Hildebrandhaus: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Hildebrandhaus''' in der [[Maria-Theresia-Straße]] 23 in [[Bogenhausen]] wurde von 1895—98 auf Initiative von [[Adolf von Hildebrand]] unter der Leitung von [[Gabriel von Seidl]] als bürgerliche ''Wohnvilla'' errichtet. Die Fassaden sind in ländlich-barockem Stil nach Art der süddeutschen Schlossbautradition gehalten. Der L-förmige Grundriss des Wohntraktes ist durch einen an der Innenecke erbauten Treppenhausturm besonders betont. Dem zur Süd- und Westseite des Grundstücks hin gelegenen Wohntrakt mit Terrasse, Brunnen und Garten waren auf der Nord- und Ostseite mehrere große Ateliers angegliedert.
Das '''Hildebrandhaus''' in der [[Maria-Theresia-Straße]] 23 in [[Bogenhausen]] wurde von 1895 — [[1898]] auf Initiative von [[Adolf von Hildebrand]] unter der Leitung von [[Gabriel von Seidl]] als bürgerliche ''Wohnvilla'' errichtet. Die Fassaden sind in ländlich-barockisierendem Stil in der Art der süddeutschen Schlossbautradition gehalten.  


Anfang 1898 zog Hildebrand mit seiner Frau Irene und den sechs Kindern, fünf Töchtern und einem Sohn ein. Als entschiedener Gegner und langjähriger Kritiker der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] musste er nach Hitlers Machtergreifung Deutschland verlassen und emigrierte 1933 nach Amerika. Die Familie verkaufte das Haus an Elisabeth Braun. Von 1937 bis 1941 gewährte sie in ihrem Haus fünfzehn verfolgten Mitbürgern Obdach. 1939 erhielt Elisabeth Braun erstmals von der "Arisierungsstelle" die Aufforderung, ihr Haus zu verkaufen, wogegen sie sich bis zuletzt wehrte. Elisabeth Braun wurde am 15. November 1941 zusammen mit tausend Münchner Juden nach Kaunas (Litauen) deportiert und ermordet. In ihrem Testament bestimmte Elisabeth Braun die [[Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern|Evangelisch-Lutherische Landeskirche]] zur Alleinerbin. Diese verkaufte das Anwesen an einen Bauunternehmer. Bis 1969 zogen die letzten Mieter aus, und das Haus verfiel rapide. 1969 wurde vom Eigentümer eine Abrissgenehmigung für das stark sanierungsbedürftige Haus beantragt, um ein Bürogebäude zu errichten. Der [[Stadtrat]] stimmte dagegen.
Der L-förmige Grundriss des Wohntraktes ist durch einen an der Innenecke erbauten Treppenhausturm besonders betont. Dem zur Süd- und Westseite des Grundstücks hin gelegenen Wohntrakt mit Terrasse, Brunnen und Garten waren auf der Nord- und Ostseite mehrere große Ateliers angegliedert.


Das Haus ging dann noch durch weitere Hände, die erneut Abrissgenehmigungen beantragten. Weil es damals noch kein Bayerisches [[Denkmalschutz]]gesetz gab, wurde die Stadt München im Jahr 1970 durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zur Erteilung der Abbruchgenehmigung verurteilt. Erst in allerletzter Minute gelang es der Stadt München, durch eine Vollstreckungsgegenklage den Abriss zu verhindern. Am 1.10.1973 wurde das Hildebrandhaus unter Denkmalschutz gestellt, im Oktober 1974 erwarb die Stadt München das Haus. Die originalgetreue Restaurierung war 1977 abgeschlossen. Heute hat die [[Monacensia]] ihren Sitz im Hildebrandhaus.
Anfang 1898 zog Hildebrand mit seiner Frau Irene und den sechs Kindern, fünf Töchtern und einem Sohn ein. Als entschiedener Gegner und langjähriger Kritiker der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] musste er nach Hitlers Machtergreifung Deutschland verlassen und emigrierte 1933 nach Amerika. Die Familie verkaufte das Haus an [[Elisabeth Braun]]. Von 1937 bis 1941 gewährte sie in ihrem Haus fünfzehn verfolgten Mitbürgern Obdach.  


Um die Zukunftsfähigkeit der Monacensia zu sichern, hat der Stadtrat im Jahr 2011 eine gründliche Sanierung des Hildebrandhauses beschlossen. Die Renovierungsarbeiten begannen im Sommer 2013, die Wiedereröffnung ist für November 2015 geplant.
1939 erhielt Elisabeth Braun erstmals von der "Arisierungsstelle" die Aufforderung, ihr Haus zu verkaufen, wogegen sie sich bis zuletzt wehrte. Elisabeth Braun wurde am 15. November 1941 zusammen mit tausend Münchner Juden nach Kaunas (Litauen) deportiert und ermordet. In ihrem Testament bestimmte Elisabeth Braun die [[Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern|Evangelisch-Lutherische Landeskirche]] zur Alleinerbin. Diese verkaufte das Anwesen an einen Bauunternehmer. Bis 1969 zogen die letzten Mieter aus, und das Haus verfiel rapide. 1969 wurde vom Eigentümer eine Abrissgenehmigung für das stark sanierungsbedürftige Haus beantragt, um ein Bürogebäude zu errichten. Der [[Stadtrat]] stimmte dagegen.
 
