Brecht in München: Unterschied zwischen den Versionen

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Zu Beginn ist Brecht enttäuscht von München, dessen Ruf als Künstlerstadt folgend er sich mehr erwartet hatte: „''Mit der Kunst ist nicht viel los. Ich bin für eine Schließung der Theater aus künstlerischen Gründen''“ (aus einem Bief an Caspar Neher im Dez. 1917).
Zu Beginn ist Brecht enttäuscht von München, dessen Ruf als Künstlerstadt folgend er sich mehr erwartet hatte: „''Mit der Kunst ist nicht viel los. Ich bin für eine Schließung der Theater aus künstlerischen Gründen''“ (aus einem Bief an Caspar Neher im Dez. 1917).


Eine wichtige Station seines Münchenaufenthaltes war sicherlich die Bekanntschaft mit dem Zirkel um Arthur Kutscher (der ein Theaterkritikseminar abhielt – ein Novum zu jener Zeit), und der es ermöglichte, dass Brecht noch kurz vor dessen Tode den von ihm sehr bewunderten [[Frank Wedekind]] persönlich kennenlernen konnte. Im Zusammenhang mit dem Kutscher-Seminar ergab sich auch das Zusammentreffen mit Hanns Johst, einem "völkischen" Autor der später unter der Herrschaft der [[Nazis]] die Reichsschriftkammer leiten sollte. Johst, Günstling von Kutscher, brachte damals – sehr erfolgreich – das expressionistische Genie-Drama "Der Einsame" heraus. Brecht schmeckte das nicht und er beschloss, "''in nur drei Wochen''" ein besseres Stück zu verfassen. Er arbeitete schließlich zwar weit länger am Baal, und große Teile dieses Erstlings können mit Sicherheit auf die Mitarbeit von Brechts Freunden 'Cas' ([[Caspar Neher]]) und 'Orge' (Georg Pfanzelt) zurückgeführt werden – im Winter [[1918]] / [[1919]] war das Stück jedoch in seiner ersten Form fertig gestellt. Zur gleichen Zeit wurde die frisch gebackene [[Weimarer Republik]] von einem Unruhezustand in den nächsten geschüttelt; in Berlin versuchten Kommunisten im Zuge der Novemberrevolution erfolglos zu verhindern, dass alte wilhelministische Strukturen wieder unter demokratischem Namen reetabliert wurden, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden ermordet. In [[Bayern]] – d.h. in diesem Zusammenhang v.a. in [[München]] - versuchte ein kleiner Zirkel linker jüdischer Intellektueller ([[Kurt Eisner]], [[Ernst Toller]] u.a.) eine [[Räterepublik]] auf die Beine zu stellen; die Bevölkerung bot keine Unterstützung, Erfolg wurde somit keiner erzielt. Schließlich wurden die Münchner Räte und viele ihrer Sympathisanten aufs brutalste von "weißen Freicorps" unter Ritter Epp niedergemetzelt. Brecht schiff-schaukelte während dieser Nächte mit Freunden auf dem Augsburger Plärrer. Als ihn und Caspar Neher noch zusätzlich die Nachricht erreichte, dass auch der - zumindest bei Intellektuellen beliebte - Bayerische Präsident Kurt Eisner vom radikalen Graf Arco ermordet worden war, beschlossen die beiden jungen Männer ein Stück über die Stimmung jener Tage zu verfassen - "Spartakus" entstand. Mit selbigem in der Tasche tauchte Brecht kurze Zeit später bei [[Lion Feuchtwanger]] auf und bot ihm – der großen Einfluss auf die Entscheidungsfindungen der [[Münchner Kammerspiele]] (damals unter [[Otto Falckenberg]]) hatte - das Stück, sowie den "Baal" zu Vermittlung an. Feuchtwanger war sowohl von den Stücken als auch von Brechts ungehobeltem Auftreten begeistert. Ein reger Austausch zwischen den beiden beginnt, Brecht ist schließlich weit mehr im Salon der Feuchtwangers zu Hause als in den wechselnden kleinen Zimmern, die er sich hält; schließlich sucht Brechts Vater schwer respektvoll Lion Feuchtwanger auf um ihn zu fragen, ob er denn 'Eugen' für wirklich so talentiert halte – als Feuchtwanger bejaht, kann Brecht sich aus der Uni exmatrikulieren, ohne auf den monatlichen Scheck des Vaters verzichten zu müssen.
