19
Bearbeitungen
(ff) |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 2: | Zeile 2: | ||
!!!!!!!!!!!!!!!!!! | !!!!!!!!!!!!!!!!!! | ||
--> | --> | ||
'''Madame de Staël''' (* 22. April [[1766]] in Paris; † 14. Juli [[1817]] in Paris; vollständiger Name '''Anne Louise Germaine de Staël''', auch ''Baronin von Staël Holstein'') war eine Schriftstellerin, die u. a. auch eine in Frankreich bekannte Schilderung Deutschlands geschrieben hat. Sie verfasste sie nach ihrer zweiten Reise durch deutsche Länder, in der sie auch [[München]] kennen und schätzen lernte. | '''Madame de Staël''' (* 22. April [[1766]] in Paris; † 14. Juli [[1817]] in Paris; vollständiger Name '''Anne Louise Germaine de Staël''', auch ''Baronin von Staël-Holstein'') war eine Schriftstellerin, die u. a. auch eine in Frankreich bekannte Schilderung Deutschlands geschrieben hat. Sie verfasste sie nach ihrer zweiten Reise durch deutsche Länder, in der sie auch [[München]] kennen und schätzen lernte. | ||
Sie, die Tochter des frz. Bankiers und Finanzministers Necker aus Genf, war mit dem schwedischen Botschafter Baron Erik Magnus Stael von Holstein, der sie am französischen Königshof einführte, in erster und mit dem Schriftsteller Benjamin Constant in zweiter Ehe verheiratet. Nach der Revolution, die sie in Grenzen für richtig hielt, lernte sie 1797 [[Napoléon Bonaparte]] kennen. Später wurde sie eine bekannte Gegnerin seines Regimes. Als sie zur Strafe das Verbot erhielt, sich im Pariser Umland aufzuhalten, unternahme sie eine erste halbjährige Reise durch Deutschland und lernte u. a. Wieland, Schiller, Goethe und August Wilhelm Schlegel kennen. | Sie, die Tochter des frz. Bankiers und Finanzministers Necker aus Genf, war mit dem schwedischen Botschafter Baron Erik Magnus Stael von Holstein, der sie am französischen Königshof einführte, in erster und mit dem Schriftsteller Benjamin Constant in zweiter Ehe verheiratet. Nach der Revolution, die sie in Grenzen für richtig hielt, lernte sie 1797 [[Napoléon Bonaparte]] kennen. Später wurde sie eine bekannte Gegnerin seines Regimes. Als sie zur Strafe das Verbot erhielt, sich im Pariser Umland aufzuhalten, unternahme sie eine erste halbjährige Reise durch Deutschland und lernte u. a. Wieland, Schiller, Goethe und August Wilhelm Schlegel kennen. 1808 folgte die zweite. Dabei lernte sie in München auch die Eheleute Schelling kennen. | ||
[[1807]] begann sie das Buch ''De l'Allemagne, „Über Deutschland“,'' zu schreiben, das, 1810 fertiggestellt, erst [[1813]] in England auf den Markt gebracht werden konnte. | [[1807]] begann sie das Buch ''De l'Allemagne, „Über Deutschland“,'' zu schreiben, das, 1810 fertiggestellt, erst [[1813]] in England auf den Markt gebracht werden konnte. 1814 wurde es ins Deutsche übersetzt. Die Deutschen sind für sie ein langsames, träges und zugleich ein überaus musikalisches Volk. | ||
::*Goethe schätzte 1830 das Buch als ein gutes Mittel gegen "die chinesische Mauer antiquierter Vorurteile, die uns von Frankreich trennte." | |||
::*Tatsächlich kam es in den Folgejahren zu einem positiveren Deutschlandbild: die Werke Goethes, E.T.A. Hoffmanns und Schillers wurden ins Französische übertragen (Sie publizierte auch eine Analyse der Maria Stuart). Eugène Delacroix zeichnete 1828 seine Lithografien zu Goethes Faust. Victor Hugo veröffentlichte 1840 nach drei ausgedehnten Reisen ins Nachbarland ein Buch „Le Rhin“. | |||
::*Heine dagegen kritisierte sie sehr deutlich: ''Die gute Dame sah bei uns nur, was sie sehen wollte: ein nebelhaftes Geisterland, wo die Menschen ohne Leiber, ganz Tugend, über Schneegefilde wandeln und sich nur von Moral und Metaphysik unterhalten! Sie sah bei uns überall nur, was sie sehen wollte, und hörte nur, was sie hören und wiedererzählen wollte.'' | |||
=== Werke === | === Werke === | ||
