Else Behrend-Rosenfeld: Unterschied zwischen den Versionen

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Else Behrend-Rosenfeld wird 1941 in Berg am Laim interniert.  
Else Behrend-Rosenfeld wird 1941 in Berg am Laim interniert. Sie überlebte in Deutschland im Untergrund in Berlin und Freiburg. Am 20. April 1944 floh sie mit Hilfe von Menschenschmugglern zu Fuß über die Schweizer Grenze.  


==Nachlass==
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==Literatur==
==Literatur==
*  Else Behrend-Rosenfeld**: ''Else Rosenfeld. Ich stand nicht allein. Erlebnisse einer Jüdin in Deutschland 1933-1944.'' Europ. Verlags-Anstalt, 1948 u. 1991, 1945 bei Büchergilde zuerst unter dem Titel: ''Verfemt und verfolgt'' publiziert. Auch C. H. Beck, München, 1988, ISBN 3-406-32902-0
*  Else Behrend-Rosenfeld**: ''Else Rosenfeld. Ich stand nicht allein. Erlebnisse einer Jüdin in Deutschland 1933-1944.'' Europ. Verlags-Anstalt, 1948 u. 1991, 1945 bei Büchergilde zuerst unter dem Titel: ''Verfemt und verfolgt'' publiziert. Auch C. H. Beck, München, 1988, ISBN 3-406-32902-0
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Leben in zwei Welten: das jüdische Ehepaar Rosenfeld
Tagebuchnotizen, die Else Rosenfeld 1939 bis 1945 in Deutschland und ihr Ehemann Siegfried im Exil niedergeschrieben haben, sowie zahlreiche Briefe und von Else Rosenfeld stammende BBC-Berichte sind Grundlagen eines Buches, das Marita Krauss, Inhaberin des Augsburger Lehrstuhls für bayerische und schwäbische Landesgeschichte, und Erich Kasberger jetzt im Münchner Volk Verlag herausgegeben haben. Am Osterwochende werden das Buch und die Rosenfelds Gegenstand eines BR-Fernseh- und zweier BR-Hörfunkbeiträge sein, die als Hörbuch ebenfalls im Volk Verlag erscheinen.
Augsburg/MK/KPP - Die Tagebücher und Briefe des jüdischen Ehepaares Rosenfeld sowie umfängliche Berichte von Else Rosenfeld für die BBC bieten präzise Beschreibungen des Untergangs der Jüdischen Gemeinde in München, des Überlebens im Untergrund, aber auch der Mühen des Exils. Siegfried Rosenfeld und die Kinder des Paares konnten noch 1939 nach England entkommen, Else Rosenfeld überlebte in Deutschland, erst in der Internierung in München, dann im Untergrund in Berlin und Freiburg. Am 20. April 1944 floh sie mit Hilfe von Menschenschmugglern zu Fuß über die Schweizer Grenze. 1946 sah sie nach sieben Jahren Trennung ihre Familie in England wieder. Ihr Tagebuch, das bereits im November 1945 in der Schweiz veröffentlicht wurde, 230 Briefe an die nichtjüdische Freundin, weiterhin Siegfried Rosenfelds England-Tagebuch in England sowie Elses Briefe an die Kinder und ihre englischsprachigen Originalberichte für die BBC sind jetzt, ausführlich kommentiert, von der Inhaberin des Augsburger Lehrstuhls für Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte der Universität Augsburg, Prof. Dr. Marita Krauss, und ihren Mann Erich Kasberger im Münchner Volk-Verlag herausgegeben worden.
Berlin, zwanziger Jahre
Eine großbürgerliche Familie im Berlin der zwanziger Jahre: Siegfried Rosenfeld, Jurist, hoher Beamter im Justizministerium und sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter. Else Rosenfeld, promoviert, ehrenamtliche Fürsorgerin in einem Frauengefängnis. Drei Kinder, Gustel, Peter und Hanna. Ein glückliches Familienleben, erfüllende Arbeit, ein großer Freundeskreis. Doch die Situation veränderte sich. Im preußischen Landtag kämpfte die Sozialdemokratische Fraktion gegen die immer frecher auftretenden Nazis. Ende 1932 wurde Siegfried Rosenfeld zwangspensioniert, auch seine Frau verlor 1933 ihre Arbeit. Noch wiesen die Rosenfelds, wie viele deutsche Juden, den Gedanken an Emigration weit von sich: das eigene Alter, die schlechten Arbeitsmöglichkeiten, die Pensionszahlungen, die Erziehung der Kinder - alle diese Argumente verhinderten schnelle, lebensrettende Entschlüsse. Die Familie wich nach Bayern aus.