Eine wichtige Station seines Münchenaufenthaltes war sicherlich die Bekanntschaft mit dem Zirkel um Arthur Kutscher (der ein Theaterkritikseminar abhielt – ein Novum zu jener Zeit), und der es ermöglichte, dass Brecht noch kurz vor dessen Tode den von ihm sehr bewunderten [[Frank Wedekind]] persönlich kennenlernen konnte. Im Zusammenhang mit dem Kutscher-Seminar ergab sich auch das Zusammentreffen mit Hanns Johst, einem "völkischen" Autor der später unter der Herrschaft der [[Nazis]] die Reichsschriftkammer leiten sollte. Johst, Günstling von Kutscher, brachte damals – sehr erfolgreich – das expressionistische Genie-Drama "Der Einsame" heraus. Brecht schmeckte das nicht und er beschloss, "''in nur drei Wochen''" ein besseres Stück zu verfassen. Er arbeitete schließlich zwar weit länger am Baal, und große Teile dieses Erstlings können mit Sicherheit auf die Mitarbeit von Brechts Freunden 'Cas' ([[Caspar Neher]]) und 'Orge' (Georg Pfanzelt) zurückgeführt werden – im Winter [[1918]] / [[1919]] war das Stück jedoch in seiner ersten Form fertig gestellt. Zur gleichen Zeit wurde die frisch gebackene [[Weimarer Republik]] von einem Unruhezustand in den nächsten geschüttelt; in Berlin versuchten Kommunisten im Zuge der [[Novemberrevolution]] erfolglos zu verhindern, dass alte wilhelministische Strukturen wieder unter demokratischem Namen reetabliert wurden, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden ermordet. In [[Bayern]] – d.h. in diesem Zusammenhang v.a. in [[München]] - versuchte ein kleiner Zirkel linker jüdischer Intellektueller ([[Kurt Eisner]], [[Ernst Toller]] u.a.) eine [[Räterepublik]] auf die Beine zu stellen; die Bevölkerung bot keine Unterstützung, Erfolg wurde somit keiner erzielt. Schließlich wurden die Münchner Räte und viele ihrer Sympathisanten aufs brutalste von "weißen Freicorps" unter Ritter Epp niedergemetzelt. Brecht schiff-schaukelte während dieser Nächte mit Freunden auf dem Augsburger Plärrer. Als ihn und Caspar Neher noch zusätzlich die Nachricht erreichte, dass auch der - zumindest bei Intellektuellen beliebte - Bayerische Präsident Kurt Eisner vom radikalen Graf Arco ermordet worden war, beschlossen die beiden jungen Männer ein Stück über die Stimmung jener Tage zu verfassen - "Spartakus" entstand. Mit selbigem in der Tasche tauchte Brecht kurze Zeit später bei [[Lion Feuchtwanger]] auf und bot ihm – der großen Einfluss auf die Entscheidungsfindungen der [[Münchner Kammerspiele]] (damals unter [[Otto Falckenberg]]) hatte - das Stück, sowie den "Baal" zu Vermittlung an. Feuchtwanger war sowohl von den Stücken als auch von Brechts ungehobeltem Auftreten begeistert. Ein reger Austausch zwischen den beiden beginnt, Brecht ist schließlich weit mehr im Salon der Feuchtwangers zu Hause als in den wechselnden kleinen Zimmern, die er sich hält; schließlich sucht Brechts Vater schwer respektvoll Lion Feuchtwanger auf um ihn zu fragen, ob er denn 'Eugen' für wirklich so talentiert halte – als Feuchtwanger bejaht, kann Brecht sich aus der Uni exmatrikulieren, ohne auf den monatlichen Scheck des Vaters verzichten zu müssen.


==Karrieresprungbrett München==
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