Müncher Theaterzensur-Beirat: Unterschied zwischen den Versionen

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|Halbe
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|{{WL2|Max Halbe}}
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|Austritt Das Verbot von Schloß Wetterstein am 30. Oktober 1911 und Oaha am 16. Nomvember 1911 sowie die Ablehnung des Kammersängers durch die Intendanz des Hoftheaters haben Wedekind, der sich durch in seinem dramatischen Schaffen zunehmend durch die Zensur eingeschränkt sah zu drei Fragen an die Öffentlichkeit veranlaßt, in denen er um Aufklärung bat: ''Wer'', ''Was'' und ''Warum''  gegen ihn hatte. Am 1. Dezember 1911 sandte Max Halbe an den Polizeipräsidenten von der Heydte: Der kgl. Polizeidir. beehre ich mir, mitzuteilen, dass ich mich von heute nicht mehr als Mitglied des Zensurbeirates zu betrachten bitte, da mir eine weitere Mitwirkung an dieser Institution in Anbetracht der verschärften prinzipiellen Gegensätze nicht mehr ersprießlich erscheint. Ganz ergebenst Dr. Max Halbe.
|Austritt: Das Verbot von Schloss Wetterstein am 30. Oktober 1911 und Oaha am 16. Nomvember 1911 sowie die Ablehnung des Kammersängers durch die Intendanz des Hoftheaters haben Wedekind, der sich durch in seinem dramatischen Schaffen zunehmend durch die Zensur eingeschränkt sah zu drei Fragen an die Öffentlichkeit veranlaßt, in denen er um Aufklärung bat: ''Wer'', ''Was'' und ''Warum''  gegen ihn hatte. Am 1. Dezember 1911 sandte Max Halbe an den Polizeipräsidenten von der Heydte: Der kgl. Polizeidir. beehre ich mir, mitzuteilen, dass ich mich von heute nicht mehr als Mitglied des Zensurbeirates zu betrachten bitte, da mir eine weitere Mitwirkung an dieser Institution in Anbetracht der verschärften prinzipiellen Gegensätze nicht mehr ersprießlich erscheint. Ganz ergebenst Dr. Max Halbe.
Der Brief wurde in fast allen größeren Zeitungen Münchens und des Deutschen Reichs veröffentlicht. In den Kommentaren zu dieser Ausstrittserklärung kam meist die Hoffnung zum Ausdruck, dasss andere Mitglieder dem Beispiel M. Halbes folgen mögen.
 
Der Brief wurde in fast allen größeren Zeitungen Münchens und des Deutschen Reichs veröffentlicht. In den Kommentaren zu dieser Austrittserklärung kam meist die Hoffnung zum Ausdruck, dass andere Mitglieder dem Beispiel M. Halbes folgen mögen.


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|Mann
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|[[Thomas Mann]]
|[[Thomas Mann]]
|Nach dem Austritt von {{WL2|Max Halbe}} am 1. Dezember 1911 siehe bei diesem. Mann verläßt den Zensurbeirat, als man Wedekinds Lulu verbietet. Am 7. Dezember 1912 schildert Th. Mann in einem Brief an Wedekind seine Aufgabe im Zensurbeirat so: Man müssse die Aufseher der öffentlichen Ordnung vor Eingriffen in Werke von Dichtungsrang warnen".
|Nach dem Austritt von {{WL2|Max Halbe}} am 1. Dezember 1911 siehe bei diesem. Mann verlässt den Zensurbeirat, als man Wedekinds Lulu verbietet. Am 7. Dezember 1912 schildert Thomas Mann in einem Brief an Wedekind seine Aufgabe im Zensurbeirat so: „Man müsse die Aufseher der öffentlichen Ordnung vor Eingriffen in Werke von Dichtungsrang warnen.
Am 29. Mai 1913 schreibt er an Wedekind über seinen Austritt aus dem Zensurbeirat Da nun meine Demission als Polizeiorgan mir Ihre Sympahtie zurückgewinnen konnte, so will ich vergnügt sein, sie gegeben zu haben, Das Verbot ihres größten Werkes war jedenfalls eine passende Gelegenheit dazu. Und von dem Odium dieses besonderen Amtes abgesehen, ganz ohne Amt ist mir schließlich am wohlsten.
 
Am 29. Mai 1913 schreibt er an Wedekind über seinen Austritt aus dem Zensurbeirat: Da nun meine Demission als Polizeiorgan mir Ihre Sympathie zurückgewinnen konnte, so will ich vergnügt sein, sie gegeben zu haben, Das Verbot ihres größten Werkes war jedenfalls eine passende Gelegenheit dazu. Und von dem Odium dieses besonderen Amtes abgesehen, ganz ohne Amt ist mir schließlich am wohlsten.




