Herz-Jesu-Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Herz-Jesu-Kirche.jpg|thumb|Die Frontpartie der Herz-Jesu-Kirche in [[Neuhausen]]]]
[[Bild:Herz-Jesu-Kirche.jpg|thumb|Die Frontpartie der Herz-Jesu-Kirche in [[Neuhausen]]]]
Bereits im Jahr 1892 wurde von der damals noch freien Gemeinde Neuhausen, eine für das Turnfest 1889 auf der Theresienwiese nach den Plänen Feodor A. Elste, Lincke und Littmann errichtete Festhalle angekauft, und nach Planungen von Johann Marggraff in einen Kirchenbau umgebaut. In der Zeit des 2. Weltkriegs, genauer am 12. Juli 1944, wurde auch dieses Bauwerk durch Bomben getroffen und brannte ab. Die zweite katholische Pfarrkirche '''Herz Jesu''' in [[München]]-[[Neuhausen]] wurde in den Jahren [[1998]]–[[2004]] nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Allmann-Sattler-Wappner neu errichtet, nachdem der Vorgängerbau aus dem Jahre [[1951]] [[1994]] abgebrannt war. Der moderne Bau wurde schon bald zu einer der am häufigsten besuchten [[Kirchen]] in München.
Bereits im Jahr 1889 wurde von der damals noch freien Gemeinde [[Neuhausen]], eine für das Turnfest 1889 auf der [[Theresienwiese]] nach den Plänen Feodor A. Elste, Lincke und Littmann errichtete Festhalle angekauft, und nach Planungen von Johann Marggraff im Jahr 1890 auf einem durch Schenkung übergebenes Grundstück von Crescentia Drexler, in einen Kirchenbau umgebaut und neu errichtet. Die Einweihung dieser ersten Herz-Jesu geweihten Kirche in Neuhausen durch Erzbischof Antonius fand am 12. Oktober 1890 statt. Im kleinen Kirchturm befanden sich Glocken der Glockengießerei Ulrich Kortler, [[Maillingerstraße]] Neuhausen. In den Jahren des 2. Weltkriegs, genauer am 12. Juli 1944, wurde auch dieses Bauwerk durch Bomben getroffen und brannte ab.
 
Die dritte Pfarrkirche '''Herz Jesu''' in [[München]]-[[Neuhausen]] wurde in den Jahren [[1998]]–[[2004]] nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Allmann-Sattler-Wappner neu errichtet, nachdem der zweite Vorgängerbau aus dem Jahre [[1951]] im Jahr [[1994]] ebenso abgebrannt war. Der moderne Bau wurde schon bald zu einer der am häufigsten besuchten [[Kirchen]] in München.


[[Friedrich Kardinal Wetter]] weihte die Kirche am 26. November [[2000]] offiziell, die Segnung der Orgel und der Wandmalerei fand aber erst im Oktober 2004 statt.
[[Friedrich Kardinal Wetter]] weihte die Kirche am 26. November [[2000]] offiziell, die Segnung der Orgel und der Wandmalerei fand aber erst im Oktober 2004 statt.


Die Kirche ist kubisch mit einer blauen, 14 m hohen gläsernen Frontseite und (halb-)transparenten Seitenwänden. Innerhalb dieses Glaskasten befindet sich, unverbunden, ein weiterer, diesmal hölzerner Kubus durch den seitlich durch Holzlammellen je nach Sonnenstand unterschiedlich stark Licht einfällt.  
Die Kirche ist kubisch mit einer blauen, 14 m hohen gläsernen Frontseite und (halb-)transparenten Seitenwänden. Innerhalb dieses Glaskasten befindet sich, unverbunden, ein weiterer, diesmal hölzerner Kubus durch den seitlich durch Holzlamellen je nach Sonnenstand unterschiedlich stark Licht einfällt.  


