Studentenverbindung: Unterschied zwischen den Versionen

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Verbindungen gelten oft als konservativ oder rechtslastig. Die {{WL2|https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Burschenschaft#Kontroversen_und_Kritik|Deutsche Burschenschaft}} ist einschlägig bekannt. Andere Verbindungen gelten jedoch als gemäßigt und weisen stolz auf Ausländer, Sozialdemokraten oder Grüne in ihren Reihen hin. Wieder andere pflegen ihren kirchlichen Hintergrund. Kirchlich orientierte Verbindungen sind im Allgemeinen nicht schlagend.
Verbindungen gelten oft als konservativ oder rechtslastig. Die {{WL2|https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Burschenschaft#Kontroversen_und_Kritik|Deutsche Burschenschaft}} ist einschlägig bekannt. Andere Verbindungen gelten jedoch als gemäßigt und weisen stolz auf Ausländer, Sozialdemokraten oder Grüne in ihren Reihen hin. Wieder andere pflegen ihren kirchlichen Hintergrund. Kirchlich orientierte Verbindungen sind im Allgemeinen nicht schlagend.


Heutzutage ist etwa ein Prozent der Studenten Mitglied einer Verbindung. Im Berufsleben steigt ihre Zahl in Chefetagen und Parlamenten auffällig an. So sollen etwa 10% der männlichen Bundestagsabgeordneten Verbindungsmitglieder sein.
Heutzutage ist etwa ein Prozent der Studenten Mitglied einer Verbindung. Im Berufsleben steigt ihre Zahl in Chefetagen und Parlamenten auffällig an. So sollen etwa 10% der männlichen Bundestagsabgeordneten Verbindungsmitglieder sein. Allerdings werden wichtige Personen des öffentlichen Lebens manchmal Ehrenmitglieder einer Verbindung, ohne vorher ordentliches Mitglied gewesen zu sein.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 17. Oktober 2023, 10:28 Uhr

Eine Studentenverbindung (auch Korporation) ist im deutschen Sprachraum ein Verband von Studenten und Alumni einer Hochschule in Form einer Brüderschaft, der Brauchtum und gewachsene Traditionen pflegt. Die ersten Verbindungen kamen um 1848 auf.

Werdegang

Neumitglieder werden gerne mit gezielten Einladungen vor dem Hörsaal geworben. Wer vom äußeren Erscheinungsbild nicht in eine Verbindung passt, bekommt keinen Handzettel.

Potenzielle Neumitglieder gehen erst einmal zum Schnuppern zu den Festivitäten einer Verbindung. Angehende Mitglieder werden als Fux bezeichnet, wer zum Schnuppern kommt, ist Spe-Fux (lat. spes = Hoffnung). Die Schreibweisen "Spähfuchs" und "Fuchs" sind falsch.

Ist der Student Mitglied geworden (und hat diverse Aufnahmerituale durchlaufen), gilt er als aktiv. Es wird erwartet, dass er regelmäßig an den Veranstaltungen der Verbindung teilnimmt. Bei schlagenden Verbindungen wird auch das MensurfechtenW gelehrt. Im Normalfall muss ein Student zwei Fuxen- und zwei Burschenmensuren bewältigen.

Bei bevorstehendem Examen wird das Verbindungsmitglied für inaktiv erklärt, um die Examensvorbereitungen nicht zu gefährden.

Im Normalfall bleibt ein Verbindungsstudent auch nach dem Examen Mitglied. Er führt dann - unabhängig vom Lebensalter - den Titel "Alter Herr." Während aktive Verbindungsmitglieder nur einen geringen Mitgliedsbeitrag zahlen, zahlen Alte Herren wesentlich höhere Beiträge - oder sponsern Aktivitäten der Verbindung. Von Alten Herren wird erwartet, dass sie ihre beruflichen Erfahrungen an Studenten weitergeben oder Bundesbrüdern nach dem Examen behilflich sind - eine Art umgedrehter Generationenvertrag. Dies kann insbesondere bei der Stellensuche wichtig sein.

Verbindungen gelten oft als eingeschworene Gemeinschaft, die einander mit Rat und Tat zur Seite steht und - bei entsprechender Skrupellosigkeit - auch Beziehungen ausnützt. Dies ist unter dem Stichwort "Vitamin B" (B wie Beziehung) bekannt.

Männerbund

Die meisten Verbindungen sind Männerbünde. Es gibt relativ wenige gemischte Verbindungen und sehr wenige Damenverbindungen. Bei den meisten männlichen Verbindungen sind jedoch die Partnerinnen herzlich willkommen nach dem Motto: Ihr dürft überall hin, außer auf die Mitgliederliste. Es gilt als besonders verwerflich, einem Verbindungsbruder die Partnerin auszuspannen. Stiftungsfeste sind auch bei der Partnersuche interessant, weil manche Alten Herren ihre Töchter mitbringen.