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|Mensi
|Mensi
|[http://www.lexikus.de/bibliothek/Das-literarische-Muenchen/Klarbach-Alfred-Frhr-Mensi-v-geb-1854-Innsbruck-gest-1933 Alfred von Mensi-Klarbach]
|[http://www.lexikus.de/bibliothek/Das-literarische-Muenchen/Klarbach-Alfred-Frhr-Mensi-v-geb-1854-Innsbruck-gest-1933 Alfred von Mensi-Klarbach]
|(* 16. Dezember 1854 zu Innsbruck 1933), Schriftsteller ; Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung München, GND: 116885645
|(* 16. Dezember 1854 zu Innsbruck 1933), Schriftsteller; Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung München, GND: 116885645
Studierte Rechtswissenschaft und Philosophie ,  
Studierte Rechtswissenschaft und Philosophie,  
Bis 1881 Assessor in Innsbruck.
Bis 1881 Assessor in Innsbruck.
1881  Volontär bei der kurz vorher von [[Martin Schleich]] gegründeten Zeitung ''Der Gemäßigte'' in München.
1881  Volontär bei der kurz vorher von [[Martin Schleich]] gegründeten Zeitung ''Der Gemäßigte'' in München.
Später Redakteur zur „Süddeutschen Presse“.
Später Redakteur zur „Süddeutschen Presse“.
Im Oktober 1882 verlegtre die „Allgemeine Zeitung“ ihren Sitz von Augsburg nach München wo Mensi das Theater- und Musikreferat erhielt.
Im Oktober 1882 verlegte die „Allgemeine Zeitung“ ihren Sitz von Augsburg nach München, wo Mensi das Theater- und Musikreferat erhielt.
Ab war 1887 er verantwortlicher Redakteur des Feuilletons.
Ab war 1887 er verantwortlicher Redakteur des Feuilletons.
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Mit Ausnahme des Historikers [https://books.google.de/books?id=vwBdDAAAQBAJ&pg=PA260&dq=%22Heigel,+Karl+Theodor+Ritter+von,+Dr.+phil.%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj3z7eUyp_jAhXSLVAKHf-jAbYQ6AEIKDAA#v=onepage&q=%22Heigel%2C%20Karl%20Theodor%20Ritter%20von%2C%20Dr.%20phil.%22&f=false Karl Theodor von Heigel ] (* 1842 in München, † 1915 in eben da), der aus beruflichen Gründen absagte, waren alle Berufenen zur Übernahme des Amtes gerne bereit. [https://books.google.de/books?id=XhRoAAAAMAAJ&q=%22Alle,+mit+Ausnahme+von+Universit%C3%A4tsprofessor+Dr.+K+.+Th.+Heigel,+der+aus+beruflichen+Gr%C3%BCnden+absagte,+waren+zur+%C3%9Cbernahme%22&dq=%22Alle,+mit+Ausnahme+von+Universit%C3%A4tsprofessor+Dr.+K+.+Th.+Heigel,+der+aus+beruflichen+Gr%C3%BCnden+absagte,+waren+zur+%C3%9Cbernahme%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwilid_Xw5_jAhVB1qYKHeFXAv8Q6AEILDAB]
Mit Ausnahme des Historikers [https://books.google.de/books?id=vwBdDAAAQBAJ&pg=PA260&dq=%22Heigel,+Karl+Theodor+Ritter+von,+Dr.+phil.%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj3z7eUyp_jAhXSLVAKHf-jAbYQ6AEIKDAA#v=onepage&q=%22Heigel%2C%20Karl%20Theodor%20Ritter%20von%2C%20Dr.%20phil.%22&f=false Karl Theodor von Heigel] (* 1842 in München, † 1915 ebenda), der aus beruflichen Gründen absagte, waren alle Berufenen zur Übernahme des Amtes gerne bereit. [https://books.google.de/books?id=XhRoAAAAMAAJ&q=%22Alle,+mit+Ausnahme+von+Universit%C3%A4tsprofessor+Dr.+K+.+Th.+Heigel,+der+aus+beruflichen+Gr%C3%BCnden+absagte,+waren+zur+%C3%9Cbernahme%22&dq=%22Alle,+mit+Ausnahme+von+Universit%C3%A4tsprofessor+Dr.+K+.+Th.+Heigel,+der+aus+beruflichen+Gr%C3%BCnden+absagte,+waren+zur+%C3%9Cbernahme%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwilid_Xw5_jAhVB1qYKHeFXAv8Q6AEILDAB]
Mit Ausnahme von vier Amtsnierderlegungen und fünf Todesfällen, wobei nur drei neue Mitglieder berufen wurden, blieb der Zensurbeirat von 1908 bis 21. November 1918 unverändert bestehen.
Mit Ausnahme von vier Amtsniederlegungen und fünf Todesfällen, wobei nur drei neue Mitglieder berufen wurden, blieb der Zensurbeirat von 1908 bis 21. November 1918 unverändert bestehen.
Für die 1915 bzw 1917 verstorbenen Savits und Voll wurden keine neuen Mitglieder benannt.
Für die 1915 bzw 1917 verstorbenen Savits und Voll wurden keine neuen Mitglieder benannt.
Für den im Herbst 1915 verstorbenen Josef Ruederer wurde kein neues Mitglied ernannt.
Für den im Herbst 1915 verstorbenen Josef Ruederer wurde kein neues Mitglied ernannt.
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|Thal des Lebens
|Thal des Lebens
|Schwank
|Schwank
|Max Dreyer (* 25. September 1862 in Rostock †27. November 1946 in Göhren) Dramatiker, Erzähler und Lyriker immer regelmäßiger, oft mit Flaischlein, nach seiner Promotion zunächst Gymnasiallehrer und Journalist, entwickelte sich bald zu einem geschickten Bühnenschriftsteller, dessen Werken oft Erfolg beschieden
|Max Dreyer (* 25. September 1862 in Rostock † 27. November 1946 in Göhren) Dramatiker, Erzähler und Lyriker immer regelmäßiger, oft mit Flaischlein, nach seiner Promotion zunächst Gymnasiallehrer und Journalist, entwickelte sich bald zu einem geschickten Bühnenschriftsteller, dessen Werken oft Erfolg beschieden
|Ver. Th.
|Ver. Th.
|20. März 1908
|20. März 1908
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|Ver. Th.
|Ver. Th.
|24. März 1908
|24. März 1908
|Gruber, Halbe, Muncker, Nicklas, Possart, Stadler  (+)
|Gruber, Halbe, Muncker, Nicklas, Possart, Stadler (+)
|31. März 1908
|31. März 1908
|genehmigt am  
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|Ver. Th.
|Ver. Th.
|9. April 1908
|9. April 1908
|Halbe, Stadler, Nicklas, Possart, Gruber  (+) Muncker  (-)
|Halbe, Stadler, Nicklas, Possart, Gruber (+) Muncker  (-)
|21. April 1908
|21. April 1908
|genehmigt am
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|Et. Koll. Etablissement Kolloseum
|Et. Koll. Etablissement Kolloseum
|11. Mai 1908
|11. Mai 1908
|Moulin, Hildebrand, Gleiche, Savits, Müller  (+)
|Moulin, Hildebrand, Gleiche, Savits, Müller (+)
|15. Mai 1908
|15. Mai 1908
|genehmigt am
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|Volkstheater
|Volkstheater
|25. Mai 1908
|25. Mai 1908
|Basil, Graßmann, Ruederer, Schnorr (-); Cornelius wäre für kein Verbot, wenn das Stück nich schon verboten wäre
|Basil, Graßmann, Ruederer, Schnorr (-); Cornelius wäre für kein Verbot, wenn das Stück nicht schon verboten wäre
|29. Mai 1908
|29. Mai 1908
|Verbot vom 3.12.1907 wird am 15.6.1908 aufrecht erhalten Beschwerde Regierung von Obberbayern am  
|Verbot vom 3.12.1907 wird am 15.6.1908 aufrecht erhalten Beschwerde Regierung von Oberbayern am  
|28. Januar 1909
|28. Januar 1909


