Carl Linde: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Ingenieur und Unternehmer '''Carl Linde'''  (1842 in Berndorf, Oberfranken  —  1934; persönlich, nicht erblich geadelt 1897 v. L. - mit allen Vornamen ''Carl Paul Gottfried L.'') war 1877 der Erfinder einer wichtigen Haushaltstechnik: des Kompressor-Kühlschranks. Aber nicht nur für Hausfrauen (und -männer) ein wichtiger Apparat. Schon lange suchten [[Brauerei|Bierbrauer]] aus ganz Europa nach einer Möglichkeit zur künstlichen Eisproduktion, weil sie für die Herstellung des geschmackvollen, untergärigen [[Bier|Lagerbiers]] stabil niedrige Temperaturen benötigten. Bis dahin benötigten allein Bayerns Brauer jährlich etwa 56 000 Tonnen Eis.  
Der Ingenieur und Unternehmer '''Carl Linde'''  (1842 in Berndorf, Oberfranken  —  1934 in München; persönlich geadelt 1897 v. L. - mit allen Vornamen ''Carl Paul Gottfried L.'') war [[1877]] der Erfinder einer wichtigen Haushaltstechnik: des Kompressor-Kühlschranks. Aber nicht nur für Hausfrauen (und -männer) ein wichtiger Apparat. Schon lange suchten [[Brauerei|Bierbrauer]] aus ganz Europa nach einer Möglichkeit zur künstlichen Eisproduktion, weil sie für die Herstellung des geschmackvollen, untergärigen [[Bier|Lagerbiers]] stabil niedrige Temperaturen benötigten. Bis dahin benötigten allein Bayerns Brauer jährlich etwa 56 000 Tonnen Eis.  


Mit erst 26 Jahren wurde der in Zürich ausgebildete Linde 1868 zum Professor für Maschinenbau am [[TH München|Münchener Polytechnikum]] ernannt. Nach seiner Teilnahme an einem Studentenprotest musste er 1864 nämlich die dortige Universität ohne Abschluss verlassen. 1866 trat er eine Stell als Leiter des Konstruktionsbüros der Lokomotivenfabrik [[Krauss & Co]]. an.  
Mit erst 26 Jahren wurde der in Zürich ausgebildete Linde 1868 zum Professor für Maschinenbau am [[TH München|Münchener Polytechnikum]] ernannt. Nach seiner Teilnahme an einem Studentenprotest musste er 1864 nämlich die dortige Universität ohne Abschluss verlassen. 1866 trat er eine Stelle als Leiter des Konstruktionsbüros der Lokomotivenfabrik [[Georg_Krauss|Krauss & Co]] an.  


In [[München]] richtete er das erste Maschinenlabor Deutschlands ein, in dem später unter anderem auch [[Rudolf Diesel|Rud. Diesel]] ausgebildet wurde. Linde spezialisierte sich auf die Kältetechnik, 1873 entwarf er eine ''Methyläther-Eismaschine'' (aus der der heutige Kühlschrank hervorgeht), 1876 entwickelte er eine leichtere und wirkungsvollere ''Kältemaschine mit Ammoniak'' als Kühlmittel, also in der Technik einer heutigen Klimaanlage ähnlich. Die Spatenbrauerei in München gehörte 1877 zu seinen ersten Großkunden. Am 5. Juni 1895 erteilte das Kaiserliche Patentamt in Berlin Carl Linde das Patent auf seine neue Erfindung.
In [[München]] richtete er das erste Maschinenlabor Deutschlands ein, in dem später unter anderem auch [[Rudolf Diesel|Rud. Diesel]] ausgebildet wurde. Linde spezialisierte sich auf die Kältetechnik, 1873 entwarf er eine ''Methyläther-Eismaschine'' (aus der der heutige Kühlschrank hervorgeht), 1876 entwickelte er eine leichtere und wirkungsvollere ''Kältemaschine mit Ammoniak'' als Kühlmittel, also in der Technik einer heutigen Klimaanlage ähnlich. Die Spatenbrauerei in München gehörte 1877 zu seinen ersten Großkunden. Am 5. Juni 1895 erteilte das Kaiserliche Patentamt in Berlin Carl Linde das Patent auf seine neue Erfindung. Da Linde den Bau seiner Kältemaschinen nicht selbst finanzieren konnte, trat er jeweils ein Sechstel der Patentrechte an die Brauer [[Gabriel und Johann Sedlmayr]] sowie an [[Georg_Krauss|Georg Krauß]] ab