Verbindungsheim

Die meisten Verbindungen unterhalten ein Verbindungshaus. In dem Haus (studentischer Slang: "auf dem Haus") werden auch Studentenbuden mit sehr günstiger Miete angeboten. Im Normalfall kann man als Nichtmitglied ein Semester dort wohnen, als Aktiver länger.

Farben und Zirkel

Die allermeisten Verbindungen führen Farben, ähnlich einer Nationalflagge. Meistens werden die Farben auch auf Bändern oder Anhängern getragen (so genannte Bierzipfel - sic!). Ebenso haben die meisten Verbindungen ein Monogramm, einen so genannten Zirkel. Dieser besteht u.a. aus dem Anfangsbuchstaben der Verbindung, oft mit den Buchstaben v, c und f (vivat, crescat, floreat).

Im Gegensatz dazu haben amerikanische Studentenvereinigungen meist ein Kürzel aus drei griechischen Buchstaben.

Alkohol

Verbindungen sind für hohen Bierkonsum und Saufrituale bekannt. Es gibt alle möglichen Abstufungen. Während bei manchen 0,0-Promille-Trinker toleriert werden (man trinkt ggf. Wasser aus einem Steingut-Krug mit Deckel und verrät es nicht), halten andere ihre Saufrituale hoch und führen bei Ehrenhändeln z.B. so genannte BierjungenW durch. Wer zuerst eine Halbe bzw. eine Maß Bier ex getrunken hat, hat gewonnen. Der Verlierer muss beide bezahlen. Mancherorts werden vor einem KommersW die Zündschlüssel eingesammelt oder die Bierrechnung monatlich per Bankeinzug beglichen.

Comment

Der Umgang bei offiziellen Veranstaltungen wie KneipeW oder Kommers ist (allzu?) detailliert im so genannten Kneipcomment geregelt. Dieser ist für jede Verbindung etwas unterschiedlich, lediglich der § 11W des Kneipcomments lautet bei allen Verbindungen

§11. Es wird fortgesoffen.

Der Comment regelt insbesondere die Leitung der Veranstaltung, das Singen von Kommersliedern, das Tragen der Farbenbänder („Couleur“) und zahlreiche andere für Außenstehende merkwürdige Vorgänge.

  • „Bierverschiss“ (BV): nach ungebührlichem Verhalten kann das Präsidium gegen einen Bundesbruder den Bierverschiss verhängen. Er wird an einer Wandtafel namentlich vermerkt und der Delinquent muss allein sitzen. Um wieder bierehrlich zu werden, braucht der Delinquent einen Mittrinker, der mit ihm eine Halbe (oder gar eine Maß) trinkt. Es gibt einen ersten, einen zweiten und einen dritten BV. Wer im dritten BV ist, kann nach Hause geschickt werden.
  • „in die Kanne schicken“, steigen lassen, stärken: nach einem Verhaltensfehler auf einer Kneipe wird man vom Präsidium „in die Kanne“ geschickt: man muss aus seinem Bierglas trinken, bis jemand vom Präsidium oder ein Alter Herr „satis“ oder „Danke, sitzt!“ sagt.
  • „ex“, „ad fundum“, „Rest weg!“: man muss sein Glas leertrinken. Wer vorsichtig ist, besorgt sich rechtzeitig ein kleines Bierglas.

Auch sonst sollte man etwas Latein gelernt haben:

  • Wortmeldungen erfolgen mit der lateinischen Redewendung „Verbum peto“. Das Wort wird mit „Habeas!“ erteilt.
  • Es wird z.B. mit „Silentium!“ um Ruhe gebeten oder eine Rede mit „Silentium ex, colloquium!” abgeschlossen[1].

Gesellschaftliches

Verbindungen gelten oft als konservativ oder rechtslastig. Die Deutsche BurschenschaftW ist einschlägig bekannt. Andere Verbindungen gelten jedoch als gemäßigt und weisen stolz auf Ausländer, Sozialdemokraten oder Grüne in ihren Reihen hin. Wieder andere pflegen ihren kirchlichen Hintergrund. Kirchlich orientierte Verbindungen sind im Allgemeinen nicht schlagend.

Heutzutage ist etwa ein Prozent der Studenten Mitglied einer Verbindung. Im Berufsleben steigt ihre Zahl in Chefetagen und Parlamenten auffällig an. So sollen etwa 10% der männlichen Bundestagsabgeordneten Verbindungsmitglieder sein. Allerdings werden wichtige Personen des öffentlichen Lebens manchmal Ehrenmitglieder einer Verbindung, ohne vorher ordentliches Mitglied gewesen zu sein.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

Wikipedia.png
Das Thema "Studentenverbindung" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Studentenverbindung.