Rudolf Benario: Unterschied zwischen den Versionen

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Drei Fürther Bürger jüdischer Herkunft waren im April 1933 die ersten Todesopfer im [[KZ Dachau| KZ Dachau]] und damit die ersten jüdischen Opfer in [[Konzentrationslager]]n überhaupt: '''Dr. Rudolf Benario''' (* 1908) und Ernst Goldmann (* 1908), beide der KPD nahestehend, und Arthur Kahn.
=== Rudolf Benario und Ernst Goldmann und Arthur Kahn ===
Während seines Studiums in Berlin, Würzburg und Erlangen engagierte sich Benario politisch im Republikanischen Studentenbund und in der KPD. Benario trat aktiv für die Interessen seiner Partei an die Öffentlichkeit.
Zwei Fürther Bürger jüdischer Herkunft waren im April 1933 die ersten Todesopfer im [[KZ Dachau| KZ Dachau]] und damit die ersten jüdischen Opfer in [[Konzentrationslager]]n überhaupt: Dr. Rudolf Benario (* 1908) und Ernst Goldmann (* 1908), beide der KPD nahestehend.
Während seines Studiums in Berlin, Würzburg und Erlangen engagierte sich Benario politisch im [[Republikanischer Studentenbund|Republikanischen Studentenbund]] und in der KPD. Benario trat aktiv für die Interessen seiner Partei an die Öffentlichkeit.


Über die Verhaftung von Benario berichtete der „Fürther Anzeiger“ in seiner Ausgabe vom 10. März 1933: Der ''„… sattsam bekannte kommunistische Winsler und Jude Benario [wurde] in Schutzhaft genommen“''. Die Deportation nach Dachau erfolgte am 11. April 1933.
Über die Verhaftung von Benario berichtete der „Fürther Anzeiger“ in seiner Ausgabe vom 10. März 1933: Der ''„… sattsam bekannte kommunistische Winsler und Jude Benario [wurde] in Schutzhaft genommen“''. Die Deportation nach Dachau erfolgte am 11. April 1933.


Am 12. April 1933 ließ der Kompanieführer im KZ Dachau Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn aus Nürnberg zunächst zum Unratschaufeln antreten und ging daraufhin mit ihnen zum Schießplatz, kurz darauf wurden sie „auf der Flucht erschossen“ (Anm.1 und 2)
;Zu Rudolf Benario:(Anm. 3): "'''Auf der Flucht erschossen'''", "Selbstmord" ist die stereotype Angabe der SS über den Tod. Doch noch ist die Justiz im Freistaat nicht gleichgeschaltet. Im Mai [[1933]] beginnt die Staatsanwaltschaft beim Landgericht München II wegen Mordverdachtes gegen die SS-Wachmannschaften zu ermitteln. An Ort und Stelle stellen Oberstaatsanwalt [[Carl Wintersberger]], sein engster Mitarbeiter, der 1. Staatsanwalt [[Josef Hartinger]], und der Landgerichtsarzt [[Dr. Flamm]] Untersuchungen an und vernehmen verdächtigte SS-Posten. Besonders Hartinger macht damit kurzzeitig der SS das Leben schwer. Er erhebt am 1. Juni 1933 öffentliche Klage gegen den Lagerkommandanten Hilmar Wäckerle "wegen Verbrechens der Körperverletzung mit Todesfolge". Sein mutiger Einsatz bewirkt, daß sich das bayerische Kabinett unter dem NS-Ministerpräsidenten [[Ludwig Siebert|Siebert]] mit den Mordfällen in Dachau beschäftigen und Himmler den Kommandanten Wäckerle fallenlassen muss.
In letzter Konsequenz bewirkt der Einsatz der Staatsanwälte indes keine Verbesserung für die Häftlinge. Wintersberger beantragt zwar noch vergeblich Haftbefehle gegen Wäckerle und dessen Nachfolger Theodor Eicke, wenig später jedoch wird er selbst nach Bamberg versetzt, und sein Nachfolger schlägt, nachdem auch Josef Hartinger versetzt worden ist, auf Betreiben der SS und des bayerischen Innenministers Wagner das Verfahren nieder. Nach Wäckerles Ablösung übernimmt Theodor Eicke die Lagerleitung.