Schönau - Bayerisch Gmain - Icking
In Schönau am Königssee erlebten die Rosenfelds Schikanen und wurden letztlich aus der Gemeinde ausgewiesen, in Bayerisch Gmain bei Bad Reichenhall fielen sie in die Hände einer Denunziantin. Dann schufen sie sich in Icking ein relativ sicheres Umfeld. Die Pogromnacht 1938 überstand die Familie in München. Die Kinder entkamen 1937 und 1939 mit Hilfe der Quäker nach Argentinien und England, ein Visum ermöglichte Siegfried Rosenfeld noch wenige Tage vor Kriegsausbruch Ende August 1939 die Emigration nach England. Seine Frau musste er allein zurücklassen - "die größte Schuld meines Lebens", wie er später in seinem Tagebuch vermerkt. So trennten sich die Wege dieses Paares, das eng aufeinander bezogen gelebt hatte. Für Else schlugen die Bemühungen fehl, ein Visum für England, Argentinien oder Kuba zu erhalten. Mutig stellte sie sich der Israelitischen Kultusgemeinde als Helferin zur Verfügung. Akribisch und ohne Hass beschreibt sie in ihrem Tagebuch die sukzessive Entrechtung der Münchner Juden.
Oxford - Isle of Man
Siegfried Rosenfeld durfte im englischen Exil nicht arbeiten, es musste ihn sein Sohn Peter durch Farmarbeit und die 16-jährige Tochter Hanna durch ihren kleinen Lohn als Haushaltshilfe unterhalten. Mit vielen anderen Deutschen wurden Vater und Sohn dann als "enemies aliens" auf der Isle of Man interniert. Siegfried Rosenfeld berichtet in seinem Tagebuch von schlechten Haftbedingungen und quälendem Warten, aber auch von Vorträgen, Konzerten, Ausstellungen und Theater in diesem Lager deutscher Intellektueller und Künstler. Nach der Freilassung fand er Arbeit als Unterbuchhalter in einer Milchfirma, in der er, der ehemalige hohe Ministerialbeamte, ohne zu klagen, Tag für Tag Zahlenkolonnen überträgt. Er klammert sich an die kleine Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Internierung und Untergrund
Else Behrend-Rosenfeld wird 1941 interniert und als Wirtschaftsleiterin des in einem Kloster untergebrachten Internierungslagers für Juden in Berg am Laim eingesetzt. Dort erlebt sie die Schikanen von Gestapo und Arisierungsstelle, aber auch die stille Hilfe der Vinzentinerinnen. Schließlich steht sie selbst auf der Deportationsliste, kann dann jedoch bleiben. Im August 1942 geht sie mit Hilfe von Freundinnen in den Untergrund. Nun lebt sie ohne gültige Papiere versteckt zunächst in Berlin in verschiedenen Quartieren, immer in Furcht vor Entdeckung, dann in Freiburg bei Edmund Goldschagg, dem späteren Mitherausgeber der Süddeutschen Zeitung. Am 20. April 1944 kann sie mit Hilfe von Menschenschmugglern in einem lebensgefährlichen Fußmarsch über die Schweizer Grenze entkommen.
Stille Helfer: ein Akademikerinnen-Netzwerk
Neben den Quäkern, bewundernswerten Einzelnen und Helfern aus SPD-Kreisen wird in Else Rosenfelds Berichten auch ein regelrechtes Akademikerinnen-Netzwerk sichtbar. Es waren etliche promovierte Frauen - damals stellte die Promotion für Frauen noch etwas Außergewöhnliches dar - die Else unterstützten: ihre Studienfreundinnen, Lehrerinnern, Ärztinnen. Alle diese Frauen halfen ihr, oft unter hohem eigenem Risiko. Es gab offenbar eine große Solidarität dieser klugen, gut ausgebildeten Frauen, die einer der ihren, der Freundin in Not, gehörte und stärker war als Angst vor Entdeckung. Zustimmung zum NS-Regime fand sich bei keiner dieser Frauen. Sie sind damit ein Gegenbild zu den Frauen, die dem Nationalsozialismus zuarbeiteten.
Tagebücher und Briefe
All diese Ereignisse spiegelt Elses Tagebuch, ergänzt durch die Briefe an ihre Studienfreundin Eva, die ihr in diesen Jahren die wichtigste Vertraute war. Und Else berichtete darüber in 23 Folgen der BBC, jeweils anrührend eingeleitet durch ein deutsches Volkslied. Siegfried Rosenfeld wusste seit 1942 kaum etwas über Elses Aufenthalt; seine Sicht von außen auf die Vorgänge im "Dritten Reich", seine Sorge um die geliebte Frau und seine politischen Analysen machen sein Tagebuch und seine Briefe zu ergreifenden Zeitdokumenten. 1946 konnte Else nach England ausreisen und traf ihre Familie wieder - 1947 starb Siegfried Rosenfeld, zermürbt vom Elend des Exils. Else lebte danach zeitweise in England, zeitweise im oberbayerischen Icking; dort war sie wieder in der Gefangenenfürsorge tätig. Sie hatte keine Vorbehalte gegen Deutschland und die Deutschen.
