Wilhelmsgymnasium

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Adresse

Thierschstraße 46
D-80538 München

Zur Geschichte

Das Wilhelmsgymnasium in München wurde 1559 von Albrecht V. als "Paedagogium" gegründet, wurde aber 1849 nach dem vermeintlichen Gründer Wilhelm V. benannt. Bis 1773 wurde das Gymnasium von den Jesuiten geleitet ("Jesuiten-Gymnasium"). Das heutige Gebäude an der Thierschstraße (Ecke Maximilianstraße) wurde 1879 im Stil der Neorenaissance errichtet.

Das Gymnasium bezeichnet sich als ein "Humanistisches Gymnasium", in dem für die ca. 500 Schüler die Sprachen in der zeitlichen Reihenfolge Lateinisch, Englisch, Griechisch und zum Schluss eine romanische Sprache angeboten werden.

Das Wilhelmsgymnasium wurde 1559 von Herzog Albrecht V. "nit allein" als "ain gemaine Kinderschuel", sondern als "Paedagogium" gegründet. Nach ihrem vermeintlichen Stifter, Herzog Wilhelm V., erhielt sie 1849 ihren heutigen Namen. Geprägt von der pädagogischen Sensibilität, dem weltoffenen Humanismus und der tiefen Religiosität der Jesuiten, die bis 1773 die Schule leiteten, gingen von dieser Bildungsstätte durch die Jahrhunderte starke literatische (z.B. Zentrum der neulateinischen Literatur: J.Biedermann, J. Balde) und bildungsreformerische (F. W. Thiersch: "Praeceptor Bavariae") Impulse aus. Von dieser Tradition zeugt noch heute der kostbare Bücherbestand der alten Bibliothek.

Das Gebäude

Das 1877 errichtete Gebäude im Stil der Neorenaissance fügt sich harmonisch in das Ensemble der übrigen Gebäude der Maximilianstraße ein. Im Vergleich mit den 450 Jahren Schulgeschichte nehmen sich die 125 Jahre, in denen sich das Wilhelmsgymnasium in dem eigenen Gebäude an der Ecke Maximilians-/Thierschstraße befindet, eher bescheiden aus. Die Kritik an den unzumutbaren Bedingungen der provisorischen Unterkünfte und die Anforderungen eines umfassenderen Bildungsbegriffs haben in der Mitte des 19. Jahrhunderts dazu geführt, dass endlich ein eigenes Schulgebäude für das Gymnasium gebaut werden konnte. Mit finanzieller Unterstützung König Ludwigs II. wurde nach den Plänen Carl von Leimbachs ein Gebäude errichtet, das innen den Kriterien "Ruhe, Raum, Luft, Licht" genügte, nach außen den humanistischen Bildungsgedanken in bayerischer Ausprägung mit einer Neorenaissancefassade zu Stein werden ließ.

Die Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums

Seit der Gründung des Jesuitenkollegs im Jahr 1559 wurde die Bibliothek für den Lehrbetrieb durch Schenkungen und Zuerwerb reich ausgestattet. Sie enthält noch zahlreiche Werke aus der Frühzeit des Buchdrucks, vor allem auch Erstausgaben klassischer Autoren. Bis zur Säkularisation wurden die Bestände auf vielen Wissensgebieten kontinuierlich ergänzt und aktualisiert. Ein Schwerpunkt blieb die antike Literatur, hinzu kamen zahlreiche Werke der neulateinischen Dichtung, zumal zwei von deren Hauptvertretern, Jacob Bidermann (1578-1639) und Jakob Balde (1603-1669), an der Schule als Lehrer tätig waren.

Gut vertreten ist auch die deutsche Literatur vom Barock bis zur Romantik, desgleichen Geographie, Naturwissenschaften, bayerische und europäische Geschichte sowie Reiseliteratur aus drei Jahrhunderten.

Die Bibliothek umfasst etwa 11 000 Bände, von denen allerdings 20 bis 30 Prozent nach Maßnahmen zur Konservierung oder Restaurierung verlangen: Auslagerung in den letzten Kriegsmonaten und unsachgemäße Unterbringung auch nach Kriegsende führten zu vielfältigen Formen mechanischer oder chemischer Schädigung: Feuchtigkeit, Pilz- und Milbenbefall und sonstige ungünstige Einflüsse taten an wertvollsten Bänden teils verheerende Wirkung.

Seit März 2000 unternimmt die Schule in Eigeninitiative erste Schritte zu einer umfassenden Sanierung. Über Buchpflegschaften und eine Reihe von Einzelspenden, vor allem von Eltern und ehemaligen Schülern, konnten bereits einige Restaurierungs-projekte durchgeführt werden, auch eine Reihe mechanisch beschädigter Bücher ist inzwischen wiederhergestellt oder neu gebunden.

Warum Latein, warum Altgriechisch???

Seit seiner Gründung im Jahre 1559 hält das Wilhelmsgymnasium durch den Wandel der Zeiten hindurch an der humanistischen Bildungstradition fest. Heute bedeutet dies: In der 5. Klasse wird mit Latein als erster Fremdsprache begonnen, in der 6. folgt Englisch, in der 9. Griechisch und in der 11. wird eine romanische Sprache angeboten, also ziemlich genau das, was z.B. der Unternehmensberater Roland Berger fordert. Warum jedoch Latein und Griechisch für junge Menschen, die EU-Erweiterung und Globalisierung erleben? -die Vermittlung einer anspruchsvollen, fächerübergreifenden Allgemeinbildung, welche durch die Kontrastierung mit der Gegenwart dazu befähigt die gerade herrschenden Vorurteile als solche zu durchschauen, -eine Erziehung zu geistiger Wachheit und zur Studierfähigkeit durch vertiefte Sprach- und Lesekompetenz und Einübung in problemlösendes Denken, -Persönlichkeitsbildung und Entwicklung von Führungsqualitäten durch Erziehung zu Leistungsbereitschaft, Ethos und intellektueller Beweglichkeit. Was kann die Beschäftigung mit der antiken Gedankenwelt uns heute nützen? Ist nicht alles, was davon für die (westliche) Welt wichtig war, bereits in unser Denken eingegangen? "No period of time since the late Middle Ages has been more in need of the wisdom of classical antiquity as a counterweight to its own errors and aberrations than ours." (Kurt von Fritz) Die Situation unserer Gegenwart ist geprägt vom Gegensatz zwischen den an Geld und Macht orientierten westlichen Ländern und den den Geboten Allahs gehorchenden islamischen Ländern. So sehr die antiken Denker von Sokrates bis Seneca auch in nicht unbedeutenden Details von einander abwichen, darin waren alle sich einig, dass man über seine Ziele selbst nachdenken muss und dass sie keinesfalls mit Macht und Reichtum zusammenfallen. Antike also als Inspiration für einen dritten Weg heute?

Bekannte Schüler oder Absolventen (alphabetisch)


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