* Madame de Staël: ''Über Deutschland''. Insel-TB, ISBN 3-458-32323-6; [http://www.hs-augsburg.de/~harsch/gallica/Chronologie/19siecle/DeStael/sta_a000.html Deutschland (online)] | * Madame de Staël: ''Über Deutschland''. Insel-TB, ISBN 3-458-32323-6; [http://www.hs-augsburg.de/~harsch/gallica/Chronologie/19siecle/DeStael/sta_a000.html Deutschland (online)], auch eine frz. Ausgabe. | ||
* übriges Werk: ''siehe bei {{WL2:Anne Louise Germaine de Staël#Werke|Wikipedia}}'' | |||
=== Literatur über sie === | |||
(kurze Auswahl) | |||
* Sabine Appel: ''Madame de Staël: Biographie einer berühmten Europäerin.'' Artemis & Winkler, 2006. 359 Seiten. ISBN 3538072310 | |||
* Jean-Denis Bredin: ''Une singulière famille: Jacques Necker, Suzanne Necker et Germaine de Staël.'' Paris, Fayard, 1999. ISBN 2-213-602-80-8 (frz.) | |||
* Christopher Herold: ''Madame de Stael. Herrin eines Jahrhunderts.'' Übersetzt aus dem Amerikanischen von Lilly von Sauter. München, List Verlag, 1968. | |||
* Birgit Urmson: ''Germaine. Leidenschaft und Macht.'' (Roman) Verlag Köngishausen & Neumann, 2003. ISBN 3-8260-2595-4 (Zur 2. Deutschlandreise, der Freundschaft mit A. W. Schlegel, [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|F. W. J. Schelling]], Caroline Schlegel-Schelling) | |||
<!-- | <!-- | ||
(online: Inhaltsregister, Vorrede, Allgemeine Bemerkungen ''(insbesondere zu den Pariser Censoren des Polizeiministers Jean Marie René Savary),'' 1.1: Deutschland und die Sitten der Deutschen) | (online: Inhaltsregister, Vorrede, Allgemeine Bemerkungen ''(insbesondere zu den Pariser Censoren des Polizeiministers Jean Marie René Savary),'' 1.1: Deutschland und die Sitten der Deutschen) | ||
Zeile 28: | Zeile 41: | ||
Zitat: "Franken, Schwaben, und, vor der Errichtung der berühmten Akademie zu München, auch Baiern, galten für schwerfällige einförmige Länder, wo es keine Künste gab, die Musik ausgenommen; wenig Literatur; eine rauhe Betonung, der die Aussprache der lateinischen Töchtersprachen ungemein schwer wurde; keine Gesellschaft; große Zusammenkünfte, die mehr einer Feierlichkeit als einem geselligen Vergnügen glichen; eine kriechende Höflichkeit gegen eine ungeglättete Aristokratie; Herzensgüte, Biedersinn in allen Classen, aber eine lächelnde Steifheit, die mit aller Zwanglosigkeit alle Würde verscheucht. Es dürfen uns also nicht die Urtheile, nicht die Spöttereien Wunder nehmen, die man sich über die deutsche Langeweile erlaubt hat. In einem Lande, wo die Gesellschaft so gar nichts, und die Natur so wenig ist, können nur die Sitze der Literatur, die gelehrten Städte, anziehend seyn. Vielleicht würde man im südlichen Deutschland die Wissenschaften und schönen Künste mit eben so gutem Erfolge, als in Norddeutschland, getrieben haben, wenn die regierenden Fürsten sich [54] für ihren Wachsthum warm interessirt hätten. Gleichwohl bleibt es ausgemacht, daß das gemässigte Clima der Geselligkeit günstiger ist als der Poesie." | Zitat: "Franken, Schwaben, und, vor der Errichtung der berühmten Akademie zu München, auch Baiern, galten für schwerfällige einförmige Länder, wo es keine Künste gab, die Musik ausgenommen; wenig Literatur; eine rauhe Betonung, der die Aussprache der lateinischen Töchtersprachen ungemein schwer wurde; keine Gesellschaft; große Zusammenkünfte, die mehr einer Feierlichkeit als einem geselligen Vergnügen glichen; eine kriechende Höflichkeit gegen eine ungeglättete Aristokratie; Herzensgüte, Biedersinn in allen Classen, aber eine lächelnde Steifheit, die mit aller Zwanglosigkeit alle Würde verscheucht. Es dürfen uns also nicht die Urtheile, nicht die Spöttereien Wunder nehmen, die man sich über die deutsche Langeweile erlaubt hat. In einem Lande, wo die Gesellschaft so gar nichts, und die Natur so wenig ist, können nur die Sitze der Literatur, die gelehrten Städte, anziehend seyn. Vielleicht würde man im südlichen Deutschland die Wissenschaften und schönen Künste mit eben so gutem Erfolge, als in Norddeutschland, getrieben haben, wenn die regierenden Fürsten sich [54] für ihren Wachsthum warm interessirt hätten. Gleichwohl bleibt es ausgemacht, daß das gemässigte Clima der Geselligkeit günstiger ist als der Poesie." | ||
Bearbeitungen