Bettina Heinen-Ayech: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 31. Mai 2021, 21:59 Uhr

Die Malerin Bettina Heinen-Ayech (Künstlername war Bettina; geboren am 3. September 1937 in Solingen; gestorben am 7. Juni 2020 in München) stammte aus dem Allgäu und hat einen Teil ihrer Ausbildung in München erhalten. Bekannt wurde sie durch farbige Landschaftsansichten aus Algerien.

Biographie

Bettina Heinen-Ayech war die Tochter des aus Bauchem gebürtigem Journalisten Johann Jakob Josef „Hanns“ Heinen (1895–1961), langjähriger Chefredakteur des Solinger Tageblatts und der Branchenzeitung Eberswalder Offertenblatt, der sich auch als Lyriker und Dramatiker betätigte.[2] Ihre Mutter Erna, geborene Steinhoff (1898–1969), wurde in Düsseldorf geboren und entstammte aus einer westfälischen Familie mit Sitz auf dem Rittergut Haus Ahse bei Soest.[3][4] Bettina Heinen hatte drei Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester; die Kinder wuchsen in einem von Kunst und Offenheit geprägten Elternhaus in Solingen auf.[5] Die Familie lebte in einem alten Fachwerkhaus im Ortsteil Höhscheid, ehemaliges Steigerhaus eines dortigen Bleibergwerks, das Heinen bei den Aufenthalten in ihrer Heimatstadt bis ins hohe Alter weiterhin bewohnte.

Während des Zweiten Weltkriegs lebte Bettina Heinen ab 1942 mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in Kreuzthal-Eisenbach bei Isny im Allgäu, später stieß der Maler und Freund der Familie, Erwin Bowien (1899–1972), dazu, der 1942 nach zehnjährigem Aufenthalt in den Niederlanden nach Deutschland zurückgekehrt war und sich auf ständiger Flucht vor den NS-Behörden befand. Der Vater Hanns Heinen folgte 1944, nachdem er einen Artikel über die wirkliche Lage Deutschlands veröffentlicht hatte. Gegen ihn und Bowien trafen in Kreuzthal Haftbefehle ein, die „das Postfräulein zerriss“, wie Heinen später angab.

Von 1948 bis 1954 besuchte die junge Bettina Heinen das Solinger August-Dicke-Mädchengymnasium, wo eine Lehrerin ihr Talent erkannte und förderte. Eine erste künstlerische Ausbildung erhielt sie durch Bowien, der 1945 zur Familie Heinen – ins sogennante "Schwarze Haus" zog und der bis zu seinem Tod ihr Mentor blieb.[3] Ab 1954 besuchte sie die Kölner Werkschulen und dort die Klasse für monumentale Wandmalerei von Otto Gerster, dabei wurden ihr drei Vorklassen erlassen.[9] 1955 wurden erstmals Werke von Bettina Heinen – 20 Aquarelle und Zeichnungen – im Kursaal von Bad Homburg ausgestellt. Bilder der damals 18jährigen Bettina Heinen wurden von der Frankfurter Galeristin Hanna Bekker vom Rath in die Gruppenausstellung Deutsche Kunst der Gegenwart (1955/56) aufgenommen, in der diese neben Kunstwerken von Karl Schmidt-Rottluff, Paul Klee, Max Beckmann, Max Ernst, Ernst Ludwig Kirchner und Käthe Kollwitz auf einer Tournee durch Südamerika, Afrika und Asien gezeigt wurden. Schmidt-Rottluff riet ihr: „Bettina, bleib Dir treu!“

Anschließend folgten ein Studium bei Hermann Kaspar an der Kunstakademie München sowie Reisen ins Tessin. Ab 1958 studierte Bettina Heinen an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen und machte die erste von mehreren Reisen nach Norwegen, wo sie am Fuß der Sieben Schwestern eine Hütte erwarb.[9] 1959 und 1962 erhielt Bettina Heinen Stipendien des Kultusministeriums von Nordrhein-Westfalen. Es folgten Malaufenthalte auf Sylt, im Tessin und Norwegen sowie in Paris. 1962 machte Bettina Heinen ihre erste Nordafrika-Reise, als sie vom Deutschen Kulturinstitut nach Kairo eingeladen wurde.[9]

