Benutzer:Blass/Die geleK kurz: Unterschied zwischen den Versionen
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1911 reiste Marc zusammen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Maria Franck nach England, wo sie im Juni heirateten.<ref>Die Heirat in ihrer bayrischen Heimat war nicht möglich, da die Scheidung der Zweckehe Marcs mit seiner ersten Frau [[Marie Schnür]] 1908 mit dem intimen Verhältnis Marcs zu Franck begründet wurde. Die damalige Rechtsprechung sah nach § 1312 BGB als Hinderungsgrund für die Eheschließung vor, dass wegen Ehebruch geschiedene nicht die Person heiraten durften, mit der der Ehebruch vollzogen wurde. Folglich wichen Marc und Franck nach England aus, um ihre Ehe dort nach englischem Recht schließen zu lassen. Nach der rechtlichen Klärung in Deutschland wiederholten sie ihre Eheschließung am 3. Juni 1913 in München nach deutschem Recht. Vgl. Jüngling/Rossbeck 2004, S. 80ff und S. 109ff; [http://www.zeno.org/Kunst/M/Marc,+Franz/Franz+Marc+-+Eine+Biografie Marc-Biografie auf zeno.org (abgerufen am 4. August 2015)]</ref> Nach dieser Reise entstanden vorbereitende Skizzen für das Gemälde. Zunächst entwickelte Marc Konturenzeichnungen mit [[Bleistift]], die in seinem Skizzenbuch XXIII erhalten blieben. Die springende Kuh erscheint der des späteren Gemäldes bereits sehr ähnlich, jedoch stellte Marc ihr hier noch ein anderes Tiermotiv gleichwertig gegenüber. Die dominante Wirkung als Zentralmotiv entfaltet sich noch nicht. In der Folge muss Marc der Gedanke gekommen sein, das Kuh-Motiv als selbstständiges Bild zu entwickeln, möglicherweise als Gegenstück zu seinen ähnlich konzipierten blauen Pferden.<ref name="Lankeit1976.78">Lankheit 1976, S. 78.</ref> | 1911 reiste Marc zusammen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Maria Franck nach England, wo sie im Juni heirateten.<ref>Die Heirat in ihrer bayrischen Heimat war nicht möglich, da die Scheidung der Zweckehe Marcs mit seiner ersten Frau [[Marie Schnür]] 1908 mit dem intimen Verhältnis Marcs zu Franck begründet wurde. Die damalige Rechtsprechung sah nach § 1312 BGB als Hinderungsgrund für die Eheschließung vor, dass wegen Ehebruch geschiedene nicht die Person heiraten durften, mit der der Ehebruch vollzogen wurde. Folglich wichen Marc und Franck nach England aus, um ihre Ehe dort nach englischem Recht schließen zu lassen. Nach der rechtlichen Klärung in Deutschland wiederholten sie ihre Eheschließung am 3. Juni 1913 in München nach deutschem Recht. Vgl. Jüngling/Rossbeck 2004, S. 80ff und S. 109ff; [http://www.zeno.org/Kunst/M/Marc,+Franz/Franz+Marc+-+Eine+Biografie Marc-Biografie auf zeno.org (abgerufen am 4. August 2015)]</ref> Nach dieser Reise entstanden vorbereitende Skizzen für das Gemälde. Zunächst entwickelte Marc Konturenzeichnungen mit [[Bleistift]], die in seinem Skizzenbuch XXIII erhalten blieben. Die springende Kuh erscheint der des späteren Gemäldes bereits sehr ähnlich, jedoch stellte Marc ihr hier noch ein anderes Tiermotiv gleichwertig gegenüber. Die dominante Wirkung als Zentralmotiv entfaltet sich noch nicht. In der Folge muss Marc der Gedanke gekommen sein, das Kuh-Motiv als selbstständiges Bild zu entwickeln, möglicherweise als Gegenstück zu seinen ähnlich konzipierten blauen Pferden.<ref name="Lankeit1976.78">Lankheit 1976, S. 78.</ref> | ||
