Bally Prell: Unterschied zwischen den Versionen

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STERBEORT München  
STERBEORT München  


Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Bally_Prell“
Quelle: Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Bally_Prell


Bally Prell, die Schönheitskönigin von Schneizlreuth
Mehr Info:
http://www.zeit.de/2003/01/BallyPrell
 
http://www.br-online.de/land-und-leute/himmel/damals/2005/0226.html
Bally Prell - ein Münchner Original:
Bally Prell, die Schönheitskönigin von Schneizlreuth, ist in München immer noch ein Begriff für ihre humorvollen Auftritte und Vorträge. In den 1950er und 60er Jahren begeisterte sie im Münchner Platzl und im Bayerischen Rundfunk ihr Publikum.
 
Im Archiv des Bayerischen Fernsehens sind die wenigen Filmaufnahmen mit Bally Prell aufbewahrt, die Sepp Eibl zusammengestellt hat. Dazu kommt weiteres Bildmaterial, das die langjährige Freundin von Bally Prell, Frau Hedwig Gößwein, zur Verfügung gestellt hat. In dem Film erinnern sich ihre Freunde an die unvergessene Bally Prell. Anneliese Fleyenschmidt besuchte die Familie Prell in den 60er Jahren in ihrer Schwabinger Wohnung und hat für die damalige Münchner Abendschau einen Beitrag moderiert, der in unserem Film über Bally Prell zu sehen ist.
 
Als echtes Münchner Kindl wurde Bally Prell in eine Schwabinger Künstlerfamilie hineingeboren. Ihr Vater, der Schrammel-Gitarre-Spieler Ludwig Prell, erkannte schon früh die musikalische Begabung seiner Tochter und förderte sie von klein auf. Schon als fünfjähriges Mäderl hat die Bally vor dem Krieg im Odeons-Saal auf der Bühne gesungen und hat mit ihrer guten Stimme die Zuhörer begeistert. Mit ihrem ersten Auftritt im Münchner Platzl 1953 war sie mit einem Schlag als "Schönheitskönigin von Schneizlreuth" eine gefeierte Volkssängerin.
 
Wer mehr von dieser ungewöhnlichen Künstlerin hören möchte:
Im BR-Shop ist eine Doppel-CD zum Preis von 16.95 Euro erhältlich, mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen aus den Jahren 1955-73.  
© BR-Online
Tenörin vom Platzl
Von Mirko Weber
 
Die Geheimnisse des Wonneproppens: Eine Münchner Ausstellung erinnert an die unterschätzte Volkssängerin Bally Prell
 
Aus dem Erstgeborenen Ferdl sollte was Besonderes werden. Zwar gab der Junge der zwölf Jahre jüngeren Schwester Agnes Pauline später sogleich den zärtlichen Spitznamen („Des is mei Balli, des geb i nimma her!“), die Hoffnungen der musikalischen Münchner Familie Prell indes, namentlich die des dichtenden und komponierenden Vaters Ludwig, ruhten ganz auf dem Buben, dem „Bauernkomiker“ und herausragenden Instrumentalisten. Nur das Leben spielte nicht mit: Nach einem Standkonzert am Odeonsplatz bekam Ferdinand Prell eine Lungenentzündung und starb, gerade 20 Jahre jung, im Jahr 1931.
 
Dieses Datum markiert gewissermaßen die zweite Geburt der Volkssängerin Bally Prell, die gerade in einer Ausstellung der Münchner Monacensia (und durch eine CD-Erstveröffentlichung) als Künstlerin zum ersten Mal richtig ernst genommen wird – oder zumindest aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet erscheint als bisher. Warum das nach Bally Prells Krebstod 1982 zwanzig Jahre gedauert hat, ist nicht weiter verwunderlich, wenn man ein paar Belege kennt, die von den Kuratorinnen Cornelie Müller und Heike Frey denn auch entsprechend ausgebreitet werden. Zur Geschichte von Bally Prell gehört nämlich unbedingt die Unterscheidung zwischen dem oberflächlichen öffentlichen Wonneproppen, den sie 30 Jahre auf allen möglichen Brettln gespielt hat, und der gut gelaunten, nachdenklichen Sängerin, die fast im Verborgenen und manchmal nur allein vor ihrem Tonbandmikrofon Repertoirepflege ganz anderer Art betreibt, wie Teile des Nachlasses beweisen.
 
Dass Bally Prell über eine außergewöhnliche Stimme verfügt hat, ist nicht nur bayerischen Brauchtumspflegern bekannt gewesen. Förmlich ins Gemeingut aufgenommen wurden das gekonnt an der Kitschgrenze entlangbalancierende Isarmärchen, das Lied von der St. Anna Vorstadt und auch einige andere kunstvolle Gstanzeln, die natürlich der Herr Papa, ihr „Vatl“, der Bally geschrieben hatte. Buchstäblich auf den Leib rückte er seiner Tochter, die nie andere Männer neben ihm gelten ließ, mit dem parodistischen Lied Die Schönheitskönigin von Schneizlreuth. Bally Prell debütierte damit 1953 am Münchner Platzl. Losgeworden ist sie die Nummer nimmermehr, und selbst die groteske Verpackung der Sängerin, die wegen einer Drüsenstörung sehr dick war, hat sich erhalten. In der Monacensia hängt jetzt das Kleid, das bei keinem Auftritt fehlen durfte, inklusive Schärpe und Rüschenbesatz.
 
Derart ausgestattet, trat Bally Prell quasi als „Papas Beste“ und immer vor der Veranstaltungspause auf, um sich hernach schnell wieder ins Private zu verabschieden. Zurückgekehrt nach Schwabing jedoch, wo sie im Elternhaus lebenslang wohnte und ihr Heim eine Burg war, setzte sich Bally Prell häufig ans Klavier und sang sich weit weg von der komischen Konfektionsware. Ganz bei sich, wechselte sie ins halb und ganz ernste Fach und machte sich mit ihrer immer tiefer werdenden Stimme an Operettenrenner von Millöcker, Granada und Funiculi Funicula, aber auch an Händels Ombrai mai fu aus dem Xerxes und an Schubert-Lieder, die sie in ausgesucht feiner Notenschrift für sich transponierte. Wer zuerst nur oberflächlich hinhört, denkt gleich an ein gutes Caruso- oder Gigli-Imitat, dem die strahlende Höhe fehlt – etwa bei Nemorinos Arie Una furtiva lagrima aus dem Liebestrank von Donizetti –, auf jeden Fall an eine Männerstimme. Bally Prell hatte Vorbilder unter historischen Tenören, so viel ist bekannt.
 
Mehr als erahnbar wird jetzt immerhin, dass die Sängerin dauerhaft in eine Rolle schlüpfte, die eigentlich für ihren Bruder vorgesehen war. Sie verstand sich als Stellvertreterin, was sie auch belastet haben mag. Teile der 50 Originalaufnahmen erzählen deutlich davon, dass Bally Prells eigentliche Geschichte am Ende doch woanders hätte stattfinden sollen, im Konzertsaal oder gleich in der großen Oper. Andererseits scheint sie dem Schicksal kaum sonderlich krumm genommen zu haben, dass nicht mehr aus ihr wurde als eine Lachnummer und eine Kammersängerin in der Wohnung Leopoldstraße 77. Auf den alten Bändern hört man öfter die Trambahn vorbeirumpeln, und eine Stimme ruft: „Ton läuft!“ Dann singt die ziemlich unvergleichliche Bally Prell – und man wäre doch gern einmal dabei gewesen.
 
© DIE ZEIT 01/2003
Anonymer Benutzer