In Paris lernte Heinen 1960 im Jardin du Luxembourg ihren späteren Ehemann, den Algerier Abdelhamid Ayech (1926–2010), kennen, als sie dort gemeinsam mit Bowien malte. Zwei Jahre nach der Geburt von Tochter Diana im Jahre 1961 zog die Familie nach Guelma, dem Heimatort von Ayech in Algerien, das inzwischen von Frankreich unabhängig geworden war; 1969 wurde der Sohn Haroun geboren.[10] In den folgenden Jahrzehnten pendelte Bettina Heinen-Ayech zwischen Solingen und Algerien, wo sie auf der Suche nach Motiven in ihrem Auto, „einem Vehikel, das einst als R4 geboren wurde“, zu einer bekannten Erscheinung wurde, „im Mundwinkel die unvermeidliche Zigarettenspitze“. Ihre Liebe zu Algerien beruhe auch auf der Liebe zu ihrem Mann Hamid, einem „freien und mutigen Mann“, so Bettina Heinen-Ayech.[12]

1968 wurden erste Werke von Bettina Heinen-Ayech vom Nationalmuseum in Algier (Musée National des beaux-arts d’Alger) angekauft, und 1976 wurde sie mit dem Grand Prix de la ville d’Alger ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde sie Vorsitzende des Freundeskreises Erwin Bowien (Bowien war 1972 verstorben). 1992 wurde im Musée National des beaux-arts d’Alger eine Retrospektive mit 120 ihrer Bilder ausgestellt. 1993 erhielt sie den Kulturpreis der Solinger Bürgerstiftung Baden.


2004 wurde in Algier eine zweite große Retrospektive ihrer Werke gezeigt, die Ausstellung stand unter der Schirmherrschaft der damaligen algerischen Kultusministerin Khalida Toumi; 2006 wurde sie erneut von der algerischen Regierung geehrt. Im selben Jahr wurde während ihrer Abwesenheit in ihr Haus in Solingen eingebrochen, es wurden gezielt sechs Gemälde von Erwin Bowien gestohlen.

Bis 2018 wurden Heinen-Ayechs Bilder in über 100 Einzel- und zahlreichen Gruppenausstellungen in Europa, Amerika und in Afrika gezeigt.[14] Ihr Vorname „Bettina“ etablierte sich als ihr Künstlername, auch in der arabischen Schreibweise بتينا.


Bettina Heinen-Ayechs Leben und Werk wurde in Büchern und Filmen dargestellt. 2012 kehrte sie erstmals nach dem Krieg nach Kreuzthal im Allgäu zurück und wurde dabei von einem Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks begleitet.

Bettina Heinen-Ayech verstarb am 7. Juni 2020 im Alter von 82 Jahren in München.

2020 wurde an dem Elternhaus, dem sogenannten „Schwarzen Haus“ in Höhscheid, eine Gedenktafel für sie und ihre Freunde aus einer Künstlerkolonie, angebracht.

Bibliographie

  • Eduard Fallet-von Castelberg: Bettina Heinen. Kleiner, Bern 1967. (deutsch/französisch)
  • Ali Elhadj-Tahar/Hans Karl Pesch: Bettina Heinen-Ayech. U-Form Verlag, Solingen 1982.
  • Marianne Kopatz: Bettina Heinen-Ayech, Aquarelle und Zeichnungen aus Algerien. Hrsg.: Stadtsparkasse Solingen. 1985.
  • Malika Bouabdellah/Diana Millies/Bernard Zimmermann: Bettina Heinen-Ayech Retrospektive 1951–1992. Hrsg.: Stadtsparkasse Solingen. 1992.
  • Malika Bouabdellah: „Bettina“ Katalog zur Retrospektive im Musée National des Beaux-Arts. 1993.
  • Hans Karl Pesch: Bettina, Kollektion Klaus Wiens. 1999, ISBN 3-88234-106-8.
  • Dalila Mahammed Orfali: „Bettina“. Katalog zur Retrospektive im Musée National des Beaux-Arts. 2005.
  • Taieb Larak: Bettina, la rencontre d’un peintre et d’un pays. Bettina Heinen-Ayech et l’Algérie. 2007.

Weblinks

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