Es entstand eine vorbereitende Studie des Gemäldes in Öl auf Holz, die bereits alle wesentlichen Gestaltungsmerkmale beinhaltete.<ref>Lankheit 1970, Nr. 151.</ref> Die Ausarbeitung geschah eher flüchtig und skizzenhaft auf ein, vielleicht zufällig bereitliegendes, abgesägtes [[Grundierung|ungrundiertes]] Holzbrett, dessen Maserung durch die Ölfarbe hindurch sichtbar blieb. Die Verwendung qualitativ minderwertiger Materialien lässt auf eine hastige Vorarbeit schließen. Der Körper der Kuh blieb in dieser Skizze noch deutlich näher am natürlichen Objekt als im späteren Werk. Die Farbgebung und die Bildaufteilung entsprachen bereits der des späteren Gemäldes, wo sie allerdings noch pointierter ausgeführt wurden.<ref name="Lankeit1976.78" /> Das Werk befindet sich heute in der ''Sammlung Erhard Kracht'', die das Museum der [[Moritzburg (Halle)#Stiftung Moritzburg / Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt|Stiftung Moritzburg]] ausstellt.<ref>[http://stiftung-moritzburg.de/rundgang/sammlung-kracht/ Sammlung Erhard Kracht auf www.stiftung-moritzburg.de (aufgerufen am 21. April 2013)]</ref> | Es entstand eine vorbereitende Studie des Gemäldes in Öl auf Holz, die bereits alle wesentlichen Gestaltungsmerkmale beinhaltete.<ref>Lankheit 1970, Nr. 151.</ref> Die Ausarbeitung geschah eher flüchtig und skizzenhaft auf ein, vielleicht zufällig bereitliegendes, abgesägtes [[Grundierung|ungrundiertes]] Holzbrett, dessen Maserung durch die Ölfarbe hindurch sichtbar blieb. Die Verwendung qualitativ minderwertiger Materialien lässt auf eine hastige Vorarbeit schließen. Der Körper der Kuh blieb in dieser Skizze noch deutlich näher am natürlichen Objekt als im späteren Werk. Die Farbgebung und die Bildaufteilung entsprachen bereits der des späteren Gemäldes, wo sie allerdings noch pointierter ausgeführt wurden.<ref name="Lankeit1976.78" /> Das Werk befindet sich heute in der ''Sammlung Erhard Kracht'', die das Museum der [[Moritzburg (Halle)#Stiftung Moritzburg / Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt|Stiftung Moritzburg]] ausstellt.<ref>[http://stiftung-moritzburg.de/rundgang/sammlung-kracht/ Sammlung Erhard Kracht auf www.stiftung-moritzburg.de (aufgerufen am 21. April 2013)]</ref> | ||
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In den meisten seiner späteren, ab 1913 entstandenen Bilder lösen sich die Tierdarstellungen ins Formelhafte auf.<ref>Partsch 2005, S. 48.</ref> Beispielhaft hierfür steht das ''Gemälde mit Rindern'' von 1913, in dem die Kuhdarstellung in eine neue Formensprache gepresst wird. Inspiration erhielt Marc dabei durch seine Begegnung mit [[Robert Delaunay]], den er während seiner Parisreise 1912 zusammen mit seinem Freund [[August Macke]] kennenlernte. In der Folge tendierte Marcs Stil immer deutlicher zur Abstraktion, vergleichbar mit dem Kubismus. Dies ist eine Entwicklung, die der Kandinskys ähnlich erscheint, sich jedoch nicht vollenden konnte, da Marc 1916 verstarb. | In den meisten seiner späteren, ab 1913 entstandenen Bilder lösen sich die Tierdarstellungen ins Formelhafte auf.<ref>Partsch 2005, S. 48.</ref> Beispielhaft hierfür steht das ''Gemälde mit Rindern'' von 1913, in dem die Kuhdarstellung in eine neue Formensprache gepresst wird. Inspiration erhielt Marc dabei durch seine Begegnung mit [[Robert Delaunay]], den er während seiner Parisreise 1912 zusammen mit seinem Freund [[August Macke]] kennenlernte. In der Folge tendierte Marcs Stil immer deutlicher zur Abstraktion, vergleichbar mit dem Kubismus. Dies ist eine Entwicklung, die der Kandinskys ähnlich erscheint, sich jedoch nicht vollenden konnte, da Marc 1916 verstarb. | ||
=== Ausstellungen und Verbleib === | |||
