Theodor Fischer: Unterschied zwischen den Versionen

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München sähe in vielen Bereichen ohne Theodor Fischers Planungen anders aus. Und es sind gerade die heute als „gewachsen“ und damit besonders schön empfundenen Viertel, die stark von Fischers Planungen beeinflusst sind: die Maxvorstadt, Schwabing, Neuhausen, das Areal um den Prinzregentenplatz mit der leicht geknickten Prinzregentenstraße und den wirkungsvoll zurechtgerückten Gebäuden, das Glockenbachviertel sowie die Siedlungsstruktur in Laim, wo er mit seiner Frau im umgebauten Laimer Schlössl 30 Jahre gelebt und nebenan sein Büro betrieben hat.  
München sähe in vielen Bereichen ohne Theodor Fischers Planungen anders aus. Und es sind gerade die heute als „gewachsen“ und damit besonders schön empfundenen Viertel, die stark von Fischers Planungen beeinflusst sind: die Maxvorstadt, Schwabing, Neuhausen, das Areal um den Prinzregentenplatz mit der leicht geknickten Prinzregentenstraße und den wirkungsvoll zurechtgerückten Gebäuden, das Glockenbachviertel sowie die Siedlungsstruktur in Laim, wo er mit seiner Frau im umgebauten Laimer Schlössl 30 Jahre gelebt und nebenan sein Büro betrieben hat.  
Aber es sind eben nicht „gewachsene“, sondern nach den beschriebenen Grundsätzen geplante Bezirke. Gerade das zeigt das Können und das Feingefühl Theodor Fischers: Die Ergebnisse seiner Ideen, so streng die einem erscheinen möchten, wirken nicht rigide, sondern sind dem menschlichen Maßstab sowie dem Be- dürfnis nach Wohlfühlen angepasst. Die Straßen, die nach Fischers Baulinienplan entstanden sind, verlaufen in sanften Schwüngen, der Blick des Spaziergängers ändert sich mit jedem Schritt, Eintönigkeit kann so nicht entstehen.  
Aber es sind eben nicht „gewachsene“, sondern nach den beschriebenen Grundsätzen geplante Bezirke. Gerade das zeigt das Können und das Feingefühl Theodor Fischers: Die Ergebnisse seiner Ideen, so streng die einem erscheinen möchten, wirken nicht rigide, sondern sind dem menschlichen Maßstab sowie dem Be- dürfnis nach Wohlfühlen angepasst. Die Straßen, die nach Fischers Baulinienplan entstanden sind, verlaufen in sanften Schwüngen, der Blick des Spaziergängers ändert sich mit jedem Schritt, Eintönigkeit kann so nicht entstehen.  
Sieht man von den Kriegsschäden ab, säumen aufeinander abgestimmte, aber durchaus individuell gestaltete Häuser die Straßen. Gelungene Neubauten fügen sich ein; im besten Fall nimmt diese Grundstruktur auch gesichtslose Lückenfüller nicht übel. Der Selbstversuch in der Hohen- zollern-, in der Rothmund-, der Ruffini- straße und auf weiteren Stadtspaziergän- gen bestätigt das.
Sieht man von den Kriegsschäden ab, säumen aufeinander abgestimmte, aber durchaus individuell gestaltete Häuser die Straßen. Gelungene Neubauten fügen sich ein; im besten Fall nimmt diese Grundstruktur auch gesichtslose Lückenfüller nicht übel. Der Selbstversuch in der Hohenzollern-, in der Rothmund-, der Ruffinistraße und auf weiteren Stadtspaziergängen bestätigt das.


Dass Theodor Fischers Bauten sozial motiviert waren, zeigen nicht nur die  
Dass Theodor Fischers Bauten sozial motiviert waren, zeigen nicht nur die Siedlungen, sondern auch das 1926 realisierte Ledigenheim im Münchner Arbeiterviertel Westend: Als mächtiges Backsteinvolumen mit Turm und ge- staffelten Bauhöhen nahm es über 500 Zimmer für alleinstehende Männer und Frauen auf, eine in den 1920er Jahren neue Bauaufgabe. Der Komplex wirkt noch heute eindrucksvoll und dient weiterhin als kostengünstiger Wohn- raum.
Auch für die innerstädtischen Verbin-
dungen war Fischer zuständig und bau- te drei schwere, würdevolle Brücken über die Isar: die Prinzregenten- (auch Luitpold-)brücke unterhalb des Frie- densengels (1901), die Max-Joseph- Brücke (1902) auf Höhe des Englischen Gartens und die Wittelsbacher Brücke (1904), die die Isarvorstadt mit der Au verbindet.
 
Ein weiteres wichtiges Thema für Theodor Fischer war der Schulbau. Dabei erwies er sich wieder als Wanderer zwischen den Zeiten: Einerseits setze er sich für die gleichwertige Ausbildung von Jungen und Mädchen ein – offiziell wie auch auf seine eigenen Kinder bezo- gen. Andererseits ist der Eingang für Schüler der Elisabethschule – am gleichnamigen Platz als Schwabinger Stadtteilzentrum gedacht und gelegen
– aufwändiger gestaltet als der für die Schülerinnen.
Die Elisabethschule (1900) wie auch das Luisen-Gymnasi- um (1901) in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs und die Grundschule in der Nordschwabinger Haimhauser Straße (1897) gestaltete er als moderat- repräsentative Bauten. Seine Vorliebe für Kratzputzmotive an der Fassade kam hier zum Einsatz, nicht überbordend ornamental, aber doch als Schmuck zur Hervorhebung der Bedeutung des Gebäudes und ganz sicher nicht so sachlich-nüchtern, wie eine Generation später einige seiner Schüler (auch) öffentliche Bauten auffassten.




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