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|Moulin (+), Hildebrand, Kerschensteiner, Weigand, Müller, Werther (-)
|Moulin (+), Hildebrand, Kerschensteiner, Weigand, Müller, Werther (-)
|12. Dezember 1908
|12. Dezember 1908
|Verbot am 28.12.1908 (aus sittl. Gründen) Beschwerde verworfen vo. Reg. Obb. 2.1.1909 u.v. Statsmin d. I. Am 3.11.1911 Vorlesung durch den Autor am 13.12.1911; gestattet ()
|Verbot am 28.12.1908 (aus sittlichen Gründen) Beschwerde verworfen vo. Reg. Obb. 2.1.1909 u.v. Statsmin d. I. Am 3.11.1911 Vorlesung durch den Autor am 13.12.1911; gestattet ()
|6. Dezember 1911
|6. Dezember 1911


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|Lustspielhaus
|Lustspielhaus
|13. Februar 1911
|13. Februar 1911
|Gleichen, Savits, Voll (-), Crusius, Kraepelin, (geringer künstlerischer Wert) Sulger (kein künstl und literarischer Wert +)
|Gleichen, Savits, Voll (-), Crusius, Kraepelin, (geringer künstlerischer Wert) Sulger (kein künstlerischer und literarischer Wert +)
|25. Februar 1911
|25. Februar 1911
|Alle drei Stücke wurden im Februar 1911 verboten, der Zensubeirat wurde nachträglich befragt. Trotz dessen Ansicht wurde das Verbot aufrecht erhalten.
|Alle drei Stücke wurden im Februar 1911 verboten, der Zensurbeirat wurde nachträglich befragt. Trotz dessen Ansicht wurde das Verbot aufrecht erhalten.
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|Moulin, Kerschensteiner, Müller, Weigand, Mensi (-)
|Moulin, Kerschensteiner, Müller, Weigand, Mensi (-)
|2. März 1911
|2. März 1911
|Verbot „aus Gründen des Anstands“ und „der öffentlichen Ordnung“ außergewöhnliche Rohheit des gesamten Inhalts bereits am 17.2.1911 Befragung des Zensurbeirats auf Verlangen des Theaters erst nachträglich.
|Verbot „aus Gründen des Anstands“ und „der öffentlichen Ordnung“ außergewöhnliche Rohheit des gesamten Inhalts bereits am 17.2.1911. Befragung des Zensurbeirats auf Verlangen des Theaters erst nachträglich.
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