''Die gelbe Kuh'' war Bestandteil der ersten Ausstellung der Redaktionsgemeinschaft des [[Der Blaue Reiter|Blauen Reiters]], die vom 18. Dezember 1911 bis zum 1. Januar 1912 in der [[Moderne Galerie Heinrich Thannhauser|Galerie Thannhauser]] in München stattfand. Marc ließ das Gemälde für den im Mai 1912 im [[Piper Verlag]] erscheinenden Katalog der Ausstellung reproduzieren.<ref name="Förster2000.112">Förster 2000, S. 112.</ref> Kandinsky und Marc waren die zentralen Figuren des Blauen Reiters, der aus dem Bruch Kandinskys mit der [[Neue Künstlervereinigung München|Neuen Künstlervereinigung München]] (N.K.V.M) im Dezember 1911 entstand.<ref>Ursache war die Ablehnung Kandinskys Werks ''Das jüngste Gericht. Komposition V'' in einer Jury-Sitzung am 3. Dezember des Jahres für die dritte Ausstellung der Gruppe. Kandinskys seit Oktober entstandenes Werk überschritt mit seinen Maßen, die ein mehr als fünf Quadratmeter großes Bild ergaben, die Vorgaben der Jury von maximal 4 Quadratmetern deutlich. Dies war jedoch nur ein Vorwand. Kandinsky, der die konservative Ausrichtung der Gruppe ablehnte, provozierte bewusst einen Eklat, der zu seinem Austritt führte. Seine Entwicklung zur Abstraktion, die sich ab 1911 vollzog, passte nicht mehr zur Ausrichtung der NKVM. In kurzer Zeit entwickelte er zusammen mit Marc die Idee einer neuen Künstlergruppe und organisierte eilig die erste Ausstellung des Blauen Reiters. Vgl. Friedel/Hoberg 2006, S. 40.</ref> Sie fungierten als Herausgeber des Almanachs, in dem ''Die gelbe Kuh'' als Hauptbeitrag Marcs zu diesem Werk gilt.<ref name="Förster2000.112" /> Der Preis für das Gemälde lag bei den ersten Ausstellungen 1912 bei 1000 Mark.<ref>Jüngling/Rossbeck, S. 128.</ref> Für eine illustrierte Bildausgabe, die ''Bibel'' des Blauen Reiters, war ''Die gelbe Kuh'' ebenfalls als Beitrag vorgesehen. | |||
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''Die gelbe Kuh'' war Bestandteil der ersten Ausstellung der Redaktionsgemeinschaft des [[Der Blaue Reiter|Blauen Reiters]], die vom 18. Dezember 1911 bis zum 1. Januar 1912 in der [[Moderne Galerie Heinrich Thannhauser|Galerie Thannhauser]] | |||
Nach dem Tod Marcs 1916 stellte die [[Galerie Nierendorf]] in Zusammenarbeit mit [[Maria Marc]] viermal dessen Gesamtwerk in Deutschland in Gedächtnisausstellungen aus. Die letzte Franz Marc-Gedächtnisausstellung fand anlässlich seines 20. Todestages vom 4. März bis 19. April 1936 in [[Berlin]] statt. Maria Marc stellte neben anderen Bildern ''Die gelbe Kuh'' zur Verfügung. Das Gemälde hatte sie nach dem Tod ihres Mannes in ihrem Besitz behalten. Die damals bereits berühmten Hauptbeiträge ''Die roten Rehe'', ''Füchse'', ''Reh im Blumengarten'' und ''Die gelbe Kuh'' sorgten für einen, bei den Machthabern unerwünscht, großen Erfolg der Veranstaltung, was aber zugleich ein Verbot erschwerte. Die zeitliche Nähe zu den [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Spielen von Berlin]] trug ebenfalls dazu bei; in dieser Zeit versuchten die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]], sich vor ihren internationalen Gästen einen weltoffenen und toleranten Anschein zu geben.<ref name="Walter-Ris">Walter-Ris, Anja: ''Die Geschichte der Galerie Nierendorf. Kunstleidenschaft im Dienst der Moderne. Berlin/New York 1920–1995.'' Berlin 2000, S. 205ff.</ref> Bis auf kleinere Einschränkungen konnte die Ausstellung wie geplant stattfinden. | Nach dem Tod Marcs 1916 stellte die [[Galerie Nierendorf]] in Zusammenarbeit mit [[Maria Marc]] viermal dessen Gesamtwerk in Deutschland in Gedächtnisausstellungen aus. Die letzte Franz Marc-Gedächtnisausstellung fand anlässlich seines 20. Todestages vom 4. März bis 19. April 1936 in [[Berlin]] statt. Maria Marc stellte neben anderen Bildern ''Die gelbe Kuh'' zur Verfügung. Das Gemälde hatte sie nach dem Tod ihres Mannes in ihrem Besitz behalten. Die damals bereits berühmten Hauptbeiträge ''Die roten Rehe'', ''Füchse'', ''Reh im Blumengarten'' und ''Die gelbe Kuh'' sorgten für einen, bei den Machthabern unerwünscht, großen Erfolg der Veranstaltung, was aber zugleich ein Verbot erschwerte. Die zeitliche Nähe zu den [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Spielen von Berlin]] trug ebenfalls dazu bei; in dieser Zeit versuchten die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]], sich vor ihren internationalen Gästen einen weltoffenen und toleranten Anschein zu geben.