umfangreichen literarischen und bildnerischen Schaffen trat sie auch als [[Scherenschnitt]]-Künstlerin hervor. | ||
Ruth Schaumann starb am 13. März 1975 in München und wurde neben ihrem Mann auf dem [[Winthirfriedhof]] im Stadtteil [[Neuhausen-Nymphenburg|Neuhausen]] bestattet. | Ruth Schaumann starb am 13. März 1975 in München und wurde neben ihrem Mann auf dem [[Winthirfriedhof]] im Stadtteil [[Neuhausen-Nymphenburg|Neuhausen]] bestattet. | ||
Zum 100. Geburtstag von Ruth Schumann erschien 1999 im Hamburger Signum-Verlag | Zum 100. Geburtstag von Ruth Schumann erschien 1999 im Hamburger Signum-Verlag ihr unvollendetes Manuskript ''Der Kugelsack'', das als Fortsetzung des autobiographischen Romans angelegt ist. | ||
== Ehrungen == | == Ehrungen == | ||
* 1932: [[Literaturpreis der Landeshauptstadt München | * 1932: [[Literaturpreis]] der Landeshauptstadt München | ||
* 1959: | * 1959: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse | ||
* 1960: | * 1960:Die Kogge, ein Ehrenring der Stadt Minden | ||
* 1964: [[Bayerischer Verdienstorden]] | * 1964: [[Bayerischer Verdienstorden]] | ||
* 1974: päpstliche Auszeichnung [[Pro Ecclesia et Pontifice]] für ihre Verdienste um die [[Christliche Kunst]] | * 1974: päpstliche Auszeichnung [[Pro Ecclesia et Pontifice]] für ihre Verdienste um die [[Christliche Kunst]] | ||
* In [[Lebach]] ist die Ruth-Schaumann-Schule (Staatliche Förderschule Hören und Kommunikation) | * In [[Lebach]] ist die Ruth-Schaumann-Schule (Staatliche Förderschule Hören und Kommunikation) um sie zu ehren so benannt.<ref>https://ruthschaumannschule.wordpress.com/schule/, abgerufen am 10. April 2020.</ref> | ||
== Werke == | == Werke == | ||
Bildergalerie von Skulpturen und Werkverzeichnis bei Wikipedia | |||
=== Lyrische Titel === | |||
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* 1920: ''Die Kathedrale'' | * 1920: ''Die Kathedrale'' | ||
* 1924: ''Das Passional'' (2. Auflage) | * 1924: ''Das Passional'' (2. Auflage) | ||
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* 1969: ''Am Krippenrand''. Weihnachtsgedichte. | * 1969: ''Am Krippenrand''. Weihnachtsgedichte. | ||
=== | === Prosa === | ||
* 1929: ''Der blühende Stab'' (Novellen) | * 1929: ''Der blühende Stab'' (Novellen) | ||
* 1932: ''Amei: Geschichte einer Kindheit'' (autobiografisch) | * 1932: ''Amei: Geschichte einer Kindheit'' (autobiografisch) | ||
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** ''Zwei Geschichten. Der Kniefall. Der Apothekergehilfe'' | ** ''Zwei Geschichten. Der Kniefall. Der Apothekergehilfe'' | ||
* 1955: ''Die Taube''. Roman | * 1955: ''Die Taube''. Roman | ||
* 1968: ''Das Arsenal''. Roman | * 1968: ''Das Arsenal''. Roman | ||
* 1999: ''Der Kugelsack''. Roman, autobiografisch | * 1999: ''Der Kugelsack''. Roman, autobiografisch | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Rosa Marta Gómez Pato: ''„Schreiben als Zeuge zuckender schwieriger Jahrzehnte. Ruth Schaumann (1899–1975): Eine vergessene Autorin“''. In: ''Revista de Filología Alemana'', 16, 2008. S. 131–140. | * Rosa Marta Gómez Pato: ''„Schreiben als Zeuge zuckender schwieriger Jahrzehnte. Ruth Schaumann (1899–1975): Eine vergessene Autorin“''. In: ''Revista de Filología Alemana'', 16, 2008. S. 131–140. | ||
* Marie-Luise Herzog: ''Das Frauenproblem in den Romanen Ruth Schaumanns''. Dissertation | * Marie-Luise Herzog: ''Das Frauenproblem in den Romanen Ruth Schaumanns''. Dissertation, Universität Innsbruck, 1960. | ||
* Rolf Hetsch: ''Ruth Schaumann Buch''. Berlin o. J. | * Rolf Hetsch: ''Ruth Schaumann Buch''. Berlin o. J. | ||
* Anna Stolarczyk-Gembiak: ''Zwischen Christentum und Moderne: Ruth Schaumann und ihr Prosawerk im Dritten Reich.'' Verlag der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften, Posen, 2008. ISBN 978-83-706358-1-7. | |||
* Anna Stolarczyk-Gembiak: ''Zwischen Christentum und Moderne: Ruth Schaumann und ihr Prosawerk im Dritten Reich.'' Verlag der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften, Posen 2008 | |||
* Tomas Vollhaber: ''„Vom tiefen Schlummerruf der Taube“ – Gehörlosigkeit im literarischen Werk Ruth Schaumanns''. In: ''Das Zeichen'' 48, 1999, S. 228–241. | * Tomas Vollhaber: ''„Vom tiefen Schlummerruf der Taube“ – Gehörlosigkeit im literarischen Werk Ruth Schaumanns''. In: ''Das Zeichen'' 48, 1999, S. 228–241. | ||
* Tomas Vollhaber: ''Ruth Schaumanns unendliches Schreiben''. In: Ruth Schaumann: ''Der Kugelsack''. Hamburg 1999. S. 247–274 | * Tomas Vollhaber: ''Ruth Schaumanns unendliches Schreiben''. In: Ruth Schaumann: ''Der Kugelsack''. Hamburg, 1999. S. 247–274. ISBN 3-927731-70-6. | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
*[http://www.scherenschnitt.org/schaumann-ruth/ Deutscher Scherenschnittverein: Ruth Schaumann] | *[http://www.scherenschnitt.org/schaumann-ruth/ Deutscher Scherenschnittverein: Ruth Schaumann] | ||
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