Am 12. April 1933 ließ der Kompanieführer im KZ Dachau Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn aus Nürnberg zunächst zum Unratschaufeln antreten und ging daraufhin mit ihnen zum Schießplatz, kurz darauf wurden sie „auf der Flucht erschossen“ (Anm.1 und 2)
;Eltern: Dr. jur. Leo Benario, Dozent für Zeitungskunde und Maria Benario, geb. Bing


Seit 2007 nun gibt es in Fürth zumindest eine Gedenktafel, die eine Klasse der Hauptschule Soldnerstraße vor Jahren über das Leben und Sterben der beiden Männer erstellt hatte.


Zu Rudolf Benario;(Anm. 3): "Auf der Flucht erschossen", "Selbstmord" ist die stereotype Angabe der SS über den Tod. Doch noch ist die Justiz im Freistaat nicht gleichgeschaltet. Im Mai [[1933]] beginnt die Staatsanwaltschaft beim Landgericht München II wegen Mordverdachtes gegen die SS-Wachmannschaften zu ermitteln. An Ort und Stelle stellen Oberstaatsanwalt [[Carl Wintersberger]], sein engster Mitarbeiter, der I. Staatsanwalt [[Josef Hartinger[[, und der Landgerichtsarzt [[Dr. Flamm]] Untersuchungen an und vernehmen verdächtige SS-Posten.Besonders Hartinger macht der SS das Leben schwer. Er erhebt am 1. Juni 1933 öffentliche Klage gegen den Lagerkommandanten Hilmar Wäckerle "wegen Verbrechens der Körperverletzung mit Todesfolge". Sein mutiger Einsatz bewirkt, daß sich das bayerische Kabinett unter Ministerpräsident Siebert mit den Mordfällen in Dachau beschäftigen und Himmler den Kommandanten Wäckerle fallenlassen muß. In letzter Konsequenz bewirkt der Einsatz der Staatsanwälte indes keine Verbesserung für die Häftlinge. Wintersberger beantragt zwar noch vergeblich Haftbefehle gegen Wäckerle und dessen Nachfolger Theodor Eicke, wenig später jedoch wird er nach Bamberg versetzt, und sein Nachfolger schlägt, nachdem auch Josef Hartinger versetzt worden ist, auf Betreiben der SS und des bayerischen Innenministers Wagner das Verfahren nieder.Nach Hilmar Wäckerles Ablösung übernimmt Theodor Eicke die Lagerleitung.
Der Infoladen „Benario“ ist seit einiger Zeit Treff– und Infopunkt für engagierte junge Antifaschisten der Stadt.  


==Weblinks, Zitatnachweise==
==Weblinks, Zitatnachweise==
* Bernd Noack: ''[http://www.nordbayern.de/region/fuerth/qualende-erinnerung-1.1835529?searched=true Quälende Erinnerung. Das Schicksal zweier Widerstandskämpfer aus Fürth.]'' In nordbayern.de vom 8. Feb. 2012
{{Wikipedia-Artikel|Deportation_und_Flucht_von_Juden_aus_Fürth#Rudolf_Benario_und_Ernst_Goldmann|Deportation und Flucht von Juden aus Fürth}}
{{Wikipedia-Artikel|Deportation_und_Flucht_von_Juden_aus_Fürth#Rudolf_Benario_und_Ernst_Goldmann|Deportation und Flucht von Juden aus Fürth}}
Im Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Deportation_und_Flucht_von_Juden_aus_Fürth#Rudolf_Benario_und_Ernst_Goldmann Deportation und Flucht von Juden aus Fürth], Stand 18.2.2012
Im Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Deportation_und_Flucht_von_Juden_aus_Fürth#Rudolf_Benario_und_Ernst_Goldmann Deportation und Flucht von Juden aus Fürth], Stand 18.2.2012
 