<ref name="Walter-Ris">Walter-Ris, Anja: ''Die Geschichte der Galerie Nierendorf. Kunstleidenschaft im Dienst der Moderne. Berlin/New York 1920–1995.'' Berlin 2000, S. 205ff.</ref> Bis auf kleinere Einschränkungen konnte die Ausstellung wie geplant stattfinden. | ||
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Mit den Olympischen Spielen endete zugleich die Phase der zur Schau getragenen Toleranz. Um dem drohenden Ausstellungsverbot und einer Beschlagnahmung der Bilder zu entgehen, emigrierte Karl Nierendorf eilig mit einem großen Teil seiner Ausstellungsstücke, darunter ''Die gelbe Kuh'', in die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und eröffnete in New York die ''Nierendorf Gallery''. Schon 1937 diffamierten die Nationalsozialisten Marc als „[[Entartete Kunst|entarteten Künstler]]“ und raubten 130 seiner in Deutschland verbliebenen Werke aus Museen und Galerien.<ref name="Walter-Ris" /> | Mit den Olympischen Spielen endete zugleich die Phase der zur Schau getragenen Toleranz. Um dem drohenden Ausstellungsverbot und einer Beschlagnahmung der Bilder zu entgehen, emigrierte Karl Nierendorf eilig mit einem großen Teil seiner Ausstellungsstücke, darunter ''Die gelbe Kuh'', in die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und eröffnete in New York die ''Nierendorf Gallery''. Schon 1937 diffamierten die Nationalsozialisten Marc als „[[Entartete Kunst|entarteten Künstler]]“ und raubten 130 seiner in Deutschland verbliebenen Werke aus Museen und Galerien.<ref name="Walter-Ris" /> | ||
In den 1940er Jahren verkaufte Nierendorf zahlreiche Gemälde an [[Solomon R. Guggenheim]]. Nach Karl Nierendorfs Tod 1947 beschlagnahmte und enteignete der [[New York (Bundesstaat)|Bundesstaat New York]] unter dem Vorwand des noch herrschenden [[Krieg]]szustandes zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland dessen gesamten Nachlass.<ref name="Walter-Ris" /> ''Die gelbe Kuh'' gelangte in den Besitz des Bundesstaates. Aus diesem ließ Guggenheim sie kurz vor seinem Tod Ende des Jahres 1949 für einen symbolischen Preis erwerben und an seine 1937 gegründete Stiftung übergeben. | In den 1940er Jahren verkaufte Nierendorf zahlreiche Gemälde an [[Solomon R. Guggenheim]]. Nach Karl Nierendorfs Tod 1947 beschlagnahmte und enteignete der [[New York (Bundesstaat)|Bundesstaat New York]] unter dem Vorwand des noch herrschenden [[Krieg]]szustandes zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland dessen gesamten Nachlass.<ref name="Walter-Ris" /> ''Die gelbe Kuh'' gelangte in den Besitz des Bundesstaates. Aus diesem ließ Guggenheim sie kurz vor seinem Tod Ende des Jahres 1949 für einen symbolischen Preis erwerben und an seine 1937 gegründete Stiftung übergeben. | ||
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Version vom 26. Mai 2016, 19:52 Uhr
Entwurf zur Kürzung
für das Ölbild
Die gelbe Kuh
Franz Marc, 1911
Maße: 189,2 × 140,52 cm
Solomon R. Guggenheim Museum, New York
Gegenständlichkeit, Expressionismus und Popkultur
Entartete Kunst, NS-Zensur, Verlust
Referenzen
Der Weg des Bildes
- Berlin
- New York
www, Anmerkungen und Einzelnachweise
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