Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst
Die Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst wurde am 14. Mai 1910 in den Hallen des ehemaligen Münchner Messegeländes eröffnet. Sie war und blieb die größte bis heute je gezeigte Ausstellung islamischer Kunst.
Rund 3600 Exponate aus internationalen Sammlungen und Museen wurden gezeigt. Viele dieser Werke gelten bis heute als Wiegenstücke der islamischen Kunst. Die Ausstellung wurde zur bedeutenden Weichenstellung für die Wahrnehmung dieser Kunst im Westen.
Polenteppich
Es muss hier noch eine Gattung von Teppichen erwähnt werden, die durch ihre stilisierten Blumenmuster in leuchtendem Farbenreichtum auf gold- und silberschimmerndem Grunde besondere Beachtung verdienen und über deren Herkunft heute im Gegensatz zur damaligen Zeit keine Zweifel bestehen. Es sind dieses Seidenteppiche, die sog. Polenteppiche (Provinienz). Der fast rokokohaften Verfeinerung des damaligen Zeitgeschmacks entsprechen sie viel eher - über ihre Leuchtkraft sagt Pope denn auch an anderer Stelle mit Recht, dass sie "all reflect the spirit of the court at Isfahän" (etwa: … sie atmen den Geist des Hofs von IsfahanW).[1]
Aussteller
- Lehmann BernheimerW war im Arbeits-Ausschuß der Ausstellung, 1882 erfolgte die Ernennung des Kaufmanns zum Königlich-Bayrischen Hoflieferanten durch König Ludwig II., der zwei Jahre später die Ernennung zum ersten Königlich-Bayrischen Kommerzienrat folgte.
Exponate:
- acht Teppiche (Kat.-Nr. 13, 22, 43, 53, 63, 64, 129, 163)
- sechs weitere Objekte: einen türkischen Goldbrokatstoff (Kat.-Nr. 2643)
- ein mittelalterlicher Bronzekessel aus Westturkestan (Kat.-Nr.3016),
- eine Öllampe des 12. Jahrhunderts (Kat.-Nr. 3023)
- zwei Oberteile von Moscheeampeln (Kat.-Nr.3216, 3217)
- ein persisches Schreibzeug aus dem 18. Jahrhundert (Kat.-Nr. 3242).
- Julius Böhler (1860–1934) war im Arbeits-Ausschuß der Ausstellung,
Exponate:
- fünf Teppiche aus: Kat.-Nr. 21, 29, 38, 61, 78, sowie Kat. Nr. 1615
- eine spanische Vase aus dem 14. Jahrhundert
- Augsburger Standuhr des 17. Jahrhunderts mit orientalistischem Dekor. Kat.-Nr. 2047 war eine
- eine ägyptische Elfenbeinplatte des 13./14.Jahrhunderts mit eingeschnittenen Schrift-motiven Kat.-Nr.2172
- ein gravierter und vergoldeter Bronzeteller Kat.-Nr. 3180.
Exponate:
- ein persischer und zwei kleinasiatische Teppiche Kat.-Nr.79,107, 128
- ein venezianischer Buchdeckel Kat.-Nr. 643
- eine Keramik aus Sultanabad Kat.-Nr.1239
- vier osmanische Keramiken verschiedener Zeit Kat.-Nr.1453, 1469, 1477, 1491
- eine spanisch-maurische Schüssel des 16. Jahrhunderts Kat.-Nr.1513
- drei spanisch-maurische Albarelli des 15./16.Jahrhunderts Kat.-Nr.1622, 1623, 1637[2]
Akteure im Umfeld
- Luitpold von Bayern: Schirmherr
- Rupprecht von Bayern: Finder der Münchner Polenteppiche
- Benno BeckerW war mit der künstlerische Ausgestaltung der Ausstellungsräume betraut und ihm wurde durch Luitpold von Bayern der Ehrentitels eines Professors verliehen.
- Ludwig von Bürkel war Hofsekretär von Ludwig II. und Herausgeber der "Münchner Jahrbuchs der bildenden Kunst".
- Friedrich SarreW: Experte für sog. Polenteppiche, Forscher muslim. Stätten. Bei der von Sarre mit vorbereiteten Ausstellung waren zahlreiche Stücke aus seiner Privatsammlung präsent.
Links, Literatur
- Eva-Maria Troelenberg, Eine Ausstellung wird besichtigt: die Münchner "Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst
- http://www.brynmawr.edu/collections/nehgradintern/iranica/fragmentessay.htm
- Verlagsseite Link defekt
- Teppich-Fotografie aus Friedrich Paul Theodor Sarre, 1865-1945: Die Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst in München, 1910,, Scan beim Brooklyn Museum
- http://www.marc.uni-muenchen.de/veranstaltungen/symposien/onehundredyears/index.html
Fußnoten
- ↑ Vgl. dazu über die im Iranischen Teppichmuseum ausgestellte Seidenstücke, Artikel bei Wikipedia
- ↑ Friedrich Sarre, Frederik R. Martin (Hg.): Meisterwerke muhammedanischer Kunst. Amtlicher Katalog. 3 Bände. München, 1910; zitiert nach
Annette Hagedorn, Islamische Kunst im Besitz deutsch-jüdischer Privatsammler in München vor 1939, erschienen in HEFT 2·2012 der MÜNCHNER BEITRÄGE ZUR JÜDISCHEN GESCHICHTE UND KULTUR, Hrsg. Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur, an der LMU, Michael Brenner, Seiten 80- 94, S. 747