Die komplette blaue Vorderseite lässt sich wie ein riesiges Tor öffnen, was aber nur an hohen Feiertagen passiert; ansonsten betritt man die Kirche durch zwei kleinere Türen. Die Vorderseite besteht aus 24 x 18 Quadraten, die wiederum aus kleinen Quadraten bestehen, auf denen sich Muster aus weißen stilisierten Nägel befinden. Ein eigens entwickelter Code aus der verschiedenen Anordnung dieser Nägel (in Anlehnung an die {{WL2|de:Keilschrift|Keilschrift}}) zitiert, in immer wiederkehrender Form, die Passionsgeschichte nach Johannes 18-20. Durch eine zweite Glasschicht, diesmal mit blauen Nägeln auf durchsichtigem Glas, erscheinen einige Teile der Fläche in einem dunkleren Blau, ein hellblaues Kreuz wird dadurch schemenhaft deutlich. Ein ähnliches Kreuz befindet sich im Altarraum. Es wird durch einen metallgewebten Vorhang gebildet ({{WL2|de:Tombak|Tombak}}), der an einigen Stellen dichter gewebt ist. Je nach Lichteinfall erscheint das Kreuz mal heller, mal dunkler als die Umgebung, wodurch ein veränderlicher, lebendiger Eindruck entsteht.   
Die komplette blaue Vorderseite lässt sich wie ein riesiges Tor öffnen, was aber nur an hohen Feiertagen passiert; ansonsten betritt man die Kirche durch zwei kleinere Türen. Die Vorderseite besteht aus 24 x 18 Quadraten, die wiederum aus kleinen Quadraten bestehen, auf denen sich Muster aus weißen stilisierten Nägel befinden. Ein eigens entwickelter Code aus der verschiedenen Anordnung dieser Nägel (in Anlehnung an die {{WL2|de:Keilschrift|Keilschrift}}) zitiert, in immer wiederkehrender Form, die Passionsgeschichte nach Johannes 18-20. Durch eine zweite Glasschicht, diesmal mit blauen Nägeln auf durchsichtigem Glas, erscheinen einige Teile der Fläche in einem dunkleren Blau, ein hellblaues Kreuz wird dadurch schemenhaft deutlich. Ein ähnliches Kreuz befindet sich im Altarraum. Es wird durch einen metallgewebten Vorhang gebildet ({{WL2|de:Tombak|Tombak}}), der an einigen Stellen dichter gewebt ist. Je nach Lichteinfall erscheint das Kreuz mal heller, mal dunkler als die Umgebung, wodurch ein veränderlicher, lebendiger Eindruck entsteht.   
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Um den inneren Kubus herum führt ein Kreuzweg, die verschiedenen Stationen der Leiden Jesu werden durch Schwarz-Weiß-Fotografien der entsprechenden Stationen auf der {{WL2|de:Via Dolorosa|Via Dolorosa}} in Jerusalem illustriert. Der Boden im inneren Kubus fällt zum Altar hin ab, wodurch ein einladendes Gefühl der Geborgenheit erreicht werden soll. Dazu trägt auch das helle Holz der Innenstruktur bei. Die silberne Orgel hebt sich von dem schwarzen Hintergrund des Emporenkastens, der sich über dem Eingang des inneren Kubus befindet, ab. Durch das Einfassen der Orgel in einen eigenen Kasten sollte auch die Akustik verbessert werden.  
Um den inneren Kubus herum führt ein Kreuzweg, die verschiedenen Stationen der Leiden Jesu werden durch Schwarz-Weiß-Fotografien der entsprechenden Stationen auf der {{WL2|de:Via Dolorosa|Via Dolorosa}} in Jerusalem illustriert. Der Boden im inneren Kubus fällt zum Altar hin ab, wodurch ein einladendes Gefühl der Geborgenheit erreicht werden soll. Dazu trägt auch das helle Holz der Innenstruktur bei. Die silberne Orgel hebt sich von dem schwarzen Hintergrund des Emporenkastens, der sich über dem Eingang des inneren Kubus befindet, ab. Durch das Einfassen der Orgel in einen eigenen Kasten sollte auch die Akustik verbessert werden.  


