Kurt Eisner: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei den [[Landtag]]swahlen am 12. Februar 1919 hatte er mit seiner USPD eine katastrophale Niederlage einstecken müssen. Nur 2,5 % wählten die USPD. Eisner wollte daraufhin als Ministerpräsident zurücktreten. Als er zwei Tage später auf dem Weg zum [https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Bayerisches_Landtagsgeb%C3%A4ude_(M%C3%BCnchen)?uselang=de||Bayerischen Landtag] war, wurde er vom rechtsextremen Anton Graf von Arco auf Valley in der [[Kardinal-Faulhaber-Straße]] ermordet.  
Bei den [[Landtag]]swahlen am 12. Februar 1919 hatte er mit seiner USPD eine katastrophale Niederlage einstecken müssen. Nur 2,5 % wählten die USPD. Eisner wollte daraufhin als Ministerpräsident zurücktreten. Als er zwei Tage später auf dem Weg zum [https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Bayerisches_Landtagsgeb%C3%A4ude_(M%C3%BCnchen)?uselang=de||Bayerischen Landtag] war, wurde er vom rechtsextremen Anton Graf von Arco auf Valley in der [[Kardinal-Faulhaber-Straße]] ermordet.  


="Revolutionär und Ministerpräsident"; im Münchner Stadtmuseum, bis 8. Oktober 2017=
("Revolutionär und Ministerpräsident – Kurt Eisner (1867–1919)"; Münchner [[Stadtmuseum]], bis 8. Oktober)
== Erste Ausstellung 2017 an den 1919 Ermordeten ==
Eine erste Ausstellung im Jahr 2017 an den 1919 ermordeten Schöpfer des Freistaats Bayern, Kurt Eisner.
:Titel: '''Alles andere als weltfremd'''
Rezension der Ausstellung von Volker Ullrich in der Zeitschrift Die Zeit, am 23. Mai 2017, NR. 22/2017
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Kurt Eisner (1867 - 1919)
Hundert Tage lang war Kurt Eisner 1918/19, nach dem Sturz der Monarchie, Bayerns Ministerpräsident. - Das Bild zeigt ihn zusammen mit Hjalmar Branting (l.), dem Vorsitzenden der Schwedischen Sozialdemokraten, auf der Berner Sozialisten-Konferenz Anfang 1919. © Hulton Archive/Getty Images
Am 21. Februar 1919 wurde Kurt Eisner von einem Leutnant und Jurastudenten, Anton Graf Arco auf Valley, in der Münchner Promenadestraße erschossen. Gerade einmal hundert Tage war der bayerische Ministerpräsident im Amt. Und doch ist der Mann, der in der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 die Dynastie der Wittelsbacher gestürzt und die Republik in Bayern ausgerufen hatte, eine Reizfigur geblieben. Erst 1989 wurde am Ort der Tat eine Gedenkplatte eingelassen. Nun, zum 150. Geburtstag des Revolutionärs am 14. Mai, erinnert eine Ausstellung – die erste überhaupt! – im Münchner Stadtmuseum an den Schöpfer des Freistaats.
Die Kuratoren Ingrid Scherf und Günter Gerstenberg beschränken sich nicht auf die turbulenten letzten Monate Eisners; sie wollen sein Handeln in der Novemberrevolution aus seinem gesamten Werdegang heraus verständlich machen. Vor allem geht es ihnen darum, ein zählebiges Klischee zu korrigieren – das vom weltfremden Idealisten und Literaten, der in der politischen Praxis nur Unheil habe anrichten können.