* Willi Gesell, Funktionär der KPD in Nürnberg, hat einen Bericht über die Geschehnisse der Tage im April 1933 in seinem Buch „Das andere Nürnberg“ abgegeben.
* [http://www.rechtsmedizin.med.uni-muenchen.de/service/downloads/100a_ifrm_rede.pdf Rechtsmedizin Mü] … zum Landgerichtsarzt [[Dr. Flamm]]
* [http://www.rechtsmedizin.med.uni-muenchen.de/service/downloads/100a_ifrm_rede.pdf Rechtsmedizin Mü] … zum Landgerichtsarzt Dr. [[Moritz Flamm]]
 
;(Anm. 1): Komitee zum Gedenken der Fürther Shoah-Opfer (Bearbeitung Gisela Naomi Blume): ''Memorbuch zum Gedenken an die von den Nazis Ermordeten Fürther Juden.'' Fürth 1997. S. 47 f. u. S. 137; Hans-Günter Richardi: Schule der Gewalt. Das Konzentrationslager Dachau 1933-1934. München 1983. S. 88 ff.; Udo Sponsel, Helmut Steiner: Erinnerung an Rudolf Benario. Eines der ersten Opfer des nationalsozialistischen Terrors. In: '' Fürther Heimatblätter'' 1997,  
;(Anm. 1): Komitee zum Gedenken der Fürther Shoah-Opfer (Bearbeitung Gisela Naomi Blume): ''Memorbuch zum Gedenken an die von den Nazis Ermordeten Fürther Juden.'' Fürth 1997. S. 47 f. u. S. 137; Hans-Günter Richardi: Schule der Gewalt. Das Konzentrationslager Dachau 1933-1934. München 1983. S. 88 ff.; Udo Sponsel, Helmut Steiner: Erinnerung an Rudolf Benario. Eines der ersten Opfer des nationalsozialistischen Terrors. In: '' Fürther Heimatblätter'' 1997,  
;(Anm. 2): [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/qualende-erinnerung-1.1835529?searched=true Bernd Noack: ''Quälende Erinnerung''. Fürther Nachrichten vom 7. Februar 2012, S. 3 (Lokalteil).]  
;(Anm. 2): [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/qualende-erinnerung-1.1835529?searched=true Bernd Noack: ''Quälende Erinnerung''. Fürther Nachrichten vom 7. Februar 2012, S. 3 (Lokalteil).]  
;(Anm. 3): [http://www.zbdachau.de/history/ger2.htm Im Laufe des Jahres 1933 werden weitere Häftlinge in Dachau ermordet.]
;(Anm. 3): [http://www.zbdachau.de/history/ger2.htm Im Laufe des Jahres 1933 werden weitere Häftlinge in Dachau ermordet.]