==Galerie==
== Galerie ==
Trauung in der Herz Jesu Kirche, gesehen von [[Andreas Bohnenstengel]]
Trauung in der Herz Jesu Kirche, gesehen von [[Andreas Bohnenstengel]]
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|eMail = Pfarramt@HerzJesu-Muenchen.de
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== Weblinks ==
*[http://www.herzjesu-muenchen.de/index3.html Webauftritt der Kirchengemeinde]
*[http://www.archinform.net/projekte/9561.htm Informationen von der Architektur-Site archINFORM]
== Architekturkritik ==
== Architekturkritik ==
Moderne, 2000
Moderne, 2000
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So ist zum Beispiel auch der Boden der Kirche einer Veränderung im Erscheinungsbild unterworfen. Geht man vom Kirchhof Richtung Altar, ist der Stein erst dunkel und wird dann Zone für Zone heller bis er dann, beim Altar angelangt, fast schneeweiß leuchtet. Dieser Effekt wurde durch eine unterschiedliche Behandlung ein und desselben Steins erzielt. So ist der Stein heller, wenn er unbehandelt, also ursprünglich ist und wird dunkler je gründlicher man ihn abschleift und veredelt.
So ist zum Beispiel auch der Boden der Kirche einer Veränderung im Erscheinungsbild unterworfen. Geht man vom Kirchhof Richtung Altar, ist der Stein erst dunkel und wird dann Zone für Zone heller bis er dann, beim Altar angelangt, fast schneeweiß leuchtet. Dieser Effekt wurde durch eine unterschiedliche Behandlung ein und desselben Steins erzielt. So ist der Stein heller, wenn er unbehandelt, also ursprünglich ist und wird dunkler je gründlicher man ihn abschleift und veredelt.


Bemerkenswert ist auch die Sichtbetonkonstruktion auf der die mächtige Orgel ruht. Zwischen den breiten, sehr niedrigen Säulen entsteht ein fast beengender Raum durch den man ins Innere der Kirche gelangt. Ein dünner Betonstreifen sowie eine Ebene aus schwarzem Stoff bilden einen kontrastreichen Rahmen zu den silbern leuchtenden Pfeifen, die ein wenig an Darth Vader erinnern.
Bemerkenswert ist auch die Sichtbetonkonstruktion, auf der die mächtige Orgel ruht. Zwischen den breiten, sehr niedrigen Säulen entsteht ein fast beengender Raum durch den man ins Innere der Kirche gelangt. Ein dünner Betonstreifen sowie eine Ebene aus schwarzem Stoff bilden einen kontrastreichen Rahmen zu den silbern leuchtenden Pfeifen, die ein wenig an Darth Vader erinnern.
Beim Verlassen der Kirche erscheint einem der ein paar Meter entfernte Kirchturm und seine Konstruktion aus Stahl und Draht wie alleingelassen, doch auch losgelöst von dem insgesamt eindrucksvollen Sakral-Bau. Seine leicht wirkende, stützenfreie Konstruktionsweise und der weite und offene Innenraum wirken durchdacht und bieten dem Kirchenbesucher eine gute Alternative zu den altehrwürdigen Gotteshäusern. Durch die Verwendung edler Materialien und die gelungene Steuerung der Lichtverhältnisse haben die Architekten es geschafft, sich von den teilweise katastrophalen Kirchenbauten der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts abzuheben und einen beispielhaften Bau für die Kirche der Zukunft entwickelt. --[[Benutzer: flol|flol]]
Beim Verlassen der Kirche erscheint einem der ein paar Meter entfernte Kirchturm und seine Konstruktion aus Stahl und Draht wie alleingelassen, doch auch losgelöst von dem insgesamt eindrucksvollen Sakral-Bau. Seine leicht wirkende, stützenfreie Konstruktionsweise und der weite und offene Innenraum wirken durchdacht und bieten dem Kirchenbesucher eine gute Alternative zu den altehrwürdigen Gotteshäusern. Durch die Verwendung edler Materialien und die gelungene Steuerung der Lichtverhältnisse haben die Architekten es geschafft, sich von den teilweise katastrophalen Kirchenbauten der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts abzuheben und einen beispielhaften Bau für die Kirche der Zukunft entwickelt. --[[Benutzer: flol|flol]]
== Weblinks ==
* Herz-Jesu-Kirche: [http://www.herzjesu-muenchen.de/index3.html Webauftritt]
* ArchINFORM: [http://www.archinform.net/projekte/9561.htm Herz-Jesu-Kirche]
* Landeshauptstadt München: [https://www.muenchen.de/sehenswuerdigkeiten/besondere-kirchen-muenchen-die-man-gesehen-haben-sollte Abseits von Dom und Altem Peter: München-Tipps für Kirchen]


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