Schloss Hartheim: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Jahr [[1898]] schenkte Camillo Heinrich Fürst Starhemberg das Schlossgebäude, die Nebengebäude und einigen Grund an den Oberösterreichischen Landeswohltätigkeitsverein (OÖ. LWV). Dieser wurde durch weitere Spenden in die Lage versetzt, hier die seiner Zielsetzung entsprechende neue „Idioten-Anstalt“ zu errichten. Im Frühjahr [[1939]] wurde unter Berufung auf das „Gesetz vom 17. Mai 1938 über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden (GBl. Nr. 136/1938)“ der Landes-Wohltätigkeitsverein aufgelöst und zwangsweise in die Landeshauptmannschaft Oberdonau (also als Staatseigentum) integriert. Der Pflegebetrieb wurde aber vorerst weiter aufrechterhalten. Erst im März [[1940]] wurden die „Pfleglinge“ und das Personal verlegt, um die Anstalt zu einer "Euthanasie-Anstalt" umzubauen. Das äußere Erscheinungsbild des Schlosses blieb davon weitgehend unberührt, aber im Erdgeschoss des Ostteils wurden eine Gaskammer, der Leichenraum und ein Verbrennungsofen errichtet.
Im Jahr [[1898]] schenkte Camillo Heinrich Fürst Starhemberg das Schlossgebäude, die Nebengebäude und einigen Grund an den Oberösterreichischen Landeswohltätigkeitsverein (OÖ. LWV). Dieser wurde durch weitere Spenden in die Lage versetzt, hier die seiner Zielsetzung entsprechende neue „Idioten-Anstalt“ zu errichten. Im Frühjahr [[1939]] wurde unter Berufung auf das „Gesetz vom 17. Mai 1938 über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden (GBl. Nr. 136/1938)“ der Landes-Wohltätigkeitsverein aufgelöst und zwangsweise in die Landeshauptmannschaft Oberdonau (also als Staatseigentum) integriert. Der Pflegebetrieb wurde aber vorerst weiter aufrechterhalten. Erst im März [[1940]] wurden die „Pfleglinge“ und das Personal verlegt, um die Anstalt zu einer "Euthanasie-Anstalt" umzubauen. Das äußere Erscheinungsbild des Schlosses blieb davon weitgehend unberührt, aber im Erdgeschoss des Ostteils wurden eine Gaskammer, der Leichenraum und ein Verbrennungsofen errichtet.


Von Mai 1940 bis Dezember [[1944]] wurden in Schloss Hartheim nach wissenschaftlich überprüften Schätzungen ca. 30.000 Menschen ermordet. Unter den hier Ermordeten waren (psychisch) Kranke, körperlich und geistig Behinderte sowie Häftlinge aus mehreren Konzentrationslagern (allein ihre Anzahl wird auf 12.000 geschätzt), darunter auch aus dem [[KZ Dachau]].  
Von Mai 1940 bis Dezember [[1944]] wurden in dem im Inneren zu diesem Zweck umgebauten Schloss Hartheim nach wissenschaftlich überprüften Schätzungen ca. 30.000 Menschen ermordet. Unter den hier Ermordeten waren (psychisch) Kranke, körperlich und geistig Behinderte sowie Häftlinge aus mehreren Konzentrationslagern (allein ihre Anzahl wird auf 12.000 geschätzt), darunter auch aus dem [[KZ Dachau]].  


== Zu den hier ermordeten Geistlichen aus dem Pfarrerblock ==
== Zu den hier ermordeten Geistlichen aus dem Pfarrerblock ==
Nach dem Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/NS-Tötungsanstalt Hartheim :
Nach dem Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/NS-Tötungsanstalt Hartheim :


Insgesamt ermordete man 310 polnische, sieben deutsche, sechs tschechische, vier luxemburgische, drei niederländische und zwei belgische Priester. Zahlreiche von ihnen waren aus dem [[Pfarrerblock (KZ Dachau)|Pfarrerblock des Lagers Dachau]] abtransportiert worden.<ref>Stanislav Zámečník, Comité International de Dachau (Hrsg.): ''Das war Dachau''. Fischer-Taschenbücher, Band 17228, Die Zeit des Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-596-17228-4, S.&nbsp;219–222.</ref> Auch der Geistliche [[Hermann Scheipers]] war in den Invalidenblock verlegt worden, um nach Hartheim verbracht zu werden. Scheipers Schwester – die in Briefkontakt mit ihrem Bruder stand – wandte sich an einen gewissen Dr. Bernsdorf, Mitarbeiter des RSHA Berlin-Oranienburg, der für die Priester im Pfarrerblock zuständig war. Angeblich konfrontierte sie ihn, im Münsterland sei es ein offenes Geheimnis, dass inhaftierte Priester ins Gas geschickt würden. Bernsdorf sei bei dem Gespräch angeblich nervös geworden und telefonierte mit der Kommandantur von Dachau. Scheipers berichtet, es sei noch am selben Tag, dem 13. August 1942, eine Reaktion erfolgt: Er und drei weitere deutsche Geistliche wurden vom Invalidenblock (hier sammelte die SS Häftlinge für den Abtransport) zurückverlegt in den Pfarrerblock.<ref>Hermann Scheipers: ''Gratwanderungen. Priester unter zwei Diktaturen''. 3. Auflage. Benno-Verlag, Leipzig 1997, ISBN 3-7462-1221-9.</ref>
Insgesamt ermordete man 310 polnische, sieben deutsche, sechs tschechische, vier luxemburgische, drei niederländische und zwei belgische Priester. Zahlreiche von ihnen waren aus dem {{WL2|Pfarrerblock (KZ Dachau)|Pfarrerblock des Konzentrationslagers Dachau}} abtransportiert worden.
 
So war auch der Geistliche Hermann Scheipers in den Invalidenblock verlegt worden, um nach Hartheim verbracht zu werden. Scheipers Schwester – die in Briefkontakt mit ihrem Bruder stand – wandte sich an einen gewissen Dr. Bernsdorf, Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) Berlin-Oranienburg, der für die Priester im Pfarrerblock zuständig war. Angeblich konfrontierte sie ihn, im Münsterland sei es ein offenes Geheimnis, dass inhaftierte Priester ins Gas geschickt würden. Bernsdorf sei bei dem Gespräch angeblich nervös geworden und telefonierte mit der Kommandantur von Dachau. Scheipers berichtet, es sei noch am selben Tag, dem 13. August 1942, eine Reaktion erfolgt: Er und drei weitere deutsche Geistliche wurden vom Invalidenblock (hier sammelte die SS Häftlinge für den Abtransport) zurückverlegt in den Pfarrerblock.[2]


==Siehe auch==
==Siehe auch==
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==Quellenangaben==
* [1] <small>Stanislav Zámečník, Comité International de Dachau (Hrsg.): ''Das war Dachau''. Fischer-Taschenbücher, Band 17228, Die Zeit des Nationalsozialismus. S. Fischer, Frankfurt am Main, 2007. ISBN 3-596-17228-4, S.&nbsp;219–222.</small>
* [2] <small>Hermann Scheipers: ''Gratwanderungen. Priester unter zwei Diktaturen''. 3. Auflage. Benno-Verlag, Leipzig, 1997. ISBN 3-7462-1221-9.</small>


[[Kategorie:Friedhof|Hartheim]]
[[Kategorie:Friedhof|Hartheim]]
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