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evtl. zitieren:
* Bernd Noack: ''[http://www.nordbayern.de/region/fuerth/qualende-erinnerung-1.1835529?searched=true Quälende Erinnerung. Das Schicksal zweier Widerstandskämpfer aus Fürth.]'' In  nordbayern.de vom 8. Feb. 2012
FÜRTH - Vor fünf Jahren wurde an der neu gestalteten Uferpromenade die Gedenktafel für die beiden im Konzentrationslager Dachau ermordeten Fürther Widerstandskämpfer Rudolf Benario und Ernst Goldmann aufgestellt. Dies war ein Kompromiss, denn 1986 und auch noch 2001 hatte sich der Stadtrat geweigert, öffentlich an die Männer zu erinnern: Straßennamen wollte man ihnen nicht zugestehen. Heute jedoch kann man sich zumindest kurz über diesen Teil der Fürther Geschichte informieren; unsere Spurensuche geht den Ereignissen im Jahr 1933 etwas genauer nach.
Neben den Birken, die sie 1927 gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen Seppl Schneider am Rednitzufer beim Stadthallenparkplatz gepflanzt hatten, erinnert eine Tafel an Rudolf Benario und Ernst Goldmann.
Neben den Birken, die sie 1927 gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen Seppl Schneider am Rednitzufer beim Stadthallenparkplatz gepflanzt hatten, erinnert eine Tafel an Rudolf Benario und Ernst Goldmann. © Hans-Joachim Winckler
Rudolf Benario und Ernst Goldmann gehörten zu den ersten Opfern der Nationsozialisten, zu den ersten ermordeten Juden im Dachauer Lager. Am 10. März 1933 wurden sie in Fürth von der SA verhaftet. Über die Festnahme Benarios berichtete der „Fürther Anzeiger“: Der „...sattsam bekannte kommunistische Winsler und Jude Benario wurde in Schutzhaft genommen“. Der Tod der beiden Männer nur  einen Monat später wurde ebenfalls vermeldet: Sie seien „auf der Flucht erschossen“ worden. Natürlich war es anders.
Warum aber waren gerade diese beiden jungen Männer (beide Jahrgang 1908) unter den ersten Opfern in diesem KZ? Warum mussten sie am Anfang einer schier endlosen Liste mit Toten stehen? In Dachau kamen in den zwölf Jahren knapp 32000 Häftlinge ums Leben, insgesamt 206000 Menschen lieferten die Nazis in das Lager ein; als das KZ 1945 befreit wurde, befanden sich in den katastrophal überfüllten Baracken mehr als 30000 abgemagerte Überlebende aus 31 Nationen und noch einmal ebenso viele Gefangene in den zu Dachau gehörenden Außenlagern.
Rudolf Benario und Ernst Goldmann waren in Fürth aktive Mitglieder in der „Kommunistischen Jugend Deutschlands“. Mitkämpfer aus der damaligen Zeit erinnern sich an die beiden als engagierte Nazi-Gegner, die bis zuletzt versuchten, vor allen Dingen Arbeiter über das drohende Unheil aufzuklären. Mit Arbeitslosen diskutierten sie unaufhörlich. Ihr weniges Geld verwendeten sie, um Flugblätter herzustellen.
Besonders Benario soll auch die Entmutigten in den eigenen Reihen immer wieder aufgebaut haben. Wurden die Mahnungen des jungen Doktors der Jurisprudenz auch in der Bevölkerung nur spärlich beachtet — die Nationalsozialisten in Fürth hatten auf ihn und ihre anderen Gegner längst ein Auge geworfen.