Das Haus ging dann noch durch weitere Hände, die erneut Abrissgenehmigungen beantragten. Weil es damals noch kein Bayerisches [[Denkmalschutz]]gesetz gab, wurde die Stadt München im Jahr 1970 durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zur Erteilung der Abbruchgenehmigung verurteilt. Erst in allerletzter Minute gelang es der Stadt München, durch eine Vollstreckungsgegenklage den Abriss zu verhindern.
 
 
Am 1.10.1973 wurde das Hildebrandhaus unter Denkmalschutz gestellt, im Oktober 1974 erwarb die Stadt München das Haus. Die originalgetreue Restaurierung war [[1977]] abgeschlossen. Heute hat die Sammlung [[Monacensia]] ihren Sitz im Hildebrandhaus.
 
Um die Zukunftsfähigkeit der Monacensia zu sichern, hat der Stadtrat im Jahr 2011 eine gründliche Sanierung des Hildebrandhauses beschlossen. Die Renovierungsarbeiten begannen im Sommer [[2013]], die Wiedereröffnung ist für November 2015 geplant.


[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Villa]]
[[Kategorie:Maria-Theresia-Straße]]
[[Kategorie:Maria-Theresia-Straße]]

Version vom 26. November 2013, 22:57 Uhr

Hildebrandhaus, 1903

Das Hildebrandhaus in der Maria-Theresia-Straße 23 in Bogenhausen wurde von 1895 — 1898 auf Initiative von Adolf von Hildebrand unter der Leitung von Gabriel von Seidl als bürgerliche Wohnvilla errichtet. Die Fassaden sind in ländlich-barockisierendem Stil in der Art der süddeutschen Schlossbautradition gehalten.

Der L-förmige Grundriss des Wohntraktes ist durch einen an der Innenecke erbauten Treppenhausturm besonders betont. Dem zur Süd- und Westseite des Grundstücks hin gelegenen Wohntrakt mit Terrasse, Brunnen und Garten waren auf der Nord- und Ostseite mehrere große Ateliers angegliedert.

Anfang 1898 zog Hildebrand mit seiner Frau Irene und den sechs Kindern, fünf Töchtern und einem Sohn ein. Als entschiedener Gegner und langjähriger Kritiker der Nationalsozialisten musste er nach Hitlers Machtergreifung Deutschland verlassen und emigrierte 1933 nach Amerika. Die Familie verkaufte das Haus an Elisabeth Braun. Von 1937 bis 1941 gewährte sie in ihrem Haus fünfzehn verfolgten Mitbürgern Obdach.

1939 erhielt Elisabeth Braun erstmals von der "Arisierungsstelle" die Aufforderung, ihr Haus zu verkaufen, wogegen sie sich bis zuletzt wehrte. Elisabeth Braun wurde am 15. November 1941 zusammen mit tausend Münchner Juden nach Kaunas (Litauen) deportiert und ermordet. In ihrem Testament bestimmte Elisabeth Braun die Evangelisch-Lutherische Landeskirche zur Alleinerbin. Diese verkaufte das Anwesen an einen Bauunternehmer. Bis 1969 zogen die letzten Mieter aus, und das Haus verfiel rapide. 1969 wurde vom Eigentümer eine Abrissgenehmigung für das stark sanierungsbedürftige Haus beantragt, um ein Bürogebäude zu errichten. Der Stadtrat stimmte dagegen.

Das Haus ging dann noch durch weitere Hände, die erneut Abrissgenehmigungen beantragten. Weil es damals noch kein Bayerisches Denkmalschutzgesetz gab, wurde die Stadt München im Jahr 1970 durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zur Erteilung der Abbruchgenehmigung verurteilt. Erst in allerletzter Minute gelang es der Stadt München, durch eine Vollstreckungsgegenklage den Abriss zu verhindern.


Am 1.10.1973 wurde das Hildebrandhaus unter Denkmalschutz gestellt, im Oktober 1974 erwarb die Stadt München das Haus. Die originalgetreue Restaurierung war 1977 abgeschlossen. Heute hat die Sammlung Monacensia ihren Sitz im Hildebrandhaus.

Um die Zukunftsfähigkeit der Monacensia zu sichern, hat der Stadtrat im Jahr 2011 eine gründliche Sanierung des Hildebrandhauses beschlossen. Die Renovierungsarbeiten begannen im Sommer 2013, die Wiedereröffnung ist für November 2015 geplant.