SS-Schießplatz Hebertshausen: Unterschied zwischen den Versionen

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: Auf dem 1937/1938 zwei Kilometer nördlich vom [[KZ Dachau |Dachauer Hauptlager]] errichteten Schießplatz ermordete die Lager-SS [[1941]] und [[1942]] '''über 4000 sowjetische Kriegsgefangene'''.  


Die Opfer waren zuvor in den Kriegsgefangenenlagern der Wehrkreise München, Nürnberg, Stuttgart, Wiesbaden und Salzburg von Einsatzkommandos der Gestapo nach ideologischen und rassistischen Kriterien „ausgesondert“ worden. Insbesondere kommunistische Funktionäre, Angehörige der Intelligenz sowie Juden fielen diesem Massenmord bei [[München]] zum Opfer.
Die Opfer waren zuvor in den Kriegsgefangenenlagern der Wehrmacht in den [[Wehrkreis München|Wehrkreisen München]], Nürnberg, Stuttgart, Wiesbaden und Salzburg von Einsatzkommandos der Gestapo nach ideologischen und rassistischen Kriterien „ausgesondert“ worden. Insbesondere kommunistische Funktionäre, Offiziere, Angehörige der Intelligenz sowie Juden fielen diesem Massenmord bei [[München]] zum Opfer.
 
 
Er ist seit den 1960er Jahren eine Gedenkstätte für NS-Opfer. Eigentlich müßte hier eine Kriegsgräberstätte errichtet werden. Für die Gedenkinstallation "Ort der Namen" sind bis jetzt von ungefähr eintausend Opfer identifiziert worden.
 
=== Literatur ===
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Am Beispiel des Dachauer Verbrechens werden die historischen Zusammenhänge des von den Nationalsozialisten gewollten und geplanten Massenmords an Sowjetsoldaten ausgeleuchtet. Der ehemalige SS-Schießplatz - er war einer der zentralen Exekutionsorte auf deutschem Reichsgebiet - steht für die Geschichte des leugnenden Umgangs mit einem völkerrechtswidrigen Verbrechen seit 1945. Von 5,7 Millionen Sowjetsoldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft starben mehr als drei Millionen durch Hunger, Folter und bei Erschießungen.
 
 
Im Kalten Krieg gerieten diese Opfer in Vergessenheit - wie die Tatorte. Anja Deutsch und Kerstin Schwenke schreiben über den langen Weg zur Gestaltung des Erinnerungsortes, der nach Jahrzehnten der Verwilderung und Überbauung fast aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht worden war.
 
Die Erinnerung daran verdankt sich in den Anfängen allein zivilgesellschaftlichem Engagement. Andrea Riedle weist nach, dass die Erschießungen ein "offenes Geheimnis" waren - die Dachauer trotz gegenteiliger Behauptungen sehr wohl davon gewusst hatten.
 
Am 22. Juni 1941 begann der Überfall, der Millionen Menschen das Leben kostete
 
 
 
Der Historiker Dirk Riedel vom NS-Dokumentationszentrum München führt in das Netz der Zusammenarbeit von Reichssicherheitshauptamt, Gestapo und Wehrmacht. "Vernichtungskrieg in den Gefangenenlagern der Wehrmacht": Zwei Wochen vor dem Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ordnete das Oberkommando der Wehrmacht in konsequenter Umsetzung der antibolschewistischen und antislawischen NS-Politik die Ermordung aller politischen Kommissare der Roten Armee sofort nach der Gefangennahme an.
 
Gestapo und Wehrmacht wählten in der Folge die Kriegsgefangenen in den Lagern aus, die zur Erschießung in Konzentrationslager verschleppt wurden: Kommissare, Juden, "Intelligenzler", aber auch wahllos Herausgegriffene. Das liest sich wie ein Nachtrag zu den beiden Wehrmachtsausstellungen, die mit der Legende von der "sauberen Wehrmacht" bereits 1995 und 2004 aufgeräumt hatten.
 
 
Herzstück des Buches aber sind die Biografien von neun Opfern und einem Überlebenden der Dachauer Massaker. Für die Gedenkinstallation "Ort der Namen" sind bis jetzt ungefähr eintausend Opfer identifiziert worden - die schwierige, noch laufende Recherche beschreibt Reinhard Otto eindringlich.
 
Die Historikerin Gabriele Hammermann lenkt den Blick auf die Perspektive der Opfer. Ihr Aufsatz besticht dadurch, dass er ihnen, fußend auf einer Vielzahl von Dokumenten, ein Gesicht und eine Stimme gibt; ein Beispiel für eine "integrierte Geschichte" (Saul Friedländer) der Rotarmisten in deutscher Kriegsgefangenschaft.
 