Neben anderen Geschäftszweigen gehörte Linde 1890 zu den Mitbegründern der Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen, die später zum größten deutschen Kühlhausbetreiber aufstieg und Marktführer im Bereich der Tiefkühllogistik wurde.
Neben anderen Geschäftszweigen gehörte Linde 1890 zu den Mitbegründern der Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen, die später zum größten deutschen Kühlhausbetreiber aufstieg und Marktführer im Bereich der Tiefkühllogistik wurde.
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Da Linde den Bau seiner Kältemaschinen nicht selbst finanzieren konnte, trat er jeweils ein Sechstel der Patentrechte an die Brauer [[Gabriel und Johann Sedlmayr]] sowie [[Georg Krauß]] ab.  
Da Linde den Bau seiner Kältemaschinen nicht selbst finanzieren konnte, trat er jeweils ein Sechstel der Patentrechte an die Brauer [[Gabriel und Johann Sedlmayr]] sowie [[Georg_Krauss|Georg Krauß]] ab.


1879 gab Linde sein Lehramt in München auf und gründete am 21. Juni in Wiesbaden mit weiteren Geldgebern die „Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen“ als Ingenieurbüro.  
1879 gab Linde sein Lehramt in München auf und gründete am 21. Juni in Wiesbaden mit weiteren Geldgebern die „Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen“ als Ingenieurbüro.  
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Vor genau 125 Jahren, am 5. Juni 1895, erteilte das Kaiserliche Patentamt in Berlin Carl Linde das Patent auf seine neue Erfindung. Erst durch dieses nach ihm benannte Verfahren wurde die Entwicklung von Kühlschränken heutiger Technik möglich. Dabei war die Verflüssigung nur der erste Schritt zu einem weiteren Prozess: Die anschließende Zerlegung der Luft in ihre Bestandteile Sauerstoff, Stickstoff und andere Gase, die ebenfalls lukrativ vermarktet wurden.
Vor genau 125 Jahren, am 5. Juni 1895, erteilte das Kaiserliche Patentamt in Berlin Carl Linde das Patent auf seine neue Erfindung. Erst durch dieses nach ihm benannte Verfahren wurde die Entwicklung von Kühlschränken heutiger Technik möglich. Dabei war die Verflüssigung nur der erste Schritt zu einem weiteren Prozess: Die anschließende Zerlegung der Luft in ihre Bestandteile Sauerstoff, Stickstoff und andere Gase, die ebenfalls lukrativ vermarktet wurden.
Der bayerische Prinzregent Luitpold erhob Linde 1897 in den persönlichen, nicht erblichen Adelsstand. Diese Form des Adels existierte in Deutschland bis 1918 nur in Bayern und Württemberg. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg übergab der über 70-jährige Linde die Leitung des Geschäfts an seine Söhne Friedrich und Richard. Carl von Linde starb am 16. November 1934 im Alter von 92 Jahren in München.
 
 
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg übergab der über 70-jährige Linde die Leitung des Geschäfts an seine Söhne Friedrich und Richard.  
 
Carl von Linde starb am 16. November 1934 im Alter von 92 Jahren in München.
 
Schon 1926 begann in den USA die Fließbandfertigung von Kühlschränken. Bis Ende der 1930er Jahre waren sie in rund 70 Prozent der amerikanischen Haushalte zu finden. In Deutschland setzte sich das Küchengerät erst in den 1950er Jahren auf breiter Front durch. Das lange genutzte Kühlmittel Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) zerstört die Ozonschicht und wurde 1995 verboten. Seitdem werden Kühlschränke mit anderen Kohlenwasserstoffen wie Isobutan oder Propan betrieben. Nur der Kompressor ist geblieben und damit auch ein großer Nachteil: Er brummt weiter vor sich hin.
Schon 1926 begann in den USA die Fließbandfertigung von Kühlschränken. Bis Ende der 1930er Jahre waren sie in rund 70 Prozent der amerikanischen Haushalte zu finden. In Deutschland setzte sich das Küchengerät erst in den 1950er Jahren auf breiter Front durch. Das lange genutzte Kühlmittel Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) zerstört die Ozonschicht und wurde 1995 verboten. Seitdem werden Kühlschränke mit anderen Kohlenwasserstoffen wie Isobutan oder Propan betrieben. Nur der Kompressor ist geblieben und damit auch ein großer Nachteil: Er brummt weiter vor sich hin.