Willi Gesell, Funktionär der KPD in Nürnberg, hat einen Bericht über die Geschehnisse der Tage im April 1933 in seinem Buch „Das andere Nürnberg“ abgegeben. Demnach waren Benario und Goldmann unter den Männern, die am 11. April mit dem ersten Transport Nürnberg-Fürther Gefangener nach Dachau gebracht wurden.
Gesell schreibt: „(Wir wurden) auf einen LKW der Landespolizei verladen. Das ging ohne Zwischenfälle. Die Begleitmannschaft erklärte uns, dass wir in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert würden. Das schreckte uns nicht, denn wir hatten bis zu dieser Zeit über das KZ Dachau noch nichts gehört. Wir waren der erste Transport, der von Nürnberg nach Dachau ging.“
„Als wir in das Lager einfuhren“, schreibt Gesell weiter, „erhoben sich etwa 100 auf dem Boden herumlungernde Gestalten in grünem Drillich, mit Gewehren und Pistolen bewaffnet. Sie schlugen wahllos auf uns ein und forderten die Juden auf, herauszutreten. Diese wurden vor unseren Augen schwer misshandelt. Anschließend jagten sie uns im Trab ins eigentliche Lager.“
Nachts gegen drei Uhr wurden die Häftlinge geweckt. Vier betrunkene SS-Leute kamen unter Führung des berüchtigten Scharführers Steinbrenner in die Baracke und jagten mehrere Pistolenschüsse in die Stube. Die Männer mussten zum Zählappell draußen antreten und warten, bis sich die betrunkenen Nazis ausgetobt hatten.
Gesell wörtlich weiter: „Früh um sieben Uhr wurden die jüdischen Häftlinge Dr. Benario und Goldmann, zwei Jungkommunisten aus Fürth, und Arthur Kahn, ein Jungkommunist aus Nürnberg, herausgerufen und Steinbrenner, dem ich bei der Einlieferung wahrscheinlich unliebsam aufgefallen war, stellte mich zu den dreien. Wir mussten eine riesige Trage von Unrat schaufeln und zur Kiesgrube tragen. Nur unter größter Anstrengung konnten wir die Last heben und einige Meter schleppen. Dabei wurden wir ständig mit Schlägen angetrieben. Um 12 Uhr waren wir fertig.
Chronik der Ereignisse
Da kam der SS-Sturmführer Erbsmeier, der Adjutant des Lagerkommandanten Eicke, und holte die drei und einen weiteren jüdischen Häftling, Strauß aus München, aus der Baracke. Sie wurden von mehreren SS-Posten abgeführt. Kurz darauf heulten die Sirenen und wir mussten in die Baracken flüchten. Da hörten wir Gewehrschüsse — die Kameraden kamen nicht wieder. Am anderen Morgen sagte Scharführer Vogel, sie seien ,auf der Flucht erschossen worden‘.“
Warum aber musste es nach dem Krieg Jahrzehnte dauern, bis in Fürth an das Schicksal der beiden Männer erinnert werden konnte? Siegfried Imholz hat in einer Chronik den langen, verworrenen Weg, der dann endlich doch noch zu der Gedenktafel an der Uferpromenade führte, nachgezeichnet. Eine Spurensuche in eher peinlichem Terrain.
Demnach hatte sich 1983 der damalige Bürgermeister Heinrich Stranka (SPD) an das Stadtarchiv gewandt mit der Bitte, Informationen über das Schicksal von Benario und Goldmann in Erfahrung zu bringen. Die kurze Antwort aus dem Archiv: „Es ist praktisch aussichtslos, aufgrund unseres Materials Näheres über Dr. Rudolf Benario und Ernst Goldmann, die 1933 im KZ Dachau ,auf der Flucht erschossen wurden‘, herauszufinden.“ 50 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen hielt man also die Lüge der Nazis noch immer für die Wahrheit, übernahm ungeniert die zynische Meldung aus alten Zeitungen.
Es gab aber, so Imholz, bereits 1983 „weit über 20 Quellen, Dokumente und Publikationen, die sich mit dem Mord an Goldmann und Benario befasst hatten (...) Selbst in den eigenen Beständen wäre man, hätte man genauer hingeschaut, fündig geworden: Im Stadtarchiv befinden sich die Arisierungsakten der Familie Goldmann, Zeitungsmeldungen über die Verhaftung und Meldekarten mit den Todesumständen und -daten. Man wollte sich, wie schon in den Jahren zuvor, nicht erinnern, und nahm die angeblich ,unzureichende Quellenlage‘ als Vorwand.“
Seit 2007 nun gibt es zumindest die Gedenktafel; eine Klasse der Hauptschule Soldnerstraße dokumentierte vor Jahren das Leben und Sterben der beiden Männer, der Infoladen „Benario“ ist seit einiger Zeit Treff– und Infopunkt für engagierte junge Antifaschisten der Stadt.
Die Geschichte der beiden Fürther Juden Benario und Goldmann aber ist leider ein Beispiel dafür, wie lange es auch in Fürth nach dem Krieg dauerte, bis eine wahrheitsgerechte Betrachtung der Vergangenheit möglich war.
Bernd Noack
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==Weitere ==
==Weitere ==
* [http://docusec.de/text/1716.htm (Nürnberger Prozeß-Unterlagen) Zum Ermittlungsverfahren in Sachen der Schutzhaftgefangenen] [[Hugo Handschuch]], [[Wilhelm Franz]] und [[Delwin Katz]] (Sept-Nov 1933)   
* [http://docusec.de/text/1716.htm (Nürnberger Prozeß-Unterlagen) Zum Ermittlungsverfahren in Sachen der Schutzhaftgefangenen] [[Hugo Handschuch]], [[Wilhelm Franz]] und [[Delwin Katz]] (Sept-Nov 1933)   
und  
und  
* 27. September 1934, Staatsanwaltschaft.« Es ist dies ein Schreiben des Oberstaatsanwalts an den Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht München:»Betreff: Ableben der Schutzhaftgefangenen Wilhelm Franz und Dr. Katz im Konzentrationslager Dachau. Das Verfahren habe ich eingestellt, da die Erhebungen keine ausreichenden Anhaltspunkte für die Annahme eines fremden Verschuldens am Ableben der beiden Schutzhaftgefangenen ergeben haben.«
* 27. September 1934, Staatsanwaltschaft.« Es ist dies ein Schreiben des Oberstaatsanwalts an den Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht München:»Betreff: Ableben der Schutzhaftgefangenen Wilhelm Franz und Dr. Katz im Konzentrationslager Dachau. Das Verfahren habe ich eingestellt, da die Erhebungen keine ausreichenden Anhaltspunkte für die Annahme eines fremden Verschuldens am Ableben der beiden Schutzhaftgefangenen ergeben haben.«
{{SORTIERUNG:Benario, Rudolf}}
[[Kategorie:Person]]
[[Kategorie:Nationalsozialismus (Opfer)]]
[[Kategorie:Konzentrationslager|Ben]]