Wie, fragt man sich nach der Lektüre, kann es sein, dass dieses brutale Verbrechen noch heute nicht wirklich ins öffentliche Bewusstsein gedrungen ist? Natürlich: der antikommunistische Konsens in den Jahrzehnten des Ost-West-Konflikts, heute die Annexion der Krim, die politischen Spannungen im Verhältnis zu Putins Russland.
 
 
 
Insofern trug sich vor fünf Jahren, zum Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945, Ungewöhnliches zu. Joachim Gauck verneigte sich vor dem Leid sowjetischer Soldaten. Mit solcher Deutlichkeit hatte noch kein Bundespräsident gesprochen: Als "eines der größten deutschen Verbrechen" bezeichnete Gauck auf Schloss Holte-Stukenbrock den millionenfachen Mord an kriegsgefangenen Rotarmisten.
 
Der Band erzählt von verdrängter Lokalgeschichte, aber auch von großer Politik
 
Doch zum 75. Jahrestag des Kriegsendes war seinem Nachfolger Frank-Walter Steinmeier die Rote Armee kein Wort wert. Eine Vermengung von Gedenken und Tagespolitik verbietet sich aber. Erinnerungspolitik ist dem humanitären Anliegen verpflichtet, die Opfer von Gewaltherrschaft aus dem "Erinnerungsschatten" (Joachim Gauck) zu holen.
 
Dafür steht die Gedenkstätte "SS-Schießplatz" mit ihrer Installation in Dachau. Das verdeutlicht auch dieser Band. Der Historiker Götz Aly hat einmal gesagt, dass Deutschland wenig Verständnis für die Opfer der Roten Armee in deutscher Kriegsgefangenschaft zeigt, auch für die Opfer der Sowjetunion insgesamt. Die Hälfte der 27 Millionen Toten waren Zivilisten.
 
 
Mehr als 13 Millionen Frauen, Kinder und Greise wurden von Wehrmacht und SS systematisch vernichtet - in einem rassistisch motivierten Krieg gegen die "slawischen Untermenschen".
 
 
 
 
 
 
 
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* Gabriele Hammermann, Andrea Riedle (beide Hrsg.): ''Der Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen 1941-1942.'' Wallstein-Verlag, Göttingen 2020. Weitere Autorinnen: Anja Deutsch, [[Dirk Riedel]], Kerstin Schwenke. 208 Seiten. ISBN 9783835336483. ([https://www.sueddeutsche.de/politik/verbrechen-ss-dachau-1.4943507 Rezension in der Süddeutschen Zeitung]. Im Buch stehen auch die Biografien von neun Dachauer Opfern und einem Überlebenden.)
 
===Weblinks, Siehe auch===
 
* https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/historischer-ort/virtueller-rundgang-umgebung/ss-schiessplatz-hebertshausen/
 
*[[Konzentrationslager Dachau#Gedenkort Schießplatz Hebertshausen]]
 
* https://de.wikipedia.org/wiki/Schießplatz_Hebertshausen
 
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Konzentrationslager|Hebertshausen]]
[[Kategorie:Hebertshausen]]

Aktuelle Version vom 4. April 2021, 23:36 Uhr

Der Gedenkort am ehemaligen „SS-Schießplatz Hebertshausen“ erinnert:


Auf dem 1937/1938 zwei Kilometer nördlich vom Dachauer Hauptlager errichteten Schießplatz ermordete die Lager-SS 1941 und 1942 über 4000 sowjetische Kriegsgefangene.

Die Opfer waren zuvor in den Kriegsgefangenenlagern der Wehrmacht in den Wehrkreisen München, Nürnberg, Stuttgart, Wiesbaden und Salzburg von Einsatzkommandos der Gestapo nach ideologischen und rassistischen Kriterien „ausgesondert“ worden. Insbesondere kommunistische Funktionäre, Offiziere, Angehörige der Intelligenz sowie Juden fielen diesem Massenmord bei München zum Opfer.


Er ist seit den 1960er Jahren eine Gedenkstätte für NS-Opfer. Eigentlich müßte hier eine Kriegsgräberstätte errichtet werden. Für die Gedenkinstallation "Ort der Namen" sind bis jetzt von ungefähr eintausend Opfer identifiziert worden.


Literatur

  • Gabriele Hammermann, Andrea Riedle (beide Hrsg.): Der Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen 1941-1942. Wallstein-Verlag, Göttingen 2020. Weitere Autorinnen: Anja Deutsch, Dirk Riedel, Kerstin Schwenke. 208 Seiten. ISBN 9783835336483. (Rezension in der Süddeutschen Zeitung. Im Buch stehen auch die Biografien von neun Dachauer Opfern und einem Überlebenden.)

Weblinks, Siehe auch