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Prinzregent [[Luitpold]] zeichnete Linde 1897 mit dem persönlichen, nicht erblichen Adelsstand aus. Beerdigt ……
Prinzregent [[Luitpold]] zeichnete Linde 1897 mit dem persönlichen, nicht erblichen Adelsstand aus. Beerdigt ……
1914 übergab er, über 70-jährig, die Leitung der Geschäfte an seine Söhne Friedrich und Richard.
Carl von Linde starb am 16. November 1934 im Alter von 92 Jahren.


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Version vom 6. Juni 2020, 11:07 Uhr

Der Ingenieur und Unternehmer Carl Linde (1842 in Berndorf, Oberfranken — 1934 in München; persönlich geadelt 1897 v. L. - mit allen Vornamen Carl Paul Gottfried L.) war 1877 der Erfinder einer wichtigen Haushaltstechnik: des Kompressor-Kühlschranks. Aber nicht nur für Hausfrauen (und -männer) ein wichtiger Apparat. Schon lange suchten Bierbrauer aus ganz Europa nach einer Möglichkeit zur künstlichen Eisproduktion, weil sie für die Herstellung des geschmackvollen, untergärigen Lagerbiers stabil niedrige Temperaturen benötigten. Bis dahin benötigten allein Bayerns Brauer jährlich etwa 56 000 Tonnen Eis.

Mit erst 26 Jahren wurde der in Zürich ausgebildete Linde 1868 zum Professor für Maschinenbau am Münchener Polytechnikum ernannt. Nach seiner Teilnahme an einem Studentenprotest musste er 1864 nämlich die dortige Universität ohne Abschluss verlassen. 1866 trat er eine Stelle als Leiter des Konstruktionsbüros der Lokomotivenfabrik Krauss & Co an.

In München richtete er das erste Maschinenlabor Deutschlands ein, in dem später unter anderem auch Rud. Diesel ausgebildet wurde. Linde spezialisierte sich auf die Kältetechnik, 1873 entwarf er eine Methyläther-Eismaschine (aus der der heutige Kühlschrank hervorgeht), 1876 entwickelte er eine leichtere und wirkungsvollere Kältemaschine mit Ammoniak als Kühlmittel, also in der Technik einer heutigen Klimaanlage ähnlich. Die Spatenbrauerei in München gehörte 1877 zu seinen ersten Großkunden. Am 5. Juni 1895 erteilte das Kaiserliche Patentamt in Berlin Carl Linde das Patent auf seine neue Erfindung. Da Linde den Bau seiner Kältemaschinen nicht selbst finanzieren konnte, trat er jeweils ein Sechstel der Patentrechte an die Brauer Gabriel und Johann Sedlmayr sowie an Georg Krauß ab

Neben anderen Geschäftszweigen gehörte Linde 1890 zu den Mitbegründern der Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen, die später zum größten deutschen Kühlhausbetreiber aufstieg und Marktführer im Bereich der Tiefkühllogistik wurde.


Im Süden Münchens, in Höllriegelskreuth (Pullach), ließ Linde 1903 eine Fabrik bauen, die im Kernnoch heute Hauptstandort des Linde-Konzerns ist.


Prinzregent Luitpold zeichnete Linde 1897 mit dem persönlichen, nicht erblichen Adelsstand aus. Beerdigt ……

1914 übergab er, über 70-jährig, die Leitung der Geschäfte an seine Söhne Friedrich und Richard.

Carl von Linde starb am 16. November 1934 im Alter von 92 Jahren.

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