Aktuelle Version vom 22. Oktober 2018, 19:33 Uhr

Drei Fürther Bürger jüdischer Herkunft waren im April 1933 die ersten Todesopfer im KZ Dachau und damit die ersten jüdischen Opfer in Konzentrationslagern überhaupt: Dr. Rudolf Benario (* 1908) und Ernst Goldmann (* 1908), beide der KPD nahestehend, und Arthur Kahn. Während seines Studiums in Berlin, Würzburg und Erlangen engagierte sich Benario politisch im Republikanischen Studentenbund und in der KPD. Benario trat aktiv für die Interessen seiner Partei an die Öffentlichkeit.

Über die Verhaftung von Benario berichtete der „Fürther Anzeiger“ in seiner Ausgabe vom 10. März 1933: Der „… sattsam bekannte kommunistische Winsler und Jude Benario [wurde] in Schutzhaft genommen“. Die Deportation nach Dachau erfolgte am 11. April 1933.

Am 12. April 1933 ließ der Kompanieführer im KZ Dachau Benario, Ernst Goldmann und Arthur Kahn aus Nürnberg zunächst zum Unratschaufeln antreten und ging daraufhin mit ihnen zum Schießplatz, kurz darauf wurden sie „auf der Flucht erschossen“ (Anm.1 und 2)


