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Ein erweiterter Schwabing-Begriff ergibt sich dadurch, dass viele Schwabinger Schlüssel-Adressen aus der Zeit der Schwabinger Bohème der Jahrhundertwende (1880–1920) heute de facto im Stadtteil [[Maxvorstadt]] liegen. Die ''Schwabinger Muse'' {{WL2|de:Fanny zu Reventlow|Franziska zu Reventlow}} sprach einst von einer geistigen Erweiterung Schwabings, die bis weit in die [[Maxvorstadt]] hinein reiche. | Ein erweiterter Schwabing-Begriff ergibt sich dadurch, dass viele Schwabinger Schlüssel-Adressen aus der Zeit der Schwabinger Bohème der Jahrhundertwende (1880–1920) heute de facto im Stadtteil [[Maxvorstadt]] liegen. Die ''Schwabinger Muse'' {{WL2|de:Fanny zu Reventlow|Franziska zu Reventlow}} sprach einst von einer geistigen Erweiterung Schwabings, die bis weit in die [[Maxvorstadt]] hinein reiche. | ||
==Geschichte / Mythos Schwabing== | ==Geschichte / Mythos Schwabing== | ||
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Dass auch Adolf Hitler vorübergehend Schwabinger war, gereicht dem Viertel zwar nicht zur Ehre, es ist aber auch nicht untypisch für Schwabing, dass auch ein Möchtegern-Künstler wie Hitler sich von dessen anregender Szene angezogen fühlte; nach der Ermordung Kopfs der Räterepublik [[Kurt Eisner]] 1919 erschien er angeblich als Trauergast auf dessen Beerdigung, im Café Stefanie warb er um Verbündete. | Dass auch Adolf Hitler vorübergehend Schwabinger war, gereicht dem Viertel zwar nicht zur Ehre, es ist aber auch nicht untypisch für Schwabing, dass auch ein Möchtegern-Künstler wie Hitler sich von dessen anregender Szene angezogen fühlte; nach der Ermordung Kopfs der Räterepublik [[Kurt Eisner]] 1919 erschien er angeblich als Trauergast auf dessen Beerdigung, im Café Stefanie warb er um Verbündete. | ||
Bekannteste Künstlerkneipe in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg war der "[[Simplicissimus]]" in der [[Türkenstraße]], heute unter dem Namen [[Alter Simpl]] noch am selben Ort. Joachim Ringelnatz war dort der "Hausdichter". Das Café Stefanie in der [[Amalienstraße]] war ein anderer wichtiger Treff der Schwabinger Künstlerszene. | Bekannteste Künstlerkneipe in der Zeit vor dem [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] war der "[[Simplicissimus]]" in der [[Türkenstraße]], heute unter dem Namen [[Alter Simpl]] noch am selben Ort. Joachim Ringelnatz war dort der "Hausdichter". Das Café Stefanie in der [[Amalienstraße]] war ein anderer wichtiger Treff der Schwabinger Künstlerszene. | ||
Das Schwabinger Satire-Blatt Simplicissimus aus dem Albert-Langen-Verlag mit seinem Signet, der roten Bulldogge, wurde zum Symbol für beißende Kritik an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen, [[Thomas Theodor Heine]], [[Olaf Gulbransson]], [[Bruno Paul]], [[Eduard Thöny]], [[Rudolf Wilke]] waren die berühmtesten dort tätigen Künstler. Die Kulturzeitschrift [[Jugend (Zeitschrift)|Jugend]] verlegt von Georg Hirth, gab der deutschen Variante des Art Nouveau, dem [[Jugendstil]], ihren Namen. Mit diesen beiden seit [[1896]] existierenden Zeitschriften war das München - bzw. sein Bezirk Schwabing - der [[Prinzregent]]enzeit im Zeitalter autoritärer Zensur mit Abstand der liberalste Ort Deutschlands, vor allem im Vergleich mit Berlin - auch wenn Schwabing zahlreiche Strafprozesse hervorbrachte, sei es wegen Gotteslästerung, Majestätsbeleidigung (des deutschen Kaisers) oder Abweichung von der herrschenden Sexualmoral. | Das Schwabinger Satire-Blatt Simplicissimus aus dem Albert-Langen-Verlag mit seinem Signet, der roten Bulldogge, wurde zum Symbol für beißende Kritik an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen, [[Thomas Theodor Heine]], [[Olaf Gulbransson]], [[Bruno Paul]], [[Eduard Thöny]], [[Rudolf Wilke]] waren die berühmtesten dort tätigen Künstler. Die Kulturzeitschrift [[Jugend (Zeitschrift)|Jugend]] verlegt von Georg Hirth, gab der deutschen Variante des Art Nouveau, dem [[Jugendstil]], ihren Namen. Mit diesen beiden seit [[1896]] existierenden Zeitschriften war das München - bzw. sein Bezirk Schwabing - der [[Prinzregent]]enzeit im Zeitalter autoritärer Zensur mit Abstand der liberalste Ort Deutschlands, vor allem im Vergleich mit Berlin - auch wenn Schwabing zahlreiche Strafprozesse hervorbrachte, sei es wegen Gotteslästerung, Majestätsbeleidigung (des deutschen Kaisers) oder Abweichung von der herrschenden Sexualmoral. |
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