Ein anderer Blick auf Deutschland und die Deutschen
Else Rosenfelds Schilderungen ihres Lebens als Jüdin in Deutschland bis 1944 sind seit der ersten Veröffentlichung 1945 Teil einer bis heute höchst aktuellen Diskussion um das Verhalten der "ganz gewöhnlichen Deutschen" gegenüber verfolgten Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Else Rosenfeld steht mit ihren Berichten auf der Seite derer, die klar die Täter identifizieren, aber auch auf eine Vielzahl von Deutschen verweisen, die sich weiterhin menschlich und freundlich verhielten, die Verfolgte unterstützten, sie sogar unter hoher eigener Gefahr versteckten. Ihre Erzählungen halten der Überprüfung durch andere Quellen stand. Siegfried Rosenfelds bisher unpublizierte Tagebücher und Briefe zeigen eine ganz andere Sicht auf Deutschland; er sieht als Exilierter von außen nur das "fürchterliche Verbrecher-Deutschland", er liest es auch aus Elses Tagebuch, als es im November 1945 gedruckt vorliegt und er so erstmals im Detail von dem Leben seiner Frau in den sieben Jahren der Trennung erfährt. Insofern zeigen die Aufzeichnungen und Briefe dieser beiden Menschen zentrale divergierende Positionen einer wichtigen Debatte.
Buch, Hörbuch, und Buchpräsentation am 30. Mai in München
Else Behrend-Rosenfeld und Siegfried Rosenfeld, Leben in zwei Welten. Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil, kommentiert von Erich Kasberger und Marita Krauss, Volk Verlag München 2011, 382 S., 29,90 Euro, ISBN 978-3-937200-98-9.
Das Buch und das entsprechende Hörbuch, das auf zwei BR-Hörfunkbeiträgen von Marita Krauss basiert, werden am 30. Mai 2011 um 19.30 Uhr im Jüdischen Gemeindezentrum in München vorgestellt. Zu dieser Buchvorstellung wird auch die Rosenfeld-Tochter Hanna Cooper aus England erwartet. Karten zu 5,- Euro (ermäßigt 3,- Euro) an der Abendkasse oder im Vorverkauf unter Telefon 089/202400-491 oder per Mail an karten@ikg-m.de.
Zwei Rundfunkbeiträge am Ostersonntag und Ostermontag
In zwei Teilen bringt der Bayerische Rundfunk an den beiden Osterfeiertagen als BR-Radiothema in Bayern 2 Marita Krauss Beitrag "Leben in zwei Welten. Else und Siegfried Rosenfeld. Geschichte eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil": Teil1: "Unerwünscht - Ausgrenzung einer Familie", Ostersonntag, 24. April, 18.05 Uhr; Teil 2: "Ich musste es wagen" - Nazi-Deutschland überleben. Ostermontag, 25. April, 18.05 Uhr.
Fernsehbeitrag am 23. April
Bereits am Karsamstag bringt das Bayerische Fernsehen im Magazin "Spessart und Karwendel" nach 18 Uhr einen Beitrag zu Else und Siegfried Rosenfeld.
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Weitere Informationen (mit Fotos und Hörbeispielen):
http://www.br-online.de/bayern2/radiothema/else-und-siegfried-rosenfeld-DID1302243148519/index.xml
Kontakt:
Prof. Dr. Marita Krauss
Lehrstuhl für Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte
Universität Augsburg
21.04.2011
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* Hans Lamm (Hrsg.): ''Von Juden in München. Ein Gedenkbuch.'' München, 1958
* Hans Lamm (Hrsg.): ''Von Juden in München. Ein Gedenkbuch.'' München, 1958
Dort **weitere Informationen mit Fotos und Hörbeispielen. sdfgh, 8.1.12
==Weblinks==
==Weblinks==
* [http://www.berg-am-laim-kalender.de/ARCHIV/1998/1998-Jun.htm Der ''berg-am-laim-kalender.de'' zur Person von Else Behrend-Rosenfeld]
* [http://www.berg-am-laim-kalender.de/ARCHIV/1998/1998-Jun.htm Der ''berg-am-laim-kalender.de'' zur Person von Else Behrend-Rosenfeld]
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