Zu Rudolf Benario
(Anm. 3): "Auf der Flucht erschossen", "Selbstmord" ist die stereotype Angabe der SS über den Tod. Doch noch ist die Justiz im Freistaat nicht gleichgeschaltet. Im Mai 1933 beginnt die Staatsanwaltschaft beim Landgericht München II wegen Mordverdachtes gegen die SS-Wachmannschaften zu ermitteln. An Ort und Stelle stellen Oberstaatsanwalt Carl Wintersberger, sein engster Mitarbeiter, der 1. Staatsanwalt Josef Hartinger, und der Landgerichtsarzt Dr. Flamm Untersuchungen an und vernehmen verdächtigte SS-Posten. Besonders Hartinger macht damit kurzzeitig der SS das Leben schwer. Er erhebt am 1. Juni 1933 öffentliche Klage gegen den Lagerkommandanten Hilmar Wäckerle "wegen Verbrechens der Körperverletzung mit Todesfolge". Sein mutiger Einsatz bewirkt, daß sich das bayerische Kabinett unter dem NS-Ministerpräsidenten Siebert mit den Mordfällen in Dachau beschäftigen und Himmler den Kommandanten Wäckerle fallenlassen muss.


In letzter Konsequenz bewirkt der Einsatz der Staatsanwälte indes keine Verbesserung für die Häftlinge. Wintersberger beantragt zwar noch vergeblich Haftbefehle gegen Wäckerle und dessen Nachfolger Theodor Eicke, wenig später jedoch wird er selbst nach Bamberg versetzt, und sein Nachfolger schlägt, nachdem auch Josef Hartinger versetzt worden ist, auf Betreiben der SS und des bayerischen Innenministers Wagner das Verfahren nieder. Nach Wäckerles Ablösung übernimmt Theodor Eicke die Lagerleitung.

Eltern
Dr. jur. Leo Benario, Dozent für Zeitungskunde und Maria Benario, geb. Bing

Seit 2007 nun gibt es in Fürth zumindest eine Gedenktafel, die eine Klasse der Hauptschule Soldnerstraße vor Jahren über das Leben und Sterben der beiden Männer erstellt hatte.

Der Infoladen „Benario“ ist seit einiger Zeit Treff– und Infopunkt für engagierte junge Antifaschisten der Stadt.

Weblinks, Zitatnachweise

Wikipedia.png
Das Thema "Deportation und Flucht von Juden aus Fürth" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Deportation_und_Flucht_von_Juden_aus_Fürth#Rudolf_Benario_und_Ernst_Goldmann.

Im Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Deportation_und_Flucht_von_Juden_aus_Fürth#Rudolf_Benario_und_Ernst_Goldmann Deportation und Flucht von Juden aus Fürth], Stand 18.2.2012

  • Willi Gesell, Funktionär der KPD in Nürnberg, hat einen Bericht über die Geschehnisse der Tage im April 1933 in seinem Buch „Das andere Nürnberg“ abgegeben.
  • Rechtsmedizin Mü … zum Landgerichtsarzt Dr. Moritz Flamm
(Anm. 1)
Komitee zum Gedenken der Fürther Shoah-Opfer (Bearbeitung Gisela Naomi Blume): Memorbuch zum Gedenken an die von den Nazis Ermordeten Fürther Juden. Fürth 1997. S. 47 f. u. S. 137; Hans-Günter Richardi: Schule der Gewalt. Das Konzentrationslager Dachau 1933-1934. München 1983. S. 88 ff.; Udo Sponsel, Helmut Steiner: Erinnerung an Rudolf Benario. Eines der ersten Opfer des nationalsozialistischen Terrors. In: Fürther Heimatblätter 1997,
(Anm. 2)
Bernd Noack: Quälende Erinnerung. Fürther Nachrichten vom 7. Februar 2012, S. 3 (Lokalteil).
(Anm. 3)
Im Laufe des Jahres 1933 werden weitere Häftlinge in Dachau ermordet.

Weitere

und

  • 27. September 1934, Staatsanwaltschaft.« Es ist dies ein Schreiben des Oberstaatsanwalts an den Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht München:»Betreff: Ableben der Schutzhaftgefangenen Wilhelm Franz und Dr. Katz im Konzentrationslager Dachau. Das Verfahren habe ich eingestellt, da die Erhebungen keine ausreichenden Anhaltspunkte für die Annahme eines fremden Verschuldens am Ableben der beiden Schutzhaftgefangenen ergeben haben.«