Sorgfältig zeichnen sie die journalistische Laufbahn nach, die der Sohn aus einer jüdischen Berliner Kaufmannsfamilie nach dem Studium einschlug. 1898 holte Wilhelm Liebknecht, Chefredakteur des Vorwärts, den damals 31-Jährigen in die Redaktion des SPD-Zentralorgans. Nach Liebknechts Tod 1900 bestimmte er maßgeblich den Kurs des Blattes. "Die blankeste Feder des deutschen Sozialismus", rühmte ihn Maximilian Harden, ein anderer prominenter Journalist des Kaiserreichs. Vertieft man sich in Eisners Artikel, findet man dieses Urteil bestätigt. Überhaupt gibt es viel zu lesen in dieser Ausstellung: Flugblätter, Plakate, Broschüren, das ganze Kaleidoskop der sozialdemokratischen Gegenkultur.
Vor 1914 zählte Eisner zu den profiliertesten Kritikern der wilhelminischen "Weltpolitik", was ihn nicht davor bewahrte, im Juli 1914 auf die von der Reichsleitung fabrizierte Lüge von der russischen Aggression hereinzufallen. Doch rasch sollte er seinen Irrtum korrigieren. "Sie aber verbürgen sich dafür, daß wir einen Verteidigungskrieg führen", lesen wir in einem Brief an SPD-Reichstagsabgeordneten Wolfgang Heine vom Februar 1915: "Das Gegenteil ist schon jetzt über alle Zweifel erwiesen! Dieser Krieg ist ein deutscher Expansionskrieg."
Eisner wurde der Wortführer der Antikriegsopposition in Bayern. Im Mai 1917 gründete er die Münchner Ortsgruppe der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) – zu sehen ist das Mitgliedsbuch mit der Nummer 1. Ausliegenden Berichten der Münchner Polizeidirektion kann man entnehmen, wie intensiv die kleine, aber rührige Schar der Kriegsgegner observiert wurde.
Dieser Artikel stammt aus der ZEIT Nr. 22/2017. Hier können Sie die gesamte Ausgabe lesen.
Dass Eisner das genaue Gegenteil eines realitätsfernen Utopisten war, bewies er Ende Januar 1918, als es ihm gelang, die Münchner Rüstungsarbeiter für einen Massenstreik zu mobilisieren. Auf einem Tableau kann man verfolgen, welchen Weg die Demonstranten nahmen. Zu bestaunen ist ein seltenes Filmdokument – Aufnahmen von der legendären Versammlung auf der Theresienwiese am 7. November 1918, dem Auftakt zur Revolution.
Bald nachdem Eisner eine Regierung mit den Mehrheitssozialdemokraten gebildet hatte, wurde er zur Zielscheibe antisemitischer Angriffe. Besonders verübelte man ihm, dass er sich zur deutschen Kriegsschuld bekannte und entsprechende Dokumente veröffentlichen ließ. "Du Schwein!" oder "Sie Judenbengel, Sie infamer!", heißt es in Drohbriefen, die täglich in der Staatskanzlei eingingen und von denen hier nur eine kleine Auswahl präsentiert wird. Es war diese von interessierten Kreisen geschürte Pogromstimmung, die Graf Arco zu seiner Tat ermutigte. Wenig später, nach zwei gescheiterten Räterepubliken, wurde Eisners Freistaat zur rechten "Ordnungszelle" und München zur "Hauptstadt der Bewegung".
Mit dieser Ausstellung erfährt der glänzende Journalist und streitbare Sozialist Kurt Eisner endlich die verdiente Anerkennung – als einer der wenigen hellsichtigen Politiker des späten Kaiserreichs und des revolutionären Umbruchs von 1918/19.
Kurt-Eisner-Ausstellung
KURT-EISNER-AUSSTELLUNG
"Revolutionär und Ministerpräsident – Kurt Eisner (1867–1919)"; Münchner Stadtmuseum, bis 8. Oktober
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==Werke==
==Werke==
* [http://www.kurt-eisner-werke.org/ ''Kurt Eisner Werke'']. Volltexte der Schriften und Reden Eisners.
* [http://www.kurt-eisner-werke.org/ ''Kurt Eisner Werke'']. Volltexte der Schriften und Reden Eisners.